Erste Allgemeine Verunsicherung - 20.Juni 2006 - Tollwood

Konzertbericht, Erste Allgemeine Verunsicherung (EAV) am 20.Juni 2006
in München beim Tollwood-Festival.
Fast ausverkaufte Saturnarena, Karte 28,60 Euro, 150 Minuten Konzert.

Die EAV war eigentlich nie so richtig weg. Irgendwie hörte man immer
irgendwas von denen. Man denke an das Gastspiel der "Gruftgranaten", die
ebenso schnell erschieben wie sie wieder verschwanden.
Seit gut 1 Jahr ist die E.A.V. aber wieder voll da. Und fast möchte man
meinen, es ist wieder genau so wie damals Mitte der 1980ger Jahre.
Wurde 2005 beim (zammgeschnittenen) Konzert im Münchner Zirkus Krone
(präsentiert vom nervigen Sender Radio Gong) noch recht zurückhaltend,
aber trotzdem genial (obwohl Thomas Spitzer nicht dabei war)
aufgespielt, so gings gestern beim Konzert in der Saturn-Arena voll und
ganz zur Sache. Wie in alten Zeiten.
Die EAV spielte sich zweieinhalb Stunden durch ihr 100jähriges Bestehen,
garniert mit viel Geblödel (Zitat Klaus Eberhartinger: Aufwendige aber
sinnlose Übergänge zwischen den Liedern), aber auch durchaus
ernstzunehmender Kritiken "Der Busch Schurli is a bissl debbad im Hirn"
oder "Morgen kommt da Bush nach Österreich, mia miassn no de
Gullideckeln zuschweissn" und ähnliche Sprüche in Richtung USA-Führung,
(dann kam der Song "God Bless America" in Country-Version),
sowie massive Kritiken an der katholischen Kirche "Wenn die katholische
Kirche alle homosexuellen Priester entlassen will, dann werden sie
enorme Personalprobleme bekommen" oder "In keiner Bibel steht
geschrieben das du dich an kleinen Buben vergreifen sollst" oder was die
Moslems angeht "Steht im Koran drin das man schneller in den Himmel
kommt man man durch Selbstmordattentate Frauen und Kinder ins Jenseits
befördert?". Danach dann der passende Song "s Muadal" (Das Mütterchen).
Oder "In den Nachrichten zeigens Kinder ohne Arme und ohne Beine, wos
soima do no spenden, de verrecken eh". In Anspielung auf dubiose
Spendenaufrufe zu allen möglichen Themen.
Wurde alles mit lautstarkem Applaus bestätigt.

Wie dem auch sei, der Spaß kam keinesfalls zu kurz, Klaus Eberhartinger
zog sich locker 30x um, Thomas Spitzer (übrigens ein genialer Musiker,
Sänger und Entertainer) auch mehrmals und dem Schwachsinn waren
sämtliche Türen geöffnet.
Musikalische Gäste wie Kaiser Franz-Joseph I, Falco, Wolfgang Ambros,
Georg Danzer, STS, Reinhard Fendrich, Hansi Hinterseer und was weis ich
noch alles, setzten der Vorstellung die allseits bekannte Krone auf.
Natürlich waren jene Gäste nicht echt, sondern alles Parodien, aber
super gemacht. Vor allem Hansi Hinterseer mit einem extrem depperten
Lied. (Gruftgranaten lassen grüßen).
Verarschung untereinander kam auch nicht zu kurz. Eberhartinger erzählt
dem Publikum etwas über Thomas Spitzer: "Des is da Herr Spitzer. Früher
war er ein fescher Bursch, heite schaut er aus wie ein Sandler". Oder
über den Bassisten: "Den hamma aus China importiert. Normalerweise sind
chinesische Importwaren zwar billig, aber meistens ein Glumpads!" :-))

Einige Songs wurden recht hart (von der Gitarre her) gespielt, was aber
super rüberkam. Für jeden Song gabs (beim Eberhartinger, manchmal auch
beim Spitzer) ein neues Outfit, der Sandlerkönig Eberhard wurde schon
fast als Märchen präsentiert, ebenso "Only You, mein Magengeschwür),
oder die "Fata Morgana" (mit der depperten Schlange) usw usw usw.
Der italienische Monsignore bei "Heiße Nächte in Palermo" darf natürlich
auch nicht fehlen. Dazu noch 2 saugute Medleys diverser EAV-Lieder.
Und "An der Copacapana und am Wörthersee" mit zwei aufgeblasenen
Muskelmännern und dazwischen einem Spargeltarzan.
Nach dem "Küß die Hand Herr Kerkermeister" erzählte Eberhartinger von
einem Jahre zurückliegenden Auftritt in einem deutschen
Hochsicherheitsgefängnis. "Der Kerkermeister hat ihnen ganz gut
gefallen, aber wie ich dann einen Striptease hingelegt hab, da ham sie
mir Worte auf die Bühne geschmissen was sie mit mir alles machen werden
wenn sie mich erwischen. Später hab ich dann einiges davon ausprobiert
und musste feststellen, es war ganz angenehm" :)
oder: Im Knast hams olle trainiert mit riesige Hanteln und Gewichte.
Wennst dann ausschaugst wia da Arnold dann kannst dich a ohne Probleme
nach der Seife bücken" :))

Nach gut 2 Stunden gings langsam dem Ende zu und die Fans brüllten nach
dem Burli. Raus kam dann der Märchenprinz (inkl. dem absolut
hammerharten Tanz original aus den 80gern) und wenn der Burli schon
gefordert wurde, die EAV machts möglich. Ob der geplant war, ich bin
nicht sicher, aber sie ham ihn gespielt.
Und mit einer ziemlich in die Länge gezogenen letzten Zugabe "Morgen
fang ich a neies Leben an" mit massig Zusatzeinlagen, verabschiedete
sich dann die EAV, natürlich nicht ohne vorher noch jeden einzelnen
Beleuchter usw auf die Bühne zu holen und vorzustellen.
Ganz zum Schluß gabs noch Diebels-Bier, spendiert vond er EAV und die
besten Glückwünsche für die baldigen Deutschen Fußballweltmeister :-)

Das war eigentlich nur eine ganz kurze Zusammenfassung von dem was die
EAV gestern geleistet hat. Kurz gesagt, es war supergenial, jeder der es
verpasst hat ist selber schuld.


Aaaaaaaaaber, jetzt kommt auch noch was zum meckern. Nix gegen die EAV,
aber gegen die Veranstalter.
Es ist ja sehr löblich das ihr die für 21 Uhr geplante
Fußballübertragung abgesagt hat (hätte eh keine alte Sau interessiert)
aber das diejenigen die sich vor dem Konzert die Übertragung anschauten
dann gleich drin sitzenbleiben dürfen wenn sie EAV-Karten haben, das war
keinesfalls in Ordnung.
Einlaß 18 Uhr und wer dann echt um 18 Uhr kam, der konnte sich bereits
nur noch ab der 20. Reihe nach hinten platzieren.
Ich nehme an und ich hoffe, das euch das einiges an Gemecker einbringen
wird!
Glücklicherweise hab ich gleich einen der Ordner gefragt und der meinte
im breitesten wienerisch "Heast, Oida, platzier di glei do hi wosd wos
siechst, sunst regst die nachher nur gscheid auf!"


In diesem Sinne
Es lebe Kaiser Franz-Joseph!!!

Bertl  (www.club-chantal.com)