Konzertbericht:  Aerosmith - 14.Juni 2007 - München

Münchner Olympiahalle, sehr gut voll.
Preis für meine Arenakarte inkl. allem: Knapp 70 Euro.
Mir bekannte teuerste Tribühnenkarte: 90 Euro.
Durchschnittliches Besucheralter: Geschätzte 40/45 Jahre.
Vorprogramm: Edguy (aus Hessen)


Ein Top-Wetterchen, sehr heiss, ideal um mit dem Bus zum Olympiazentrum
zu fahren und bereits nassgeschwitzt dort anzukommen.
Es ist ca 18.15 Uhr, also noch genug Zeit.
Vor der Halle ham sich bereits recht viele Fans versammelt, ein paar
dürften schon seit den frühen Vormittag dort sein.
Um 18.35 Uhr ist bereits Einlass, nicht wie üblich 1 Stunde vor
Konzertanfang, gut das wir frühzeitig da waren, sonst hätts schlecht
ausgschaut mit Arena und ganz vorn.
Die Bühne ist ziemlich groß, mit einem Laufsteg, der den vorderen Teil
der Arena auf einer Länge von ca 20 Metern teilt.
Theoretischer Start der Show, laut Eintrittskarte: 20.30 Uhr.
Ein paar Typen mit Bauchläden rennen herum und bieten 0,4 Liter Bier für
4,50 Euro und 0,4 Liter Wasser für 4,20 Euro und Caipiranha (schreibt
man das so?) für 6,50 Euro an. Stolze Preise für wenig Flüssigkeit.
Gekauft wirds trotzdem.
Um 20.15 geht das Licht aus und irgendwer plärrt ins Mikro "Ladies &
Gentlemen, welcome to the Freak Show". Zwei blondierte Langhaarige,
einer davon nimmer so ganz frisch, einer mit Flying-V-Gitarre, der
andere am Bass, ein dritter der seine schwarzen Locken fast durchgehend
schüttelt an der zweiten Klampfe, ein unauffälliger Schlagzeuger und ein
Sänger der überraschend gut ist, bilden das Vorprogramm. Edguy aus
Hessen. Die Band selber nicht schlecht, aber auch nicht der Hammer. Der
Sänger der Band sticht positiv hervor, sowohl von der
Mikrofonständerakrobatik wie auch von den gesanglichen Leistungen. Der
Mann mit der richtigen Band und den passenden Songs, und aus dem wird was.

Um 21 Uhr ist alles vorbei und man wartet, und wartet, und wartet....
auf der Bühne werkeln diverse Roadies, alle recht wichtig, der eine
klebt ein weisses Klebeband über ein Kabel, dann kommt ein anderer und
überprüft obs richtig gemacht wurde, dann kommt ein anderer und klebt
ein schwarzes Klebeband drüber, dann kommt einer und prüft obs richtig
gemacht wurde, dann kommt ein anderer und klebt ein rotes Klebeband
drüber, dann kommt einer obs richtig gemacht wurde. Nervig!!!
Als jeder schon hofft das es um 21.20 losgeht, Fehlanzeige. 4 Leute
spielen sich mit einem Kabel das später für die Übertragung auf die
Videoleinwand sorgen soll. 21.35 Uhr. Alles ruhig..... Dann Licht
aus.... es ist 21.38 Uhr.

Auf der Videoleinwand erscheinen im Schnelldurchlauf ein paar Highlights
aus der früheren Schaffenszeit von Aerosmith, Songschnipsel,
Videoschnipsel..... und plötzlich erscheint der Schlagzeuger, dann der
Bassist, dann die andern zwei.... und dann der King, Steven Tyler legt
los mit "Love in an elevator", noch komplett bekleidet mit rötlichem
Hoserl und Jopperl, schwarzem Leiberl und schwarzem Zylinder, und
grossglasiger Sonnenbrille. Diverse Tücher am Mikro.
Die Stimmung bei den Fans geht sofort auf 100% :)
Aerosmith werkeln sich ziemlich genau 90 Minuten durch einen Großteil
ihrer bisher erschienenen Alben, vom Ablauf her könnte man meinen sie
spielen ihre neue "Best Of" runter. Steven Tyler und Joe Perry sind die
Hauptfiguren von Aerosmith, die beiden lassens voll krachen.
Tylers Bekleidung wird immer weniger, die Mädels kreischen, eine fällt
sogar in Ohnmacht.
Highlights des Konzerts sind (meiner Meinung nach) die Songs "Crying"
(etwas übersteuert aber saugeil gesungen, "Living On The Edge" (mit
sauguten Spielereien an der Videowand). Die andern Songs natürlich auch
absolute erste Sahne. Speziell auch noch "Baby please don't go". Hier
zeigt Tyler das er den Blues voll drin hat. Ich hab bisher noch nie eine
so gute Version von dem Lied gehört.
Drumsolo von Joey Kramer, und dann ein super Solo von Joe Perry.
Perry singt danach auch noch einen seiner Eigenkompositionen, ein Song
der extrem gut abgeht, mit Rock'n'Roll Piano usw.
Bass-Solo von Tom Hamilton, welches irgendwie in "Sweet Emotion"
übergeht. Tyler räkelt sich zwischendurch auf dem Laufsteg und macht
witzige Grimassen aus der Nähe in die Videokamera. Sogar einem der
Security-Leute hält er bei "Jaded" das Mikro vor die Nase, aber der
kennt den Text nicht :)
Äusserst witzig auch die Mundharmonikaeinlagen von Tyler. Der Mann weiss
wie man darauf den Marsch bläst, es hört sich super an. Und immer fragt
man sich, verschluckt er sie jetzt oder nicht ;)
Gegen Schluß reisst sich dann Perry die Gitarre runter, wirft sie auf
den Boden, zieht sich das Hemd aus und haut mit dem Hemd auf die Klampe
ein. Danach nimmt er sie wieder, hängt sie um und macht eine fast schon
magische Darbietung zwischen seiner E-Gitarre und dem Sender/Empfänger
seiner Slidegitarre. Dann rennt er auf den Drummer zu, wirft sich
zwischen die Becken auf die Drums und Kramer trommelt mit den Sticks auf
Perrys Saiten ein. Nur noch genial anzuschaun.
Das wars dann.
Zugabe! Zugabe! Keine 5 Minuten und es erscheint wieder was auf der
Videowand, der Lucifer persönlich als Zeichentrickfigur brettert über
die Route 66, verfolgt von Mama Kin auf dem Motorrad und die schickt ihn
dann zurück in die Hölle. Mama Kin wurde übrigens nicht gespielt :-(
Mit "Walk this way" gehts dann in die Endrunde und irgendwann sind dann
100 Minuten vergangen und das wars.

Tja..... irgendwer hat neulich einen Vergleich zwischen Steven Tyler und
Mick Jagger gemacht. Das Jagger zwar mehr Sex hat, aber Tyler dafür was
anderes, ich weiss es nicht mehr so genau was war.
Tatsache ist aber, das Jagger gegen Tyler rein showtechnisch und auch
gesanglich nicht den Hauch einer Schangs hat. Tyler hat den Rock, Tyler
hat den Blues, Tyler schreit und stöhnt ins Mikro..... und er ist auch
schon gute 59 Jahre alt :-)

Bleibt zu hoffen das Aerosmith vielleicht doch nochmal nach München
kommen, ich wär jedenfalls dann auch dabei :-)


Bertl, für www.club-chantal.com