Gleich zu Anfang ein ganz grosses Lob an die Veranstalter des sechsten
Sternenzelt-Festivals, die Crew der Leningrad Cowboys und alle Mitar-
beiter jenes Festivals.
Alles war perfekt organisiert, sämtliche Anfangs- und Schlusszeiten
die auf der Eintrittskarte angegeben waren wurden fast auf die Minute
genau eingehalten. Gerade hier könnten sich einige Konzertbüros
und
Konzertveranstalter in München einige Grosse Scheiben abschneiden.
Ebenso die Tonqualität: Einfach Super. Jedes einzelne Instrument
kam
klar und deutlich ans Ohr des Zuhörers, egal in welchem Winkel
des
"Sternenzeltes" er sich befand.
Einziges Ärgernis war die Wegweisung für den Festival-Besucher
von aus-
wärts: Ab der Ortsmitte von Bad Reichenhall hatte man ohne
Hilfe von
Ortskundigen "Reichenhallern" fast keine Change zum Festplatz zu
finden.
Die Vorgruppe - Mendocino Quartett
Jenes Quartett, bestehend aus immerhin 5 (!) Leuten, versuchte krampfhaft
Country-Rock-Bands wie "Creedence Clearwater Revival" oder "Rolling
Stones" zu covern. John Fogerty und Mick Jagger hätte es garantiert
die
Fussnägel aufgerollt, wenn die Versionen von "Route 66" oder
ähnlichen
gehört hätten.
Fünft Möchtegern-Mendocinianer, von denen auch nicht nur
ein einziger
dabei war, der in irgendeiner Weise was "zerissen" hätte, spielten
eine
gute halbe Stunde in der beschissensten Art diverse Covers nach,
machten
einen auf "Texas-Rocker" und schafften es, alte, durchaus gute Songs,
absolut zu versauen.
Höhepunkt: Eine Version von "It's all over now" (von Them),
bei der der
Sänger den Eindruck machte, als müsste er sich mit aller
Kraft anstren-
gen seinen Durchfall nicht in die ausgewaschenen Jeans zu lassen
:-)
Zu guter letzt noch die präsentation ihrer neuen Single "I
will be
there". Nicht zu fassen was heute alles einen Plattenvertrag bekommt.
Ach ja, jenes Quartett kam aus Salzburg :-)
Jede drittklassige Schüler-Band würde es locker schaffen,
das "Mendocino
Quartett" an die Wand zu spielen.
LENINGRAD COWBOYS
Um 20.35 Uhr... Licht aus... Spots an... im bekannten "Leningrad-Cowboy-
Gang" stürmt der erste Musiker auf die Bühne. Das "Sternenzelt"
flippt
regelrecht aus, die Zuschauer sind im wahrsten Sinn des Wortes voll
aus
dem Häuschen. (Ich natürlich auch, als absoluter Fan dieser
Band).
Ohne lang herumzureden gehts los mit "Let's work together".
Der Sound ist spitzenmässig, die Lightshow ist 1A.
"Ladies and Gentlemans, herzlich willkommen zur Leningrad Cowboys
Show"
ruft Sänger Pjotr begeistert in die Menge, was sofort mit einem
rie-
sigem Applaus vom Publikum kommentiert wird.
Zwischen den Songs gibts wie üblich ein paar "Komik-Einlagen",
in der
z.B. Pjotr als der Weltbester Kuh-Melker, der Drummer Iwan-The-Traktor-
Driver als der Beste Wodka-Trinker der Welt, und die beiden Tänzerinnen
(beide in hochmoderner Kürbis-Steh-Frisur) als die schönsten
Damen der
Welt (Miss World 1963 und Miss World 1965) vorgestellt werden.
Nicht zu vergessen das absolut grandiose, 30-Sekündige(!) Schlagzeug-Solo
von Iwan :-)
Die Cowboys covern sich munter durch altbekannte Rock- und Popsongs
wie
"Sweet Home Alabama - Eloise - Proud Mary (in der schönsten
"Voice-Only-
version") - Delilah - usw...".
Einer der absoluten Höhepunkte ist der "Säbel-Tanz". Pjotr
und seine
Bandkumpels legen diese Instrumentalnummer in einer geradezu phantas-
tischen Version hin, bei der sich Trompeten und Gitarren grandios
ab-
wechseln.
Nicht zu vergessen diverse Tanzeinlagen der Cowboys (Kasatschock,
dezent gemischt mit etwas "Can-Can").
Und dann, ein neuer Cowboy-Song. Nach Angaben des "Chefs" der neueste
Lovesong. "Do you wanna hearr the verry best Lovesong of everry
times?
It Calls: Life is a bitch and then you die"
Von Lovesong ist allerdings nix zu merken, der Song powert ab wie
einer
der besten Heavy-Metal-Songs aller Zeiten.
So gehts dahin, gute 2 Stunden spielen die Cowboys einen auf und
nicht
einer der Besucher schafft es, still auf seinem Platz zu sitzen.
Sogar die für Licht und Sound zuständigen Herren haben
enorme Probleme
ihre schwingenden Beine unter Kontrolle zu halten.
Nach 2 Stunden und ein paar Minütchen (incl. 3 genialen Zugaben)
ver-
lässt der letzte Cowboy die Bühne, das Licht geht wieder
an und die
restlos durchgeschwitzten, aber total begeisterten Zuschauer verlassen
das Sternenzelt.
Noch erwähnenswert: der Bassist kam mit Krücken auf die
Bühne.
Was ihm fehlte haben wir leider nicht erfahren. Allerdings ist es
schon
erstaunlich das manch weltbekannte Rockband ganze Konzert-Tourneen
ausfallen lässt weil sich der Keyboarder den Fingernagel abgebrochen
hat, dagegen die Cowboys anscheinend von solchen Kindereien nicht
viel
halten. Klar, der Basser musste während des Konzerts über
am Podest
vom "Traktor-Driver" sitzen, allerdings hat das dem Ganzen überhaupt
nichts ausgemacht.
Fazit: Eines der besten Konzerte des Jahres 1995, für das es
sich durch-
aus gelohnt hat 300km weit zu fahren. Bleibt zu hoffen das die Cowboys
bald wieder in München auftreten.
Wer dann nicht dabei ist, dem ist eh nicht mehr zu helfen :-)
Bericht: Bertl & Dolly
C: 1995 for Long Legs Mnchen
(Box-Nummer: 089/12392666)
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LONG LEGS BBS * MUNICHS WORLD OF ROCK & ROLL
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