Angefangen am 14.06.2009 (Sonntag)  - Letztes Update war am 31.01.2010 so gegen 20 Uhr -  Inzwischen sind 3 Bilder im Album :)

 

Mail an Bertl
Bilder zur Story


Teil 1 bereits gelesen? Hier gehts zur Fortsetzung :-)


Die wahren Schriften Bertls - Wird eigentlich täglich erweitert oder zwischendrin etwas eingefügt oder geändert ;)



Das Hauptproblem dürfte immer der Anfang sein, denk ich mir jedenfalls. Wie fängt man an, mit was fängt man an, fängt man überhaupt an, wenn ja, wann fängt man an?
Vielleicht erzählt man zuerst wieso man den ganzen Text hier schreibt? Oder man erklärt am Anfang um was in etwa es geht, also die Handlung? Damit sich der Leser oder die Leser bzw. die Leserin gleich nach zwei Zeilen denkt, das es sich gar nicht lohnt weiter zu lesen? Ehrlich gesagt: Ich hab keine Ahnung.
Und deswegen schreibe ich einfach drauf los, ohne Rücksicht auf irgendwelchen bestehenden Normen, Statistiken oder sonst irgendwelches Zeugs woran sich zigtausende von
anderen Schreibern mit Sicherheit halten und jetzt schon die Hände überm Kopf zusammenschlagen wenn sie bis hierher gelesen haben.
Meine Satzformulierungen sind garantiert nicht das was ein gebildeter Mensch "Erstklassig" nennen würde. Mit Sicherheit sind im Laufe der noch folgenden Seiten massig Tippfehler zu finden, aber ich frag mich ob das wirklich so wichtig ist oder obs einfach reicht wenn der, der es liest, trotz allem genau weis was ich mitteilen will.
Egal ist mir auch ob irgendwelche Absätze zwischendurch eingebaut sind oder nicht, wenn ich meine jetzt passt einer rein, dann werde ich in auch einbauen. Das selbe gilt übrigens auch für Satzzeichen aller Art, abgesehen von Punkten. Auch mit den Kommas ist es bei mir so eine Sache, manchmal wird man eins finden wo es nicht reinpasst, manchmal wird man eins vermissen wo es reingepasst hätte. Aber wie gesagt, das soll nicht mein Problem sein sondern das vom dem, der damit eins hat bzw. sich damit eins macht :-)
Was mir auch öfters passiert beim intensiven Schreiben, der Anfangsbuchstabe des folgenden Wortes befindet sich manchmal noch am Ende des vorherigen Wortes.
Ich werde zwar versuchen mich da sehr zurückzuhalten,  aber Garantie gibts keine dafür. Ebenso für eventuelle Buchstabendreher :-)
Bayrisch-Kenntnisse sind von Vorteil, aber nicht zwingend nötig, denn ich werde mich anstrengen und versuchen alles so gut wie möglich in Deutsch zu schreiben. Trotzdem wird es sich nicht vermeiden lassen das ich einige bayrische oder österreichische Ausdrücke oder Sätze zwischendurch mit einbauen muss. Da aber sowohl Bayrisch wie auch Österreichisch allgemeine Weltsprachen sind, dürfte es keine Probleme geben es auch zu kapieren.
Im übrigen gibts ja auch "Die Schriften Lenins" und die brühmten Schriftrollen von irgendwann die irgendwo einmal von irgendwem gefunden wurden.

Speziell drauf hinweisen möchte ich auch noch auf diese drei Punkte:
1. Es kann durchaus vorkommen das ich während des Schreibens vom eigentlichen Thema soweit abkomme, das es mir nicht mehr möglich ist zum eigentlichen Thema wieder zurück zu  finden und dann irgendwann vielleicht über mehrere Umwege doch wieder auf das eigentliche Thema oder zumindest ein ähnliches Thema wieder zurückfinde.
2. In der Zeit wo alles anfängt, da gabs solche Zeichen wie  :-)  nicht. Ich werd das Zeichen aber trotzdem öfters einsetzen, weil heute eh jeder weiss was es zu bedeuten hat.
Sollte es trotzdem jemand geben der es nicht weis, immer wenn ein Satz oder ein Abschnitt oder irgendwas hier mit einem :-) abgeschlossen wird, dann solls (zumindest meiner Meinung nach) etwas lustiges gewesen sein, über das man Lachen, Grinsen, Gackern oder sonst was tun kann wenn man sich freut.
Man muss natürlich nicht, denn erfahrungsgemäß findet nicht jeder das lustig was ein anderer lustig findet. Das kann ich gut verstehen, denn ich lache auch nicht immer über das was andere erzählen.
3. Sämtliche im Lauf der folgenden Seiten erscheinenden Namen, egal ob Vornamen oder Nachnamen, können entweder richtig sein oder frei erfunden sein. Somit ist zusätzlich Platz für irgendwelche Spekulationen, Vermutungen, Ahnungen und was halt sonst noch so im Hirn dessen auftaucht der das alles liest. Die Namen von Orten sind alle hundertprozentig echt, ebenso die Straßennamen. Nur die Namen diverser Firmen werde ich vorsichtshalber weglassen oder verändern, damit nicht nachträglich ein ehemaliger Chef der sein Fett abgkriegt, nach Jahren auf Rache sinnt :-) Aber wer genau liest, der wird schon draufkommen wer gemeint ist.

Soviel zur Einleitung damit dann niemand sagen kann er hats nicht gewusst was hier auf ihn zukommt. Wobei ich ehrlich gesagt selber nicht so genau weis wo und bei was diese Schreiberei hier endet wird, wenn ich überhaupt je ein Ende damit finden werde :)
So diverse Gschichtln und kurze Erzählungen habe ich schon sehr viele und auch sehr oft abgelassen, nicht nur seit es das Internet gibt.
Schon in meiner glorreichen Schulzeit war ich meist derjenige, dem seine Aufsätze immer am längsten waren und es am meisten zum Lachen gab, obwohl ich fast jedesmal das eigentliche Thema verfehlt habe, oder Anfangs zwar beim vorgegebenen Thema des Lehrers geblieben bin, aber noch einigen Sätzen davon abgekommen bin. Manchmal kams aber auch vor, das ich Anfangs von ganz was anderem schrieb und erst nach einigen Sätzen auf das vorgegebene Thema gekommen bin. Trotzdem hab ich für meine diversen Aufsätze die ich in der Schulzeit verfasst habe, nie eine schlechte Note bekommen. Schon damals meinte so mancher Lehrkörper, das ich irgendwann mal Bücher und Geschichten schreibe werde.
Ehrlich gesagt, mit dem Gedanken spiele ich schon seit etwa 30 Jahren, habe öfters angefangen und genau so oft wieder aufgehört. Bis auf einmal, da kamen etwa hundert hinten und vorne beschriftete Schreibmaschinenseiten zusammen. Das Problem bei meiner Schreiberei war schon immer das, das ich oft während des Schreibens über meinen eigenen Schmarrn lachen musste. Und zwar nicht nur so vor mich hinkichern, nein, ich bekam deswegen öfters richtige Lachkrämpfe bis ich Bauchweh hatte. In der Schule damals hab ichs auch oft geschafft andere, völlig unbeteiligte Schüler, mit meiner Lacherei anzustecken :-) Die Lacherei über irgendeinen Blödsinn, manchmal auch nur über irgendeinen Satz der mir grade einfiel, oder die Vorstellung wie das was ich gerade schrieb in Wirklichkeit ablaufen könnte, zog sich manchmal über mehrere Stunden hin. Plötzlich wars dann aber auch wieder vorbei und man wurde wieder recht ernst.
Aber das jetzt nur so nebenbei, denn eigentlich wollte ich ja ganz was anderes erzählen. Jedenfalls was meine Schulzeit angeht, da wird man noch einiges zu lesen bekommen im Lauf der noch folgenden vielen tausend Seiten ;)

Vielleicht sollte ich erst einmal etwas über mich erzählen. Nicht jeder kennt mich, was mich eigentlich wundert.
Geboren wurde ich am 20.Februar 1961. Das war ein Montag und es war in München. Und zwar so gegen 12.35 Uhr, soweit ich mich erinnere. Also grad noch rechtzeitig zum Mittagessen. Was es an dem Tag gegeben hat weiss ich nicht mehr. Ehrlich gesagt kann ich mich auch nicht mehr daran erinnern was es an den folgenden Tagen gegeben hat.
Dafür kann ich mich noch sehr genau daran erinnern was meine älteste Erinnerung ist, die ich überhaupt habe seit ich als Norbert Seitz auf der Welt bin.
Ich war damals etwa zwei  Jahre alt. Ich hatte ein dunkelblaues Babyanzügerl an und eine weisse Pudelmütze. Ich sass bei meinem Opa auf dem Arm und neben dran stand einer meiner Onkels. Der Onkel hatte eine bronzefarbene Blechdose in der Hand und ich einen Schlüsselbund. Mit diesem Schlüsselbund klapperte ich auf der Blechdose herum und komischer Weise hat sich damals niemand aufgeregt weil ich so einen Radau gemacht hab. Das hat sich im Lauf der Jahre natürlich dann geändert :-)
Ich erinnere mich auch daran, das ich einmal ein ziemlich helles Babyanzügerl an  hatte, mit dem ich dann die dreckigen Treppen zum Speicher raufgekrabbelt bin und zusätzlich auch noch über die staubigen Bodenbretter im Speicher. Meine Oma war damals droben im Speicher und hat Wäsche aufgehängt. Ich seh sie noch richtig vor mir mit den zusammengeknoteten Haaren, die damals noch dunkelbraun waren, der Schürze (in Bayern "da Schurz") mit den kleinen Blümchen drauf und daneben der geflochtene Wäschekorb, von dem wir einen kleineren und einen größeren hatten. In dem leeren Korb wurde ich auch oft herumgetragen wie ich noch klein war.
Das ich etwa zwei Jahre alt war weiss ich deswegen so genau, weil mein Opa an Krebs gestorben ist bevor ich drei Jahre alt war.
In der Zeit wo mein Opa gestorben ist, also die paar Tage danach, da durfte ich zu einer meiner Tante nach Garching.  Die hatte einen Hühnerstall hinterm Haus und einen kleinen Hund. Einen goldbraunen Pudel der Meiko geheissen hat. So gut wies mir dort auch gefallen hat, so froh war glaub ich die Tante wie ich wieder abgeholt wurde. Ich hatte so super Einfälle wie den Hühnern einige ihrer gelegten Eier wieder hinzuwerfen damit sie was zu fressen haben. Man hat mir ja gesagt das Eier gesund sind, also sollten die Hühner auch gesund leben. Gefuttert ham sie glaub ich keins davon und die Tante war nicht sehr begeistert von meiner Fütterung :-) Ebenso wenig angetan war sie davon das ich den Knochen von dem Hund in einem ihrer Blumenbeete verbuddelt habe. Besonders gemerkt hat man das an ihrer seltsamen Gestikuliererei die sie machte, wie sie sah, das der Hund den Knochen gefunden hat und die Erde zwischen seinen Hinterbeinen nach hinten warf, wo zufälligerweise die frisch gewaschene und getrocknete Wäsche im Wäschekorb auf einer Wiese stand.
Naja, harmlose Scherze eines lieblichen Knaben. Und so nebenbei erwähnt, Anfang der 1960ger Jahre war es eine halbe Weltreise um von Perlach bis nach Garching zu kommen.

Aufgewachsen bin ich damals eh in der Wohnung von meiner Oma. Da hat sie drin gewohnt, mein Vater und meine Tante. Und zwar in Altperlach. Nachdem mein Opa gestorben war sind wir also zu Viert in der Wohnung gewesen.  Mein Vater hat damals schon immer zu mir gesagt "Bua, dua ja ned heiran, do host bloß an Ärger" ;)
Das zur sofortigen Erklärung wieso ich nicht bei Mama und Papa in der Wohnung gelebt habe. Geschadet hat das jedenfalls nichts, denn wenn ich mich so an meine Kinderzeit zurück erinnere, dann hatten fast alle sowohl Papa wie auch Mama. Das Problem dabei war dann immer, wenn der Papa nein gesagt hat wurde die Mama gefragt. Wenn die Mama auch nein gesagt hat, dann hatte man meist schlechte Karten. Ich dagegen hatte meistens dann das Glück das ich gleich die Oma gefragt hab, und die hat meistens ja gesagt :-) Das wiederrum hat so manchen meiner Freunde aus Kindertagen geärgert und schon gabs die ersten Leute in meinem Leben, die mich beneidet haben. Manche meiner damaligen Freunde hatten auch noch einen oder mehrere Brüder oder Schwestern oder gar beides. Ich hatte das Glück weder Bruder noch Schwester zu haben und somit schon wieder ein paar Probleme weniger wie manche anderen. Ich musste weder irgendwelche Klamotten eines großen Bruders auftragen noch mich mit irgendeinem Bruder oder irgendeiner Schwester streiten wegen der Aufteilerei einer Tafel Schokolade oder einer Packung Gummibären oder sonstiger Süßigkeiten. Das mag heute vielleicht komisch klingen, aber damals war das sehr von Vorteil. Auch hatte ich nie das Problem mir anhören zu müssen das "dein Bruder/Schwester in der Schule viel besser ist" oder ähnliche Vergleiche.  Auch sowas war durchaus von Vorteil. Der Nachteil war allerdings das man auch keinen großen Bruder hatte den man hätte schicken können wenn man von einem anderen angefegt wurde. Wobei es da natürlich auch auf den jeweiligen großen Bruder ankam, denn als kleiner Junge hab ich auch öfters mal mitbekommen das sich der große Bruder um den kleinen Bruder einen Dreck geschissen hat oder selber zu feig war irgendwas zu tun um dem kleinen Bruder zu helfen. Somit war der Nachteil schon wieder so klein das es eigentlich wurscht war ;)

Wie oben kurz erwähnt bin ich in München-Altperlach aufgewachsen. Und zwar direkt am Pfanzeltplatz. Damals gabs nur Perlach. Neuperlach gabs damals noch nicht. Da wo heute Neuperlach mit seinen Bunkern und Hochhäusern steht, da waren zu meiner Kinderzeit Wälder, Wiesen, Felder. Die Leute liessen dort ihre Hunde frei laufen und niemand hat sich aufgeregt. Man sah dort Hasen und viele Vogelarten, die einige sicher nur noch aus Tierbüchern kennen. Manchmal konnte man dort sogar Rehe sehen.
Perlach war damals der Pfanzeltplatz, der war sozusagen das Herzstück von Perlach. Auf der einen Seite gings raus zum Perlacher Bahnhof, wo damals übern Tag verteilt ein paar Züge zur Kreuzstrasse rausfuhren und in der andern Richtung zum Ostbahnhof und zum Hauptbahnhof. S-Bahn gabs damals noch nicht und kannte auch keiner. Der Perlacher Bahnhof, bzw. der Bahnübergang rechts davon an der Sebastian-Bauer-Strasse und der links davon an der Neubiberger Strasse, waren sozusagen die für mich theoretischen Grenzen von Perlach in dieser Richtung. Am rechten Übergang, also an den Schranken, da war rechts einer der Bauernhöfe die es in Perlach gab. Der dort hat mir als Kind und auch als Jugendlicher am besten gefallen, denn da war direkt an der Strasse noch ein eingezäunter Garten in dem ein Esel rumgelaufen ist. Ich war ja als Kind schon sehr tierlieb und bin es bis heute auch geblieben. Oft war ich als Kind lange an der Bahnschranke. Zum einen natürlich wegen dem Esel mit dem ich damals Freundschaft geschlossen hatte und zum andern wegen der Züge. Schon als kleiner Junge interessierte ich mich für Züge, Busse und Fahrpläne. Das ist auch so eine Sucht die mich bis heute nicht losgelassen hat. Allerdings hat es sich inzwischen mehr auf Busse verlagert. Dazu aber später mehr.
Die Schrankenanlage mit dem Warnsignal war eine von denen, die damals durchaus üblich waren. So eine kleine Metallhaube gegen die ein Schlegel hämmerte.  Dazu noch ein rotes blinkendes Licht. Anfangs waren es lange Schranken die über die ganze Strasse gereicht haben. Später wurden sie dann durch kürzere ersetzt, damit jemand der zufällig grad dazwischen stand auch noch raus konnte. Im damaligen Perlacher Bahnhof sass auch immer einer von der Bahn. Der fertigte die Züge ab und verkaufte Fahrkarten. Die heute üblichen Fahrkartenautomaten gab es damals noch nicht. Die Fahrkarten damals waren auch wesentlich stabiler wie die, die es heute gibt.
Am Übergang links, also der an der Neubiberger Strasse, da stand (bzw steht bis heute) ein Schrankenwärterhäuschen. Da sass auch immer einer von der Bahn drin und liess die Schranken auf beiden Seiten "händisch" runter. Also nix Elektronik, alles solide Handarbeit. Eins der Highlights (wie man heute sagen würde) war es für mich, wenn sich am Perlacher Bahnhof zwei Züge getroffen haben. Soweit ich mich erinnere kam das aber äusserst selten vor.
Vorm Bahnhof war noch eine Bushaltestelle. Da fuhr manchmal ein roter Bus (der von der Bundesbahn) und manchmal ein gelber Bus (der von der Post). Der rote fuhr nach Neubiberg und der gelbe nach Glonn. Soweit ich mich erinnere war der rote ein sogenannter SETRA-Bus und der gelbe glaube war einer von Magirus-Deutz. Ich erinnere mich noch gut daran, das sich ich und ein Spezl von damals oft in den gelben Bus setzten und die eine Station bis zum Pfanzeltplatz mitgefahren sind. Ich selber konnte mich dafür wesentlich mehr begeistert wie der Spezl :-)  Am Pfanzeltplatz selber gabs auch vier Bushaltestellen. Die eine war damals eigentlich mehr in der Kurve wo die Ottobrunner Strasse in den Pfanzeltplatz mündet, beim damaligen besten und einzigem Schuhgeschäft von Perlach. Da fuhr der 95ger nach Waldperlach. Ein paar Jahre später wurde diese Haltestelle dann direkt an den Pfanzeltplatz verlegt. Für mich war das von Vorteil denn wenn ich zum Fenster rausschaute, dann konnte ich direkt die Bushaltestelle sehen ;) Die zweite war direkt neben der Volksschule am Pfanzeltplatz (in die ich übrigens auch von der 1. bis zur 4. Klasse ging). Da fuhr zum einen ebenfalls der 95ger Bus zum Ostbahnhof und der damalige 9913er Bus zum Hauptbahnhof. Der 9913er war einer der roten, also ein Bahnbus. Der wiederum fuhr an der Haltestelle direkt vorm "Gasthaus zur Post" bis nach Bad Aibling. Ebenfalls von dieser Haltestelle fuhr noch der andere rote, vor zum Perlacher Bahnhof.  Bei der Sparkasse war ebenfalls eine Haltestelle, dort hielten die beiden Busse die vom Perlacher Bahnhof wegfuhren. Im Lauf der Jahre kamen dann so diverse Buslinien dazu, andere verschwanden oder wurden umbenannt.
Verschwunden ist irgendwann der gelbe Postbus und der rote von der Bundesbahn bekam die Liniennummer 414.
Nachträglich fällt mir noch ein, das es noch so einen komisch grün-grau-farbenen Bus gab, der kam aus Faistenhaar und fuhr glaube ich ebenfalls bis zum Hauptbahnhof. Allerdings viel seltener wie der 414ner und noch seltener wie der 95ger.

Der Pfanzeltplatz war, wie schon erwähnt, damals das Herzstück von Perlach. Rund um den Platz fand man eigentlich alles was man so brauchen konnte.  Ab der Josef-Beiser-Strasse entgegen dem Uhrzeigersinn gesehen gabs damals  den KATRA-Laden, der für mich als Kind sehr wichtig war, weils dort viele Süßigkeiten gab. Direkt vorm KATRA war auch die Bushaltestelle. Am selben Haus war noch ein Zigarettenautomat. Da hat damals, soweit ich mich erinnere, eine Schachtel Zigaretten 1 Mark gekostet. Interessant war auch, das es damals manche Zigarettenmarke nur in bestimmten Automaten gegeben hat. Die damaligen Automaten waren fast alle schwarz, hatten hinter der Glasscheibe ein Gitter und silberne Schubladen. Wenn man Pech hatte blieb die Zigarettenschachtel beim öffnen der Schublade zwischen Schacht und Schublade hängen. Ich wohnte damals in der Josef-Beiser-Strasse 25 im zweiten Stock und konnte es recht gut hören wenn ein Raucher dieses Pech hatte. Da wurde dann geschimpft und geflucht und mit der Faust gegen den Automaten gehaun und dann hat man versucht die Schachtel irgendwie rauszukriegen, was meistens damit endete, das die Verpackung zerfieselt und zerrissen drinnen hängenblieb und manch geübter Raucher es schaffte, zumindest ein paar der Zigaretten zu retten. Neben diesem Gebäude war dann eine Einfahrt und Zugang für das sogenannte KATRA-Haus, wo hinter und über dem Laden auch noch einige Mietwohnungen waren. Gleich daneben dann ein Zeitschriftenladen. Meine Oma ist da jeden Tag in der Früh hineingeflitzt und hat eine Zeitung gekauft. Soweit ich mich erinnere war das damals immer eine BILD-Zeitung und später eine tz. In diesem Laden wechselten öfters die Besitzer. Irgendwann sah ich dann eine wunderschöne Frau drin abeiten. Sie hieß Ilse und hatte lange Haare und meist einen kurzen Rock und hochhackige Schuhe an. Ilse hat mir von Anfang an super gefallen. Das Gute in dem Laden war, das Ilse erst drei oder vier Stufen runtersteigen musste bevor sie im Verkaufsraum stand. Die paar Sekunden die sie brauchte um die Stufen runterzugehen habe ich immer sehr genossen. Besonders wenn sie ihren kurzen Rock anhatte :) Und in meinen damals kindlichen Gedanken hab ich mir oft ausgemalt wie es wäre wenn sie meine Freundin wäre. Hach ja... gesagt habe ich ihr jedenfalls nie etwas, ich hab mich damals nicht getraut. Ausser Ilse hat da drin auch noch eine ältere Frau gearbeitet, das war die Mutter von Ilse. Ich bin dann jeden Tag freiwillig in den Laden gerannt um die Zeitung zu holen oder für 2 Pfennig einen Gummi-Teufel zu kaufen, in der Hoffnung das Ilse drin ist und nicht ihre Mutter.
Und wenn Ilse nicht drin war dann war ich ganz enttäuscht. Direkt daneben war (bzw ist immer noch) die Metzgerei Sedlmeier. Ob der Meier jetzt richtig geschrieben ist weiss ich nicht, aber von der Aussprache ist es ja egal ;)  Ausserdem hatte der Konni (also Konrad, der Metzger) hinten im Hof zwei Hunde mit denen wir (also ich und so diverse andere Perlacher Kinder) recht gern gespielt haben. Wenn das Hoftor zu war dann konnte man die Hunde auch ein bissl ärgern. Die haben dann laut und lang gebellt und irgendwann ist dann der Konni oder sein Vadda rausgekommen und hat geschimpft und wir sind abgehaun.
Das "Wir" bezieht sich übrigens immer auf mich und so diverse Spezln die sich im Lauf der Kinderjahre kennengelernt haben. Dazu dann nacher noch ausführlich mehr.
Neben der Metzgerei war dann so ein kleiner eingezäunter, etwas höher gelegter Garten, wo manchmal ein alter Mann drin arbeitete und Erdbeeren angepflanzt hat.
Gleich daneben war dann ein Haus wo oben Mietwohnungen waren und unten zwei Geschäfte. Das eine auf der rechten Seite war ein Modegeschäft und das auf der linken Seite so eine Art Kruschgschäft, wo man alles mögliche bekam was man als Kind unbedingt braucht. Diverse Spielsachen, die damals echt gigantischen Wundertüten, Juckpulver, einige Bücher und im Fasching massig gute Ausrüstung die man brauchte wenn man Cowboy oder Indianer oder Prinzessin sein wollte. Ausserdem gabs eine große Auswahl an Klebebildchen, zum einen für die Poesie-Alben die meistens die kleinen Mädels damals hatten und zum anderen die Sammelbilder die damals grade ihren Einzug in die Kinderzimmer hatten. Zwei oder drei von denen habe ich sogar noch. Komplett vollständig habe ich aber nie eins bekommen. Jedenfalls war ein Besuch in dem Geschäft immer eine kostspielige Angelegenheit entweder für meinen Vadda oder für meine Oma. Auch ein Großteil des damaligen Taschengeldes (das ich z.b. in täglichen Raten bekam) blieb in dem Laden drin.
Gleich daneben war dann wieder eine Einfahrt zum Parkplatz vom "Gasthaus zur Post". Da gings auch noch zu diversen anderen hochinteressanten Gebäuden und Plätzen, dazu aber dann auch später wenn ich es nicht vergesse ;)

Dann logischerweise das "Gasthaus zur Post". Der damalige Wirt hatte ein paar Doggen. Das heisst, damals hatte er nur eine. Eine Doggin, also eine weibliche Dogge. Es ist klar das ich und der Hund uns gut kannten. Irgendwann wurde die Doggin dann schwanger und bekam massig Kinder. Es dürfte auch klar sein das ich einen Großteil meiner Zeit bei den Hunden verbrachte. Ich erinnere mich daran, das ich einmal in dem Hundezwinger war. In dem Zwinger war auch noch eine Hundehütte. In dieser Hundehütte war dann ich drin und eins der Hundekinder. Irgendwann sind dann ich und das Hundekind in der Hütte drin eingeschlafen. Ich weiss noch ganz genau wie meine Oma dann plötzlich draussen geredet hat und der Wirt von der Wirtschaft gelacht hat wie sie mich und den Hund in der Hütte schlafend gefunden haben. Damals hat sich übrigens keiner aufgeregt oder Gedanken gemacht das ein kleines Kind zerfleischt werden könnte oder sich irgendwelche Krankheiten holen könnte. Damals war auch völlig egal wenn wir zu zweit oder zu fünft nacheinander aus einer Flasche getrunken haben. Es war auch völlig egal wenn einem mal ein Lutscher auf den Boden gefallen ist. Kurz abgewischt oder im Wasser des nahen Hachinger Baches schnell gewaschen und fertig, das wars. Krank geworden sind davon jedenfalls weder ich noch meine damaligen Freunde.
Neben dem "Gasthaus zur Post" war damals kurzzeitig ein weiteres Lebensmittelgeschäft welches schlicht und einfach "Konsum" geheissen hat. Da drin sahs in etwa aus wie heute bei den ALDI-Läden, alles auf Paletten und direkt aus Kartons, aber von den Preisen her wesentlich billiger wie der KATRA. Allerdings hat man als Kind beim KATRA manchmal einen Lutscher oder einen Gummibären geschenkt bekommen, was man beim KONSUM vergessen konnte. Irgendwann war der KONSUM dann weg und dann war plötzlich einer der ersten CO-OP drinnen. Soweit ich mich erinnere hat sich der zwei oder drei Jahre gehalten und war dann auch weg. Daneben war dann noch eine Raiffeisenbank, wo zwei ganz bezaubernde Damen drin gearbeitet haben, die wir im Lauf der Zeit auch etwas besser kennengelernt haben. Dazu aber dann auch später mehr, denn eigentlich sind wir aus dem Uhrzeigersystem inzwischen schon fast raus.

Der Pfanzeltplatz wurde durch den Hachinger Bach getrennt. Gegenüber dem "Gasthaus zur Post", also drüberhalb des Hachinger Bachs war auch eine Wirtschaft, wo man auch Fremdenzimmer haben konnte. "Zum Bräu". Den gibts auch heute noch, damals sah er allerdings ganz anders aus wie heute und viel schöner war er auch. Wenn man davor stand war rechts ein Biergarten mit Kastanienbäumen. Direkt am Biergarten waren auch die Erdgeschossfenster von der Wirtschaft. Da konnte man unauffällig reinklettern und am Flipperautomaten spielen. Das war zwar rein theoretisch nicht erlaubt das Kinder flippern, aber gestört hats eigentlich auch niemand. Oft haben irgendwelche Leute geflippert die dann nicht wussten wo man draufdrücken muss damit das nächste Spiel beginnt. So hat also mancher ein Fuchzgerl oder ein Markl reingeschmissen und hat nach einem Spiel den Raum verlassen. Das war dann die Gelegenheit :-)

Neben dem Bräu war dann die Neubiberger Strasse. Und gleich neben der war die Sparkasse. Da hatte auch meine Oma und meine Tante und mein Vater ihr Konto und ich später auch. Neben der Sparkasse, auf der Seite wo die Putzbrunner Strasse ist,  war damals ein großer schöner Bauernhof. Das ist genau da wo heute der Tengelmann steht.
Wenn man dann von der Sparkasse über die zweispurige Putzbrunner Strasse gegangen ist, dann war da ein zweites Modegeschäft. Das war allerdings sauteuer und ich hab eigentlich nie irgendwen rein oder rausgehen sehen. Im selben Gebäude war auf der linken Seite ein weiteres Schreibwarengeschäft. Die damalige Besitzerin hat mit Nachnamen Fischer geheissen und hatte lange blonde Haare. Manchmal sass sie im Minirock auf einem Hocker und man hatte auch bei ihr einen wunderbaren Blick auf die Beine.
Im Vergleich zu dem Laden von der Ilse war das von der Fischerin mindestens 4x so groß. Das Hauptgeschäft machten die beiden Schreibwarenläden sowieso mit den Schülern bzw. mit deren Eltern. Mit den Schülern eher mehr was Süßigkeiten angeht, die natürlich auch in beiden Läden angeboten wurden. Bei der Fischerin gabs u.a. auch die damals grad in Mode gekommenen Schleck-Muscheln. Das waren Plastikmuscheln mit Honig gefüllt. Der Honig war natürlich hart.
Übrigens, von den Beinen her konnte die Fischerin mit der Ilse schon mithalten, aber die Ilse hatte immer schönere Schuhe an.

Neben diesem Haus war (bzw ist noch immer) eine Einfahrt in einen Hof, wo ganz früher ein Laden und eine Werkstatt der Firma Nordmende war. Da war ich manchmal mit meiner Oma drin wenn daheim irgendein Elektrogerät kaputt war oder wenn wir einen Radio oder einen neuen Fernseher gekauft haben. Ich war damals schon sehr begeistert von den Leuten die sowas reparieren konnten. Damals war das alles noch solide Bauweise, sowohl vom Gehäuse wie auch vom Inhalt des selbigen. Damals, als recht kleiner Junge, fasste ich den Entschluß das ich auch einmal so etwas beruflich machen möchte. Daraus wurde natürlich nichts und aus sämtlichen anderen kindlichen Berufswünschen wurde eigentlich auch nix. Doch dazu dann auch irgendwann später mehr. Später verschwand der Nordmende und ein anderes Radio- und Fernsehgeschäft, ebenfalls mit Werkstatt, zog in die Räume ein.
Radio Perlach, so der Name des Nachfolgers. Bei denen wars zwar auch ganz interessant, aber was Freundlichkeit (speziell Kindern gegenüber) anbelangte, da wars ein haushoher Unterschied im Vergleich zu dem Nordmende-Laden. In Perlach hatte der Nordmende übrigens zusätzlich auch noch einen Verkaufsladen, aber dazu auch später irgendwann mehr.
Ebenfalls in dem Hinterhof befand sich noch ein etwas kleinerer Friseur-Salon. Darüber kann ich allerdings so gut wie gar nichts mehr berichten, weil ich da nicht ein einziges mal drin war.  Dazu auch später irgendwann... ihr kennt das ja inzwischen ;)

Ja, dann wären wir wieder an der bereits erwähnten Bushaltestelle angelangt, wo u.a. der 95ger zum Ostbahnhof gefahren ist. Haltestelle ist etwas untertrieben, es war sogar ein kleines Wartehäuschen mit einer kleinen Bank drin und auf der Rückseite waren Glasscheiben drin, durch die man aber so gut wie nicht durchschauen konnte. Nicht weil sie so dreckig waren, sondern weils so eine Art Milchglas war. Wenn man auf der Bank saß, dann war links ein kleiner Holzzaun. Ein ganz normaler Zaun aus diesen greisligen, mit der Zeit grau gewordenen Holzlatten. Und dahinter befand sich teils sehr Interessantes. Zum einen warfen viele der wartenden Fahrgäste alles mögliche über diesen Zaun. Manche schafften es sogar es bis hinters Wartehäuschen zu werfen. Zum andern flog auch einiges aus dem kleinen Fenster auf der Rückseite des Friseurladens nach hinten. Als junger Knabe ist es natürlich kein Problem schnell über den Zaun zu klettern und sich da hinten etwas umzuschaun. Wenn dann der Bus kam (falls man überhaupt auf den gewartet hat) dann ist man ebenso schnell wieder auf der andern Zaunseite oder man flitzte schnell um den Friseurladen und rannte beim Hoftor hinaus. Jedenfalls fand man hinter dem Zaun einiges an interessanten Dingen. Speziell solche Dinge, die man als Kind gut brauchen konnte. Nicht abgestempelte Fahrkarten, z.b., oder ein Feuerzeug, manchmal sogar etwas Kleingeld das irgendwem runtergefallen und unten durch den Zaun gerollt ist. Auch so manche Haarspange oder wie man in Bayern sagt "a Klammal / a Hoaklammal" fand man dort. Und natürlich einen Haufen alter Blätter von den Bäumen die dieses Grundstück den anderen Zaun entlang von der Schule gleich daneben trennten.

Das war die immer noch bestehende "Volksschule am Pfanzeltplatz". Dort verbrachte ich die ersten vier Klassen meiner glorreichen Schulzeit. Das Gebäude selber war damals (und ist glaube ich auch heute noch) ein ziemlich in Grau gehaltener Bau, mit massig Fenstern. Nur wenige Meter neben der Bushaltestelle war der Vordereingang, natürlich auch mit einem kleinen Holzzaun. Links dann am Gebäude war eine ziemlich große und breite Steintreppe, über die man eine schwere, große Eingangstüre erreichte. Ging man an der Treppe vorbei, dann kam man direkt zu den Radlständern, die damals schon großzügig überdacht waren. Im Lauf meiner dort verbrachten vier Jahre war ich oft dabei wenns drum ging aus einem Radl die Luft rauszulassen :-)
Ein Stück weiter vorn war dann die sogenannte Pausenwiese. Eine recht große, und sehr gepflegte, schöne grüne Wiese, an die auf der rechten Seite die damalige Perlacher Schnapsbrennerei grenzte, auf der vorderen Seite Ackerland und noch weiter vorne eine andere Schulwiese, wo auch diverse Sportstunden abgehalten wurden. Auf der linken Seite war die sogenannte Perlacher Mädchenschule und ein Kindergarten, die beide von Klosterschwestern betrieben wurden. Dazu auch später noch einiges mehr :)
Ging man aber am Schulhaus vorbei, dann war gleich daneben eine kleine Einfahrt mit einem dunkelgrünen Gittertor, das fast immer verschlossen war. Dahinter war irgendeine große Holzkiste die obenrum mit Teer bestrichen war damit kein Wasser hineinkommt. Es hat lange gedauert bis ich draufkam das da drin Sand war, der im Winter gestreut wurde.  Dazu muss ich sagen, das die Winter in den 1960ger Jahren auch noch richtige Winter waren. Viel Schnee, saukalt und auch große Eiszapfen und einfach alles was man für einen gscheiten Winter so brauchte :)  Zu den Wintern und Sommern und was man damals alles so angestellt hat, ebenfalls irgendwann später...

Daneben war dann ein Ledergeschäft, eine Sattlerei. Der Besitzer hat Schiele geheissen. Meist waren er und/oder seine Frau im Laden drin. Meine Oma hat mir da drin damals meinen ersten Schulranzen gekauft. Ein hellbrauner Schulranzen aus Leder mit einem Tragegriff oben und zwei Gurten damit man ihn umhängen konnte. Einen goldfarbenen Schnappverschluß hatte er und sogar ein kleines Schloß war in dem Verschluß drin und zwei kleine goldfarbene Schlüssel gabs dazu. Unnötig zu erwähnen dass das Schloß relativ schnell kaputt war weil mir einer der Schlüssel drin abgebrochen ist. Ich bin heute noch stolz drauf das bis einschliesslich heute nie jemand gemerkt hat, dass das Schloß kaputt war.
Allerdings war ich sehr lange damit beschäftigt den abgebrochenen Teil des Schlüssels wieder aus dem Schloss rauszukriegen.
In dem Laden gabs auch noch andere Sachen, für die sich aber mehr die älteren Leute interessiert haben. Gürtel und Taschen und lauter so Zeugs und auch vieles was die Bauern aus den umliegenden Höfen für ihre Tierhaltung benötigten. Damals gabs in Perlach massig Kühe, Pferde, Hühner und auch Hunde. Am Sonntag ganz in der Früh wenn es recht ruhig war und in meinem Zimmer das Fenster im Sommer offen war, dann konnte man die Kühe hören und die Hunde bellen. Lustig wars immer dann, wenn einer der Hunde zu bellen anfing und sich dann so nach und nach jeder Hund in Hörweite angeschlossen hat. Unter der Woche hörte man eher die Motoren der Lastwägen und Busse und der vielen Autos die
tagtäglich den Pfanzeltplatz passiert haben.  Dazu aber auch später... jaja ;)

Im selben Haus war neben der Sattlerei war die zweite Perlacher Metzgerei. Das war die damals kleinste Metzgerei die es dort gegeben hat. Dort gabs aber die mit Abstand besten Leberkässemmeln die man als Volksschüler überhaupt bekommen konnte. Dafür gabs beim Sedlmeier die besseren Schnitzel. Aber genau genommen ist und war das alles Geschmackssache. Ich hatte ja das Glück gleich ganz in der Nähe zu wohnen und Perlach war damals auch noch recht klein und die Leute kannten sich fast alle untereinander. Das hatte z.B. den Vorteil das ich in der Früh vor Schulbeginn in diese Metzgerei gehen konnte, mir eine oder zwei Leberkässemmeln holen konnte und gesagt hab, das meine Oma später eh kommt und die dann bezahlt. Der Nachteil an dem untereinander kennen war, das man fast unmöglich irgendwas anstellen konnte ohne das man sofort erkannt wurde. Natürlich nur wenn man erwischt wurde :-)  Die damaligen Besitzer dieser Metzgerei war die Familie Wagmüller. Die hatten auch Kinder und untereinander kannte man sich natürlich. Der Vorteil in dem Fall war, das sie eine Tochter hatten die mir im Lauf der Jahre auch immer besser gefallen hat. Allerdings hat sich nie was festes ergeben.

Neben dieser Metzgerei war dann ein Hauseingang, weil oberhalb der Läden waren Mietwohnungen. Zu dieser Eingangstüre musste man auch ein paar graue Steinstufen besteigen.
An der Ecke dieses Hauses war mein absolutes Lieblingsgeschäft. Ein Friseur. Mit dem Inhaber habe ich mich bestens verstanden und ich würde fast sagen, von den älteren Leuten die rund um den Pfanzeltplatz ansässig waren, war dieser Mann mit Abstand mein bester Freund den ich je in Perlach hatte. Zum einen hat er auch mit Vornamen Norbert geheissen und zum anderen hat er mir die Haare immer so geschnitten wie es mir gefallen hat und nicht so wie meine Oma oder mein Vater gemeint haben das er sie mir schneiden soll.
Der Norbert, von den meisten nur Nobbe (nein, nicht Nobbi) genannt, war ein sehr netter Mann. Mit vollem Namen hat er Norbert Gartmeier (der Meier in der Schreibweise auch hier... keine Garantie). Bei ihm im Laden haben sowohl ich wie auch manche meiner damaligen Spezln viel Zeit verbracht. Wir durften da auf dem zweiten, meist nicht benutzten Friseurstuhl sitzen, wir durften uns gegenseitig mit Kämmen und Bürschten in den Haaren rumwerkeln oder mit dem Wassersprüher vollspritzen. Und das ganz Besondere am Nobbe war, wenn mal keine Kunden im Laden waren, dann hatte er immer ein offenes Ohr für meine Probleme und die der anderen Kinder. Wobei Probleme jetzt so zu verstehen sind, das rein zufällig irgendwo beim Fußballspielen eine Scheibe kaputt ging und man nicht so recht wusste was man tun soll, oder das man irgendwo an einer Türklingel an der Aussenseite eines Hauses ein Zündhölzl so reingesteckt hat das es Sturm klingelt, man konnte einfach über alles mit ihm reden und er wusste immer was zu tun ist. Und manchesmal hat er uns auch direkt aus der Patsche geholfen wenn einer von uns irgendwem im Winter einen Schneeball ins Gnack geworfen hat und der Getroffene keinen Spaß verstand und dann den Werfer wütend und fluchend verfolgt hat. Und wenns nicht grad ein Montag war (da hatte der Laden nämlich zu) dann hat man sich zum Nobbe in den Laden geflüchtet. Dem ist dann schon was eingefallen. Auch Jahre später wie ich schon viel älter war (aber noch genau so kindisch) ist er mir immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Dazu später dann auch mehr.

Neben diesem Gebäude dann war wieder eine Einfahrt. Durch die kam man zum Hintereingang der Volksschule und zum Haupteingang der Mädchenschule bzw. des Kindergartens.
Ausserdem kam man weiter hinten noch zu einem kleinen Durchgang wo man direkt im Ackerland landete. Man kam auf dem Weg auch zu der vorher erwähnten Sportwiese und zu einer anderen kleinen Schule, wo es eine große Turnhalle und ein einziges kleines Klassenzimmer gab. Ich hatte dort 1 Jahr von meiner Schulzeit verbracht und es war eigentlich recht schön dort. Vom Gebäude und von der Umgebung meine ich.
Gleich neben der Einfahrt war (und ist auch heute noch) das Haus der Freiwilligen Feuerwehr Perlach. Es war klar das sowohl ich wie auch meine damaligen Freunde (hauptsächlich die Jungs) jeden der Feuerwehrmänner kannten. Die meisten der Feuerwehrler waren sowieso die jüngeren Burschen aus den umliegenden Geschäften. Immer wenn wir irgendwo in Hörweite waren und die Sirene auf dem Dach ders Schulhauses anfing zu heulen, bekamen wir "schnelle Fiass" um ja gleich am Feuerwehrhaus zu sein und gleich zu wissen wo es brennt. Wenns irgendwo in der Nähe gebrannt hat dann sind wir entweder gleich zu Fuß hingeflitzt oder mit dem Radl hingefahren. Im Feuerwehrauto selber durften wir nie mitfahren, ausser vielleicht sehr selten wenn eine Löschübung gewesen ist. Im Feuerwehrhaus drin waren zwei Löschfahrzeuge. Ein kleines und ein großes mit einer gigantischen Leiter.
Ich weiss nicht wie oft wir zugeschaut haben wenn sie rausgefahren sind und nach getaner Arbeit wieder reingefahren sind, wie oft wir zugeschaut haben wenn die Schläuche und das andere Glump wieder verstaut wurde. Und immer wieder wars interesant :-)  Langweilig wurde es erst dann wie nicht mehr die Sirene über irgendeinen Brand informiert hat, sondern die Feuerwehrler alle einen Funkempfänger hatten. Da wars dann Glückssache wenn man schnell genug mitbekommen hat das was los ist.
Die Sirene hörte man dann nur noch wenn einmal im Jahr ausprobiert wurde ob sie noch funktioniert.

Neben dem Feuerwehrhaus war ein großer Bauernhof. Wie die Besitzer geheissen haben weiss ich leider nicht mehr. Jedenfalls konnte man in dem Bauernhof auch Kartoffeln, Zwiebeln, gelbe Ruam und alles was halt auf den Äckern in der Gegend so wuchs, kaufen. Ich erinnere mich noch genau an so einen riesigen Raum wo echt bis unter die Decke alles vollgestopft mit Kartoffeln war. Gleich neben diesem Bauernhof war wieder ein anderer. Leider weiss ich auch da den Namen der Besitzer nicht mehr, jedenfalls ging einer deren Kinder mit mir in die selbe Klasse. Und der hat mit Vornamen Lenz geheissen. In Bayern "da Lenze".
Bei der Gelegenheit fällt mir ein, das ich bis fast zum Ende meiner Schulzeit gedacht habe, das es sich bei dem Lied mit dem Titel "Veronika der Lenz ist da" um einen Mann handelt der mit Vornamern Lenz heisst. Erst da wurde ich von einem gebildeten Lehrer darauf aufmerksam gemacht das der Lenz kein bayrischer Mann ist, sondern eine geschwollene Ausdrucksweise für den Frühling. An diesem Tag bekam der Inhalt dieses Liedes zwar eine völlig andere Bedeutung, aber gefallen hat es mir trotzdem nicht.

Neben diesem Hof war dann die Perlacher Kirche, aber dazu dann später einiges, weil die Kirche ja eigentlich nicht mehr direkt im Rund des Pfanzeltplatzes war.
Bleibt auf dieser Seite des Hachinger Baches also nur noch das Kriegerdenkmal. Als kleiner Junge hatte ich keine Ahnung wozu das Kriegerdenkmal gut sein soll. Mich hat eigentlich nur der steinerne Löwe interessiert der gleich nach dem Aufgang auf einem steinernen Sockel stand. Sehr oft bin ich damals auf dem Löwen gesessen und hab ein Eis gegessen. Direkt am Löwen war ein hoher Obelisk (den Ausdruck kannte ich damals natürlich noch nicht, es war eben "a Schdoanaturm".  Und dahinter war eine breite Mauer in die massig Namen und Daten eingemeisselt waren. Waren kann man eigentlich nicht sagen, denn soweit ich weiss steht das alles auch heute noch in etwa so da wie es damals war.
Irgendwann fing ich an die Namen zu lesen und so mancher kam mir doch sehr bekannt vor. Meine Oma sagte mir dann, das dies alles Namen sind von Leuten die im Krieg gefallen sind oder vermisst werden. Natürlich nur von den Leuten die in Perlach oder der näheren Umgebung gewohnt haben. Schon damals hab ich nicht verstanden wozu ein Krieg gut sein soll. Dicht am Kriegerdenkmal standen auch noch einige Bänke wo man stundenlang rumsitzen konnte und einen herrlichen Blick über den Pfanzeltplatz hatte. Dahinter war eine Wiese, eingezäut mit einer niedrigen Hecke. Natürlich war es kein Problem mit einem gewissen Anlauf über die Hecke zu springen um irgendeinem grantigen Mitbürger zu entfliehen der kein Verständnis hatte das man als Kind unbedingt auf dem Löwen sitzen musste.

Neben dem Kriegerdenkmal kam dann die Schmidbauerstrasse, die damals ebenfalls in jede Fahrtrichtung eine Spur hatte, die vom Hachinger Bach getrennt wurden.
Somit sind wir wieder auf der "drüberen" Seite des Baches, wo die Schmidbauerstrasse entweder eine Rechtskurve in die Ottobrunner Strasse macht oder eben gradeaus zum Pfanzeltplatz führt. Und an dieser Ecke gabs noch ein Lebensmittelgeschäft. "Speckl" hat das geheissen. Das war größer wie der KATRA  und im Kassenbereich gabs damals schon die noch heute berühmten Ständer, Aufsteller und Behälter mit allen möglichen Süßigkeiten. Nicht zu vergessen die Eistruhe, die im Gegensatz zu anderen Geschäften dieser Art nie abgeschlossen war und wo man sich sein Eis selber rausholen konnte. Besonders beliebt war damals das neu in Mode gekommene Wassereis in einer etwa 20 bis 30 Zentimeter langen Plastikhülle. Drei oder vier Sorten gabs damals und es war eigentlich echt nur gefrorenes, gefärbtes Wasser. Der Unterschied zum KATRA war auch der, das die Verkäufer beim Speckl blaue Kittel anhatten und die beim KATRA entweder weisse oder graue. In beiden Läden gabs übrigens auch die damals begehrten Rabattmarken. KUNO-Marken ham die glaub ich geheissen. Der KATRA hatte andere wie der Speckl und bei beiden gabs ein sogenanntes Markenbiachl wo man dann seine Rabattmarken einkleben konnte und wenn das Biachl ganz oder zumindest Seitenweise voll war, dann bekam man Bargeld dafür. Wieviel das war weiss ich leider nicht mehr. Die Markenbiachln hatten alle etwa 10 Seiten und waren ockerfarben. Bei manchen war auf der Rückseite später auch eine Werbung der Süddeutschen Zeitung drauf, damals noch die mit dem schwarzen Pudel der die Zeitung im Maul hatte. Von der Werbung gabs übrigens damals auch so gelbe Metallschilder die an manchen Hauswänden zu finden waren. Manche dieser Metallschilder hatten sogar ein Thermometer mit drin. Selbige gabs auch von Jägermeister, die hingen allerdings mehr an den Hauswänden wo eine Wirtschaft drin war.

Gleich neben dem Speckl war irgendein Geschäft wo man Holzöfen, Briketts und Kohle kaufen konnte. Damals hatte fast jeder Haushalt einen Ofen wo Holz, Kohle, Briketts und dergleichen verheizt wurde. Auch wir hatten zwei solcher Öfen in der Wohnung. Das gute an dem Geschäft war, das auch die einen kleinen Hinterhof hatten. Und da trieben sich zwei jüngere Hunde herum die man wunderbar ärgern konnte. Wenn sie dann so richtig sauer waren und gebellt haben was das Zeugs hält, dann kam immer eine alte weissharige Frau heraus und schimpfte fürchterlich. Wir ham dann immer gelacht und ham Grimassen geschnitten und sind dann abgehaun. Ja es war schon eine schöne Zeit :-)

Nicht mehr direkt im Rund des Pfanzeltplatzes, aber trotzdem noch nahe dran, war ein weiteres Friseurgeschäft das damals von zwei schon recht alten Damen betrieben wurden.
Auch hier weiss ich den Namen nicht mehr so genau. Die beiden Damen hatten hochgesteckte Haare und waren immer gut mit Schmuck behangen. Das war der Friseur den meine Oma sehr bevorzugt hat. So weit ich mich erinnere war sie etwa alle 3 Monate einmal dort. Und neben diesem Geschäft war dann noch ein Laden wo es Farben und Teppichböden und Tapeten gab. Keine Ahnung ob der Laden heute noch dort ist. Farben Wurzer, so stand über dem Eingang an der Hauswand. Ich und auch einer meiner besseren Spezln waren damals öfters beim Wurzer Manne um ihm zu helfen und dafür dann ein Fuchzerl oder ein Markl zu bekommen :-) Der Wurzer Manne war auch ein recht netter junger Mann mit dem wir uns sehr gut verstanden haben. Irgendwann hat der Wurzer Manne dann geheiratet und da wars dann ziemlich schnell vorbei mit unserer Helferei weil, wie mein Vater gesagt hat, der Wurzer Manne unter der Fuchtl von seiner Oidn steht. Tja....
Daneben war dann noch eine kleine Strasse die keinen Namen hatte. Viele Jahre später wurde er umbenannt in "Schwester Adelmunda Weg". Eigentlich war es mehr ein Weg, eine Durchfahrt, von der man von der Ottobrunner Strasse in die Schmidbauer Strasse kam oder umgekehrt. Direkt dort war auch ein fast immer verschlossenes großes Tor und eine große, hellbraune Mauer. Irgendwann bin ich dann auf die Schultern meines Spezls geklettert und hab über die Mauer geschaut. Bis dahin wussten wir ja nicht was dahinter ist und die Leute haben uns immer erzählt das dahinter wilde Tiere hausen oder ein böser Mann ist der kleine Kinder frisst. In Wirklichkeit wars nichts anderes wie der Garten vom Perlacher Krankenhaus. Wenn man die kleine Durchfahrt entlang ging, dann war da zum einen die Rückseite vom Wurzer-Haus und zum andern der Hintereingang vom damaligen einzigen und besten Radlgeschäft von ganz Perlach. Georg Poiger hat der Besitzer geheissen. Also der "Poiger Schorsch". Bei manchen auch nur "da Schoasche" genannt.
Ziemlich jeder der in Perlach ein Radl hatte hats entweder beim Poiger gekauft oder irgendeinem abgekauft der es irgendwann beim Poiger gekauft hat. So ziemlich jeder der irgendwas reparieren musste an seinem Radl oder irgendein Zubehör gebraucht hat, hats beim Poiger gekauft. Der Schorsch war ein etwas älterer Mann, was aber nicht heissen soll das er alt war. Er war gut beinand und hatte immer ein Grinsen im Gesicht. Und egal wann man als Kind mit seinem Radl ankam weil irgendwas kaputt war, der Schorsch hatte immer gleich Zeit und hat sich drum gekümmert. Irgendwann hat er dann ein bissl vergrößert und man konnte auch Mofas bei ihm kaufen. Und so mancher Motorradfahrer hat dort im Hinterhof seine Maschine repariert. Der eigentliche Eingang zu seinem Laden war dann schon wieder in der Schmidbauerstrasse.

Und wir gehen jetzt gedanklich diese kleine Durchfahrt wieder zurück, am verschlossenen Tor des Perlacher Krankenhausgartens vorbei und landen dann bei der damaligen recht beliebten Wirtschaft "Beim Hufnagl". In Bayern "beim Huafnogl" oder "da Huafe". Meistens am Sonntag nach der Kirche sind viele Leute zum Hufnagl gegangen und haben dort gegessen. Sehr interessant waren da auch die beiden Geldspielautomaten vor dem Klo. Damals hat ein Spiel 10 Pfennig gekostet und so mancher hat vieles von seinem Geld hineingeworfen und nichts herausbekommen. Auch ich hab schon damals manches Zehnerl reingeworfen und hab mich dann tierisch gefreut wenn ich was gewonnen habe.
Natürlich war es streng verboten das Kinder an Spielautomaten spielten, noch dazu wo man damals erst mit 21 Jahren volljährig war. Aber wie es halt so ist, solang einem keiner erwischt regt sich auch keiner auf :-)

Neben dem Hufnagel war ein recht großer Bauernhof. Ich glaube, die Besitzer haben Berold geheissen. Ich und einer meiner Spezln waren recht oft dort und haben viel Zeit im Heustadl und im Kuhstall verbracht. In dem Bauernhof ist damals auch mein Spezl von einem Brett abgerutscht und in die Odelgrube gefallen. Er ist zwar nicht ganz reingefallen sondern nur etwa bis zu den Knien dringestanden, aber gestunken hat er durchs ganze Dorf. Der Berold-Bauernhof war übrigens der letzte in Perlach der alles verkauft hat.
Alle anderen haben sowohl Hof und Äcker und allen Grund und Boden verkauft, für viel Geld, und darauf steht heute alles das was damals für uns Kinder undenkbar gewesen ist. Meist greislige Betonbunker, Versicherungen, Bürogebäude und Mehrfamilienhäuser.

Gegenüber vom Hufnagel war die ESSO-Tankstelle. Radlmeier hat der Besitzer geheissen. Man merkt so langsam, es gab einige Meier in der Gegend. Auf die richtige Schreibweise dieses Meiers gibts ebenfalls keine Garantie. Der Radlmeier war auch ein recht lockerer Mensch der sich so leicht nicht aufgeregt hat. Damals war die  Tankstelle die einzige in der Gegend und es war fast immer etwas los dort. Eis gabs dort auch, allerdings waren die Eltern nicht so begeistert wenn man sich dort eins gekauft hat, weil das ja alles nach Benzin stinkt und schädlich ist und überhaupt. Uns war das Wurscht, denn dort gabs wieder ein ganz anderes Eis wie beim KATRA oder beim Speckl. Und vom Geschmack her war es immer erstklassig, von wegen schmeckt nach Benzin. Abgesehen davon hätte uns der Radlmeier niemals ein Eis gegeben das was nix getaugt hätte.
Damals kam auch grad die Aktion "Rettet den Tiger" auf, wo ESSO auch mitgemischt hat. Da gabs an der Tankstelle die schönsten Aufkleber mit Tigerköpfen drauf, Tiger-Poster, Tiger-Fähnchen und das beste von allem war so ein Tiger-Umhang. Das waren zwei Plastikhüllen die man mit einem Plastikband seitlich zusammenbinden konnte und wie ein T-Shirt tragen konnte. Hinten und Vorne war jeweils ein Tigerkopf drauf. Fast jeder von uns hatte damals so eins. Den eigentlichen Sinn hat von uns Kindern damals keiner so richtig verstanden, aber Hauptsache man hatte seinen Tiger. Der Radlmeier hat dann später auch vergrößert und hat noch eine große Werkstatt und ein kleineres Autohaus eröffnet. Wobei ich mir jetzt bei der Werkstatt nicht so ganz sicher bin obs die damals nicht schon länger gegeben hat. Tatsache war aber, das man vorm Maschendrahtzaun der Werkstatt oft ein paar ganz brauchbare Sachen wie Schrauben, Beilagscheiben oder kleine Glühbirnen gefunden hat.
Links neben der Tankstelle war ein weiterer Bauernhof. Leider weiss ich auch hier den Namen nicht mehr. Der Bauernhof war nicht ganz so groß wie die anderen, dafür hatten die einen recht großen Heustadl und einen gigantischen Holzbalkon der fast ums ganze Haus herumging. Viele Jahre später siedelte sich in diesem Bauernhof ein Getränkemarkt an.

Gleich daneben war so ein kleines Tennis Fachgeschäft, das man leicht übersehen konnte wenn man schnell vorbei ging oder mit dem Auto vorbei gefahren ist. Der Inhaber war der Mann von der, die auch den KATRA hatte. Deswegen wars ganz normal das der Mann manchmal in dem Tennisladen war und manchmal im KATRA. In dem Tennisladen haben damals einige bekannte Leute eingekauft die sich im Tennissport einen Namen gemacht haben. Namentlich erwähnen kann ich leider niemand weil ich mich damals nicht für Tennis interesiert habe. Jedenfalls gabs da drin sauteure Tennisklamotten, Bälle, Schläger usw. Und ich schätze das der Perlacher Tischtennisverein auch alles da drin gekauft hat.
Allerdings gebe ich zu das mir schon damals die jungen Damen in ihren kurzen Tennisröcken sehr gut gefallen haben.

Daneben war dann eine Apotheke. Auch hier musste man einige Steinstufen erklimmen bevor man an die Eingangstüre kam. Die Apotheke war immer ein etwas aussergewöhnliches  Geschäft. Oft hab ich meine Oma oder meine Tante begleitet wenn sie da irgendwas abgeholt haben. Es roch immer recht komisch da drin und der Apotheker hatte auch immer so einen ernsten Blick drauf.  An was ich mich aber gut erinnere war die Personenwaage die drin stand. Die Anzeige sah ein bissl aus wie eine große Uhr. Es war ein dicker schwarzer Zeiger der dann auf irgendwelche Zahlen gezeigt hat. Jedesmal wenn ich mit in der Apotheke war habe ich mich draufgestellt. Einige Zeit später war die Waage dann weg und es stand eine neue drin. Da musste man sich dann auf so ein Trittbrett stellen und an einem Griff festhalten. Und es kostete 5 Pfennig wenn man sich wiegen wollte. Dafür bekam man dann eine weisse kleine Karte wo sein Gewicht aufgestempelt war. Ab da war die Waage und die Apotheke nicht mehr so interessant, denn seine 5 Pfennig hat man doch lieber in etwas anderes investiert, noch dazu wenn die Tante daheim auch eine Waage hatte, die zwar keine gestempelten Kärtchen auswarf, dafür aber kostenlos war.

Neben der Apotheke war die Post. Ich weiss nicht wie oft ich in der Post drin war, es war jedenfalls sehr oft. Zum einen war da drin eine Telefonzelle in der es sehr ruhig war wenn man drinstand. Es war eigentlich mehr eine Kabine. Drin waren viele Telefonbücher und auch die Geldanzeige am Telefonkasten selber war ganz anders wie bei den Telefonzellen.
Der Betrag wurde farbig angezeigt und das eingeworfene Geld sah man auch. Und die Post selber war auch sehr interessant. Jeden Tag, ausser am Samstag hatten die von 12 Uhr bis 15 Uhr geschlossen. Kurz vor 15 Uhr haben sich dann immer einige Leute angesammelt die gewartet haben das geöffnet wird. Das war immer sehr interessant für mich wenn ich dabei war, denn viele haben erzählt was sie in der Post machen oder wem sie was schicken oder das sie Geld abholen. Der eigentliche Postraum war recht groß. Im hinteren Bereich waren soweit ich mich erinnere zwei größere Tische wo viele Kugelschreiber, Stempel und massig Zettel rumlagen. Da gabs damals die rosafarbenen Überweisungsbelege, Postanweisungen haben die glaube ich geheissen, dann gabs blaue Zahlkarten, Paketkarten und und und. Eine wahre Fundgrube für den interessierten Knaben :-) Die Schalter selber wo man abgefertigt wurde waren alle so mit Milchglas eingefasst und teilweise waren gelbe Abdeckungen davor. Bei jedem der dort gearbeitet hat war auch ein Schild dort wo entweder der Name des Mitarbeiters drauf stand oder ganz einfach nur "Geschlossen" :-) Draussen neben dem Eingang waren ein paar hochinteressante Automaten. Zum einen der Briefkasten, der damals wesentlich öfters am Tag entleert wurde als wie nur einmal, und sogar am Sonntag und am Feiertag wurde er ausgeleert. Und zum andern ein Automat wo man Postkarten rausholen konnte. Natürlich gegen Bezahlung. Das waren normale Postkarten wo schon eine Marke drauf war. Aber keine aufgedruckte Briefmarke sondern eine aufgeklebte. Am Automaten selber war sogar noch ein Schild dran wo genau erklärt wurde wie oft man die Kurbel drehen muss damit die Karte rauskommt. Ratet mal, wie oft das ich einfach so aus Spaß gekurbelt hab und dann eine Postkarte rauskam? Da sieht man, schon damals gabs Leute die zu blöd zum Lesen waren :-) Daneben war dann noch ein Doppel-Briefmarken-Automat. Soweit ich mich erinnere gabs da Marken zwischen 10 Pfennig und 2 Mark. Für jede Marke gabs entweder einen Druckknopf oder auch eine Kurbel. Unnötig zu erwähnen das man da auch manche Marke kostenlos bekam, die man dann versucht hat in der Post drin gegen Bargeld umzutauschen.

Im selben Haus wo die Post war gabs an der Rückseite einen weiteren Eingang. Da gings zum einen zum Hintereingang der Post und zum andern zum Hauseingang des Mietshauses. Oberhalb der Post waren einige Mietwohnungen. Und hier war auch eine Arztpraxis. Damals praktizierte dort ein gewisser Doktor Bayer. Ein Mann, der nicht nur einen recht guten Körperumfang hatte, sondern auch eine dicke Brille und immer etwas fettige Haare. Zu dem ging ich als Kind sehr ungern.  Er war zwar recht nett, aber trotzdem hatte ich immer ein komisches Gefühl wenn ich zu dem gehen musste. In Perlach gabs noch einen weiteren Arzt, dazu aber auch später dann mehr. Übrigens, der Hinterhof von der Post war auch noch aus einem anderen Grund sehr interessant, denn in den dortigen Papiertonnen, genau genommen in den Mülltonnen, weil reine Papiertonnen gabs damals noch nicht, fand man allerhand brauchbares was man auch für diverse, kindliche Spielchen gut brauchen konnte. Beliebt war damals auch das sogenannte "Büro-Spiel" manchmal auch "Post-Spiel" oder "Bank-Spiel" genannt, wo man eben irgendwelche Abläufe in irgendeinem Büro oder in der Post nachgespielt hat. Mit solchen harmlosen Spielchen konnte man sich einen ganzen Nachmittag vertreiben. Ich erinnere mich noch genau daran, das ich und mein bester Spezl damals, einen riesigen Haufen an allen möglichen Zetteln und Stempeln und dergleichen zusammen gesammelt hatten und jeder für sich alles in einem großen Karton lagerte. Anfangs hatte jeder eine kleine Schuhschachtel :-) Jeder versuchte den anderen zu übertrumpfen mit seiner Sammlung. Irgendwann schmiss meine Oma dann den ganzen Krempel weg während ich von der Schule aus in so ein beschissenes Kindererholungsheim musste. Dazu auch später etwas mehr wenn ich es nicht vergesse.

So, zurück zur Rundreise um den Pfanzeltplatz. Den Posthinterhof und das Artzhaus haben wir jetzt verlassen. Eine Steinmauer trennte (die steht sogar heute noch) die Einfahrt vom Posthof zum Durchgang in andere, sehr interessante und sehr wichtige Hinterhöfe. In diesen Hinterhöfen hat sich dann im Lauf der Jahre sehr viel abgespielt. Dazu gehe ich später auch noch sehr genau und sehr ausführlich drauf ein ;) Gleich neben dem Durchgang war damals ein Blumengeschäft. Blumen Lösch, so der Name. Der Laden selber war für mich absolut uninteressant, aber die kleine Tochter der Inhaber war dafür um so interessanter. Denn diese war damals meine allererste Freundin die ich je hatte. Ich war damals vielleicht 4 oder 5 Jahre alt, sie etwa 2 oder 3, als wir uns das erste mal gesehen haben. Sie hat Regina geheissen. Keine Ahnung ob sie ob sie geheiratet hat oder sonst was. Dazu im Lauf der nächsten tausend Seiten auch noch viel mehr :-)

Bei der Reihenfolge der nächsten 3 Läden bin ich mir nicht mehr so hundertprozentig sicher, das ist aber eigentlich auch egal, denn so wie sie damals waren sind sie heute schon lange nicht mehr. Also ich glaube, neben dem Blumengeschäft war ein Schreibwarenladen, der eigentlich mehr ein Lottogeschäft war wo man Zeitschriften und Zigaretten und kleine Schnapsflaschen kaufen konnte. Soweit ich mich erinnere ist da meist mein Vater reingegangen wenn er seinen Lottozettel abgegeben hat. Klar, die Inhaber kannte man im Lauf der Zeit auch und man grüßte sich auch wenn man sich sah, aber irgendwie hatte der Laden nichts, das bei mir etwas bleibendes hinterlassen hat.
Neben dem Laden dürfte eine Wäscherei gewesen sein.  Die Wäscherei gabs schon bevor es mich gegeben hat. Jedenfalls war sie schon da wie ich ohne Begleitung alleine ausserhalb der Wohnung bzw. des Hauses herumlaufen durfte. An die ersten Inhaber erinnere ich mich nicht mehr, aber ich erinnere mich daran, das es in der Wäscherei immer recht gut gerochen hat. Vor allem dann, wenn Baumwollbettlaken gewaschen wurden. Die inzwischen bekannte "April Frische" gab es damals noch nicht.
Irgendwann habe dann die Besitzer gewechselt und die hiessen mit Nachnamen Franke. Da bin ich mir ganz sicher, denn die hatten einen Sohn und der war Preuße!
Klar, der Sohn konnte nichts dafür das er als Preuße geboren wurde, aber als Preuße in Bayern hat man damals schon so seine Probleme gehabt. Allein schon von der Sprache her war es sehr schwer einen Preußen zu verstehen wenn er mit einem geredet hat. Das musste ich später dann in der Schule auch feststellen und zwar schon in der 1.Klasse.
Neben der Wäscherei (die übrigens Jahre später zu einem schlecht gehenden Reisebüro umfunktioniert wurde) war das einzige Schmuckgeschäft von Perlach. Der Besitzer hat Schulz geheissen und war ebenfalls ein Nicht-Bayer. Aber er war ein sehr netter Mann. Herr Schulz war einer von der Sorte Mann, zu dem man selbst als gscheada Bua nicht einfach Du gesagt hat. Ich weiss noch genau das weder ich noch einer meiner damaligen Spezln jemals du zu ihm gesagt hat. Herr Schulz war ein älterer Herr mit hellen Haaren und starker Neigung zur Glatze. Im Schaufenster des Geschäftes lagen immer ganz viele Schmuckstücke. Ringe, Armbänder, Ketten und auch Uhren. Manchmal ging meine Tante in den Laden hinein und hat sich irgendwas zeigen lassen oder etwas gekauft. Manchmal war ich auch dabei. Herr Schulz hatte immer so ein schwarzes Dings was er sich ins Auge klemmte und damit schaute er dann irgendwelche Schmuckstücke an und machte ein intelligentes Gesicht. Ich erinnere mich noch genau wie ich ihn gefragt habe was das für ein schwarzes Dings ist und was er damit macht. Er hat mir dann erklärt das es eine Lupe ist und er damit die Stempel anschaut die in die Schmuckstücke eingraviert sind. Ich durfte dann auch einmal durchschauen. Als ich dann schon viel älter war, habe ich auch einmal eine Armbanduhr bei Herrn Schulz gekauft. Da er damals schon etwas älter war, nehme ich an, das er inzwischen gestorben ist. Herr Schulz hatte auch eine Frau, die hat Frau Schulz geheissen.

Bei der Gelegenheit fällt mir ein, das zwischen dem vorher erwähnten Lottogeschäft und der Wäscherei noch ein Schuhgeschäft war. Und zwar das vorher erwähnte wo die Bushaltestelle war. Das Schuhgeschäft gehörte zwei älteren Damen, also älter heisst so um die Fünfzig. Fünfzig war damals natürlich schon recht alt für einen noch nicht mal schulpflichtigen Knaben :-)  Die beiden mochten scheinbar Buben nicht so besonders, weil sie haben sich immer fürchterlich aufgeregt wenn mein Spezl und ich vor der Eingangstür auf der kleinen Steintreppe gesessen sind und die vorbeifahrenden Autos gezählt haben. Oft genug wurden wir verscheucht und oft genug haben sie sich bei einigen Eltern beschwert.
Viele Jahre später wars dann allerdings so, das die übrig gebliebene Dame mir schon fast in den Hintern kroch wie ich als fast erwachsener junger Mann einmal Schuhe kaufen wollte. "Ja Herr Seitz, gerne Herr Seitz, schönen Tag noch Herr Seitz, beehren sie uns bald wieder Herr Seitz". Jaja, so ändert sich das im Lauf der Jahre :)
Wie dem auch sein, der Laden und auch die Inhaberinnen sind auch schon lange aus dem Perlacher Umfeld verschwunden und haben wahrscheinlich bereits das Zeitliche gesegnet.

Dann kam ein Modegeschäft. Die Besitzer hatten einen Sohn und eine Tochter mit denen ich gut befreundet war. Der Sohn, genannt: Karli, ist übrigens der öfters zitierte beste Spezl von dem ich schon öfters geschrieben habe und noch schreiben werde. Der Karli, die Regina (aus dem Blumenladen) und ich, wir waren eigentlich die meiste Zeit unserer Kindheit zusammen und haben so manches angestellt und viel Spaß zusammen gehabt. Wir haben alles angestellt was für junge Buben wichtig ist. Ich glaube, wir haben nichts ausgelassen :-)
Die Regina war natürlich kein Bub, aber sie war trotzdem recht oft dabei wenn wir irgendeinen Blödsinn angestellt haben.
In diesem Modegeschäft arbeiteten auch im Lauf der Zeit diverse Verkäuferinnen und Verkäufer. An eine erinnere ich mich noch ganz gut. Sie hatte rotbraune Haare, meist ein blaues Kostüm an und immer sehr schöne Schuhe. Seltsamerweise interessierte ich mich als kleiner Bub schon mehr für schöne Beine wie für große Möpse ;) Und es kam oft vor wenn ich mim Karli bei seinen Eltern in dem Laden war, das mir direkt vor, neben oder hinter dieser Verkäuferin etwas hinuntergefallen ist und ich es dann umständlichst aufgehoben habe. Den Namen dieser Frau weiss ich allerdings nicht mehr. Der Modeladen hatte seinen Eingang direkt an der Ecke dieses Hauses, in dem übrigens sowohl ich wie auch der Karli wohnten.

Gleich daneben war eins der wichtigsten Geschäfte von Perlach überhaupt. Die Bäckerei Brücklmeier (wieder ein Meier und auch hier keine Garantie für die richtige Schreibweise) wo es das mit Abstand beste offene Eis von ganz Perlach gegeben hat. Natürlich auch alles andere was man so in einer Bäckerei eben kauft. Meine Oma hat da sehr oft ein Hausbrot gekauft oder Semmeln oder Brezn. Das war übrigens die Zeit, wo es nicht mehr lange dauerte bis die sogenannten "Breznsemmen" erfunden wurden. Die Verkäuferinnen in beim Brücklmeier waren eigentlich alle sehr nett. Die beliebteste von allen war allerdings eine, die Paula geheissen hat. Paula war das was man unter einer "gscheadn Bayerin" versteht. Alle Kinder rund um den Pfanzeltplatz waren verliebt in Paula, denn bei ihr waren die Eiskugeln immer am größten und die Kuchenstücke, die damals noch nicht vorgeschnitten waren, die waren auch immer etwas breiter wie bei den anderen. Oft hat uns Paula auch die fast leeren Blechkisten mit dem Eis geschenkt und dazu ein paar Eislöffel, die es damals in verschiedenen Farben gegeben hat. Sehr oft waren wir dann entweder im Hinterhof oder vorn am Haus an der sogenannten "Radlstange" gesessen und ham uns das Eis schmecken lassen. Ich hab schon damals Vanille, Schoko und Mokka bevorzugt. Daran hat sich eigentlich bis heute nicht viel geändert :) Im hinteren Teil der Bäckerei war noch ein Abschnitt wo ein paar Stühle und ein paar Tische standen. Das war das Cafe. Ich war allerdings niemals da hinten gesessen und habe einen Kaffee getrunken. Auch in späteren Jahren nicht. Das große Fenster, das am hinteren Teil des Ladens war, führte übrigens genau in einen der Hinterhöfe wo wir einen Großteil unserer Kindheit verbracht haben. Wenn das Fenster geöffnet war, dann war das oft sehr von Vorteil wenn man als Kind von einem wütenden Erwachsenen flüchten musste. Dann sprang man durchs Fenster in die Bäckerei und lief dann zur Türe wieder hinaus. Der Verfolger hatte nicht den Hauch einer Schangs :)

Neben der Bäckerei war eine weitere Metzgerei. Die dritte die es damals im Kreis des Pfanzeltplatzes gab. Die Inhaben hiessen mit Nachnamen Kauderer. Der Vorteil bei dieser Metzgerei war der, das ich bzw. meine Oma ohne das Haus verlassen zu müssen hinten hineingehen konnten. Auch hier haben wir unzählige Schnitzel, Braten, Leberkässemmeln und Wurscht gekauft. Meine Oma legte damals wert drauf, das jedes Jahr an Ostern oder an Weihnachten der Braten in einer anderen der Metzgereien gekauft wurde.
Gut war er immer, egal wo er gekauft wurde. Und als Kind gabs auch immer ein "Radl" Wurscht umsonst. Aufgeregt hat sich deswegen niemand und es bekam deswegen auch niemand eine Abmahnung oder wurde gar angezeigt und entlassen. Es war damals völlig normal. Und pleite gegangen ist wegen sowas auch niemand.

Der letzte Laden im Rund des Pfanzeltplatzes ist eine weitere Bäckerei, genauer gesagt, eigentlich mehr ein Cafe. Die Inhaber hiessen Edlbauer. Soweit ich mich erinnere gabs hier eigentlich mehr Kuchen und Torten, Kaffee und Eis, Bier und Schnaps und Zigaretten zu kaufen. Da drin ist mein Vater öfters gesessen und hat ein bis drei Halbe getrunken und viel geraucht. Und ich hab mir als Kind da drin unzählige Eis gekauft :-) Der Vorteil hier war auch der, das man ohne das Haus verlassen zu müssen in das Cafe hineingehen konnte.
Die Edlbauers hatten einen Sohn der Franz geheissen hat. Also "da Franze". Der war schon etwas älter und nicht mehr der Typ der sich mit kleinen Kindern abgibt. Recht nett war er aber trotzdem. Was in dem Laden gefehlt hat war eine Kult-Verkäuferin wie die Paula vom Brücklmeier :-) Einmal hat da drin für einige Zeit eine Verkäuferin gearbeitet die so eine richtig geniale 1960ger-Frisur und einen ziemlich großen Busen hatte. Sie hatte immer eine weiße Bluse an und einen schwarzen, relativ eng anliegenden Rock und so komische Gesundheitsklapperl die nach nix ausgeschaut haben. Wenn sie mich oder meinen Spezl im Hausgang gesehen hat, dann hat sie sich immer gefreut und ihn umarmt und mit dem Kopf zwischen ihren großen Busen gedrückt. Ich glaube, sie hat mit Vornamen Christa geheissen. Die Haupteingangstür und die Hinterausgangstür vom Cafe wurden auch öfters als Fluchtmöglichkeit benutzt wenn man einen der Hausbewohner so geärgert hat, das er einen drohend nachgelaufen ist. Jahre später wars vorbei mit dem Cafe und es wurde eine Kneipe draus, wo sich mehr seltsame Gestalten herumgetrieben haben und die, wenn es draussen dunkel war, durch die Gitter der Kellerfenster gebrunzt haben.

Ein sehr wichtiger Punkt des Pfanzeltplatzes, sozusagen der Mittelpunkt, ist die sogenannte Anlage. Das ist ein ovaler Platz wo einige Kastanienbäume draufstehen, dazwischen einige Bänke, neben (fast) jeder Bank war ein kleiner Abfalleimer. Von der Josef-Beiser-Strasse aus rechts gesehen auf der Anlage, also gegenüber des Geschäfts mit den genialen Wundertüten, war zum einen eine Telefonzelle und zum andern eine Litfaßsäule. Links neben der Litfaßsäule war in einigem Abstand noch so ein komischer großer Kasten, wo die Elektronik für die Ampeln drin war. Damals gabs, soweit ich mich erinnere, gleich daneben noch einen Kaugummiautomaten. Aber keiner von den bekannten Roten mit dem Drehknopf, sondern einer von Wrigley's. Die Kaugummis schmeckten allerdings ziemlich grätzig und irgendwann verschwand der Automat auch. Vermisst hat ihn glaub ich niemand. An der Hauswand von der Wäscherei gabs übrigens auch einen Kaugummiautomaten. Der war zwar auch von Wrigley's, aber die Kaugummis schmeckten wesentlich besser wie die von dem andern Automaten. War schlimm wenn man als Kind ein paar Zehnerl reingeworfen hat und dann eine Packung Kaugummis bekam, die schon so trocken waren das sie zerbröselt sind wenn man sie ausgepackt hat. Bei den Drehautomaten wars oft so, dass das Zehnerl hängengeblieben ist und man nicht rumdrehen konnte. Somit war das Geld futsch und bekommen hat man auch nix. So mancher hat aus Wut dann gegen den Automaten getreten. Manchmal kam durch die Wucht des Schlags dann sogar was raus. Der Traum von mir und meinem Spezl war immer der, das wir so ein kleines Taschenmesser rausbekommen. Wir haben oft hingeklopft das eins der kleinen (übrigens absolut ungefährlichen) Messer weiter nach unten rutscht. Unzählige Zehnerl haben wir im Lauf der Zeit reingeworfen aber so ein Messer hat keiner von uns rausbekommen. Irgendwann wars dann eh wurscht weil wir dann in ein Alter kamen wo einen solche Sachen nicht mehr besonders interessiert haben :)

Die Telefonzelle war jedenfalls recht interessant. Im Inneren der Zelle, unten am Boden, waren links und rechts den ganzen Rand entlang so eine Art Luftschlitze.  Die waren zwar nicht besonders groß, aber immerhin groß genug das herunterfallende Münzen durchfallen konnten. Wenn mal eine Münze da durchfiel dann rollte sie nicht unbedingt draussen auf die Pflastersteine sondern blieb manchmal in dem kleinen Zwischenraum zwischen Zellenboden und Pflastersteinen hängen. Es gehörte damals eigentlich zu den täglichen Kontrollgängen dort nachzuschaun ob jemand Geld runtergefallen ist oder nicht. Ausserdem war in der Telefonzelle noch ein gelb-silbernes Metallgestell drin, wo der oder die Telefonierer ihre Tasche draufstellen konnten. Unter diesem Gestell war auch ein Zwischenraum von etwa 2 Zentimetern und auch hier wars gut möglich das ein Geldstück drunterrollen konnte. Im Lauf der Jahre kam da schon einiges an Geld zusammen das man gefunden hatte. Im Winter hatte man an der Telefonzelle doppelten Spaß. Stand jemand drin und telefonierte, dann haben wir als Kinder öfters Schneebälle gegen die Scheibe geworfen und haben uns bestens amüsiert wenn der Telefonierer mächtig erschrocken ist.
Wir standen natürlich auf der anderen Strassenseite damit ein eventuell sehr wütend werdender Telefonierer keine Schangs hat einen von uns zu erwischen.

Ebenfalls durch die Anlage floß (und fliesst auch heute noch) der Hachinger Bach. Dieser Bach war auch sehr wichtig.  Ich erinnere mich noch genau daran wie wir damals auf der einen Seite vom Bach standen und uns gefragt haben ob wir es schaffen über den Bach zu springen und auf der anderen Seite wieder anzukommen ohne uns weh zu tun oder hineinzufallen. Eigentlich wars ja keine große Kunst denn ich schätze mal mehr wie 1 Meter dürfte der Abstand nicht gewesen sein. Aber zum einen waren wir ja noch kleine Kinder und zum andern war recht nahe am anderen Rand des Baches eine Art Hecke und gleich hinter der Hecke irgendwelche Metallstangen. Die wurden da hinbestellt damit ein eventuell von der Strasse abkommender Autofahrer mit seinem Wagen nicht durch die Hecke in den Bach schlittert. Vorgekommen ist sowas allerdings öfters in der Zeit in der ich dort gewohnt habe. Einer hats sogar mal geschafft mit einem derartigen Tempo von der Ottobrunner Strasse in die Pfanzeltplatz-Kurve zu fahren, das er der Länge nach im Bachbett gelandet ist. Ja und dann wars ja noch so das man auch keinen großen Anlauf nehmen konnte, weil auf der Seite des Baches wo man stand mehrere kleine Stauden verteilt waren und die kleine Wiese gleich neben dem Bach auch mit einer kleinen Absperrung eingezäunt war. Kurz gesagt, man musste also aus dem Stand etwa einen Meter weit springen und das so hinkriegen das man nicht ind er Hecke landete. Mit den Händen an der Hecke abfangen war auch nicht drin, weil die Stacheln und Dornen hatte. Es war also wei weitem nicht so einfach wie man es sich vielleicht vorstellt. Ja, so standen damals ich und mein Spezl am einen Ufer des Bachs und keiner hat sich so recht getraut. Mehrmals haben wir angefangen bis 3 zu zählen und ausgemacht das wir dann beide gleichzeitig springen. Bei 3 ist dann keiner gesprungen weil sich keiner getraut hat. Wer dann als erster gesprungen ist weiss ich heute nicht mehr, jedenfalls haben wir es dann riskiert und auch geschafft. Und je öfter wir gesprungen sind umso mehr Übung hatten wir. Irgendwann wars dann gar kein Problem mehr über den Bach zu springen. Doch eines Tages haben wir dann gemerkt das man unaufmerksam wurde. Bei einem Sprung rutschte mein Spezl dann ab und landete im Bach.
Das war zwar nicht weiter schlimm weil der Bach nicht tief war, ich tippe mal auf höchstens 30 Zentimeter, aber die Betoneinfassung vom Rand bis zum Grund des Baches dürfte etwa ein Meter gewesen sein. Und so schrammte der Spezl mit einem Bein die Betoneinfassung hinunter. Ich lachte natürlich und amüsierte mich köstlich, während der Spezl mit nassen Socken aus dem Bach krabbelte und sich in die Wiese hockte. Da sah man dann die Bescherung. Aufgeschrammtes Schienbein und am Knie blutete er auch leicht. Damals war sowas aber keine Tragödie. Da wurde nicht gejammert und gewinselt oder weinend zu den Eltern gelaufen. Nein, da zog man eine Socke aus, tupfte sich das Blut ab und desinfizierte dann alles mit dem Wasser aus dem Bach. Danach nochmal mit der Socke trocknen und gut wars.  Ein anderer Spezl schrammte sich auf die Art auch einmal das Schienbein auf wie er etwas zu schnell von einem Baum runterkletterte. Der jammerte zuerst auch etwas herum und dann bieselte er sich kurzentschlossen über den Fuß um alles zu reinigen :-)
Wie dem auch sei, wir hatten verdammt viele Kratzer, Schrammen und sonstige Verletzungen, aber bis auf ganz wenige Ausnahmen hat man nie einen Arzt oder einen Verband gebraucht. Irgendwelche Krankheiten oder sonst irgendwas hat sich auch keiner geholt. Pflaster drauf und gut wars. Damals gabs eben noch richtige Jungs die was ausgehalten haben. Die meisten jedenfalls, denn einige Jammerlappen und Heuler gabs natürlich auch damals.

Auf der Anlage standen auch einige Kastanienbäume. Ich kann mit stolz von mir sagen das ich im Lauf der Jahre auf jedem einzelnen der Bäume einmal hinaufgeklettert bin und nicht einmal runtergefallen bin. Ich habe auch nicht ein einziges mal einen Ast abgebrochen. Der King ist man dann gewesen wenn man in der Zeit wo die Kastanien reif waren auf einen der Bäume geklettert ist und durch schütteln der Äste oder mit Nachhilfe eines Stocks massig Kastanien nach unten beförderte. Unten standen dann meist viele Kinder mit Tüten und Körben und haben die Kastanien gesammelt. Viele haben sie dann an die Tiere der umliegenden Bauernhöfe verfüttert und einige auch an den Münchner Tierpark überreicht. Einige der Kinder bastelten mit Zahnstochern oder Zündhölzern lustige Kastanien-Tiere. Ich hab immer jedes Jahr ein paar mitgenommen und aufgehoben.
Bei der Gelegenheit fällt mir ein, wenn man auf dem Baum sass und schüttelte, dann konnte man es natürlich auch so einrichten das eine Ladung Kastanien nach unten fiel wenn direkt unter dem Ast jemand stand den man nicht besonders mochte. Denn so eine Kastanie in der Schale hatte schon eine gewisse Wirkung wenn sie aus ein paar Metern Höhe auf irgendwelche Köpfe gefallen ist :-)  Manchmal haben wir auch so schöne Kastanienschlachten veranstaltet. Das es eigentlich gar nicht so ungefährlich war wenn man mit Kastanien um sich wirft, das war uns damals nicht klar. Mancheiner bekam eine fliegende Kastanie an den Kopf. Und rund um den Pfanzeltplatz waren auch die Strassen. Und auf diesen Strassen war eigentlich immer was los. Und so mancher harmlose Autofahren bekam eine oder mehrere Kastanien gegen die Scheibe oder das Blech des Autos. Klar das manche nicht so begeistert davon waren wie wir :-) Allerdings ging durch die Kastanienwürfe weder eine Fensterscheibe noch eine Autoscheibe noch das Glas einer der Laternen kaputt.

Die Sommermonate damals in Perlach, so ab Mitte der 1960ger Jahre gesehen, waren noch so richtig schöne heisse Sommer. Meistens liefen wir barfuß durch die Gegend.
Die Gullideckel und die Kanaldeckel waren brütend heiß von der Sonne und wenn man drauflatschte dann blieb man nur sehr kurz drauf stehen so heiß waren diese Deckel. Sogar der Teer an manchen Stellen der Strassen und Wege war von der Sonne so aufgeheizt das man mit den Fingern etwas davon rauskratzen konnte. Das taten ich und mein Spezl auch recht gern. Was aber keiner von uns bedachte, der Teer wurde ja irgendwann wieder hart und musste unter den Fingernägeln wieder raus. Das wurde dann daheim mit der Wurzlbürschtn erledigt. Die hatte schon eine gewisse Reinigungskraft. Mit der wurde im Lauf der Jahre mehrmals ein sogenannter Bamhackl von gewissen Körperstellen entfernt.
Die Entfernung des selben wurde meist vom Vater erledigt und da bekam selbst der härteste Knabe feuchte Augen. Zugegeben hat es allerdings nie einer von uns.
Die Wintermonate damals waren auch noch so richtige Winter wo es saukalt war und viel Schnee gab. An den Dachrinnen hingen Eiszapfen und wenn man irgendwo hingespuckt hat und ein paar Stunden später nochmal hingeschaut hat, dann war das festgefroren. Und der Hachinger Bach hatte in den Wintermonaten kein Wasser. Irgendwann kurz vor Wintereinbruch wurde das Wasser irgendwo abgestellt und im Bachbett fand man nur noch die gefrorenen Reste des Wassers und den hineingefallenen Schnee.  Und natürlich all den etwas schwereren Abfall den so mancher Autofahrer aus dem Fenster und so mancher Fußgänger übers Brückengeländer geworfen hat.
Zu den Sommern und Wintern und den Erlebnissen werde ich später dann noch mehr erzählen.

Das berühmte Eckhaus am Pfanzeltplatz in dem ich und mein Spezl wohnten ist eins der ältesten Häuser von Perlach. Auf dem Dach sind viele Türmchen die teilweise an eine Ritterburg erinnern. Ich wohnte damals in der Hausnummer 25 und mein Spezl in der Hausnummer 23. Ganz am Anfang hatte das Haus die Adresse Pfanzeltplatz 16 in 8 München 56. Irgendwann kam dann ein schlauer Bürokrat auf die Idee, das man das ändern muss, denn der Eingang ist ja eigentlich nicht am Pfanzeltplatz sondern in der Josef-Beiser-Strasse. Da hatte er zwar recht, aber die Umbenennung war damals gar nicht so gerne gesehen von den Mietern. Zum einen war der Name Josef-Beiser-Strasse viel länger wie Pfanzeltplatz und zum andern wars einfach ungewohnt wenn man plötzlich eine andere Adresse hatte obwohl man noch genau da wohnt wie vorher auch.  Abgesehen davon wusste ich lange nicht wer dieser Josef Beiser eigentlich war. Wichtig musste er gewesen sein, denn sonst ätte man ja keine Strasse nach ihm benannt.
Zur Info: Josef Beiser gehörte zu einer der gut bestückten Familien aus Perlach, aus der auch mehrere Bürgermeister "entsprangen".

Sowohl die Nummer 23 wie auch die Nummer 25 hatten beide 3 Stockwerke, einen Keller und einen Speicher. Damals wars üblich das man u.a. Brennholz, Briketts und Kartoffeln im Keller gelagert hat und das man im Speicher seine Wäsche aufgehängt hat. Im Hinterhof gabs auch noch zwei Plätze mit Wäscheleinen wo manchmal im Hochsommer die Wäsche aufgehängt wurde. Geklaut wurde soweit ich mich erinnere nie etwas. Das Treppenhaus war bei beiden Hausnummern sehr ähnlich und doch irgendwie völlig unterschiedlich. Im Haus 25, also da wo ich wohnte, wars eine Treppe aus kräftigem, braunen Holz, immer schön gewischt und gebohnert. Ein kunstvoll geschwungenes Treppengeländer aus Eisen, weiss angemalt, welches die durchgehende Holzstange mit der eigentlichen Treppe verband. Diese durchgegende Holzstange reichte vom 3.Stock (wo in beiden Häusern der Speicher war) bis runter ins Erdgeschoß.
Von einem Stock zum anderen gings relativ steil runter und da wo an den jeweiligen Stockwerken die einzelnen Wohnungstüren waren, da wars dann vorbei mit der Steilheit.
Deswegen konnte man leider nicht durchgehend vom Speicher bis ins Erdgeschoss an der Stange runterrutschen sondern nur immer von einem Stockwerk zum nächsten. Angefangen hatte man ganz am Anfang, sozusagen als Amateurstiangglandaowerutscha (Stiegengeländerhinabrutscherneuling) :) irgendwo in der Mitte der Holzstange zwischen 1.Stock und Erdgeschoß. Irgendwann traute man sich dann zu das man vom 1.Stock aus runterrutschte. Aufpassen musste man in den Kurven. Da gabs in jedem Stockwerk 2 zu überwinden wenn man runterrutschen wollte. Denn rutschte man zu schnell runter, dann hatts schon sein können das man beinahe vom Geländer runtergefallen wäre, allerdings immer in Richtung Treppe. Und wenn man zu stark abgebremst hat dann ist man auf der Stange praktisch stehengeblieben und es hat leicht sein können das man dann das Gleichgewicht verliert und runterfällt oder das man sich an den Händen die Haut aufreibt. Eine gewisse Übung hats also schon gebraucht. Irgendwann haben es dann sowohl ich wie auch mein Spezl geschafft auch vom 2.Stock runter zu rutschen. Das konnte man aber nur dann machen wenn man absolut sicher war das keiner der Hausbewohner seine Wohnung verlässt, denn da hats dann schon ziemliches Geschimpfe und Geschrei gegeben, weil es hätt ja sein können das der Bua owefoid und hi is :) Wie gesagt, owegfoin ist keiner und großartig verletzt hat sich auch keiner und draufgegangen ist dabei erst recht keiner. Die einzigen die Probleme damit hatten waren die Hausbewohner, speziell die Eltern und die Leute die sich ja sowieso immer und überall einmischen mussten. Solche gabs auch damals schon :-)

Eine weitere Spezialität von uns Kindern war das sogenannte Treppenrutschen. Hier konnte man problemlos im 3.Stock anfangen denn es war so gut wie unmöglich das hier jemand runterfallen kann. Die Treppe vom 3. in den 2.Stock war allerdings ungeeignet fürs Treppenrutschen. Das Holz dieser Treppe war irgendwie so komisch grau und rutschig wars auch nie. Vielleicht lags daran das die Treppe zwar jede Woche (meist am Samstag) gewischt, aber nie gebohnert wurde. Am besten waren jedenfalls die Treppen vom 2. in den 1. und vom 1. ins Erdgeschoß zum Rutschen geeignet. Die besten Rutscher konnte man hinlegen wenn man lange Hosen anhatte. Mit kurzen Hosen war die Gefahr das man sich die Unterseite des Oberschenkels oder die Arschbacken aufreibt. Und so eine Verletzung hält lange an, vor allem im Sommer wenn man doch immer ein bissl schwitzt. Bei kurzen Hosen musste man in einer komischen Haltung rutschen und man knallte bei jeder einzelnen Stufe dermassen auf den Hintern das es keinen Spaß gemacht hat. Bei langen Hosen und bei frisch gebohnerter Treppe konnte man schon ordentliche Geschwindigkeiten erreichen. Mein Spezl, der Karli, war schon als Kind etwas mopsiger wie ich. Dem machte es weniger aus wenn er zehn oder zwanzig mal mit dem Hintern auf den Stufen aufschlug. Lustig war auch, das jeder von uns seine spezielle Lieblingsstufe hatte. Ich weiss es klingt blöd, aber so war es nun mal. Mir haben immer die am besten gefallen die in der Ecke waren. Keine Ahnung warum. Und es war bei uns ein ungeschriebenes Gesetz das sich keiner auf die Lieblingsstufe des anderen setzte wenn er nicht ausdrücklich dazu aufgefordert bzw eingeladen wurde.
Ganz unten am Ende des Treppengeländers war in beiden Häusern so eine Art Metallkugel angebracht, die scheinbar das Ende der Treppe signalisieren sollte. Ich kann mich noch genau daran erinnern wie ein Kind welches damals zufällig anwesend war wie wir beim Geländer runtergerutscht sind, auch rutschen wollte. Es war ein Junge der schon etwas älter war wie wir. Der rutschte völlig falsch hinunter. Wir sind ja immer mit dem Rücken nach hinten, also mit dem Arsch in Richtung Erdgeschoss, gerutscht. Der Junge rutschte andersrum hinunter und knallte dann voll gegen die Abschlußkugel unten am Geländer. Der fing schon zu weinen an wie er noch auf dem Holzbalken sass.  Ganz langsam stieg er dann runter und jammerte und wie dann jemand aus einem der Hintertüre eines Geschäfts rauskam, da haute er ab. Mein Spezl hat das seinem Vater erzählt und am nächsten Tag hat er mir dann erzählt das sein Vater gesagt hat das bei sowas die Eier kaputtgehen. Naja, mit sowas kannten wir uns damals noch nicht aus.
Die Treppen im Haus 23 waren auch recht gut zum Rutschen geeignet. Aber auch da wars so das die vom 3. in den 2. Stock ungegeignet war. Interessant war auch, das sich die Hausbewohner in der Nummer 23 eher aufgeregt haben wenn wir Treppengerutscht sind als wie die Bewohner vom Haus 25. Das Treppengeländer vom Haus 23 war dem vom Haus 25 sehr ähnlich. Von der Farbe des Holzes gabs Unterschiede und irgendwie auch ganz leicht von der Art des geschwungenen Eisens vom Geländer. Auch die Eingangstüren in die Wohnungen waren irgendwie anders. Jedenfalls haben wir uns als Kinder oft viele Stunden mit Geländerrutschen oder Treppenrutschen vertrieben.

In beiden Teilen des Hauses waren speziell die Keller und die Speicher interessant.  Im Speicher vom 23ger Haus war ich im Höchstfall fünf mal drin. Ich erinnere mich nur noch daran das einige Wäscheleinen gespannt waren und im hinteren Bereich des Speichers einige durch Holzlatten aufgeteilte Abteile waren. Der Keller im 25ger Haus war sowieso viel interessanter. Die Eingangstüre war aus schwerem, weiss angemalten Holz mit zwei Fenstern drin. Die Steintreppe führte mit einer Linkskurve und einer Rechtskurve ins Kellergewölbe hinab. Der Keller allgemein war zwar nicht besonders groß, aber trotzdem sehr geräumig. Jede Wohnung hatte ein Kellerabteil. Dazu noch irgendein Abteil für die Hausmeisterei, ein paar Schächte für den Kaminkehrer und ein etwas größerer Raum der mit einer dicken Eisentür verschlossen war. An der Eisentür war kein normales Schloß. Es gab zwar ein Loch für den Schlüssel, aber interessant war ein großes, eisernes, schon gut angerostetes Rad das in der Mitte der Türe war. Meine Oma hat mir erklärt das dies ein Luftschutzraum war wenn im Krieg (also im 2.Weltkrieg) die Flieger Bomben abgeworfen haben. Dieser Raum war hochinteressant. Schon deswegen weil er dauernd verschlossen war. Bei jeder Gelegenheit die sich ergab ging ich mit hinunter in den Keller und hab überprüft ob die Türe offen ist.
Bei uns im Keller wurden damals Brennholz, Kohlen und Briketts gelagert. Meine Oma hatte ganz am Anfang auch noch einen großen Sack Kartoffeln unten, aber wie sie festgestellt hat das die aus irgendeinem Grund zum Schimmeln angefangen haben, da hat sie die Kartoffeln schimpfend weggeschmissen und seitdem lag nichts essbares mehr in unserem Kellerabteil. Besonders schön fand ich es den Berg von Kohlen und Briketts raufzuklettern um dann von unten durch das Gitter des Kellerfensters nach oben zu schaun. War klar das bei solchen Klettereien so manche Hose etwas schmutzig wurde :-)
So allgemein gesehen war der Keller ein seltsamer Ort. Als Kinder bekamen wir so manche Geschichten zu hören die sich angeblich da unten abgespielt haben.
Wie gesagt, das Haus war schon an die hundert Jahre alt, ebenso der Keller. Hier sei auch erwähnt, das ich nach neuesten Informationen einer interessierten Leserin, bekannt geben kann, das jenes Haus im Jahre 1899 fertiggestellt wurde.

Mancher hat erzählt das vor langer Zeit da unten ein Sandler, ein Gammler, also ein Obdachloser oder ein Vagabund oder wie immer man es nennen möchte, in einer dunklen Ecke eingeschlafen ist. Er schlief so fest und lag so im dunklen das die Maurer die dort einige Ausbesserungsarbeiten machten ihn nicht sahen und schlafend einmauerten. Und immer wenn man in der Nacht irgendwelche Klopfgeräusche hört, dann ist es der Gammler der versucht aus seinem steinernen Gefängnis zu entfliehen. Wir haben die Geschichte nie geglaubt. Allerdings gabs in der Tat eine Mauerfläche im Keller, die irgendwie anders klang wenn man mit der Faust dagegenhaute. Und ein damals schon sehr alter Hausbewohner hat sogar bestätigt das vor langer Zeit  die Keller von Haus 23 und Haus 25 miteinander verbunden waren und aus irgendeinem Grund dann getrennt wurden. Jedenfalls bewirkte die Geschichte das der Keller zwar interessant war, aber man trotzdem irgendwie Schiß hatte alleine hinunter zu gehen. Zu zweit sahs schon wieder anders aus. Manchmal gingen ich und mein Spezl hinunter. Und manchmal wenn er vorausging bin ich schnell umgedreht, die Treppe rauf, das Licht aus und die Tür zu :-)
Das haben wir auch gerne gemacht wenn sich der Hausmeister oder irgendein Hausbewohner unten im Keller befand ;) Irgendwann wurde dann unten im Keller noch ein zweiter Lichtschalter eingebaut. Spinnen gabs da unten auch einige, von ziemlich kleinen bis zu echt fetten schwarzen, die gerne an der Decke gehangen sind. Damals hatte ich noch die volle Panik vor Spinnen und immer wenn jemand zu mir gesagt hat das ich eine Spinne auf dem Kopf oder auf der Kleidung hatte, da bekam ich Panik. Es war zwar nur Spaß, aber trotzdem fühlte ich mich dabei immer sehr unwohl.  Seltsam an der Keller-Geschichte ist, das noch heute, über 40 Jahre später, ich mich im Traum oft in diesem Keller befinde und durch irgendwelche dunklen Gänge und Treppen wandere und irgendwelche Stimmen höre und auch die Schritte irgendwelcher Leute. Es ist nicht direkt ein Alptraum, aber komisch finde ich es trotzdem.

In den 1960gern befand sich der Hauseingang direkt an der Josef-Beiser-Strasse. Es war eine der damals durchaus üblichen Haustüren, eine Kombination aus Holz und Eisen, mit einem hochkant gestellten, quadratischen Fenster in der Mitte vor dem ein eisernes X montiert war. Die Türklinke war ein schweres Messingteil, bei dem man echt was in der Hand hatte. Über der Türe war ein sogenanntes Oberlicht, das sowohl im Sommer wie auch im Winter meistens gekippt war. Direkt hinter der Türe waren die Briefkästen. Fünf oder sechs Briefkästen waren es. Jede Wohnung hatte einen Briefkasten unten hängen und direkt an der Wohnungstüre war auch noch ein sogenannter Briefkastenschlitz. Fast die komplette Post landete allerdings unten in den Kästen. Es waren große Briefkästen von denen jeder einen Klappdeckel oben hatte.  Es waren alles unterschiedliche Kästen, also nicht diese sterilen Briefkastenelemente wie man sie heute kennt. Jeder Briefkasten hatte vorne ein Namensschild und mancher Hausbewohner deponierte im Briefkasten seinen Ersatzschlüssel für die Wohnung. Die Angst das jemand den Schlüssel klaut und dann in die Wohnung einbricht gab es damals nicht. Bis zu dem Tag wo an einem Samstag in aller Herrgottsfrühe jemand versucht hat die Hintertüre von der Metzgerei aufzubrechen. Die Tür war sehr stabil und mehr wie eine Menge Holz im Bereich des Schlosses und der Klinke rauszubrechen hat der Einbrecher nicht geschafft. Damals waren die Hausbewohner noch aus anderem Holz geschnitzt und es war völlig normal das einige im Schlafanzug oder im Nachthemd im Hausgang standen und laut riefen und somit den Einbrecher in die Flucht geschlagen haben. An dem Vormittag war dann recht viel los im 25ger Haus. Die Polizei war da und alles war sehr wichtig und sehr interessant und auch ich wurde von einem Polizisten gefragt ob ich was gehört oder gesehen habe. Ich glaube zwar nicht das ich irgendwelche wichtigen Informationen abgegeben habe, aber trotzdem nahm der Polizist alles sehr ernst was ich gesagt habe und er hat sich auch etwas aufgeschrieben. Die Sache mit dem Einbruch war dann recht lange ein Gesprächsthema. Und bis heute weiss ich nicht ob der Täter jemals gefasst worden ist. Jeder hatte so seine Vermutungen, aber etwas genaues hat niemand gewusst. Jedenfalls hat dieser Einbruchsversuch im Haus für ein paar Veränderungen gesorgt. Die Wohnungstüren wurden alle besser gesichert, jeder baute irgendwelche Zusatzschlösser ein, die beiden Hintertüren zu den Geschäften wurden zusätzlich mit zwei stabilen Eisenstangen gesichert und sogar die ganz hinten, die fast unsichtbare Eistruhe vom Cafe Edlbauer wurde mit einem dicken Schloß auch tagsüber gesichert. Und die Leute im Haus wurden mistrauischer gegenüber Leuten die sie nicht kannten. 

Einige Zeit später wurde dann im Erdgeschoss des Hauser einiges umgebaut. Die vertraute Eingangstüre kam weg, das Oberlicht auch, ebenso die Briefkästen und da wo der Hauseingang war wurde alles zugemauert und ein großes Fenster mit Milchglas kam hinein. Der Hauseingang wurde auf die Rückseite des Hauses verlegt und eine Klingelanlage wurde eingebaut. Vorher hatte zwar jeder Bewohner neben der Haustüre, meist im Türstock, eine Klingel, aber unten an der Eingangstüre waren nur ganz wenige. Die meisten haben eh nie funktioniert, aber das hat keinen gestört. Mit der neuen Klingelanlage sah es schon anders aus. Jeder Mieter bekam eine eigene Klingel, dazu ein mit Plastik abgedecktes Namensschild und sogar ein Extra-Knopf für das einschalten der Treppenhausbeleuchtung wurde mit eingebaut. Und ein Lautsprecher war auch unten in der Anlage. In jede Wohnung wurden Kabel gezogen und jeder bekam eine Sprechanlage mit Türöffner eingebaut. Soweit ich mich erinnere hat von diesen Anlagen allerdings nie eine funktioniert :-)
Eine neue Eingangstür kam her, aus braunem Holz, ohne Sichtfenster zum durchschaun, ohne schöner goldfarbener Türklinke. Und so mancher lief übern Tag verteilt schimpfend durchs Treppenhaus wenn unten jemand geklingelt hat. Man musste jetzt runterlaufen und nachschauen wer geklingelt hat. Besonders angenehm war das für ein paar ältere Hausbewohner, die vom 1.Stock bis zur Türe locker 5 Minuten gebraucht haben. Das war das was man damals Fortschritt nannte. Einzig die Briefkästen blieben noch die alten.
Doch auch hier kamen im Lauf der Zeit Einheitsbriefkästen her und jeder hatte den selben Briefkasten. Und etwas kleiner waren die auch und so kam es, das mancher Postler größere Briefe oder Kataloge einfach unten am Boden vor dem Briefkasten ablegte, falls er überhaupt ins Haus reinkam, denn die Generalschlüssel die mancher Postler heute hat, die gabs damals nicht. Einen Vorteil hatte der neue Eingang allerdings. Man war jetzt wesentlich schneller an den Mülltonnen als wie vorher. Vorher musste man um zwei Ecken ums Haus gehen um zu den Mülltonnen zu kommen. Das waren damals einzelne Tonnen, etwa 10 Stück dürften an unserm Haus hinten gestanden haben. Die waren sowohl für die Bewohner von Haus 25 wie auch von Haus 23. Auch die vom Haus gegenüber, bei denen der Zugang zu den Wohnungen durch unseren Hinterhof führten, leerten ihre Abfallkübel in diese Tonnen. Über den Tonnen war ein uraltes schwarzes Blechdach. Als kleine Kinder liefen, standen, saßen wir oft auf diesem Blechdach. Zum einen wars im Sommer angenehm warm und trotzdem irgendwie im Schatten, zum anderen bekam man immer schnell mit wenn jemand etwas wegwarf das man vielleicht noch brauchen konnte.  Mit dem neuen Hauseingang kam auch das altbekannte Mülltonnendach weg und die Tonnen wanderten direkt an die Trennmauer zwischen der Zufahrt von Haus 25 und dem Hinterhof von Haus 23. Irgendwann kam dann jemand auf die Idee das diese alten Mülltonnen die Gegend verschandeln und sie kamen weg und wurden ersetzt durch drei Großraummüllcontainer mit Klappdeckel und Rädern. Zuerst waren die Dinger sehr gewöhnungsbedürftig, aber schon bald stellte man fest, das man hier viel einfacher größere Müllteile reinwerfen konnte als wie in den kleinen.
Nachteil war, das ja viele der Hausbewohner Holz- und Kohleöfen hatten, die auch massig Asche produzierten. Und jeder schüttete natürlich seine Aschebehälter in die Tonnen rein und wenn dann jemand seinen normalen Abfallkübel ausleerte dann staubte es gewaltig in der näheren Umgebung der Mülltonnen und so mancher Abfallentleerer grantelte vor sich hin. Die Müllmänner kamen ab da auch mit einem anderen Lastwagen, aber es war noch immer so interessant zuzuschauen wie die Tonnen entleert wurden wie vorher ;)

In den ganz frühen 1970ger Jahren wurde im 1.Stock unseres Hauses ein weiterer Umbau gemacht. Die Wohnung rechts von der Treppe wurde etwas verkleinert und eine neue Mauer wurde eingezogen. Neben dem Lichtschalter fing man an ein riesiges Loch in die Wand zu haun und es gab mächtig Krach und Dreck im Haus. Nachdem alles fertig war gabs im 1.Stock dann 3 Wohnungen. Die dritte Wohnung, also die ganz neue, war allerdings nur ein kleineres Zimmer, das nicht mal ein Klo oder ein Bad hatte. Der Mann der in dieses Zimmer einzog musste in der Wohnung rechts von der Treppe das Klo benutzen. Soweit ich weiss bekam die Bewohnerin dieser Wohnung dafür einen Nachlass bei der Miete.
Die Mieten waren damals übrigens recht niedrig, also wenn jemand 50 bis 75 Mark bezahlt hat im Monat, dann war das schon sehr viel. Dafür gabs aber auch kein Bad in den Wohnungen und das Geld das die Leute damals verdienten war bei weitem nicht soviel wie heute. Die Monatsmiete kassierte immer die Hausmeisterin oder wenn die krank war entweder ihr Mann oder die Hausmeisterin vom Haus gegenüber. Die kam dann immer und hat in ein sogenanntes "Mietbiachl" das Datum und den Betrag eingetragen und dann haben sowohl die wie auch meine Oma unterschrieben. Das wars auch schon. Konnte jemand nicht bezahlen dann man nächste oder übernächste Woche und hat dann kassiert. 

Damals hat man sich im Haus untereinander auch noch gerne gegenseitig mit etwas ausgeholfen wenns nötig war. Mal  brauchten die einen Mieter ein paar Eier, mal die anderen Mehl oder Zucker, es wurde nie lange rumgeredet, es war völlig normal sich untereinander zu helfen. Mal abgesehen von mir, meiner Oma, meinem Vadda und meiner Tante, lebten in den anderen Wohnung entweder ältere Ehepaare oder alleinstehende, ältere Frauen. Die Wohnung gegenüber der unsrigen gehörte damals zu der Metzgerei die sich unten im Erdgeschoß befand. Im ersten Stock wohnte auf der linken Seite ein älteres Ehepaar, die Machenschall hiessen. Der Mann ging täglich zur Arbeit und seine Frau war Hausfrau. Glaube ich zumindest, denn sie war immer daheim. Auf der rechten Seite wohnte eine ältere Frau die sehr oft Besuch von ihrer Enkelin hatte. Das war Frau Sroka. Meine Oma hat mir einmal gesagt das die aus dem Ausland kommt, weil ich gefragt habe wieso die so eine komische Aussprache hat. Mit den Machenschalls hatte meine Oma einen etwas engeren Kontakt. Sie unterhielten sich oft wenn sie sich im Hausgang trafen und manchmal waren sie auch gegenseitig zu Besuch in der Wohnung des anderen. Mir hat gefallen, das wenn ich bei denen in der Wohnung war der Blick aus dem Fenster völlig anders war wie bei uns im zweiten Stock. Viel näher, viel größer, viel gigantischer. Trotzdem hätte ich nicht um alles in der Welt unsere Wohnung gegen eine andere tauschen wollen.
Bei Frau Machenschall bekam ich öfters mal einen selbstgekochten Pudding. Sie war auch diejenige die sich immer am meisten aufgeregt hat wenn ich beim Stiegengeländer runtergerutscht bin. Oft hab ich bei ihr an der Wohnungstüre geläutet damit sie rauskommt und mich sieht wie ich runterrutsche. Sie hat dann immer geschimpft und ich hab gelacht. Mit Frau Sroka auf der rechten Seite hatte ich schon als Kind etwas engeren Kontakt. Sie war eine sehr nette Frau. Ich schätze das sie damals schon um die 60 Jahre alt gewesen sein dürfte.  Sie hatte helle, fast weisse Haare die immer mit einem Dutt zammgebunden waren. Irgendwie sah sie immer gleich aus. Meistens hatte sie eine Weste an und eine der damals üblichen Hausfrauenschürzen. Ich habe sie immer freundlich gegrüßt wenn ich sie gesehen habe und sie hat sich immer gefreut und gesagt, das ich ein recht netter Bub bin. Manchmal bekam ich von ihr auch Schokolade geschenkt.
Schokoladensorten gabs damals nicht so viele. Dafür waren die die es gab aber irgendwie besser wie die, die es heute so gibt, obwohl Sorten wie Milka und Sarotti auch damals schon zu bekommen waren. Mir persönlich hat Milka immer besser geschmeckt. Und dann gabs noch eine Schokolade die in einem schwarz-weiss karierten Papier eingewickelt war, da war vorne auch so ein kleiner Hund, ähnlich dem von der Süddeutschen Zeitung daruf. Die war von Suchard und hat auch sehr gut geschmeckt. Bei den Schokoriegeln hatte ich auch so meine Lieblinge. Damals gabs bereits "Milky Way, Mars und Bounty". Anfangs liebte ich den Milky Way, aber dann war der Mars mein Favorit und der ist es bis heute auch geblieben ;) Bounty mochte ich nie so recht weil man sich das Kokoszeugs immer zwischen die Zähne reingebissen hat. Und den Kokosgeschmack mag ich eh nicht so besonders. Den Kokosduft dagegen schon. Mein Vadda hat einmal eine Kokosnuss mitgebracht, die haben wir dann umständlich versucht aufzumachen und haben es nicht geschafft. Irgendwann hat mein Vater dann einen Hammer geholt und draufgehaun und auf war sie ;) Allerdings gut verteilt über den Tisch und die in der Nähe stehenden Sitzgelegenheiten. Geschmeckt hat sie mir trotzdem nicht.
Ob es auch schon Snickers gab weiss ich jetzt nicht, aber Snickers war auch kein Liebling von mir.  So nach und nach kamen immer neuere Schokoriegel oder ähnliches Zeugs auf den Markt. Eins davon hiess "Caramac". Eine flache, in orange gehaltene Aufreißverpackung mit einer flachen Tafel drin die stark nach Karamell geschmeckt hat. Anfangs konnte sich jeder an dem Zeugs blödfressen, irgendwann ist es mir zumindest dann bei den Ohren rausgehangen und ich konnts nicht mehr sehen. Irgendwann war Caramac dann verschwunden und kam etwa 20 Jahre später wieder auf den Markt. Und ja, so zwischendurch ziehe ich mir recht gerne wieder eins rein :-) Aber eigentlich bin ich jetzt etwas vom eigentlichen Erzählthema abgekommen, denn ich wollte ja von dem Haus erzählen in dem wir wohnten.

Über uns, also im 3.Stock, war (und ist noch immer) der Speicher. Der Speicher war damals so groß wie die die drunterliegenden Wohnungen je Stockwerk zusammen. Jeder im Haus hängte seine Wäsche auf und bewahrte irgendeinen Haufen Zeugs in Kisten und Kartons und Koffern verpackt drin auf, obwohl es eigentlich damals schon verboten war wegen eventueller Brandgefahr. Gebrannt hat es da oben allerdings nie, zumindest nicht in den von heute ab zurückgerechneten 48 Jahren. Für uns Kinder war der Speicher natürlich hochinteressant. Die Holzbalken haben natürlich zu Kletterkünsten animiert und die Aussicht aus den Speicherfenstern war super. Bei Fön hatte man einen erstklassigen Gebirgsblick, der heute übrigens schamlos in manchen Mietangeboten erwähnt wird und dafür extra abkassiert wird. Im Speicher waren ausser Wäsche und Koffern auch noch andere interessante Dinge, wie z.b. der Verteilerkasten der Hausantenne. Auf dem Dach stand eine ganz normale Antenne wie sie damals auf jedem Hausdach teilweise mehrfach vorhanden waren. Die, die wir hatten war eine recht gute Antenne, denn wir konnten damals auch die beiden österreichischen TV-Programme empfangen, und zwar ohne Flimmern oder sonstiger Störungen. Ich erinnere mich, wie ich einmal auf die Idee kam einige Stecker aus dem Kasten zu ziehen und wo anders wieder reinzustecken. Die Wirkung stellte sich dann ab dem späteren Nachmittag ein, wenn die ersten Bewohner ihre Fernseher eingeschaltet haben.
Damals wars übrigens so, das die Programme meist erst gegen 16 Uhr anfingen, meist mit einer Programmvorschau für den aktuellen Tag und dann kamen erst einmal Nachrichten. Ausnahme war das 3.Programm, wo manchmal schon ab 7 Uhr früh das sogenannte "Telekolleg" gesendet wurde und das damalige Schulfernsehen. Ich hab das allerdings so gut wie nie angeschaut weils für mich zumindest damals recht uninteressant war. Auf den beiden ORF-Sendern gabs manchmal auch schon ab 9 Uhr früh was zu sehen. Das war damals das sogenannte Schichtarbeiterprogramm. Da sieht man, das die Österreicher schon damals weit voraus waren im Gegensatz vom Deutschen Fernsehen. Sendeschluß war meist so gegen Mitternacht, im ARD manchmal auch schon vor 23 Uhr. Kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Der ORF sendete auch oft am Nachmittag Kindersendungen oder Spielfilme. In den Schulferien, also in den österreichischen Schulferien, gabs den ganzen Nachmittag Sendungen für Kinder und wenn im ORF Sendegebiet das Wetter recht schlecht war, dann gabs schon ab Vormittag Kindersendungen. Das war das sogenannte Regenbogen-Programm des ORF. Der ARD bei uns was das wurscht. So kams das ich als Kind eigentlich alle ORF-Sendungen recht gut kannte und mir auch die Moderatoren des Senders gut bekannt waren. Das Highlight war immer die Kaschperl-Sendung. Da wars immer recht lustig und zu gewinnen gabs auch immer was. Ich hab jede Woche eine Postkarte hingeschickt, aber nie was gewonnen. Aber zum Thema Fernsehen damals schreib ich später noch einiges, jetzt kommen wir zurück in den Speicher :-) 

Sehr interessant war auch die Dachluke ganz oben, wie soll ich sagen, an der Decke des Speichers. Eigentlich gab es zwei davon, die eine war ganz in der Mitte des Raums, natürlich auch oben, aber unerreichbar. Nur der Kaminkehrer hatte eine geeignete Leiter mit der er da hinkam. Die andere war von der Türe aus gesehen rechts hinten. Oben auf dem Speicher stand noch eine große Leiter, komplett aus massivem Holz. Als Kinder mussten wir mindestens zu zweit sein um diese Leiter überhaupt bewegen zu können. Und selbst da war es eine Höchstleistung die auch nur 1 Meter zu verschieben. Einmal waren wir zu viert und da haben wir es geschafft. Da man die Speichertüre nicht zusperren konnte, haben wir die Regina aus dem Blumengeschäft sozusagen Schmiere stehen lassen. Und wir vier Jungs haben dann die Leiter an einen Holzbalken gelehnt damit sie so steht das man raufklettern und an die Dachluke kommt. Mein Spezl stieg als erster rauf. Es war ganz schön hoch. Die Wände in den Wohnungen hatten durchschnittlich 3,50 bis 4,50 Meter Höhe. Der Speicher war natürlich noch höher wegen dem Dach. Der Spezl zitterte ganz schön was zusammen auf der Leiter, dann werkelte er an der Luke herum, bekam sie aber nicht auf.
Für zwei Leute war die Leiter etwas zu klein. Also haben wir alles stehengelassen wie es war und haben uns fest vorgenommen das wenigstens einer von uns irgendwann mal aufs Dach klettert und dann mit einer Kreide oder einem Stift seinen Namen hinkritzelt damit ein anderer auch sehen kann das er wirklich auf dem Dach war. Doch bis es soweit war sollte es noch einige Zeit dauern. Dazu dann später mehr ;)

So, die letzte Wohnung in dem Haus wär dann die wo wir gewohnt haben. Es war eine 4 Zimmer Wohnung mit einem langen Gang und Klo. Die Eingangstüre hatte noch so ein richtig schönes altes Türschloß mit einem großen Schloßkasten und einer komplizierten Mechanik. Das sah man aber nur von innen, denn von aussen war nur das Schlüsselloch zu sehen.
Das waren Türschlösser die noch so richtig stabil waren. Gleich rechts neben der Tür, bzw teilweise sogar über der Tür, war der Stromzähler. Ein recht großer schwarzer Kasten mit weissen Verschraubungen in denen diverse Sicherungen waren. Und dann noch so ein silberfarbenes Dings mit einem roten Laufstreifen, welches alles hinter einem Sichtfenster war.
Zu dem Dings gehörte noch ein zehnstelliges Nummerndisplay. Da wurden die Kilowattstunden zusammengerechnet. Und das silberne Dings mit dem roten Laufstreifen war so eine Art Rädchen mit einer roten Markierung. Je mehr elektrische Geräte in der Wohnung eingeschaltet waren, umso schneller drehte sich das Rädchen und der rote Streifen. Ich konnte mich damals lange damit beschäftigen herauszufinden mit welchen Geräten man die Drehung dieses Rädchens stark erhöhen kann. Solche Versuche konnte ich allerdings nur machen wenn entweder niemand daheim war ausser mir, oder wenn gegen Abend dann alle vorm Fernseher hockten. Ein- oder zweimal im Jahr kam dann ein Mann mit einem dicken Block und hat die Zahlen hinter dem Sichtfester abgeschrieben. Das war der Mann vom E-Werk, also der Stromableser, wie wir damals gesagt haben. Telefon haben wir damals noch keins gehabt. Das war eigentlich gar nicht so normal das jeder Haushalt ein Telefon hatte. Ich glaube, wir haben unseres erst so gegen Ende der 1960ger Jahre bekommen. Die Eltern von meinem Spezl hatten ihres schon etwa 1 Jahr früher bekommen, aber das waren ja auch hauptberuflich Geschäftsleute. Wenn von uns einer telefonieren wollte, dann ist er entweder zur Telefonzelle gegangen oder zur Post oder hat unten in der Metzgerei oder im Cafe telefoniert.

Natürlich war das Telefon von den Eltern vom Spezl sehr interessant. Wir haben oft damit rumgespielt und irgendwelche Nummern gewählt und uns dann amüsiert wenn sich der andere am andern Ende der Leitung aufgeregt hat. Was wir allerdings nicht wussten war, das der Vater vom Karli eine Art Doppelanschluss hatte. Mit anderen Worten: Wenn in der Wohnung jemand den Höhrer abgenommen hat, dann hat unten im Geschäft ein Lämpchen geblinkt oder geleuchtet und signalisiert das die Leitung belegt ist. Was wir ebenfalls nicht wussten war, das dem Karli sein Vater auch mithören konnte wenn wir unsere Sprüche ins Telefon abgelassen haben. Endergebnis war dann eines Nachmittags, das er plötzlich hinter uns stand und sich furchtbar aufgeregt hat und dem Karli eine runtergehaun hat und mich heimgeschickt hat. Der Karli hat dann ein paar Tage Hausarrest bekommen und das Telefon an der Wählscheine ein kleines Schloß. Irgendwann war dann wieder alles ok und ich war wieder einmal beim Karli in der Wohnung und da stellte sich dann raus, das wir etwas wussten was dem Karli sein Vater nicht wusste. Wenn man nämlich in unregelmässigen Abständen mit dem Finger auf die Telefongabel gehaun hat, dann war das so wie wenn man eine Nummer wählt und eine Verbindung wurde aufgebaut. Allerdings hatten wir keine Ahnung wohin der Anruf ging. Und so kams das sich dem Karli sein Vater wieder aufgeregt hat wie er die Telefonrechnung bekommen hat :-) Der Rest war wie gehabt, a drumm Schelln fürn Buam und ein paar Tage Hausarrest. Naja, Eltern eben.
Schuld war übrigens immer ich, denn der eigene Sohn wäre ja nie auf solche Ideen gekommen, das war ja immer ich der ihn zu sowas angestiftet hat. Jaja, wenn der Mann gewusst hätte. Aber das weiß er schätzungsweise bis heute noch nicht :-)
Wie dann wir unser Telefon bekommen haben hat sich die Geschichte übrigens sehr ähnlich wiederholt. Die erste Telefonrechnung hat meinen Vater fast aus den Socken gehoben.
Er hat zwar auch ein bissl herumgeschimpft, aber er hat sich schnell wieder beruhigt und ich bekam weder Watschn noch Hausarrest noch wurde der Karli weggeschickt.
Das war der Unterschied zwischen unseren Vätern. Aber dazu dann später auch mehr, denn so kleine Geschichten zum Thema Söhne und Eltern kommen hier noch öfters vor.

Wenn man nach links gegangen ist, also den Gang entlang, dann stand da eine rot-weisse Garderobe mit einem Spiegel an der Tür. Die Garderobe war mal im Zimmer von meiner Tante, aber die hat sich dann irgendwann eine neue gekauft und die gebrauchte wurde dann in den Gang gestellt. Das war recht praktisch, denn darin konnte man ausser den Klamotten auch noch einiges an Kruschzeugs verstaun. Soweit ich mich erinnere war da auch das Schuhputzzeugs drin und so manches Putzmittelchen. Am Ende des Gangs war das Waschbecken. Wie damals gar nicht so unüblich war das Waschbecken aus irgendeinem Metall und recht groß und rechteckig. Der Wasserhahn war bestimmt einen halben Meter über dem Waschbecken und es gab auch nur kaltes Wasser. Zur damaligen Zeit gabs auch noch viele Wohnungen in denen gar kein Wasseranschluß drin war. Da gabs in jedem Stockwerk ein Waschbecken das die Bewohner des jeweiligen Stockwerks benutzt haben. Wenn bei uns jemand warmes Wasser brauchte, also z.B. zum Haarewaschen, dann wurde ein großer Topf mit Wasser gefüllt und auf dem Ofen erhitzt. Wenn das Wasser dann eine angenehme Temperatur hatte, dann wurde mit einer Kanne oder einer Schüssel Wasser entnommen und dem Haarwäscher über den Kopf geschüttet. Jener stand natürlich nicht einfach so da sondern hatte den Kopf über das Becken gebeugt. Jeden Samstag und/oder Sonntag war Badetag. Badewanne hatte fast überhaupt keine Wohnung in Perlach eingebaut. Meistens hatte jeder eine große Plastikwanne, die wieder mit heißem Wasser gefüllt wurde. Diese "Badetage" waren so richtig Kult, mir hats immer sehr gut gefallen. Danach hat man sich den Schlafanzug angezogen und auf die Couch gehockt und in den Fernseher gegafft. Bei der Gelegenheit sei noch erwähnt, das die Samstagabende vorm Fernseher wesentlich interessanter waren als wie heute.
Links hinten am Ende des Gangs war dann die Türe zum Klo. Das Klo war damals schon sehr geräumig und nicht so ein kleiner Raum wo man Platzangst bekommt. Ich schätze mal das die Entfernung von der Tür bis zur Kloschüssel bestimmt 6 Meter waren. In dem Raum stand auch noch eine sogenannte Stellage (a Schdellasch) wo alles mögliche an Zeugs aufbewahrt wurde. Die Winterstiefel, Putzeimer, Besen und lauter so Zeugs was man nicht so oft braucht. Das Klo selber war auch beste Qualität. Der Spülkasten war fast unter der Decke, natürlich auch aus irgendeinem Metall, daran hing eine lange Metall-Gliederkette an deren Ende ein Holzgriff war. Daran gezogen schoss das Wasser die gut 3,50 Meter durch das Rohr herunter und hatte eine enorme Schubkraft. Oder wie meine Oma immer gesagt hat "Mit dem Heisl schiabts da de grässdn Heiffa owe" :-)
Es war einfach ein brauchbares Qualitätsklo. Einfach, aber genial.
Schräg überm Klo war dann noch das Klofenster. Ein einfaches Fenster mit einem weissen Rahmen und einem schwarzen Verschluß. In diesem Klo an diesem Fenster hab ich übrigens mit 7 Jahren meine erste Zigarette geraucht :-) Bei der Stellage die noch drinstand wars auch sehr verlockend oben raufzuklettern, also praktisch der Stellage aufs Dach zu steigen. Da konnte man als interessierter Jüngling dann zuschauen was sich in dem Wasserkasten abspielt wenn man den Abzug betätigt hat. Das praktische an der Sache war ja, das man nicht unbedingt am Griff unten ziehen musste, man konnte auch den Metallbügel oben im Wasserkasten runterdrücken und hatte den selben Erfolg. Im Wasserkasten drin war so ein ganz kleiner messingfarbener Wasserhahn. Aus diesem Wasserhahn lief das Wasser in den Spülkasten hinein. Nach einigen Tests habe ich dann rausgefunden das sich der Wasserhahn automatisch abstellt wenn das Wasser eine gewisse Höhe erreicht hatte. Irgendwann kam ich dann auf die ruhmreiche Idee den Wasserhahn etwas nach oben zu drehen. Das hatte dann ungeahnte Auswirkungen. Denn der spritzte lustig nach oben an die Decke und hörte nicht mehr auf, weil er so blöd war und dachte der Kasten ist noch nicht voll Wasser. Meine Tante hats dann gemerkt und ist schreiend und schimpfend durch die Wohnung gelaufen. Mir war gleich klar was Sache ist. Schnell auf die Stellage geklettert und den Hahn wieder nach unten gedreht. Viel später hat mir dann einmal ein Handwerker erklärt, dass das Wasser solange aus dem Hahn läuft bis der eine Hebel mit dem kleinen Schwamm eine gewisse Höhe erreicht hat und damit dem Hahn signalisiert das er abstellen kann. Tja.... hätte ich das früher gewusst wäre uns der Maler erspart geblieben :-) 
Für dieses Scherzchen habe ich auch weder Watschn noch Hausarrest bekommen.
Nur den dezenten Hinweis von meinem Vater, das wenn ich den Wasserhahn noch einmal anfasse ich dermassen den Hintern voll kriege das ich die nächsten vier Wochen nicht mehr sitzen kann. Angedroht hat er mir sowas öfters, aber gemacht hat er es dann doch nie.

Einige Zeit später hat sich meine Tante dann eingebildet das ein Warmwasserboiler her muss weil das nervig ist mit dem Wasserkochen. Und bei der Gelegenheit wurde dann gleich das ganze Waschbecken und auch der Hahn ausgewechselt. Resultat war dann eins der handelsüblichen weissen Waschbecken mit einem geschwungenem Wasserhahn wo man wahlweise warmes oder kaltes Wasser rauslaufen lassen kann. Der Boiler war damals von Stiebel-Eltron und hatte ein interessantes rotes Licht und ein noch interessanteres Drehschalterchen :-) Bald kam ich drauf, je mehr man den Drehschalter nach rechts dreht umso heisser wird das Wasser.
Als erster hat das mein Vater gemerkt wie er sich rasieren wollte. Ich weiss noch genau wie er vor dem Spiegel stand, Rasierschaum im Gesicht hatte, seinen Nassrasierer in der einen Hand hielt und mit der anderen unter das heisse laufende Wasser gelangt hat. Recht schnell hat er seine Hand zurückgezogen, dann hat er geflucht und dann ist meine Oma rausgelaufen und hat ihm die Hand unter das kalte Wasser gehalten. Irgendwie hatte ich da das Gefühl das er mir liebend gern eine geballert hätte, aber er hat dann ziemlich geschimpft und gut wars. Jedenfalls war die Laufgeschwindigkeit des Wassers das aus dem neuen Wasserhahn floß sehr gewöhnungsbedürftig. Wenn man aus irgendeinem Grund ein volles Becken wollte, dann hat man viel Zeit gebraucht. Ich habe diesen Wasserhahn immer gehasst. Dann kam der Tag wo meine Tante sich eine Waschmaschine eingebildet hat. Das war schon fast purer Luxus für die damalige Zeit. Irgendwann kam sie dann, eine weisse Waschmaschine, ich glaube sie war von Bauknecht. Denn schon damals hat Bauknecht genau gewusst was Frauen wünschen ;) Mir und meinem Vater wurde gleich nach dem erfolgreichen Aufstellen und Anschliessen der Waschmaschine klargemacht, das wir unsere Pfoten davon lassen sollen weil wir eh nur alles kaputtmachen. Bedient hat sie also nur meine Tante. Ob sie sie aber auch selber bezahlt hat glaube ich nicht.

Zusätzlich zur Waschmaschine musste dann noch eine ausziehbare Trockenvorrichtung an die Wand. Witzigerweise hat sie da meinem Vater erlaubt sie an die Wand zu schrauben. Die Wände damals bei uns in der Wohnung waren der Wahnsinn. Entweder man hatte nicht die geringste Schangs einen Nagel in die Wand zu haun weil er sich entweder beim ersten Schlag verbogen hat, oder nach dem spätestens zweiten Schlag fiel der Nagel raus und nahm gleich ein Stück von der Wand mit. Ähnlich wars bei der Bohrerei. Bohrmaschine hatten wir keine. Wozu auch. Aber ich habe irgendwann zu Weihnachten einen kleinen Werkzeugkasten geschenkt bekommen und in dem war ein kleiner, roter Handbohrer mit einer Kurbel. Mein armer Vater war sehr lange beschäftigt bis die Löcher in der Wand waren. Er hat auch einiges an Gips verbraucht weil zwischendurch immer wieder die Wand rauskam. Irgendwann hat das Dings dann gehalten und mein Vater war so sauer das er erst einmal in die Wirtschaft gegangen ist. Genau, ins "Gasthaus zur Post" ;) Oft benutzt hat meine Tante das Teil sowieso nicht und mein Vater hat gesagt, das er sich immer ärgern muss wenn er das depperte Teil da an der Wand sieht. Lange hats nicht gedauert und meine Tante hat sich dann ein großes zusammenklappbares Wäschetrockengestell gekauft, weil sowas viel praktischer ist. Das Teil hat sie dann ins Zimmer von mir und meinem Vadda reingestellt weils da, wie sie sagte, am wenigsten im Weg umgeht. Trotzdem muss ich zugeben, das der Geruch von frisch gewaschener Baumwolle schon irgendwie angenehm war in so mancher Nacht. Jahre später hat sie sich dann einen Wäschetrockner eingebildet ;) Somit standen Waschmaschine und Wäschetrockner in gefährlicher Nähe des Waschbeckens und so manches mal stiess man sich unbeabsichtigt den Bürzel wenn man sich etwas nach vorne gebeugt hat.  Irgendwann haben ich und mein Vadda die beiden Teile einfach um einen halben Meter nach hinten versetzt und meine Tante konnte nichts dagegen machen weil sie rein körperlich nicht in der Lage war die Geräte zu bewegen.

Leicht schräg gegenüber der Eingangstüre gings zur Küche. Genauer gesagt war es eine Wohnküche, also eine Kombination aus Küche und Wohnzimmer, was in manchen Altbauten auch heute noch üblich ist. Der Vorteil bei sowas ist z.B. der, das man nicht lange durch die Wohnung rennen muss wenn man was aus dem Kühlschrank braucht. Wie groß die Wohnküche genau war weiss ich nicht mehr, aber man hatte jedenfalls zu viert genügend Platz drin. Der Boden war komplett mit Linoleum ausgelegt. Ein sehr einfacher, aber auch sehr robuster Bodenbelag, den man eigentlich so gut wie gar nicht ruinieren konnte. Im Lauf der kommenden Jahre hat meine Oma unzählige Flüssigkeiten und Flecken von diesem Linoleum weggewischt, ohne das man irgendwelche Rückstände sah. Nur an einem Punkt war ein Fleck den man nicht mehr wegwischen konnte. Da ist irgendwann einmal meinem Vater die Glut von seiner Zigarette runtergefallen und er hat zulange gebraucht um sie wieder aufzuheben. Dieser schwarze Brandfleck verschwand dann eines Tages unter einem Teppich. Gleich rechts neben der Türe stand ein alter (damals natürlich hochmoderner) Kohleofen mit mehreren Fächern zum aufmachen und aufschieben. Die Kochfläche bestand aus einer etwa 1x1 Meter großen, schwarzen Metallfläche, in die 2 große und 2 kleine herausnehmbare Metallplatten drin waren. Diese vier Platten konnte man mit einer kleinen Metallstange herausnehmen. Drunter loderte im wahrsten Sinn des Wortes das Feuer. Wenn man direkt unter den Platten ein paar Kohlen reinwarf, dann wurden nicht nur die Platten verdammt heiss sondern auch das Essen. Oder das Wasser. Je nach dem was man draufgestellt hat. Tatsache ist jedenfalls, das sowohl ich wie auch mein Vater es öfters geschafft haben etwas anbrennen zu lassen. Links am Ofen ging das Ofenrohr raus, ein großes, silberfarbenes Rohr, welches dann in der Wand neben der Türe verschwand. 
In der Wand war wiederum der Abzug für die Kamine welche wiederum in den Speicher führten und von da aufs Dach. Alles in allem eine saubere und sehr gute Sache, denn wenn der Ofen beheizt war dann merkte man nach 5 Miuten schon wie das Zimmer sehr angenehm warm wurde. Der Ofen hatte auch noch einen weiteren Vorteil. Man konnte ausser Holz und Kohlen und Briketts auch alles mögliche an anderem Zeugs verfeuern.  So schmissen mein Vater und auch meine Onkels immer die Kippen ihrer Zigaretten hinein und ich so manche zerrissene Socke :-) Seltsamerweise hat meine Oma die Kippen die drin verbrannten nie gerochen, die Socken allerdings immer. Der einzige Nachteil des Ofens war der, das man zumindest im Winter jeden Tag mindestens einmal runterlaufen musste um die Asche aus dem Behälter in die Mülltone zu kippen. Das war zwar so gesehen keine schwere Arbeit, aber trotzdem hat sie niemand besonders gerne gemacht. Eine sehr beliebte Arbeit war es vor allem dann wenn es draussen stark gewindet hat. Direkt vor dem Ofen war noch ein silberfarbenes Metallblech am Boden, falls einem beim Rumstochern in der Glut eine heisse Kohle rausfällt. Soweit ich mich erinnere ist das allerdings so gut wie nie passiert, dafür ist meinem Vater so manche noch glühende Zigarettenkippe runtergefallen wenn er nicht gscheit gezielt hat und nicht in die Öffnung des Ofens getroffen hat sondern irgendwo daneben hin.

Gleich neben dem Ofen war dann die Spüle. Natürlich keine moderne wie man sie heute kennt, sondern ein großer, etwa 1 Meter hoher Kasten, wo unten zwei geräumige Fächer für Töpfe und Pfannen waren und gleich darüber ein aufklappbarer Bereich wo zwei große Plastikschüsseln in einer Halterung waren. Das waren die Spülschüsseln. Eine fürs Spülwasser und eine für das gewaschene Geschirr zum Abtropfen. Neben dem Kasten hingen immer zwei bis drei Abtrocktücher.  Das einzige was an der ganzen Spüle Edelstahl war, das waren die oberen und unteren Abschlußleisten der Türen von den Fächern unten. Oberhalb des Kastens waren noch zwei Schränke wo sich Tassen, Teller und Gläser befanden, also eher tägliche Gebrauchsgegenstände fürs Essen und Trinken. Zwischen dem Kasten und den Schränken darüber war an der Wand eine Dreifach-Steckdose. Das weiss ich noch so genau weil wir damals drei elektrische Küchengeräte hatten. Eine Kaffeemühle, einen Handrührer und eine kleine elektrische Kochplatte. Die Kochplatte wurde meist dann benutzt wenn nur schnell eine Kanne Wasser gekocht wurde oder wenn sich mein Vater zur späteren Stunde ein paar Spiegeleier in die Pfanne gehaun hat. Witzigerweise ist ihm auf der kleinen Kochplatte nie etwas angebrannt. Dann hatten wir noch eine sogenannte Backhaube. Hinter dem geschwollenen Ausdruck verbirgt sich nichts anderes wie eine Art transportabler elektrischer Backofen. Also sowas wie heute in jedem Herd zu finden ist. Das Teil war total super. Man konnte es überall hinstellen und es hatte eine Innenbeleuchtung und ein großes Sichtfenster. Meine Oma hat darin massenweise Plätzerl zu Weihnachten gebacken und auch so manchen Guglhupf oder Marmorkuchen. Oft hat sie auch Brot selber gebacken. Alles in dieser Backhaube. Für Schweinsbraten oder sonstige Gerichte war es allerdings ungeeignet. Sowas wurde alles auf dem Kohleofen gemacht. Backhauben gibts auch heute wieder welche, allerdings sehen die ganz anders aus wie damals. Zu Weihnachten hat sie meistens Anisplätzerl gebacken und, ich nehme mal an hauptsäclich wegen mir, die sogenannten "Ausgschdechdn". Also Plätzerl die die Form eines Tieres, eines Mondes oder eines Sterns hatten. Die Plätzerl selber waren mir als Bub eigentlich gar nicht so wichtig, ich habe mich mehr für den Teig interessiert. Den Teig von den Anisplätzerl konnte man vergessen, der war geschmacklich eher bäh, aber der von den Ausgschdechdn, der war optimal. Manchmal hat sie extra ein bissl mehr Teig gemacht weil sie genau wusste das ich immer einiges davon klaue. Mein Vater war da übrigens auch nicht besser, der hat auch ganz gern in den Teig gelangt. Manchmal hat sie die
Ausgschdechdn auch doppelt aufeinandergelegt und dazwischen Marmelade reingetan. Oft haben wir uns gedacht das es viel zuviele Plätzerl geworden sind, aber es kam sehr selten vor das nach Heilig 3 König noch welche übrig waren. Die Plätzerl wurden übrigens immer in einer ganz normalen Pappschachtel gelagert, ausgelegt mit irgendwelchen Butterbrotpapieren, Deckel drauf und fertig. Also nix sauteure Tupperschüsseln oder sowas in der Art. Hart geworden sind sie nie und vom Geschmack her waren sie gut bis zum letzten Bissen. An Weihnachten hat dann jeder Onkel bzw jede Tante eine Tüte voller Plätzerl bekommen. Einer meiner Onkel hat meist noch am Heiligen Abend seine Tüte leergefuttert und meine Oma hat dann immer großzügig nachgefüllt. Zu den Weihnachtsfesten dann auch irgendwann später mehr.

Zurück zur Wohnküche.
Neben der Spüle stand immer so ein uralter Holzstuhl, den irgendwann jemand weiss angestrichen hat. So alt und wacklig wie dieser Stuhl auch war, so stabil und beliebt war er.
Schon als ganz kleiner Junge hab ich auf dem Stuhl rumgeturnt und jeder von uns ist oft draufgesessen. Dieser Stuhl war bereits lange vor mir da und hat sich immerhin bis in die früher 1980ger Jahre am selben Platz gehalten bis er irgendwann dann entsorgt wurde und ein anderer Stuhl mit Sitzpolster seinen Platz einnahm. Neben dem Stuhl fing dann praktisch der Wohnbereich an. Er fing an mit einem gemütlichen alten Sofa das irgendwann mein Großvater gekauft hat und schon viele Jahre auf dem Buckel hatte. So alt wie es auch war, so gemütlich war es. Man sass und lag und schlief wunderbar darauf. Ich hab keine Ahnung ob es jetzt wirklich ein Sofa war oder wie mancher sagte, eine Ottomane, ist eh ein blöder Ausdruck, vielleicht wars auch eine Couch oder was auch immer, jedenfalls war es ein sehr beliebtes Möbelstück. Und da ich der liebe kleine Bub war durfte ich die meiste Zeit drauf sitzen.
Und wenn ich drauf sass dann war da zu meiner linken der Stuhl auf dem mein Vater immer sass, mir gegenüber der Platz wo meine Oma immer sass und zu meiner rechten der Platz von meiner Tante. Und natürlich der große Holztisch, den man auf beiden Seite noch ausziehen konnte. Der Tisch war ebenfalls ein sehr stabiles Teil und der hat 60 Mark gekostet. Das weis ich deshalb so genau weil auf der Unterseite vom Tisch mit Kreide 60 DM draufstand. Heute kriegst so einen Tisch garantiert nicht unter mindestens hundert Euro.
Rechts vom Sofa und direkt in der rechten Ecke des Wohnbereichs stand ein dunkelbraunes Holzkastl auf dem der Fernseher stand. Das Holzkastl hatte vier dunkelbraune Füße die unten rum mit einem goldfarbenen Blech überzogen waren. Zwei Schwingtüren waren drin und hinter denen befand sich ein sehr interessanter Inhalt, denn in dem Kastl waren die Süßigkeiten und Knabbereien die man so während eines Fernsehabends verdrückte. Ich dagegen musste nicht unbedingt fernsehen um etwas davon zu verdrücken.  Zum Beispiel war da die beliebte schwarz-weiss karierte Schokolade drin, die ich oben irgendwo erwähnte, und manchmal schnappte ich mir unauffällig eine Tafel und nach wenigen Minuten war sie dann in mir. Meine Oma und meine Tante haben sich manchmal gewundert das die Schokolade an Schwindsucht leidet :-) Kartoffelchips gabs eigentlich nie welche, denn die waren bei uns nicht so beliebt. Ich weiss noch das wir Club-Cräcker hatten (die gibts heute glaub ich auch nicht mehr) und so salziges Kleinzeugs und Erdnüsse. Manchmal hat meine Tante aus der Stadt auch diese sauguten Orangenkekse mitgebracht. An denen hab ich mich als Kind schon blödfressen können. Und oft hatte ich dann auch am Tag danach einen zünftigen Dünnpfiff. Aber was nimmt man nicht alles in Kauf wenns einem halt gar so gut schmeckt.

Der Fernseher war natürlich schwarz-weiss weils damals entweder noch gar kein Farbfernsehen gab und wenn, dann waren die Farbfernseher sauteuer. Ich glaube ich hab schon erwähnt das wir immerhin 5 Programme empfangen konnten. ARD, ZDF, BR, ORF1, ORF2. Wobei das ZDF erst irgendwann in den späteren 1960ger Jahren bei uns im Haus empfangbar war. Die wo im Haus gegenüber wohnten, also da wo der KATRA drin war, die bekamen komischerweise das ZDF rein. Der Fernseher war natürlich ohne Fernbedienung. Eine Fernbedienung gabs damals noch gar nicht, die kam erst Jahre später raus und war meist ziemlich wuchtig und mit einem Kabel mit dem Fernseher verbunden.
Das war zwar schon irgendwie bequemer, sah aber auch ziemlich bescheuert aus. Also kein Vergleich zu den Fernsteuerungen die es heute so gibt. Abgesehen davon waren die Leute damals noch nicht so faul wie heute und haben sich aus dem Stuhl erhoben und das Programm per Hand umgestellt. Oben auf dem Fernseher stand zum einen eine kleine Uhr und ein gerahmtes Bild von meinem Opa. Scheinbar war es schon immer sehr beliebt oben auf die Fernseher irgendwas draufzustellen. Und natürlich war es auch völlig normal das durch die Vibration des Geräts sowohl das Bild wie auch die Uhr in unregelmässigen Abständen entweder verrutschte oder runtergefallen ist.
Bei den inzwischen in Mode gekommenen flachen Fersehern ist man dieses Problem los weil man oben eh nix mehr draufstellen kann. Aber solche Art von Fernseher gabs damals nicht und ich glaube wenn jemand von sowas geredet hätte, dann hätte man ihn für deppert gehalten. Vom Fußboden bis zum Boden des Fernsehkastels warens etwa 30 Zentimeter Zwischenraum. Da konnte ich als kleiner Bub locker durchkriechen und den Fernseher von hinten betrachten. Denn schon als kleiner Bub hab ich mich sehr für Fernseher und für Radios interessiert. Und so kams das der Fernseher mehrmals ziemlich verstellt war und man nur noch den berühmten Schneefall sah. Auch bekam ich recht bald raus was es für eine Wirkung hat, wenn man das Antennenkabel aus der Dose (TV) zog und in die Dose (R) steckte. R = Radio. Mein Vater musste das dann alles in Ordnung bringen aber ich wusste Bescheid was es für Auswirkungen hat.
Radios die man an die Hausantenne anschliessen konnte hatte eigentlich niemand den ich kannte. Die meisten Radios hatten entweder eine Stabantenne oder eine Wurfantenne und oft hat man sich geärgert das der Empfang plötzlich schlechter wurde weil die Antenne wackelte. Manchmal verschwand auch der komplette Sender und man hörte nur noch Rauschen. Und oft kam er dann auf seltsame Weise von selber wieder zurück. Kabelfernsehen und Kabelradio gabs nicht. Jahre später war ich oft bis spät in die Nacht damit beschäftigt mit selbstgebastelten Antennen irgendwelche fernen Radiosender zu empfangen. Dazu dann aber auch später mehr.

In der Mitte der Wand, also genau zwischen der rechten und der linken Zimmerecke (geniale Beschreibung) war das Fenster. Das war auch nicht so ein modernes 08/15-Fenster wie sie es heute gibt, sondern ein sogenanntes Doppelfenster mit einem echten Holzrahmen. Das bedeutet, das Vordere Fenster war das Hauptfenster, das man mit einem schönen silberfarbenen Drehgriff öffnen konnte. Zwei Fensterflügel eröffneten sich nach links und nach rechts, darüber ein Oberlicht das man entweder aushängen konnte oder kippen konnte. Das innere Fensterbrett war ebenfalls komplett aus Holz. Direkt unter dem Fensterrahmen war eine kleine Rinne aus Metall in der sich das Regenwasser sammelte wenn man entweder vergessen hat das Fenster rechtzeitig zu schliessen oder wenns nicht gscheit zu war. In der Mauer unter dem Fensterbrett war dann ein Auffangbehälter, ebenfalls aus irgendeinem Blechzeugs, die Vorderseite war normalerweise immer so angestrichen wie die Zimmerwand. Im Inneren des Auffangbehälters war allerdings nur selten Wasser, weil die Fenster, so alt wie sie auch waren, ziemlich dicht waren. Also nicht so ein neumodisches Glump was nix oder nicht viel taugt. Dafür ist an den Fensterrahmen aber öfters die Farbe etwas abgebröckelt. Im Auffangbehälter fand man aber hin und wieder eine Spinne. Einmal hab ich auch eine Schachtel Zigaretten von meinem Vadda drin versteckt. Die hat er dann gesucht und nicht gefunden und ich hab auch nicht mehr drangedacht und irgendwann war die Sache vergessen. Und noch irgendwanne hab ich sie dann wieder gefunden, von der Feuchtigkeit ziemlich verändert habe ich die Schachtel und den Inhalt dann unauffällig verschwinden lassen.  Ach ja, ab dem Frühling bis zum Spätherbst war immer nur eins der Fenster drin, nur im Winter wurde dann in allen Zimmern das zweite mit eingehängt. In der Wohnküche wars somit immer sehr angenehm warm auch wenns draussen noch so kalt war. Ja, soviel zu den Fenstern.

Links vom Fenster hatten wir noch eine kleine Eckbank und einen Esstisch. Die Eckbank wurde allerdings bald entfernt, ich glaube sie war schon nicht mehr da wie ich in die 1.Klasse ging. Soweit ich mich erinnere wars eine Bank aus hellbraunem lackierten Holz und einem roten Kunstlederbezug. Interessant war vor allem die Ecke der Eckbank, denn da konnte ich als kleiner Junge problemlos dahinterkriechen und die Rückseite mit Buntstiften und Wachsmalkreiden verschönern. Nachdem die Bank dann rausflog wurden meine Kunstwerke entdeckt, aber aufgeregt hat sich darüber dann niemand mehr. Bei meinen Kunstwerken an der dahinterliegenden Tapete sahs schon etwas anders aus, aber mein Vater hat gemeint, das wir da eh neu tapezieren also wars wieder mal nicht so schlimm.
Ein ganz besonderes Erlebnis in dieser Ecke hatte ich an einem Sonntag. Ich sass wieder einmal hinten im Eck und verzierte die Rückseite der Bank, als mein Onkel und meine Tante zu Besuch kamen. Aus irgendeinem Grund hatte ich keine Lust von da hinten raus zu kommen. Nach einiger Zeit dann nahmen alle am Tisch Platz und jene Tante setzte sich genau so hin das man von hinten ihre Füße und ihre Schuhe sehen konnte. Sie hatte so schwarze Pumps an wie sie in den Spät-1950gern und auch in den 1960gern modern und beliebt waren. Ich ging zwar noch nicht mal in die Schule, aber trotzdem hat mich dieser Anblick sehr fasziniert. Vor allem wie sie mir dann beim Hervorkriechen völlig unabsichtlich mit dem Schuh über den Bauch gefahren ist. Ich wusste zwar damals noch nicht was das alles bedeuten könnte, aber ich glaube, das ich zu jener Zeit schon meine Vorliebe für solche Sachen hatte. Ab dem Tag hab ich dann immer ganz genau aufgepasst was meine Tanten (ausser der, die bei uns wohnte) für Schuhe anhatten.

Wenn man auf der Eckbank sass dann war zur rechten Seite die Eingangstüre zum Zimmer meiner Tante. Neben der Türe war dann der sogenannte Küchenschrank. Darin befanden sich die etwas besseren Gläser und Teller und das gute Kaffeegeschirr das immer dann benutzt wurde wenn Besuch kam. In der kleinen Glasvitrine in der Mitte des Schranks waren ein paar Weingläser, echt wuchtige Teile die wesentlich schwerer waren wie die normalen Gläser. Meine Oma hat immer gesagt das diese Gläser als "Römer" bezeichnet werden. Ich fands zwar irgendwie blöd das die so heissen, aber eigentlich wars mir ziemlich egal. In einem der Weingläser hat mein Vater im Lauf der Jahre so manche Flaschenkorken gelegt. Ebenfalls in der Vitrine war so ein komisches Teeservice meiner Tante, auf dem lauter ausländische Figuren zu sehen waren, dunkelhaarige Frauen mit massig Schmuck und tausende von Verzierungen. Ich glaube das war alles irgendso indisches Zeugs. Solange ich mich an diesen Küchenkasten erinnere, niemals hat jemand einen Tee aus diesen Tassen getrunken. Links und rechts von der Vitrine waren noch zwei Türen hinter denen zwei Einlegeböden waren. Darin standen Tassen und Teller und ein weiteres Teeservice, das bei meiner Tante fast täglich in Gebrauch war. Auf der andern Seite war zusätzlich noch ein Kaffeeservice drin, das auch mehrmals die Woche in Gebrauch war. Zusätzlich waren auf der linken Seite noch Mehl, Zucker und ein paar Gewürzdosen drin.  Und unter der Glasvitrine war noch ein Klappdeckel mit diversen Einschüben. In denen waren lauter Glasbehälter in denen einige Sachen waren die man öfters mal braucht so über die Woche verteilt. Alles offen reingeschüttet. Salz, Zucker, Mehl usw. Das war recht praktisch denn man brauchte nur entweder mit den Fingern oder einem Löffel reinzulangen und schon hatte man alles um Kaffee oder Suppen oder was auch immer zu würzen ;) Im Unterteil des Küchenkastens waren dann größere Töpfe, die Teekannensammlung meiner Tante, Kuchenplatten und lauter so Zeugs das man nicht so oft braucht.  Unter den oben erwähnten Glaseinschüben war noch eine kleine Niesche, in der war der Brotkasten. So ein schöner alter aus Holz und davor eins der damals in vielen Haushalten vorhandenen Deckchen auf denen irgendein meist nutzloses Zeugs stand.
Mir sind von damals noch einige Wohnungen bekannt, wo meist ältere Mieter für allen möglichen Mist an allen möglichen Stellen, meist im Wohnzimmer bzw in der Wohnkücke, irgendwelche Deckchen liegen hatten auf denen irgendwas draufstand. Kleine Uhren, irgendwelche Figuren, manchmal war sogar auf dem Esstisch eins wo Salz- und Pfefferstreuer draufstanden, bzw. auf einem Extra-Tisch, der nur zum Kaffeetrinken benutzt wurde, auf dem Deckchen stand dann meist eine Zuckerdose und manchmal sogar noch ein silberner Greifer mit dem man den Würfelzucker aus der Dose holte. Bei uns wars nicht so schlimm, da holte man den Zucker entweder mit den Fingern raus oder man benutzte Streuzucker.
Tja, und ganz rechts zwischen Wand und Küchenkasten war dann noch etwa 30cm Platz. Und da stand so eine komische Halterung wo man Plastiktüten an den Henkeln einhängen konnte, da wurde immer der Abfall reingeschmissen. Übrigens, an der Wand über der Couch und überm Fernseher war noch eine Art Holzbalken auf dem diverse Figuren standen. Hummelfiguren und lauter so Zeugs was nicht grad billig war. Unter anderem auch ein aus Holz gemeisseltes Minigebirge auf dem eine Tanne und ein Reh waren.

Das Zimmer meiner Tante war eine andere Welt. Sie liebte es irgendwie die etwas feinere Dame raushängen zu lassen und so sah auch ein Großteil ihrer Zimmereinrichtung aus.
Sie musste einen sauteuren Schreibtisch haben, an dem weder ich noch sonst jemand aus der Familie sie jemals sitzen sahen. Sie hatte eine Schrankwand im Zimmer, sie hatte bessere Teppiche und Läufer im Zimmer, die Lampe sah auch irgendwie ganz anders aus wie die restlichen in der Wohnung und auch das ganze Kleinzeugs das man so rumstehen hat wirkte irgendwie vornehmer wie das in den anderen Zimmern. Ganz am Anfang hatte sie zwei Betten drinstehen. Eins links und eins rechts von der Türe und als ganz kleiner Junge durfte oder musste ich in ihrem Zimmer drin schlafen. Vorteil: Sie hat fast nie geschnarcht. Nachteil: Wenn ich mal furzte stand sie auf und öffnete das Fenster ;)
Wie ich dann etwa 6 Jahre alt war zog ich um ins Zimmer meines Vaters, da wars viel gemütlicher.  Dazu später dann noch ausführlich mehr.

Das Zimmer meiner Oma sah da ganz anders aus wie das meiner Tante. Zudem wars auch das kleinste Zimmer in der Wohnung, aber gleichzeitig auch das, wo sich jeder am liebsten drin aufhielt. Nachteil von dem Zimmer war auch der, das man durchgehen musste wenn man in das Zimmer von meinem Vater und mir rein wollte.  In Omas Zimmers stand gleich rechts an der Wand ein wuchtiger Schrank der etwa 3 Meter hoch war. Auf dem Dach des Schranks standen das ganze Jahr über Weckgläser mit eingekochter Marmelade oder sonstige Früchten. Schon als Kind haben mir von allen Beeren und Früchten die Brombeeren am besten geschmeckt. Keine Ahnung wieso. Daran hat sich übrigens bis heute nichts geändert. Hab ich die Wahl greife ich immer zu Brombeeren. Ganz unten am Schrank waren zwei ebenso wuchtige Schubladen, wo man schon gscheit hinlangen musste um sie zu öffnen. Der Schrank selber hatte zwei große Türen von denen eine einen großen Spiegel hatte. Dieser Spiegel war ebenfalls sehr beliebt in der Familie und jeder der sich frisierte stand meist vor diesem Spiegel. Gleich neben dem Schrank war dann das Bett meiner Oma. Ein schweres, altes Bett, mit massivem Holzrahmen und einer dreiteiligen Matratze und einer Federung wo man sehr schön drauf rumspringen konnte. Ich hab als kleiner Bub immer versucht so hoch zu springen das ich mit den Fingerspitzen die Zimmerdecke berühre.
Weil ich das nie geschafft hab bin ich irgendwann auf die Idee gekommen mit einem Kugelschreiber die Höhe meiner Sprünge an der Tapete zu markieren. Zu meiner Freude kann ich sagen, es hat bis zu dem Tag an dem die Zimmerdecke neu gestrichen wurde niemand bemerkt ;)  Über dem Bett hing ein altes Bild, in schwarz-weiss, auf dem lauter Leute drauf waren die mir fast alle unbekannt waren. Meine Oma hat mir im Lauf der Zeit mehrmals erklärt wer diese Leute sind, aber bis auf sie selber (sie war auch noch ein kleines Kind) und einem kleinen Hund, blieb mir eigentlich niemand so richtig im Gedächtnis. Jedenfalls waren sowohl ihre Eltern wie auch ihre Großeltern drauf zu sehen, dazu noch diverse Tanten und Onkeln und alle natürlich im Outfit der frühen 18-hundert-Jahre. Wobei schwarzweiss kann man eigentlich gar nicht sagen, es war mehr so weiss-dunkelbraun von der Farbe her. Jedenfalls konnte man alles gut erkennen.
Neben dem Bett das Nachtkastl, ebenfalls aus schwerem Holz und einer Marmorplatte oben drauf. Und was war auf der Marmorplatte? Genau, ein Deckchen ;) Auf dem stand ein Wecker und meist lag noch das Buch oder das Heftl drauf das meine Oma grad gelesen hat und eine kleine Nachttischlampe mit weissem Kabel und einem Schalter. In der Schublade vom Nachtkastl war lauter so Zeugs drin, Haarklammern, ein Kamm und vieles was sie so unter der Woche alles in der Wohnung eingesammelt hat und in die Tasche der Schürze gesteckt hat und beim abendlichen Umziehen aus der Tasche gefallen ist. Manchmal war diese Schublade eine wahre Fundgrube. Im unteren Bereich war ebenfalls eine Türe und dahinter ein Fach mit einem Einlegeboden. Soweit ich mich erinnere war da immer ein paar Hausschuhe drin und ihre Handtasche.
Neben dem Nachtkastl war ein weisser Schaukelstuhl. Der stand eigentlich zuerst im Zimmer meiner Tante weil sie sich den eingebildet hat aber irgendwann dann doch loswerden wollte. Bevor er ins Zimmer meiner Oma kam stand dort ein ganz normaler Stuhl, der dann raus musste und den alten Holzstuhl in der Wohnküche ersetzte. Nachdem meine Tante den Schaukelstuhl loswerden wollte hat er ihr ja nicht mehr gehört sondern meiner Oma. Und plötzlich sassen auch ich oder mein Vater öfters mal drin. Daneben an der Wand stand eine kleine Kommode mit zwei kleinen Schubladen oben und zwei größeren Schubladen drunter. Oben auch hier eine schwere Marmorplatte, die übrigens in den heißen Sommermonaten oft angenehm kühl war. In den kleinen waren unter anderem einige Seidentücher die meine Oma nur zu ganz besonderen Anlässen benutzte. Massig Stofftaschentücher, Strümpfe und Strumpfhosen und in den größeren Leintücher und Bettbezüge von den Betten von mir und meinem Vater und von dem von meiner Oma.
Die von meiner Tante befanden sich natürlich in deren Zimmer, weil die waren ja was besseres.
Neben der kleinen Kommode war dann die Türe die zum Zimmer von mir und meim Vadda führt. Und neben der Türe war noch die große Kommode von meiner Oma, auch hier oben eine schwere Marmorplatte. Da waren im oberen Bereich zwei kleine Schubladen und drunter eine Türe und dahinter glaube ich sogar drei Einlegeböden. In der großen Kommode waren ebenfalls viel Bettzeugs und eine Menge an Handtüchern und Spültüchern.
Auf der großen Kommode stand u.a. ein Bild von meinem Opa und irgendeine Kassette mit diversen Schmuckstücken. Viele Schmuckstücke hatte meine Oma nicht weil sie das Zeugs nicht braucht, hat sie immer gesagt. Soweit ich mich erinnere war da echt nur ein oder zwei paar Ohrringe drin und ein Rosenkranz. Zum Vergleich: Meine Tante hatte massenweise Ringe und Broschen, die sie aber nie getragen hat weil sie könnten je beschädigt werden. Eine Kerze stand auch noch drauf, aber die wurde nie angezündet.

Und auch in dem Zimmer war noch eine kleine Nische zwischen großer Kommode und der Wand. Da stand meistens ein Besen dahinter und ich hab mich auch oft gern dahinter versteckt weil wenn die Zimmertüre offen war, dann verdeckte sie die ganze Nische. Um mich dahinter zu verstecken und auch die Türe offen zu haben, musste ich die Türe mit leichtem Schwung nach hinten ziehen. Oft knallte sie dabei an die Ecke der großen Kommode und so nach und nach merkte man sowohl an der Kommode wie auch an der Türe eine leicht abgewetzte Stelle. Somit würde kurzerhand ein Schaumgummidings an die Ecke geklebt und gut wars. Ganz am Anfang war nur ein Linoleumboden in diesem Zimmer und ein kleiner Teppich in der Mitte. Später wurde das Linoleum zum Teil rausgerissen und durch die in Mode kommenden Teppichfliesen ersetzt. Ich erinnere mich noch genau wie damals ein Mann kam der das alte Linoleum rausriss und das neue hineinlegte. Unter der alten Linoleumschicht waren einige Seiten aus Tageszeitungen der 1950ger Jahre. Der spätere Teppichboden machte allerdings schwer was her. Der Nachteil war aber der, das man einige Flecken die man beim Linoleum einfach wegwischte total umständlich und vorsichtig rauswischen musste, damit man keine Farbunterschiede bei den Fliesen sehen konnte. Wie sich im Lauf der Jahre dann rausstellte war das gar nicht so einfach und irgendwann wars dann jedem wurscht ob man da eine "gesäuberte" Stelle sieht oder nicht. Meine Tante hatte übrigens dann auch einen Teppichboden in ihr Zimmer legen lassen und ab da durfte ausser ihr niemand mehr dieses Zimmer betreten damit der Boden nicht zu sehr beansprucht wurde. Allerdings waren die damaligen Zimmertüren fast alle mit dem gleiche Schloß ausgestattet, nur die Schlüssel hatten ganz kleine Unterschiede. Es waren auch keine so kleinen Schlüssel wie man sie heute so hat sondern relativ große Schlüssel bei denen man auch spürte etwas in der Hand zu halten.
Ein Handwerker hat mir dann einmal gesagt, das man von so einem Schlüssel nur den Bart links und rechts abfeilen braucht, dann sperrt er an jedem Schloß bei dem man ihn reinstecken kann. Es dürfte klar sein das ich einige Tage später dann so einen Schlüssel organisiert habe und somit konnte man das Tantenzimmer immer besichtigen wenn ausser mir niemand in der Wohnung war oder wenn meine Oma gelegentlich ein Mittagsschläfchen gemacht hat. Eine übermässige Beanspruchung des Teppichs scheint es aber trotzdem nicht gegeben zu haben, denn meine Tante hat nie etwas bemerkt das ausser ihr jemand über den Teppich gelatscht ist.

Und jetzt kommen wir zum wichtigsten Zimmer der Wohnung. Das Zimmer von mir und meinem Vater. Dazu muss ich sagen, zu der Zeit wo ich noch ein kleiner unschuldiger Knabe war, da sah dieses Zimmer eigentlich völlig normal aus. Das hat sich dann aber im Lauf der kommenden, sagen wir mal, 20 Jahre, sehr stark geändert. Ich fange jetzt mal bei der Zeit an wo ich noch ziemlich klein war. Unverändert blieben die beiden großen Fenster auf der rechten Seite des Zimmers von der Türe aus gesehen, ebenso das Fenster auf der Vorderseite und die Balkontüre und natürlich auch der Balkon. Gleich rechts in der Ecke stand so ein kleiner Nierentisch, wie er in den 1950ger Jahren hochmodern war. Ungefähr in der Mitte vor den beiden Fenstern stand noch ein größerer Tisch, das war aber ein ganz normaler Tisch. Auf dem wurde an Weihnachten immer der Christbaum draufgestellt und auf dem Rest der Tischplatte die Geschenke verteilt. An der Vorderseite des Zimmers stand noch ein etwas größerer Kleiderschrank, der das Fenster komplett verdeckte. Allerdings war hier zwischen Schrank und Wand bzw. Fenster soviel Zwischenraum, das man durchgehen konnte. Genauer gesagt konnte man eigentlich um den ganzen Schrank rumgehen. Daneben die Balkontüre. Neben der Türe, also an der linken Wand stand eine Art Minikommode. Die war ziemlich niedrig, dafür aber recht breit und über der Kommode war ein großer Spiegel an der Wand. Daneben das Nachtkastl meines Vaters und dann das große Doppelbett in dem ich und mein Vater schliefen. Was sich alles in Kommode und Vater-Nachtkastl befand, das weiss ich nicht mehr. Mein Vater hatte jedenfalls öfters seine Zigaretten in der Schublade und ein paar Taschentücher und eine stark verzierte Blechkassette wo er irgendwelches Zeugs von der Versicherung aufbewahrte. Auf der andern Seite vom Bett war mein Nachtkastl. Das war das erste Nachtkastl das ich überhaupt jemals hatte und ich war stolz drauf weil ich da reintun konnte was ich wollte. Soweit ich mich entsinne war das meiste irgendein Kruschzeugs was man als Kleinkind halt so hat und braucht. Das Bett selber war auch eins von der Sorte das pro Bett drei einzelne Matratzen hatte und man schlief bestens darin. Irgendwann hab ich im Fernsehen mal einen Film gesehen wo ein Kind unter bzw zwischen den Matratzen irgendwelche Süssigkeiten versteckt hat und das tat ich dann natürlich auch. Blöd war nur das die Schokoladenstücke im Hochsommer sehr schnell weich wurden und einen ziemlichen Dreck hinterlassen haben, über den meine Oma dann am Tag drauf alles andere wie erfreut war. Ich weiss noch genau wie sie die Matratzen rausnahm und abgewaschen hat und dann aufrecht stehend in der Sonne platziert hat. Mit ein paar freundlichen Worten, unter anderem fragte sie mich mehrmals ob ich spinne oder kein Hirn habe, hat sie dann alles wieder in Ordnung gebracht und ich habe gelernt, das man Schokolade nicht in der Sonne und nicht unter der Matratze und auch nicht in den Zwischenräumen von Matratzen versteckt. Nachdem diese Angelegenheit dann vergessen war habe ich immer nur Gummibären oder irgendwelchen Kaugummis dazwischen versteckt.
In der linken Zimmerecke von der Tür aus gesehen stand ein Ofen. Es war auch ein Kohle- und Brikettofen, allerdings viel kleiner wie der in der Küche. Der war aus rotbraunem Metall und die Farbe sah super aus wenn die Sonne drauf schien. Der Ofen hatte vorne ein Sichtfenster wo man sehen konnte wie es innen drin brennt ;)
Dieser Ofen war nur in den kalten Wintermonaten in Betrieb und auch in diesem Zimmer wurde es innerhalb weniger Minuten angenehm warm. Auch hier ging ein Ofenrohr direkt in die Wand, dieses Rohr war natürlich auch viel kürzer wie das vom Ofen in der Küche. Wenige Jahre später kam leider jemand auf die glorreiche Idee den Ofen aus dem Zimmer zu entfernen. Ich weiss zwar nicht wer das war, aber der oder die gehört nachträglich noch mehrmals in den Hintern getreten. Der Boden in dem Zimmer war auch damals reines Linoleum und ums Bett rum war so ein weisser wuschliger Teppich. Also eine Bettumrandung wie der Gebildete sagen würde. An der Decke war eine sogenannte Spitztütenlampe.
Eine ganz normale Deckenlampe wo die Lampenschirme (ich glaub es waren 5 an der Zahl) die Form einer nach hinten hin spitz zulaufenden Papiertüte hatten. Ebenfalls Kult in den 1950ger und frühen 1960ger Jahren. Scheinbar waren damals auch die Glühbirnen wesentlich besser wie sie es heute sind, denn ich kann mich ehrlich gesagt nicht daran erinnern das besonders oft eine ausgewechselt wurde. An mehr erinnere ich mich nicht aus der ganz frühe Zeit was dieses Zimmer betrifft.

Etwas später dann, als meine Tante auf die Idee kam ihre Zimmereinrichtung gegen eine neue zu ersetzen, also gegen die vorher erwähnte Schrankwand, wanderten ihre alten Möbel dann ins Zimmer von mir und meinem Vater. Soweit ich mich erinnere haben wir nur den Schrank behalten und dafür den, der vorher in unserem Zimmer stand weggeschmissen. Der alte von meiner Tante war auch viel höher und breiter und man konnte viel mehr Zeugs hineintun. Ich glaube das war auch die Zeit wo der Ofen aus dem Zimmer verschwand.
An dem Tag wo der Schrank die Zimmer wechselte waren noch zwei meiner Onkel da, die meinem Vater geholfen haben alles abzubaun, zu tragen und im andern Zimmer wieder aufzubauen. Den alten Schrank hat dann soweit ich mich erinnere irgendjemand aus dem Haus mitgenommen. Der neue alte Schrank hatte links und rechts eine Schwingtüre und in der Mitte eine Doppelschwingtüre. In der Mitte hingen die Jacken, Hosen und Hemden von meinem Vater und in dem Fach darüber irgendwelche Pullover.
Meine Jacken und Hemden (Shirts hatte ich damals keine) hingen hinter der rechten Türe und meine Socken und Unterwäsche lagen in eine der Fächer darüber.
Mein Vater hatte auch noch seine etwas besseren Schuhe unten am Schrankboden stehen. Meistens hatte er eh nur so schwarze spitze Schuhe an und braune Lederjacken bei denen er meistens den Kragen aufstellte. Einige Leute sagten immer er sieht aus wie eine Mischung aus James Dean und Bill Haley. Bill Haley kannte ich schon bevor ich in die Schule kam, James Dean dafür nicht, was aber nicht weiter schlimm war, denn wie sich bald rausstellen sollte tendierte ich sowieso musikalisch gesehen mehr zu den rockigeren Klängen als wie zur Volksmusik oder gar zu irgendwelchen Opern.
Zurück zum Schrank bevors wieder zu spät ist. Hinter der linken Türe hingen einige Mäntel. Da Mäntel normalerweise länger sind wie Jacken, war auf dieser Seite vom Schrank sonst nichts zu finden. Hüte oder Kappen hatten weder ich noch mein Vater. Meine Oma hatte einen Hut, den sie höchstens mal aufsetzte wenn sie zu irgendeiner Beerdigung eingeladen war. Meine Tante hatte einige Hüte, die ziemlich dämlich aussahen. Allerdings hatte auch sie meist keinen auf.
Bei der Gelegenheit fällt mir jetzt ein, was die Schuhe anging, so hatte meine Tante zwar einiges an Pumps, allerdings alles solche die man als Gesundheitsschuhe bezeichnen konnte. Mit anderen Worten: Absatzhöhen von höchstens 2 Zentimeter. So, zurück zum Schrank bevor ich komplett vom Thema abschweife. Interessant war das Dach des Schranks. Zum einen war es sehr stabil und ich konnte locker drauf rumsitzen oder liegen. Stehen ging nicht weil ich sonst mit dem Kopf an die Zimmerdecke geknallt wäre. Zum andern konnte man da oben durchaus einiges verstecken was nicht unbedingt jeder gleich sehen sollte. Denn ausser mir kam eigentlich niemand auf die Idee auf das Dach vom Schrank zu schauen um zu kontrollieren ob ausser Staub sonst noch was da oben rumliegen könnte. Jahre später dann baute ich auf dem Dach des Schranks einiges an Lautsprecherboxen auf und sogar eine Lichtorgel, die, soweit ich mich erinnere acht bunte Lampen hatte und ein Steuergerät. Dazu aber später dann mehr.
Jeweils links und rechts von den Fenstern hingen schwere dunkelrot-hellbraune Vorhänge und an den Fensterscheiben weisse Gardinen. Also solche Vorhänge die man direkt an den Fensterrahmen hinhängt. Die Vorhänge wurden allerdings so gut wie nie zugezogen, erst viele Jahre später als mein Vater die Arbeit gewechselt hat und öfters Nachtschicht hatte, da schlief er dann unter Tags und da zog er manchmal die Vorhänge zu.

Wenn man aus den Fenstern rechts hinausschaute, dann sah man von beiden Fenstern aus entweder direkt auf das schräge Hausdach vom Haus gegenüber oder wenn man den Blick senkte sah man direkt auf die Josef-Beiser-Strasse. Blick nach rechts zeigte ebenfalls auf die Josef-Beiser-Strasse, man sah hinauf bis zum Ende der Strasse, die am Ende eine leichte Steigung hatte. Am Ende der Strasse querte die Unterhachinger Strasse. Und genau gegenüber am Ende der Strasse stand damals ein altes Haus, wo unter anderem einige Kräne der Firma Schmidtbauer auseinandergebaut herumstanden und ausserdem wohnte in dem Haus eine italienische Familie, deren Sohn Orfeo später dann einer meiner besten Freunde werden sollte, dazu dann aber mehr wenns zum Thema "Schulanfang" kommt.
Vom Fenster das auf der rechten Seite links war (grins) sah man zum einen recht gut über den Pfanzeltplatz und die beschriebene Anlage, ebenso bis hinauf "Zum Bräu", direkt zu der hierher verlegten Bushaltestelle und wenn man sich ganz links etwas hinauslehnte konnte man auch den Eingang vom KATRA sehen. Beim Fenster neben der Balkontüre sah man eigentlich den ganzen Pfanzeltplatz und auch das Schulgebäude wo ich 1967 dann meine Karriere als allseits beliebter Schüler begann. Auf dem Balkon selber hatte man die beste Aussicht. Von da aus sah man sowohl den Pfanzeltplatz wie auch den KATRA, "Zum Bräu" und die ganze Häuserfront mit den Geschäften bis hinauf "Zur Post" und sogar noch ein Stück die Sebastian-Bauer-Strasse hinauf. Auf der andern Seite sah man die Perlacher Kirche St. Michael, das Kriegerdenkmal, den damaligen Taxistand, das Feuerwehrhaus und den "Speckl" und noch ein ganzes Stück die Schmidbauerstrasse hinauf. Im Winter wenn die Kastanienbäume "nackert" waren, also ohne Laub, dann sah man auch bis zur Sparkasse und die Bushaltestelle neben der Schule. Allerdings hats in den früheren 1960ger Jahren geheissen das die Balkone baufällig wären und man nicht unbedingt hinausgehen sollte. Wie dem auch sei, weder unser Balkon noch irgendein anderer an dem Haus ist jemals abgestürzt.
Ja, soviel für den Anfang zu den Zimmern in unserer damaligen Wohnung und wie sie damals aussahen. Im Lauf der Zeit veränderte sich fast jedes Zimmer nicht nur einmal. Am stärksten veränderte sich im Lauf der Jahre das von mir und meinem Vater. Dazu erzähle ich dann nach und nach noch mehr, aber ich kann jetzt schon sagen, jeder der mich dann als Teenie in diesem Zimmer besuchte hat mich beneidet.

Und jetzt verlassen wir das Zimmer und die Wohnung und gehen wieder auf die Strasse hinunter und schauen uns im Hinterhof etwas genauer um. Den Mülltonnenbereich hab ich ja vorher schon erwähnt, auch die Mauer wo die Mülltonnen standen. Und hinter der Mauer war dann der eigentliche Hinterhof. Dort waren, wie auch schon erzählt, das Fenster von der Bäckerei Brücklmeier und die Eingangstür zu Haus 23 und die Hintertüre vom Friseurgeschäft. Wenn man im Hinterhof stand, dann konnte man auch die Fenster der Wohnungen von Haus 23 sehen. Soweit ich mich erinnere wohnten damals auf der rechten Hausseite im ersten Stock eine Frau Pascal.
Eine etwas ältere Frau, das heisst, älter ist ein dehnbarer Begriff, sie dürfte höchstens 50 Jahre alt gewesen sein, aber als kleiner Junge ist eine Frau mit 50 natürlich schon recht alt, wenn man allerdings selber auf die 50 zugeht, dann ist es natürlich nicht alt. Sie war eine sehr nette Frau und sie hatte lange dunkle Haare und die anderen Hausbewohner mochten sie nicht so besonders weil sie sich desöfteren einen in den Kragen schüttete, also desöfteren Alkohol trank. So besonders gesund sah sie eigentlich auch nie aus, aber wie gesagt, zu mir und auch zu meinem Spezl und auch zur Regina aus dem Blumengeschäft war sie immer sehr nett und hat uns auch öfters Schokolade geschenkt oder ein Eis gekauft.
Eines Tages war sie dann plötzlich verschwunden und ich hab sie nie wieder gesehen. Ich nehme an, sie ist entweder gestorben oder in irgendeiner Klinik gelandet.
Im zweiten Stock wohnte eine alte, grantige Hexe die 24 Stunden am Tag schlecht gelaunt war und immer mit dem Spazierstock oder der Faust drohte wenn wir im Hof zu laut waren. Sie hatte schneeweisse Haare und ihr Name war Maria Ernst. Genannt "d'Ernst Mare". Allerdings hatte sie nicht den Hauch einer Schangs einen von uns zu erwischen weil sie sehr langsam ging. Also praktisch keine besondere Gefahr. Nachteil war, das sie als ehemalige Hausmeisterin natürlich bestens bekannt war und auch sehr gute Kontakte zum Hausbesitzer hatte. Der Hausbesitzer war auch der Besitzer sämtlicher Wohnungen von Nr. 23 und 25. Ich glaube, das ihm auch noch mindestens zwei weitere Häuser in der Josef-Beiser-Strasse gehörten. Ich kannte dafür den Sohn des Hausbesitzers recht gut, war mit ihm schon als kleiner Junge auf Du und was sollte mir da schon großartig passieren. Die alte Gewitterziege war jedenfalls sehr unbeliebt bei uns Kindern und wenn wir im Hinterhof im Sommer manchmal auf der Decke lagen und spielten und die Alte kam aus der Haustüre raus, dann sind wir sofort alle schreiend abgehaun und haben alles stehen und liegen lassen. Einer von uns Kindern hat dann nach einiger Zeit nachgeschaut ob sie weg ist und dann sind wir zurück zur Decke. Wenn die Alte dann wieder heimkam, dann hat sich alles wiederholt, nur mit dem Unterschied das wir genau beobachteten ob sie auch wirklich die Treppe raufging. Damals machten wir uns auch öfters den Spaß und haben bei ihr an der Tür geklingelt und sind dann abgehaun.

Witzigerweise wusste abends wenn ich heimkam meine Oma immer ganz genau das ich die Frau Ernst geärgert hatte. Und das, wo weder wir noch die Frau Ernst Telefon hatten. Aber so ist das nun mal, fast jeder kannte fast jeden und bei den alten Weibern die damals in der Umgebung wohnten war es völlig normal das sie sofort zu den Eltern rannten wenn sie eins der Kinder dabei erwischten wie sie irgendwas angestellt haben oder irgendwen geärgert haben. Glück hatte da der, der einen Vater hatte wie ich, ausser vielleicht mal einen halben Tag Hausarrest ist mir nie was verabreicht worden. Tja, eines Tages dann waren wir wieder mal im Hinterhof und ganz leise weil wir auf der Decke lagen und die Papa-Moll-Hefte aus der Apotheke anschauten. Ich und ein Mädl aus dem Nachbarhaus konnten schon einigermassen gut lesen bevor wir eingeschult wurden, und so lasen wir beide den anderen die Geschichte vor. Plötzlich erschien dann die Ernst Mare auf der Bildfläche. Still und heimlich, keiner hatte sie kommen hören. Wir waren so überrascht das keiner von uns abhaute sondern gespannt auf der Decke blieben. Sie hob ihren Stock und deutete auf mich und sagte, ich soll in einer Stunde bei ihr oben an der Türe klingeln, sie hat was für mich. Dann ging sie wortlos ihren Weg. Ich hatte keine Ahnug was sie von mir wollte und wir spannen uns die gruseligsten Geschichten zusammen was wohl passiert wenn ich bei ihr läute und vielleicht sogar noch in die Wohnung reingehe. Ich gebe zu, ich hatte schon ein bissl Angst und die Geschichten steigerten mein mulmiges Gefühl noch mehr. Ich weiss noch genau das einer dann meinte, wenn ich nicht hingehe verzaubert sie mich. Kurz und gut - Es war egal was ich tat, es konnte auf jeden Fall schlimm enden. Irgendwann waren wir dann alle weg aus dem Hof und trieben uns irgendwo in der Nähe herum. So langsam war die Stunde auch vorbei und ich machte mich auf den Weg zur Mare. Allein traue ich mich nicht, hab ich gesagt, aber keiner war bereit mit mir mitzugehen, höchstens auf der Treppe im ersten Stock warten. Bis auf Regina, die setzte sich sogar auf die Treppe am zweiten Stock.
Das war so die Zeit wo ich das erstemal merkte das ich Regina eigentlich ganz gerne mag.  Ich stand vor der Tür. Neben der Tür war noch ein kleines Fenster das ein geschwungenes Gitter davor hatte und mit einem dunklen Vorhang verhängt war. Ich klingelte. Natürlich in abhaubereiter Haltung falls sie nach mir haut oder greift. Wenige Sekunden nack dem Klingeln bewegte sich der Vorhang am Fenster und dann hörte ich wie sich der Schlüssel im Türschloss drehte. Dann ging die Türe auf und die Mare stand mit ihrem Stock bewaffnet vor mir und sie sagte ich soll reinkommen. Ich weigerte mich, ich hatte Schiss. Und siehe da, sie konnte sogar lächeln. Unglaublich. Und da nahm ich meinen ganzen Mut zusammen, wahrscheinlich auch um Regina etwas zu imponieren und trat ein. Zumindest ins Kabinett, also in den kleinen Vorraum nach der Haustüre. Dann machte sie die Tür zu und sagte mir, es gibt keinen Grund vor ihr Angst zu haben, sie ist eben eine alte Frau und das Gehen fällt ihr schwer und da regt man sich halt schnell auf. Dann hat sie mir eine Tafel Schokolade geschenkt und hat gesagt das ich den anderen sagen soll sie brauchen nicht immer abhauen wenn sie daher kommt. Wunder über Wunder, die grantige Hexe konnte richtig nett sein.
Dann hat sie die Türe aufgemacht und ich hab mich bedankt und bin wieder runter zum Hof. Natürlich war ich der King weil ich mich zur Mare in die Wohnung getraut habe.
Den Schoko haben wir ziemlich schnell aufgegessen und erst danach meinte einer, das der auch vergiftet sein hätte können. Allerdings bekamen wir weder Durchfall noch starb einer von uns, die Tafel Schokolade war einwandfrei in Ordnung. Wir sind zwar dann nicht mehr abgehaun wenn die Mare daherkam, aber so ganz wohl war uns in der ersten Zeit dann doch nicht in unseren Häuten. Ich hab dann am selben Tag noch meiner Oma erzählt was passiert ist und sie hat gelacht und gesagt, das die Mare nicht so bäs ist wie immer gesagt wird. Ja es kam dann sogar soweit das jeder von uns sie sogar grüßte wenn sie einem von uns begegnete.
Und als die alte Frau wenige Jahre später starb, da war jeder von uns doch ein bissl traurig. Damals hab ich gelernt, das man so manchen Mensch erst dann kennenlernt, wenn er gestorben ist.  Aber ich glaube, das die alte Ernst Mare im Grunde schon gewusst hat das wir gar keine so schlechten Kinder sind wie manche Leute erzählt haben.

Im dritten Stock rechts gesehen wohnten zwei alte Damen. Frau Meier und Frau Kromer. Frau Kromer hatte eine echt geniale Frisur. So eine Turmfrisur wie sie auch in den 1950ern in war. Sie war auch immer sehr schön angezogen und hatte immer lange Ohrringe dran. Meist hatte sie einen weissen Regenmantel an und irgendwie merkte man ihr schon an, das sie aus besseren Kreisen kam. Sie schimpfte nie und lächelte immer wenn sie einen von uns sah und kannte bei fast allen Kindern aus dem Haus den Vornamen. Viel wusste ich nicht über sie, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen sie zu duzen oder zu ärgern. Frau Meier dagegen wirkte schon wesentlich älter als sie eigentlich war. Sie hatte eine Haarpracht die man als Sturmfrisur bezeichnet und das noch mit Korkenzieherlocken. Auch sie war recht nett zu uns Kindern.
Im Hinterhof war auch der Hintereingang oder Ausgang, je nach Belieben, des Friseurgeschäftes. Der Chef von diesem Friseurgeschäft war einer wie man ihn sich aus der damaligen Werbung vom Gard Haarstudio vorstellt. Er hatte immer ein Sakko an und fuhr einen gelben Opel GT mit auf- bzw. zuklappbaren Scheinwerfern und manchmal auch einen dunkelroten VW, allerdings keinen Käfer sondern eher so ein VW Cabrio. Was es genau für ein Auto war weiss ich nicht weil ich mich schon als Kind nie so besonders für Autos interessiert habe. Abgesehen davon langts in Bayern voll und ganz wenn man einen BMW kennt.
Die Klappscheinwerfer vom Friseur-Auto waren jedenfalls der Hammer und es hat mich immer wieder fasziniert wenn ich sah wie sie auf und zu klappten. Irgendwie bildete ich mir da ein das ich auch so einen Opel GT wollte. Der Friseurladenchef hatte auch immer so eine große Pilotenbrille auf. Eigentlich war er recht nett und hat auch immer gegrinst wenn er uns Kinder sah und so manches mal liess er auch ein paar Münzen fliegen damit wir uns ein Eis kaufen konnten. Kurz gesagt, der Mann war bei uns Kindern recht beliebt und wir haben auch oft auf sein Auto aufgepasst wenn er es vorne an der Strasse stehen hatte. Manchmal nahm er auch ein paar von uns mit auf eine kurze Spritztour um den Pfanzeltplatz oder raus zum Bahnhof und wieder zurück.
Eine der Damen die im Friseursalon arbeiteten hiess Ingrid. Sie hatte blonde Haare, auch etwas aufgetürmt und einen Pickel im Gesicht. Dachten wir jedenfalls. Doch manchmal war der Pickel weg, dann war er wieder da. Irgendwann hat sie uns dann erklärt das es kein Pickel ist sondern ein Schönheitsfleck der mit irgendeinem Stift aufgetragen wird. Hochkompliziert also. Und mich als Junge hat das eigentlich sowieso nicht besonders interessiert. Was mich aber schon interessiert hat waren ihre engen kurzen Röcke und die meist recht schönen Schuhe die sie anhatte. Wie gesagt, ich merkte schon sehr früh das ich bei einer Frau immer zuerst auf die Schuhe und auf die Beine glotzte. Woher ich diese Sucht habe weiss ich nicht und es hat mich auch nie gestört. Oft sahen wir eine oder mehrere von den Friseurdamen wenn sie im Hinterhof auf der Bank vom Friseurladen sassen und rauchten oder in irgendwelchen Zeitschriften blätterten. Von uns Jungs hatte jedenfalls jeder so seine Lieblingsfrau ausgewählt. Bei mir wars die blonde Ingrid, eben wegen der kurzen Röcke und der schönen Schuhe. Einer von uns ging weniger aufs Äussere sondern mehr danach was er an Schokoriegeln geschenkt bekam. Auch eine Möglichkeit sich seine Traumfrau auszusuchen. Da die Damen ja bei einem Friseur arbeiteten wechselte natürlich auch öfters die Frisur oder die Haarfarbe, und manchmal konnte man schon durcheinanderkommen welche Dame jetzt grad welche Haarfarbe hatte.

Im ersten Stock wohnte mein Spezl mit seiner Schwester und seinen Eltern. Zur Erinnerung: Das Modegeschäft auf der Vorderseite des Hauses gehörte denen. Im Sommer sass sein Vater öfters in der Küche mit einer Rechenmaschine und rechnete irgendwas zusammen. Es muss jedenfalls eine sehr lange Rechnung gewesen sein denn die Papierrolle von der Rechenmaschine reichte runter bis in den Hof. Ich schätze mal es werden irgendwelche Inventurberechnungen gewesen sein. Diese Wohnung war auch eine der ganz wenigen die mir bekannt waren die ein Bad eingebaut hatten. Also eine echte weisse Badewanne mit Brause und Dusche und so. Auch das Wohnzimmer war irgendwie besser eingerichtet wie die anderen Wohnzimmer die ich so kannte. Auch die Küche war extra, also keine Kombination aus Küche und Wohnzimmer. Das hatte natürlich hier den Nachteil das man eine ziemliche Strecke in der Wohnung zurücklegen musste um sich beim Fernsehen was aus dem Kühlschrank zu holen. Ich glaube aber das die Kinder vorm Fernseher eh nix essen durften. In dieser Wohnung sah ich später dann auch den ersten Farbfernseher den ich je gesehen habe. Und da sah ich auch zum ersten Mal wie Ben Cartwright von der Ponderosa in Bonanza in Farbe aussah. War schon ein Erlebnis. Und auch die ZDF Heinzelmännchen sahen in Farbe ganz anders aus wie in schwarzweiss. Bei schwarzweiss Serien wie "Funkstreife Isar 12" oder "Kommissar Freytag" wars allerdings egal, die sahen in einem Farbfernseher auch nicht besser aus als wie in einem schwarzweiss Fernseher. Und der andere Kommissar, der Erik Ode, der kam dann später am Freitag um 20.15 Uhr im ZDF und der war in schwarzweiss sogar viel spannender wie er in Farbe gewesen wäre.
Interessant war beim Spezl auch der Blick ausm Fenster bzw. vom Balkon runter. Zum einen wohnte der ja im ersten Stock und da war die Strasse viel näher als wie bei mir im zweiten Stock. Wenn man bei ihm vom Balkon schaute, dann sah man zur rechten auch noch ein bissl was von der Anlage und auch das Feuerwehrhaus und ein kleines Stück vom Kriegerdenkmal und den Speckl sah man komplett. Zur linken sah man bei ihm den Hufnagl und den Teil der Hausfront wo das Blumengeschäft war. In dem Punkt hab ich ihn ein bissl beneidet weil er da mehr die Gelegenheit hatte die Regina zu sehen. Über dieser Wohnung, also im zweiten Stock, da wohnte noch eine Familie, die hiessen Vorwick oder so ähnlich, hatten aber nichts mit dem Vorwerk-Staubsaugern zu tun. Und im dritten Stock war und dürfte auch heute noch der bereits erwähnte Speicher sein.
Bei der Gelegenheit fällt mir noch ein, das es in beiden Häusern auch pro Stockwerk ein Stiegenhausfenster (Schdianghausfensda) gab. Anfangs waren es ganz normale Fenster wie sie auch in den Wohnungen waren, später kam dann irgendein Hirngastritiker auf die Idee, diese schönen Fenster mit denen man wunderbar lüften konnte, durch Fenster aus undurchsichtigen Glasziegeln zu ersetzen die lediglich rechts oben in der Ecke ein kleines Lüftungsloch hatten das man mit einer Metallschnur öffnen und schliessen konnte.
Der Erfolg dieser voll greisligen Fenster war dann der, das es in den Hausgängen ziemlich müffelte und man auch nicht mehr hinaus- bzw hineinschauen konnte.
Deswegen war dann meistens die Haustüre unten den ganzen Tag geöffnet.

Ein ganz anderes, sehr niedriges Gebäude war auch noch am Hinterhof. Das damalige Waschhaus. Waschmaschinen hatte damals so gut wie niemand, wenn man dreckige Kochwäsche hatte, dann wanderte die in einen sehr großen Topf und der wurde mit Wasser gefüllt und dann gscheit erhitzt. Ich schätze mal dadurch wurden Temperaturen erreicht die die beste Waschmaschine nicht schafft. Umgerührt wurde mit einem großen Spezialkochlöffel, den meine Oma gelegentlich auch dazu benutzte mir eine auf den Hintern zu haun wenn es nötig war. Und die meisten Klamotten waren eh reinste Baumwolle oder Leinen, also alles Kochwäsche die sehr hohe Temperaturen vertragen konnte und somit auch immer wieder gut sauber wurden obwohl es damals weder Mega-Pearls noch irgendwelche Superfleckenwaschpülverchen gab, die erfahrungsgemäß meistens eh nichts oder nicht viel taugen. Für schwierige Fälle wie z.b. meine Hosen hatte meine Oma dann immer noch Kernseife und die Wurzlbürschtn. Und damit ging eigentlich so gut wie alles raus, manchmal auch die Farbe der Hose. Die Kernseife und die Bürschte wirkte übrigens auch sehr gut bei dreckigen Bubenhänden wenn der sogenannte Bamhackl dran war, habe ich eh schon mal erzählt. Übersetze Bamhackl - Nicht möglich :) Zusätzlich hatten wir für sehr dreckige Hände auch noch eine Büchse Reinol daheim. Das brauchte mein Vater öfters wenn er die Hände schwarz vom Teer hatte.
Das Waschhaus hatte zwei Eingänge, welche soweit ich mich erinnere, beide in den selben Raum führten. Drei große Fenster waren in der Wand und im innern des Raums zwei große steinerne Waschbecken. Da konnte man größere Mengen an Wäsche reinschmeissen und das heisse Wasser gleich mit reinlaufen lassen. Ein paar große Waschbretter waren auch noch drin, auf denen meine Oma dann die saubere nasse Wäsche irgendwie umeinanderhaute und danach an der Wäscheleine aufhängte oder wieder mit in die Wohnung nahm. Irgendwann wurde das Waschhaus dann geschlossen und ausgeräumt und man glaubt es nicht, es wurde vermietet und es zog eine Familie aus Jugoslawien ein.
Diese hießen mit Nachnamen Doblic und sie waren sehr nett zu uns Kindern. Eigentlich blieb ihnen auch nichts anderes übrig, denn sowohl alle Fenster wie auch die Eingangstür führten direkt in den Hinterhof. Sie hatten auch eine Tochter die Maria hiess. Die dürfte damals auch etwa 6 oder 7 Jahre alt gewesen sein und sie verstand sich auch recht gut mit uns. Oft bekamen wir von Frau Doblic einen Pudding oder einen Kuchen geschenkt und manchmal auch auch einiges an Gemüse. Ich glaube das der Herr Doblic irgendwo bei einem Bauernhof mitgearbeitet hat. Besonders gut war immer das Gulasch das es bei denen gab. Wenn gerade jemand von uns im Hinterhof war und Hunger hatte, dann durfte er jedesmal mitessen. Und selbst wenn man nicht hungrig war, dieses Gulasch hat nie einer von uns abgelehnt. Leider wohnten die Leute bloß wenige Jahre in dem Waschhaus und zogen dann aus. Keine Ahnung wohin. Die Räume wurden dann wieder etwas umgebaut und auf der linken Seite kam dann ein Radlstellplatz hinein und auf der andern irgendein Abstellraum für
irgendwelches Maurerzeugs. Übrigens gabs im Hinterhof auch zwei Geheimbodenplatten. Der ganze Hof war gepflastert mit einer Menge von dunkelroten und leicht schwarzen Steinplatten die etwa 20x20cm groß waren. Zwei dieser Platten haben wir in langwieriger Kleinarbeit so gelockert das man sie hochheben konnte und wieder hinlegen konnte ohne das es auffiel das sie locker waren. Den Boden unter diesen Platten haben wir ein bissl ausgegraben so das eine kleine Mulde darunter war. Da versteckten wir wichtige Sachen wie z.b. ein Feuerzeug oder ein Taschenmesser das wir mal gefunden hatten. Nur ich, der Karli und die Regina wussten davon. Eines Tages scheint aber dann doch jemand etwas entdeckt zu haben denn wie wir nachschauten war alles verschwunden und wir haben es auch nie wieder gefunden. Ab dem Tag haben wir auch nie wieder was unter den Platten versteckt.

Schräg neben dem Hinterausgang des Friseurgeschäfts war noch ein kleiner Durchgang. Dieser Durchgang hatte links und rechts ein kleines Mäuerchen und die waren etwa ein Meter füchzig hoch und hatten oben ein Abdeckblech, das auch schon bessere Zeiten gesehen hat. Unter dem Blech sassen im Sommer meist einige Spinnen und die spannen so in der Gegend herum. Das linke Mäuerchen war  nicht so breit wie das rechte, und wenn man auf das linke Mäuerchen kletterte und  sich streckte, dann konnte man das Ende der Seitenmauer vom Waschhaus anfassen. Wenn man dann noch etwas hochsprang dann konnte man sich mit den Händen am Rand der Waschhausmauer festhalten. Und wenn man sich dann noch hochzog und mit den Füßen etwas nachhalf, dann konnte man auf diese Art auf das Dach vom Waschhaus klettern. Die Dächer der umliegenden Häuser hatten alle etwas interessantes an sich und mir war klar das ich auf soviele Dächer wie möglich klettern wollte. Sozusagen den Leuten aufs Dach steigen. Das Dach vom Waschhaus war ein ziemliches Flachdach auf dem einige Rollen Dachpappe verlegt wurden die man mit Teer abgedichtet hat. Das Dach selber war eigentlich nichts besonderes, dafür war aber die Dachrinne umso interessanter. Da fand man ausser alten Blättern und dem üblichen Dreck auch so manches was im Lauf der vergangenen Zeit irgendwann mal aufs Dach flog und vom Wind und Regen in die Rinne geschoben wurde. Da ich schon als Knab im Klettern und Kraxeln einer der besten war, war ich natürlich immer derjenige der aufs Dach klettern musste wenn z.b. beim Ballspielen der Ball auf dem Dach blieb oder in der Dachrinne. Komischerweise haben sich die älteren Leute auch immer erschrocken aufgeregt wenn sie mich oder eins der Kinder auf dem Dach sahen, weil der Bua konn ja owefoin und konn se wos brecha :) Weder ich noch einer meiner Freunde damals ist jemals von irgendeinem Dach runtergefallen. Wenn man auf dem rechten Mäuerchen war, dann konnte man auf das Dach der Garage vom Karli seim Vater klettern. Alle Garagen in den Hinterhöfen hatten ein ziemlich stark geschwungenes Wellblechdach. Natürlich regten sich auch hier manche Leute auf, denn wir könnten ja das Blech ruinieren oder durchs Blech durchfallen und was weiss ich noch was alles hätte passieren können. Tatsache ist, weder ich noch einer meiner Freunde ist jemals vom Garagendach gefallen. Und das Blech haben wir auch nicht ruiniert weil wir da vom Gewicht her zu wenig drauf hatten. Ich erinnere mich aber daran, das einmal ein Arbeiter der die Garagendächer geputzt hat beinahe runtergefallen wäre. Der rutschte aus und schlitterte in Richtung Ende des Daches. Aus irgendeinem Grund fiel er aber dann doch nicht runter. Bei dieser Garage konnte man übrigens auf der Rückseite hinter der Garage durchgehen. Zwischen Garagenrückwand und Hauswand waren etwa 30cm Platz, durch die wir als Kinder locker durchgepasst haben. Jeder musste einmal durchgehen sonst war er ein Feigling.  Der Karli und ich haben übrigens später einmal hinter dieser Garage unsere ersten Zigaretten gepafft. Dazu aber auch später etwas mehr.

Neben der Garage war zum einen eine Teppichklopfstange aus dunkelbraunen Metall, gehalten von zwei etwa 2 Meter hohen Betonpfeilern. Meine Oma hat damals auch einmal im Monat einen Teppich nach dem andern runtergetragen und mit dem Teppichklopfer dann solange auf den Teppich eingehauen bis kein Staub mehr davongeflogen ist. Mit dem Teppichklopfer hat sie manchmal auch Jagd auf mich gemacht wenn ich irgendwas schlimmes angestellt hatte. Meist ist sie mir dann solange nachgelaufen bis sie so ausser Atem war das sie keine Kraft mehr hatte zum Zuhauen. Im Sommer war das sowieso wurscht weil wir Jungs damals immer kurze bayrische Lederhosen anhatten und da musste man schon sehr kräftig draufhaun das man überhaupt was gespürt hat. Die kurzen Lederhosen waren recht praktisch. Zum einen warens wahre Stossdämpfer die bei Teppichklopfern und Kochlöffeln und flachen Händen echte Wunder wirkten, und zum andern wenn einer bieseln musste konnte man das linke oder rechte Hosenbein mit der Hand etwas nach oben ziehen und dann irgendwo hinbieseln.
Der Sohn von denen von der Wäscherei hatte auch eine Lederhose. Aber der war ja ein Preusse und somit viel zu blöd um auf so eine Idee zu kommen. Der hat immer den Latz vor der Hosn geöffnet und dann gebieselt. Bis der ausgepackt hat waren wir schon immer fertig. Schon damals als kleine Jungs haben wir also festgestellt, das der Bayer dem Preußen rein hirntechnisch stark überlegen ist.  Neben der Teppichstange, also seitlich von der Garage war ein etwa 4 auf 2 Meter großer Platz wo ein bissl Gras und ein paar kleinere Sträucher entlang der Hauswand wuchsen. Einiges an Zeugs und Dreck lag auch da hinten und ein paar kleinere Steine. Eine Hauswand war die Rückseite von irgendeinem Geschäft auf der vorderen Häuserfront an der Ottobrunner Strasse. Diese Hauswand verband durch einen uralten Holzzaun die hintere Hauswand vom Schuhgeschäft.
Hinter dem Holzzaun war ein etwa ein Quadratmeter großer Platz wo wirklich alles mögliche an Dreck drin lag. Auch Glasscherben. Es war schon ein kleines Risiko wenn wir mit unseren Klapperln (jaja, Sandalen) da hineinkletterten. Jeder von uns war mindestens einmal da hinten drin aber man fand nie etwas brauchbares. Der kleine Zaun war allerdings trotzdem sehr wichtig, denn wenn man es schaffte sich von der Teppichstange mit den Beinen auf den Zaun zu schwingen und sich dann vorsichtig nach vorne kippen liess und sich mit den Händen an der Mauer festhielt, dann konnte man aufs Dach vom Schuhgeschäft, bzw. vom Lottogeschäft klettern und dann bis zum Blumenladen spazieren um dort dann entweder auf die Strasse zu schaun oder vorne beim Blumenladen das Schrägdach vom Kellereingang wieder runterzugehen. Andersrum gings natürlich auch, das man also das Schrägdach vorne raufkletterte und dann auf dem Dach bis zum Zaun lief und da dann runterkletterte. Aber wir waren ja Kletterprofis und keine Anfänger. Allerdings haben sich die Damen vom Schuhgeschäft regelmässig beim Hausmeister oder bei den Eltern beschwert wenn ich oder einer der anderen auf dem Dach rumliefen weil es dadurch angeblich die Feuchtigkeit durchgedrückt hat. Irgendwann haben wir das alles nicht mehr geglaubt und wollten die Wasserflecken sehen. Seltsamerweise waren die dann immer verschwunden.
Damals fiel mir dann auf, das wenn ein Kind einen Erwachsenen beim Lügen ertappt, sich der Erwachsene furchtbar aufregt und das Kind schimpft. Umgekehrt schien es aber völlig in Ordnung zu sein wenn man Kindern weismachte das sie nicht lügen dürfen. Da sieht man auch wieder das es zu jeder Zeit immer irgendwelche Deppen gibt und die werden auch nie aussterben solange es irgendwo auf der Welt noch Menschen gibt.

Hinter dem Waschhaus war auch noch eine Garage. Darin stand das Auto vom Hausmeister. Das Dach dieser Garage war auch aus ziemlich stark geschwungenem Wellblech und man kam nur rauf wenn man entweder mit einem Spezl die Räuberleiter machte oder mit einem Fuß auf den Türgriff stieg und sich dann hochzog. Da der Türgriff dieser Garage aber schon etwas locker war, haben wir es meist mit der Räuberleiter versucht. Vom Garagendach aus konnte man mit etwas springen und strecken auch über die Rückseite auf das Dach vom Waschhaus klettern. Da hinten wo die Hausmeistergarage stand, da war in den frühen 1960ger Jahren noch ein weiteres Haus. Das war nicht so hoch und hatte nur 1 Stockwerk und ein Speichergeschoss. Es war damals schon ein ziemlich verfallenes Haus bei dem fast alle Fensterscheiben eingeworfen waren und das Dach hatte auch schon einige Löcher. Und trotzdem wohnte in diesem verfallenen Haus eine sehr alte Frau, die mit Nachnamen Kaiser geheissen hat. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern wie sie aussah, aber sie war recht klein und warf auch einen ziemlichen Buckel. Mein Vater hat immer gesagt das sie eine Hexe ist. Und diese Hexe, die eigentlich ganz nett war, hat uns Kindern auch öfters mal Guadln oder Schokolade geschenkt. Mit anderen Worten: Frau Kaiser war bei uns Kindern sehr beliebt, wurde grundsätzlich gegrüßt und auf keinen Fall wurde sie von uns geärgert. Da das Haus schon ziemlich verfallen war hatte es auch keine abschliessbare Haustüre mehr und so konnten wir öfters durch das Haus gehen und uns etwas darin umschauen. Bei dem meisten Räumen lagen die Reste der zerbröselten Wände drin, einiges an Dreck und Abfällen und wurmstichige Holzbalken. Die Treppe in den ersten Stock knarrte fürchterlich wenn man drauftrat und in den Speicher konnte man gar nicht mehr weil diese Treppe schon komplett zusammengebrochen war. Den Keller konnte man auch nicht mehr erreichen weil der Zugang voller Schutt und Steine war. Immer wenn ein Gewitter kam und es stürmte, dann hörte man die Fenster in dem Haus klappern und wenns dann noch langsam Nacht wurde, dann sah es schon richtig gespenstig aus. In der Dämmerung sassen auch oft einige Raben auf dem Dach oder in den Löchern wo einmal Fenster waren.
Zwischen dem "Kaiser-Haus" und dem Waschhaus war ein freier Platz. Darauf war eine nicht mehr so besonders aussehende Wiese, irgendein tiefes Loch über das eine Metallplatte gelegt war damit niemand reinflog und so drum rum sah es auch nicht besonders einladend aus. Trotzdem war das ein beliebter Ort wo wir oft und gerne gespielt haben. Wenn man so stand das man das Waschhaus auf der linken Seite hatte, dann war vor einem noch ein niedriger Bau wo im Erdgeschoss zwei Wohnungen waren. Beim Fußballspielen passierte es öfters das der Ball über den niedrigen Bau flog und dann irgendwo vorne auf der Josef-Beiser-Strasse landete. Meist tat er das, manchmal landete er aber auch auf einem Autodach und da kams dann drauf an wem das Auto gehörte. Da wir im Fall eines Ballüberflugs des Hauses immer alle gemeinsam zur Strasse vorliefen konnte man niemand nachweisen wer den Ball geschossen hat. Da haben wir immer eisern zusammengehalten. So wars dann meist so, das sich der Autobesitzer einige Zeit aufgeregt hat und wir mit betroffenen Gesichtern zugehört haben. Irgendwann hat sich der dann wieder beruhigt und wir sind abgezischt und haben weiter gespielt.

Ebenfalls in dem hinteren Hinterhof war auch der Hintereingang des Blumengeschäfts. Und genau dort lernte ich als kleiner Junge der noch nicht einmal in den Kindergarten ging, meine erste große Liebe kennen. Regina. Sie war damals höchstens 3 Jahre alt und sass in einem Laufstall drin. Sie hatte blonde Haare und sie lachte wie sie mich sah. Kann auch sein das sie mich ausgelacht hat oder das sie lachen musste wie sie mich sah, kann aber auch sein das sie sich nur freute weil sie mich sah. Regina und ich haben uns eigentlich sofort bestens verstanden und wir waren zusammen bis ich etwa 14 war und sie etwa 12. Natürlich nicht die ganze Zeit fest zusammen wie ein Paar, aber, wie man damals so schön sagte, wir sind lange Zeit miteinander gegangen. Sehr zum Bedauern ihrer Eltern, denn die hielten nicht soviel von mir wie Regina von mir hielt. Einzig ihre Tante war recht locker drauf und die fand mich voll ok. Von dem Tag an wo wir uns das erste mal sahen verging die ersten Jahre fast kein Tag an dem wir nicht zusammen waren. Meistens Montag bis Freitag und ganz selten am Samstag. Am Sonntag sahen wir uns so gut wie nie, weil Sonntags das Blumengeschäft meist geschlossen war. Ich lernte Regina damals wie man sich aus dem Laufstall befreien konnte und wir haben sehr viele Sachen zusammen angestellt von denen manche Kinder in dem Alter heute nur noch träumen können. Natürlich gabs immer viel Gemecker von ihrer Mutter oder ihrer Oma wenn sie aus dem Laufstall abgehaun ist. Ich glaube das mein Spezl oft ein bissl eifersüchtig war weil sie mich lieber mochte wie ihn und die anderen Buben in der Gegend. Über Regina erzähle ich später auch noch mehr.

Schräg gegenüber vom Blumenladen, also praktisch hinter dem Hinterhof von der Post, war das Schlachthaus von der Metzgerei Kauderer. Das war die Metzgerei die bei uns im Haus ihren Laden unten hatten, wo man bei uns im Hausgang hinten reingehen konnte, also die, zwischen Bäckerei Brücklmeier und Cafe Edlbauer. Es war nicht nur irgendein Schlachthaus, es war auch noch ein großer Garten davor mit ein paar Bäumen. Im Garten liefen immer zwei Hunde herum die auch recht gerne bellten wenn man sie ärgerte.  Geschimpft hat der Metzger jedenfalls so gut wie nie, meist hat er uns ein paar ganz frische Wiener geschenkt damit wir abhaun und die Hunde Ruhe geben. Neben dem Schlachthaus war dann ein weisses Gebäude das auch ein Stockwerk hatte. Da drin wohnte unter anderem der Hausbesitzer und es waren einige Büros drin. Was genau damals da gearbeitet wurde weiss ich nicht mehr. An der Hauswand war jedenfalls ein Blechschild auf dem "Wolfram" stand und noch irgendwas. Und in diesem Haus wohnte auch noch ein gewisser Dobler, so der Nachname, der als Gärtner im Perlacher Krankenhaus arbeitete. Der Dobler war einer von der Sorte die sich relativ schnell ärgerten und aufregten, somit war klar das immer wenn er daheim war bei ihm an der Tür geklingelt wurde und dann sind wir schnell abgehaun. Er ist das ganze Jahr über in bayrischer Tracht rumgelaufen und wenns Winter wurde hatte er immer einen grünen Lodenumhang um und einen grünen Lodenhut auf. Da er im Erdgeschoss wohnte und er auch noch nicht so alt war, wurde gleich nach dem Klingeln sofort abgehaun und dann aus sicherer Entfernung beobachtet ob er sich gscheit aufregte oder nicht. Manchmal wars so schlimm das er sogar mit der Faust drohte. Ob er im Ernstfall wirklich einem von uns was getan hätte, ich glaube es nicht, aber gscheit Angst eingejagt hätte er dem, den er erwischt hätte bestimmt.
Sehr beliebt war es auch auf der Strasse vor seinem Fenster zu stehen und Grimassen zu schneiden. Wenn er dann sauer wurde kam er raus und schimpfte und wir sind abgehaun.
Damals ahnte ich natürlich nicht das er etwa 10 Jahre später in der Wohnung gegenüber von uns wohnen würde.

Dann kam irgendwann der Tag wo die alte Frau Kaiser gestorben ist. Niemand von uns hat es mitbekommen aber wie wir es erfahren haben waren wir schon ein bissl traurig.
Und dann dauerte es auch nicht lange bis Bagger ankamen und das alte Haus wurde abgerissen. Für uns Kinder war das natürlich ein Erlebnis. Die meisten der Arbeiter waren Jugoslawen und mit denen verstanden wir uns prächtig. Sie waren sehr nett und haben sich mehr mit uns beschäftigt wie so mancher Vater. Jeder von uns durfte einmal im Bagger drinsitzen und ein paar Hebel betätigen, jeder durfte einmal mit einem Schubkarren (den keiner von uns so richtig halten konnte) rumfahren und jeder durfte einmal mitschaufeln.
Nach ein paar Tagen lagen da wo einst das alte Haus stand nur noch Berge von Steinen, Holzbalken und Dreck. Die Arbeiter verschwanden und bald drauf kamen ein paar Tage lang Lastwägen und die transportierten den ganzen Mist weg. Allerdings war da noch die Zeit nach dem Abriss des Hauses bis zum Abtransport. Wir Kinder durchstöberten natürlich alles weil es hätte ja sein können das wir etwas finden was wir brauchen konnten. Und es lag so einiges zwischen dem ganzen Schutt. Das meiste allerdings irgendein Zeugs das wirklich keiner mehr brauchen konnte. Aber, wie es dann so ist, je mehr man sucht umso weniger findet man. Und die, die nicht suchen sondern bloß so durchgehen, die finden dann was.
Ich will ja jetzt keine Namen nennen, aber einer von uns fand einen Tausendmarkschein zwischen dem Dreck. Das war damals verdammt viel Geld. Ich kann jetzt auch nicht garantieren ob der Schein echt war oder von irgendeiner Reklame war. Tatsache ist, das sich jemand aus unserem Freundeskreis den Schein schnappte und sagte, den geb ich meinem Vater, der weiss dann schon ob der echt ist oder nicht. Der Schein wurde dann auch nie wieder gesehen. Wie gesagt, keine Namen, aber Tatsache ist, das in den darauffolgenden Wochen jemand seinen Laden gut renoviert hat. Ein Schelm wer jetzt Böses dabei denkt. Aber wie es so ist, nach einer gewissen Zeit hat von uns eh niemand mehr an den Geldschein gedacht. Nachdem der ganze Dreck weg war, war da hinten eine sehr große freie Fläche und wir waren gespannt was da hinten hingebaut wird. Irgendwie war uns aber schon klar das es völlig anders aussehen würde wie vorher.

Bevor gebaut wird gehen wir nochmal zurück zu Haus Nr. 25, und zwar zu der Stelle wo man von der Josef-Beiser-Strasse in den Hinterhof reingeht, also die kleine Einfahrt.
Dort, direkt neben dem Waschhaus, war das niedrige Haus von dessen Rückseite öfters der Ball übers Dach auf die Strasse flog. Die Zimmerwände in diesem Niedrigbau waren nicht so hoch wie bei uns im Haus, ich schätze mal das die etwa auf 2 Meter Höhe kamen. Einen ersten Stock gabs auch noch. Da führte eine Holztreppe hinauf und da oben waren soweit ich mich erinnere, 2 Wohnungen. Einen kleinen Vorgarten wo glaube ich zwei oder drei kleinere Birken standen gabs auch noch. Das ganze eingezäunt mit einem Holzzaun der mit den Jahren auch schon mehr einen grauen Eindruck machte. Unten war auf der linken Seite eine Wohnung und auf der rechten Seite waren zwei abgesperrte Türen. In der linken Wohnung unten wohnte eine Familie Goldstein. Ich bin nicht mehr ganz sicher obs eine vollständige Familie war oder nur Mutter und Sohn, wobei der Sohn auch schon viel älter war wie wir und die Mutter natürlich noch älter. An die Mutter erinnere ich mich nicht mehr, die ist auch schon gestorben wie wir noch ziemlich kleine Kinder waren. Der Sohn sass oft bei offenem Fenster im Stuhl und schlief seinen Rausch aus. Die beiden abgeschlossenen Türen rechts waren sehr interessant. Es waren zwar auch noch zwei Fenster zwischen den Türen, aber da war der Vorhang dermassen im Weg das man nicht durchschauen konnte. Eines Tages dann bekam ich zufällig mit wie die Türe ganz rechts geöffnet wurde. Und total neugierig war ich gleich zur Stelle und siehe da, dahinter war ein Raum in dem volle und leere Getränkekisten gestapelt waren, die im Cafe Edelbauer ausgeschenkt bzw. verkauft wurden. Also 50% des Geheimnisses waren somit gelöst und ich habs auch so schnell wie möglich meinem Spezl erzählt. Aber die andere Tür, was war da drin? Neugier!
Um es gleich zu sagen, wir ham nie rausbekommen was hinter dieser Türe war. Das Schloß war knacksicher und nicht mal mit einem abgefeilten Ersatzschlüssel kam man rein.

Aber eines Tages war die Türe offen, der Raum dahinter komplett leer und ein schwarzhaariger Jugoslawe stand davor und redete viel und fuchtelte mit den Armen in der Luft herum. Wie der Mann dann uns Kinder sah fing er an zu grinsen und er freute sich sehr uns zu sehen. Jeden einzelnen von uns begrüßte er und wie er hörte das wir gleich nebenan im Haus wohnen, zumindest zwei von uns, freute er sich noch mehr und er griff in die Hosentasche und holte ein ganzes gerolltes Bündel Geldscheine raus, liess die Scheine durch die Finger gleiten und schenkte uns sage und schreibe 10 Mark damit wir uns alle ein Eis kaufen können. Er bestand nur darauf das wir dann alle wieder herkommen damit er uns sehen kann. Dieser großzügige Mann aus Jugoslawien hiess mit Vornamen Josef, also geschrieben nach der jugoslawischen Version, aber in Bayern wurde damals sowieso jeder der Josef heisst, egal aus welchem Land er kommt, Sepp genannt. Ausser natürlich er ist Preuße. Den Nachnamen weiss ich nicht mehr, aber er hat garantiert mit "vic" oder"ic" geendet, wie das bei jugoslawischen Nachnamen üblich ist. Dieser Jugo-Sepp, war relativ bald sehr bekannt in Perlach und soweit ich mich erinnere gabs kein Kind das ihn nicht mochte. Er war immer sehr nett und hat auch nie geschimpft wenn wir geplärrt haben oder irgendwas angestellt haben.
In diesem Raum hat er dann jedenfalls eine kleine Schneiderei eingerichtet. Irgendwann stand die Türe offen und der Jugo-Sepp und noch irgendwer waren drin und nähten mit ein paar Maschinen Kleidungsstücke zusammen. Wie er mich gesehen hat, hat er sich gefreut und hat mir einen blau-weissen und einen rot-weissen gestreiften Frottee-Pulli geschenkt.
Jeder von uns bekam dann in den kommenden Tagen zwei solcher Pullis von ihm geschenkt. Ja, der Jugo-Sepp dürfte der mit Abstand beliebteste Ausländer in Perlach gewesen sein.
Im Lauf der nächsten 20 Jahre hat er in meinem Leben oft eine große Rolle gespielt. Wie ich noch ein kleiner Junge war hat er mir oft geholfen wenn ich irgendwas angestellt habe, hat mir unzählige Eis gekauft und später dann oft mit mir geredet wie ich in dem Alter war wo man langsam aber sicher seie diversen Pubertätsprobleme bekommt. Auch mit den anderen Kindern hat er sich oft unterhalten und ich bin sicher, so mancher verdankt ihm einige nicht entdeckte kleinere Taten die eigentlich jeder von uns so begangen hat.

Im ersten Stock des Hauses starb irgendwann irgendjemand und in die freie Wohnung zog ein etwa mittelalterliches Ehepaar ein, an die man sich erst einmal gewöhnen musste.
Der Mann war etwas kleiner und ein bissl mopsig aber nicht dick, die Frau machte eher den Eindruck wie wenn sie in der Ehe die Hosn anhat, wie mein Vater immer sagte.
Pitzer hiessen die mit nachnamen. Der Mann stellte sich als recht netter Herr raus, der sich auch ganz gut mit den Kindern verstand und sich nicht gleich aufregte wenn es mal etwas lauter wurde. Die Frau dagegen schimpfte recht schnell und war somit auch ein recht beliebtes Objekt zum Ärgern :-) Im Hochsommer hatte der Mann immer einen Strohhut auf und meistens eine graue Hose an, die sich in der Gegend des Hinterns kräftig in die Höhe geschoben hat. Unten im Haus, ganz auf der linken Seite war noch eine Wohnung wo ebenfalls zwei ältere Leute wohnten. Den Namen weiss ich leider nicht mehr, irgendwas mit dem Wort Pflug im Nachnamen wars jedenfalls. Auch hier war witzigerweise der Mann eher derjenige der bei den Kindern beliebt war. Er stand oft stundenlang mit einer Pfeife oder einem Zigarillo am Zaun und starrte in die Gegend. Nachmittags sassen die älteren Leute oft auf einer Bank die auf einem betonierten Abschnitt des Vorgartens stand und unterhielten sich. Auch an solchen Nachmittagen warens meist die Ehefrauen die schimpften. Neben dieser Wohnung, also ganz links unten am Haus, da war noch eine dunkelbraune, etwas schmalere Tür, wo sich dahinter irgendeine Werkstatt befand. Es gelang uns nur selten einen Blick in diesen Raum zu werfen und auch durchs Fenster das auf der Rückseite des Hauses war, sah man nichts bis gar nichts ausser einem schwarzgrau gemusterten Vorhang.

Dieser eingezäunte Vorgarten war eigentlich gar nicht so interessant, bis eines schönen Sommernachmittags plötzlich zwei Arbeiter mit einem kleinen Transporter daherkamen und anfingen irgendwas abzumessen und dann einen kleinen Holzzaun in den Boden rammten. Wir standen natürlich interessiert dabei und wollten wissen was da gemacht wird, aber die Arbeiter waren entweder taubstumm oder sie wollten nicht mit uns reden. Von den Hausbewohnern wusste auch niemand was los war. Am nächsten, ebenso schönen Sommertag, kam dann ein grosser Lastwagen an und schüttete eine riesige Ladung Sand in den abgezäunten Bereich. Wir Kinder waren schwer begeistert und jeder von uns wollte natürlich gleich ganz oben auf dem Sandhaufen stehen. Kurz drauf kam dann der Hausbesitzer, also genauer gesagt, der Sohn, also der junge Herr Wolfram, und freute sich darüber das wir uns freuen und er wünschte uns viel Spaß mit dem neuen Sandspielplatz. Ja, sowas gabs damals tatsächlich das der Hausbesitzer etwas für die Kinder spendierte und nicht einmal die Miete wurde erhöht. Der Zaun bekam bald drauf noch eine Eingangstür die man von aussen verriegeln konnte. Die geschlossene Türe ielt allerdings nur ganz kleine Kinder zurück, weder ich noch mein Spezl hatten Probleme drüber zu klettern. Regina dagegen kam noch nicht alleine drüber. Dieser Sandkasten, besser gesagt, Sandgarten, bewirkte, das wir fast den ganzen Tag da drin spielten und unsern Spaß hatten. Zusätzlich waren wir auch noch gut unter Kontrolle weil wir eigentlich immer gut zu sehen waren. Wir haben in diesem Sand massenweise Burgen gebaut, Tunnels und Berge, unzählige Autorennen veranstaltet, x-mal die lustigsten, selbsterfundenen Spiele gespielt, es war einfach wunderbar. Und nicht einmal hat ein Hund hineingeschissen oder irgend ein Penner hineingebrunzt. Es flogen weder Zigarettenkippen noch Glasscherben hinein, es war jahrelang ein sauberer Spielplatz,
massenweise Matchboxautos lagen oft über Nacht drin und niemand hat eins davon geklaut. Jeder hat mit allem möglichen Spielsachen gespielt, egal wem die gehörten, und jeder von uns hatte oft Sand in den Socken, im Hemd, in den Haaren, in den Schuhen, und manchmal auch im Mund. Oft waren wir auch barfuß im Sandkasten und hatten abends dann Sand unter den Fußnägeln und unter den Fingernägeln und manchmal auch in den Ohren. Oft wurde auch irgendein Auto das zuerst stundenlang im Sand lag aus irgendeinem Grund in den Mund genommen, mit den sandigen Händen wurde Eis gegessen oder Schokolade oder Gummibären. Und das Beste war: Nie wurde jemand von uns deswegen krank. Unglaublich. Und das obwohl nie irgendwas desinfiziert oder sonst was war. Ja, sowas gabs damals. 
Manchmal sind auch ein paar Leute am Zaun gestanden und haben uns zugeschaut wie wir da drin alles mögliche gebaut haben. Oft haben wir auch eine Giesskanne voll Wasser gehabt und haben Ritterburgen gebaut und den Burggraben mit Wasser aufgefüllt. Das ist zwar immer bald versichert und der Sand wurde dadurch etwas griffiger, aber es war immer recht lustig und sehr oft wenn ich dann abends im Bett lag dachte ich daran was wir am nächsten Tag noch alles machen und bauen könnten. Wie gut war es doch das keiner von uns in die Schule ging oder in den Kindergarten. Wobei ich ja der älteste war und bei mir näherte sich die Zeit des Kindergartens so langsam aber sicher. Dazu später dann mehr. Tatsache ist jedenfalls, das ich heute auch noch mit fast 50 Jahren (zum Zeitpunkt an dem ich das schreibe) oft Lust hätte mit ein paar Kindern im Sand zu spielen und Burgen zu bauen. Nur wennst das heute in dem Alter machst, dann wirst entweder abgeholt und eingeliefert oder die besorgten Anwohner rufen sofort die Polizei weil du könntest ja ein Kinderschänder sein. Gut, komische Leute gabs damals auch, aber trotzdem kams öfters mal vor das ein etwas "sehr viel älteres Kind" plötzlich bei uns im Sandkasten sass und einfach mal ein paar Minuten mitgespielt hat. z.B. der Jugo-Sepp oder der Friseur-Nobbe. Der oben erwähnte Herr Pitzer hatte übrigens im Haus 25, also da wo ich wohnte, ein Kellerabteil und da unten werkelte er öfters umeinander. Und sehr oft musste der arme Mann dran glauben wenn irgendein frecher Bengel das Kellerlicht ausmachte und die Tür zumachte. Sehr oft hat er da unten dann laut geschimpft und geflucht und sehr oft haben wir oder auch nur einer von uns herzhaft drüber gelacht. Ich glaube aber, er hat sich schon denken können das einer von uns das immer war. Direkt geschimpft hat er uns deswegen aber nie, obwohl er manchmal Andeutungen gemacht hat was das Kellerlicht betraf.

Tja, und in der Zeit wo wir uns mit dem Sandkasten anfreundeten, da fingen auch die Bauarbeiten an wo früher das Kaiser-Haus stand. Viele Monate lang liefen da im hinteren Hinterhof viele Arbeiter herum und viele Lastwagen kamen und sogar ein Kran wurde aufgebaut. Viele wichtige Leute in Anzügen liefen da hinten herum und schimpften mit denen die nicht so wichtig waren. Manchmal wusssten wir nicht so recht ob wir jetzt im Sandkasten spielen sollten oder den Bauarbeitern zuschauen sollten. Irgendwann einigten wir uns darauf im Sandkasten zu spielen und wenns an der Baustelle etwas lauter wurde wie gewöhnlich, dann liessen wir sofort alles liegen und stehen und rannten zur Baustelle. Das war alles nicht so einfach, weil wir mussten ja auch losflitzen wenn die Sirene auf dem Schuldach loslegte und die Feuerwehr ausrückte. Ganz schlimm wars wenn dann beides auf einmal passierte, was durchaus auch vorgekommen ist. Direkt von daheim aus konnten sowohl ich wie auch der Karli die Baustelle sehen. Ich durchs Klofenster und der Karli aus dem Küchenfenster. Und wie wir da mal rein zufällig zur selben Zeit aus den Fenstern schauten, da hatten wir die Idee das es gar nicht so schlecht wäre wenn wir irgendein Seil oder sowas in der Art als Verbindung von seinem Küchenfenster zu meinem Klofenster hätten. Wie es der Zufall wollte lief just an jenem Wochenende dann im Fernsehen irgendein Kinderfilm wo zwei Buben aus irgendeiner Hochhaussiedlung den selben Gedanken hatten. Welcher Film das war weiss ich nicht mehr, es dürfte aber irgendeiner der damals recht beliebten tschechischen Kinderfilme gewesen sein. Nein, Pan Tau wars nicht :-) Die beiden Knaben hatten das so gelöst das sie eine Schnur gespannt haben und an jedem Fenster eine kleine Garnrolle angebracht haben die sich drehte wenn man an der Schnur gezogen hat. An der Schnur hing noch eine kleine Tüte wo dann wichtige Sachen hin und hertransportiert wurden.
Geniale Idee, das war auch was für uns. Das Organisieren der Garnrolle war kein Problem, die gabs massig beim Spezl seinen Eltern im Geschäft, die Schnur war auch kein Problem, die bekamen wir von einem netten Postler geschenkt. Nur, wie bekommen wir die Schnur von einem Fenster zum anderen? Irgendwie unmöglich. Probiert haben wir es trotzdem.
Und zwar so: Der Karli war am Küchenfenster und ich warf die leere Garnrolle samt umgebundener Schnur zu ihm hinauf. Soweit ich mich erinnere hat das recht schnell geklappt.
Dann bin ich heim, rein ins Klo, Fenster auf, nausgeschaut. Unten stand schon der Karli und hat x-mal versucht die Rolle bis in den zweiten Stock zu werfen. Hat nicht geklappt, es war einfach zu hoch. Da kam ich auf die Idee das Klofenster offen zu lassen, runterzugehen und es selber zu versuchen, denn ich hab schon immer etwas höher und weiter werfen können wie der Karli. Wir habens oft versucht und oft die Wand getroffen und manchmal auch echt beinahe durchs Fenster. Geklappt hats natürlich nicht. Und wie es der Zufall wollte kam der Jugo-Sepp vorbei und hat sich amüsiert. Er hatte dann die Idee das wir es andersrum machen müssen, also zuerst sollte ich die Rolle irgendwo festmachen und dann aus dem Fenster werfen und dann erst zum Karli in den 1.Stock. Ja das war die Lösung. Ich also samt Schnur und Rolle wieder in die Wohnung, rein ins Klo, ran ans Fenster, Schnur am Fensterrahmen befestigt und leere Rolle aus dem Fenster geworfen und dann gleich wieder die Treppe runter in den Hinterhof. Ich war unten und der Karli lief rauf ans Küchenfenster, ich die Rolle hochgeworfen, voll durchs offene Fenster getroffen und dann hats geklirrt. Der Karli verschwand und kam kurz drauf mit hochrotem Kopf wieder ans Fenster und sagte das die Rolle eine Kaffeetasse getroffen hat, die ist runtergefallen und zerbrochen. Was tun? Die Lösung hatte wieder der Jugo-Sepp, er gab mir einen von seinen Stoffresten, ich rannte rauf zum Karli, dann haben wir die zerbrochene Tasse in den Stoffetzen getan, ein paar kleinere Scherben irgendwo unter einen Schrank geschoben, schnell
wieder runtergerannt und den Stoffetzen samt Scherben in die Mülltonne geworfen. Der Karli hat allerdings vor Schreck die Rolle mit der Schnur wieder rausgeworfen und deswegen mussten wir dann einen neuen Versuch starten. Diesmal hats geklappt, an beiden Fenstern hing die Schnur. Tja, dann war nur noch die Frage wie wir die Rollen jeweils so am Fenster befestigen das sie auch hält. Zuerst einmal mussten wir es so hinkriegen das niemand das ganze Schnurzeugs überhaupt bemerkt, dann so betrachtet fiel es schon sehr auf das da eine Schnur in der Luft hängt. Von unten gesehen natürlich nur wenn man hinschaute, aber von oben gesehen sah man es sofort. Vorteil war, das es damals noch keine Sommerzeit-Uhrenumstellung gab und es so gegen 20 Uhr oder 20.30 Uhr herum dunkel wurde. Der Karli hat also bei sich am Fensterbrett aussen mit massig Tesafilm die Schnur befestigt und ich hab bei mir am Fenster die Schnur im Fensterrahmen eingezwickt und die Rolle in die Ecke gedrückt. Glücklicherweise war das Klofenster bei uns so hoch oben das nur mein Vater aufs Fensterbrett schauen konnte ohne irgendwo drauf zu steigen. Tags drauf in der Früh gabs dann allerdings Gemecker und mir war gleich klar um was es ging. Irgendwer hatte die Schnur entdeckt und natürlich gleich Alarm geschlagen bei unseren Erziehungsberechtigten. Der Erfolg war dann der, das zum einen Schnur und Rollen verschwanden und zum andern einer von uns ein paar Watschn bekam und den Rest des Tages Hausarrest und der andere hatte gar keine Probleme. Jetzt kann sich jeder selber überlegen wer der war, der keine Probleme bekam. Somit war also die Idee mit der Transportiererei erledigt und wenn wir dann einige Tage später drüber geredet haben, dann sind wir draufgekommen, das wir sowas eigentlich gar nicht brauchen und das es doch immer wieder Leute gibt die nichts anderes zu tun haben als wie sich über alles zu beschweren und aufzuregen. Wer es aber war, das haben wir leider nicht rausbekommen. Beim Karli und bei mir war die Schnur-Sache schon sehr bald vergessen, aber mancher ältere hat sich dann doch nach Monaten immer noch drüber aufregen können.

In der Zwischenzeit wurde am Neubau im hinteren Hinterhof fleissig weitergebaut. Am interessantesten war natürlich der Kran, denn sowas hatten wir bis dahin noch nicht aus der Nähe gesehen. Soweit ich mich erinnere war damals so zwischen 17 und 18 Uhr für die Arbeiter Feierabend und die Baustelle stand verlassen da. So mancher Anwohner machte seine ganz persönliche Besichtigung und auch wir Kinder waren dabei. Die Erwachsenen durften überall reinschauen und hinlangen aber wenn von den Kindern irgendjemand hinlangte, dann machte sich sofort jemand wichtig wie gefährlich das doch sein kann und das man nicht alles anfasst. Zum Brüllen war das teilweise wie sich da manche wichtig gemacht haben.
Irgendwann war jedenfalls Ruhe und auch der letzte Neugierige hatte sich verzogen. Es war noch hell draussen, aber es dämmerte schon wie sich drei kleine Gestalten dem Gebäude näherten und durch eins der Fensterlöcher ins Haus kletterten. Ich und mein Spezl machten dann die provisorische Haustüre auf damit Regina auch rein konnte. Drinnen wars sehr interessant, massig Zimmer die so halbfertig waren, also noch keine verputzten Wände, Fenster und Türen fehlten und Licht gabs natürlich auch noch keins. Trotzdem konnte man schon sehen was irgendwann mal das Klo wird. Ein paar Reste von irgendwelchen Kabeln und Rohren lagen drin verstreut herum, ein bissl was davon haben wir eingeschoben, es kann ja sein das man es einmal brauchen kann. In den Keller haben wir uns nicht getraut weils da unten ziemlich dunkel war.

Ja und da stand dann wieder der Kran, gelb, hoch, interessant. Wir haben dann gewettet wer sich traut raufzuklettern. Die Wetteinsätze waren damals natürlich ziemlich lächerlich.
Es ging um solche Sachen wie "Wenn ich gewinne darf ich im Sandkasten mit deinem Auto spielen" oder "darf ich deine Schaufel nehmen", kindische Sachen eben, die damals aber sehr wichtig für uns waren. Das Problem bei der Geschichte war, das ich ja zu dem Zeitpunkt schon sehr auf Regina abgefahren bin und ihr natürlich beweisen musste, das ich mich mehr traue wie der Karli. Somit musste ich automatisch immer etwas höher klettern wie er. Das Ende vom Lied war dann, das wir beide, einer links einer rechts, hinaufgeklettert sind
und nach ein paar Metern jemand zu schreien angefangen hat und wir dann runtergeklettert und abgehauen sind. Bei solchen Fluchten wars dann immer so, das einer vorn rum und einer hinten rum abgehaun ist, und das wir uns vorne beim KATRA wieder getroffen haben. Regina hat sich dann meistens nur hingesetzt und hat zu weinen angefangen, das hat immer Mitleid erregt und somit ist ihr eigentlich nie großartig was passiert. Naja, jedenfalls war der Bau dann irgendwann fertig, die Fenster waren drin, die Tür auch und das Licht brannte ebenfalls. Da wo früher der breite Durchgang neben dem Kaiser-Haus war, da war jetzt eine Durchfahrt und der Rest war Haus. Weisse Wand. Weiss! Keine Balkone.
Wir alle waren eigentlich der Meinung das dieses Haus potthässlich ist und die Gegend verschandelt. Nach einiger Zeit wars dann eigentlich jedem egal wie das Haus aussieht, da wars dann viel interessanter wer in das Haus alles einzieht. Da ja jeder das Innere besichtigt hat wussten wir, das die größeren Wohnungen aus zwei Zimmern bestanden, die meisten aber nur 1 Zimmer hatten. Die 2-Zimmer hatten ein Klo drin und teils sogar eine Badewanne oder eine Dusche. Die, die in den 1-Zimmern wohnten mussten sich ein Etagenklo teilen. Auf deutsch: 1 Gemeinschaftsklo im Erdgeschoss und eins im ersten Stock. Die älteren Leute maulten da schon das es ja nix gscheites sein kann was da einzieht wenns alle auf ein Häusl gehen müssen. Uns Kindern war das ziemlich egal, wir waren gespannt wer alles einziehen würde. Im übrigens wurde bei der Gelegenheit auch gleich der hintere Hinterhof etwas beschönigt und die Fläche die vorher aus Wiese und Sträuchern und irgendwelchen Wildwuchspflanzen bestand, betoniert. Mit anderen Worten: Fiel man früher da hinten hin, dann ist nicht viel passiert und man hat sich höchstens dreckig gemacht. Fiel jetzt jemand hin dann konnte er sich das ganze Knie aufschrammen. Vorteil: Man konnte auf dem schwarzen Beton oder Teer oder was auch immer, wunderbare Kreidezeichnungen hinterlassen, wo sich so manch Erwachsener natürlich wieder furchtbar aufregte, der Hausbesitzer dagegen nur meinte, das es beim nächste Regen sowieso weggewaschen wird. Bis zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht das es auch Wachsmalkreide gibt ;) Der Hausbesitzer wusste es und warnte uns eindringlich davor eine solchene zu benutzen, denn sonst dürfen unsere Erziehungsberechtigten alles saubermachen. Es dürfte klar sein das wir es trotzdem probiert haben, denn bei Regina im Blumenladen gabs solche Kreide. Und somit haben wir eine kleine Fläche mit weisser, roter und blauer Wachsmalkreide verziert und haben uns die größte Mühe gegeben das unsere Kastl fürs sogenannte Kastlhupfa schön zu sehen sind. Kastlhupfa dürfte ja jeder kennen der ein gewisses Alter hat, es werden ein paar größere Quadrate (Kastln) in Form eines Kreuzes aufgemalt und da wird dann in hineingesprungen. Wie genau das funktioniert habe ich nie kapiert, aber es war ja sowieso mehr ein Spiel für Mädchen.  Also haben die Regina, die Schwester vom Karli und die Tochter vom Wagmüller-Metzger, die Gertrud, mitgespielt. Geschimpft bekamen komischerweise nur der Karli und ich, obwohl wir nur gemalt aber nicht mitgespielt haben. Und so kam es dann, das meine Oma, die Oma von der Regine und der Vater vom Karli die Malerei entfernen mussten, jeder bekam gscheit geschimpft, einer bekam wieder mal Hausarrest, der Regina wurde klargemacht das weder ich noch der Karli ein passender Umgang für sie sind und der Gertrud ihr Vadda hat uns bei nächster Gelegenheit ein paar Wiener geschenkt weil wir ja doch so nette Buam san :-)  Der Sohn vom Hausbesitzer-Wolfram hat auch nur gegrinst und die Sach war bei den Kindern schneller vergesen wie bei manchem Erwachsenem.

So nach und nach zogen dann da hinten auch die ersten Mieter ein. Ich weiss beim besten Willen nicht mehr wer da alles einzog, aber drei sind mir in Erinnerung geblieben.
Zum einen war da eine ältere Frau, deren Fenster in Richtung Kauderer-Schlachthof ging. Das war auch eine von der Sorte die den ganzen Tag aus dem Fenster gaffte und sich gleich aufregte wenn eins der Kinder laut war oder irgendwas gemacht hat was der gnädigen Frau nicht gepasst hat. Da reichte es schon wenn wir mal den Hund vom Kauderer geärgert haben und der dann gebellt hat. Dem Kauderer-Metzger wars wurscht, der wars ja gewöhnt, und dann hat sich die Frau aufgeregt weil sich der Kauderer nicht aufgeregt hat.
Da sieht man wieder was manche Leute damals schon für ein Problem hatten. Der Kauderer hat damals nur gesagt, das es ihn nicht wundert das sie Witwe ist, die wird ihren Alten entweder aufgearbeitet haben oder er hat sich umgebracht. Der Spruch hat gesessen, somit war sie dann auf den Kauderer mehr sauer wie auf uns Kinder. 
Eine andere, etwas jüngere Frau, ich schätze mal sie war so um die 30, zog im Erdgeschoss ein. Sie hatte eine Zwei-Zimmer und somit ein Klo und eine Badewanne in der Wohnung. Die Frau hatte etwas längere, rote Haare und mein Vadda hat immer gesagt, das die eine Hex ist weil Hexn immer rothaarig sind. Ich persönlich glaube aber das sie ihm recht gut gefallen hat. Dem Karli seinen Vadda hat sie glaube ich auch ganz gut gefallen, aber der war ja verheiratet und mein Vadda war es nicht. Ich weiss allerdings nicht ob mein Vadda jemals mit der Rothaarigen etwas gehabt hat. Mir und dem Karli hat die auch ganz gut gefallen, aber sie hat mich überhaupt nicht mögen. Manchmal kam sie raus und hat einen Pudding oder ein Eis in der Hand gehabt und das hat dann fast immer der Karli bekommen. Der Regina wars wurscht denn die hatte ja mich. Und dann zog noch ein weiterer Jugoslawe ein. Ein großer Mann mit leichtem Bauchansatz, fast schwarzen Augen und einem strengen Blick. Er hatte damals schon eine ähnliche Frisur wie sie Elvis in den früheren 1970ger Jahren hatte. Sein Name war Iwan. Nachname weiss ich nicht mehr. Iwan war immer korrekt gekleidet, also Anzug, Krawatte, und im Winter einen passenden Mantel.
Beim Iwan wars eher so das er mich am liebsten von uns Kindern hatte und auch Regina mochte er recht gerne. Und er unterhielt sich recht oft mim Jugo-Sepp in der Landessprache und wir haben so gut wie gar nix verstanden. Im Lauf der Jahre lernten wir dann natürlich einige jugoslawische Ausdrücke kennen und die beiden haben sich immer sehr gefreut wenn wir sie gesagt haben.

Von Iwan hab ich auch oft ein Eis bekommen und fast immer wenn er von der Arbeit heimkam und mich auf der Strasse gesehen hat, dann ist er immer hergekommen, hat mich auf die Backe getätschelt und mich gefragt wie es mir geht. Iwan war zwar nicht unbedingt der Typ der sich in die Probleme anderer eingemischt hat, aber er gehörte trotzdem zu den Perlachern die ich als gute Spezl bezeichnet habe. Er war auch einer der ganz wenigen die man nie betrunken aus der Wirtschaft kommen sehen hat und er hat sich nie aufgeregt wenn er im Winter einen Schneeball drauf bekam. Übrigens, gut 40 Jahre danach hab ich ihn wieder gesehen, ich hab ihn gar nicht mehr erkannt, aber er mich sofort. Von der Frisur her hat er sich gewaltig verändert, aber die korrekte Kleidung war noch immer vorhanden. Meine Oma hat immer gesagt, schaue jemand in die Augen, die verändern sich nie, egal wie alt jemand ist. Und ein tiefer Blick in Iwans Augen liess dann längst vergangene Erlebnisse auferstehen. Aber zurück in die mittleren 1960ger Jahre.
Nachdem das Haus also komplett bezogen war erschienen wieder Arbeiter und wichtige Leute und bald drauf war da hinten wieder eine Baustelle. Diesmal wurde das kleine Haus wo sonst immer der Ball drüberflog etwas erhöht. Glücklicherweise war die Rückseite nur Hauswand und es war nicht ein Fenster drin. Die doch ziemlich hohe Hauswand hatte den Vorteil das man jetzt so richtig auf den Ball draufhauen konnte, denn über dieses Dach flog er so gut wie nie drüber. Allerdings waren die Leute die hinter dieser Wand wohnten nicht so begeistert, denn in der Wohnung hörte man natürlich sehr gut wo der Ball (übrigens ein echter FC-Bayern Lederfußball) gegen die Wand donnerte. Und so kams das sich spätestens nach 5 Minuten immer irgendjemand beschwerte. Somit war die Fußballspielerei im hinteren Hinterhof fast unmöglich. Im vorderen Hinterhof, also vorm Waschhaus, da gings aber noch ganz gut. Wenn der Ball gegen die Wand vom Waschhaus donnerte war das egal, da wohnte eh keiner mehr drin. Wenn er gegen das Fenster donnerte wars auch egal, denn die Vergitterung war noch immer dran. Schlimmer wars wenn er gegen die Fenster auf der Hausseite donnerte. Das war ja, wie inzwischen bekannt, das Fenster vom Cafe-Teil der Bäckerei Brücklmeier. Und da hats dann doch manchesmal einen ruhigen Kaffeetrinker der am Tisch in seinen Edelmokka sinnierte vom Stuhl gehoben. Meistens wars dann so das jemand das Fenster öffnete und die Paula erschien und uns ein paar fast leere Eiskübel gab und meinte, wir sollen was anderes spielen. Bei Paula kein Problem, was die gesagt hat wurde sofort von uns akzeptiert denn die Paula war ja sowas wie die Freundin von jedem von uns. Manchmal wars aber auch jemand anderes aus der Bäckerei der oder die rausschimpfte, und da konnte man dann nicht so einfach aufgeben. Da hamma zwar dann nicht mehr Ball gespielt, dafür aber dann rumgeplärrt oder laut gesungen.
Besonders schlimm wars wenn das Fenster sowieso geöffnet war. Da hat dann manchmal der Gast selber gemeckert bevor dann Paula schnell mit einem Eiskübel angerannt kam und alles in Ordnung gebracht hat. Allerdings kams nie vor das wir einen Ball durchs offene Bäckereifenster geschossen haben. Auch keinen Schneeball.

Jetzt gehen wir mal ein bissl die Josef-Beiser-Strasse von damals entlang. Gegenüber vom Sandkasten, das KATRA-Haus. Damals war vorm Haus eine etwa zwei Meter hohe grüne Hecke, die in Richtung Pfanzeltplatz spitz zugelaufen ist. Dahinter war eine ziemlich grüne Wiese und manchmal sind da hinten ein paar Hühner und Gockeln rumgerannt. Die Leute wo im Erdgeschoss gewohnt haben hatten also direkten Blick auf Hecke, Wiese und Geflügel. Die Wohnung gleich neben dem Hauseingang  hatte eine auch schon etwas ältere Frau, die mit meiner Oma gut bekannt war. Der Hausgang war mit so gelb-orangen Fliessen gepflastert und die Briefkästen waren schwarz. An recht viel mehr erinnere ich mich nicht mehr weil ich ausser dem Eingang bzw. dem vorderen Teil des Hausgangs nie viel gesehen habe vom inneren dieses Hauses. Ich war zwar einige Male dabei wenn meine Oma jemand besucht hat, aber nicht oft genug um mich noch genau zu erinnern. Jedenfalls weiss ich noch genau das wenn man im Erdgeschoss aus dem Fenster schaute, man einen super Ausblick hatte, auch wenn man nicht recht weit schauen konnte weil die Hecke an der Stelle weniger wie einen Meter vom Fenster entfernt war. Wenn man vor der Haustüre stand, dann war rechts die Hecke mit der Wiese dahinter und links war auch noch eine kleine Hecke, dahinter war aber nur Beton und ein Gulli wo das Regenwasser abgelaufen ist. Direkt neben der Haustür war links und rechts, sozusagen als Abschluss noch ein Maschendrahtzaun über den wir als Kinder auch öfters drübergeklettert sind. Meistens dann, wenn der Ball oder sonst irgendwas drübergeflogen ist mit dem man spielte. Manchmal fand man auch irgendwelches Zeugs das jemand drübergefallen ist oder das jemand drübergeworfen hat.
In den Wundertüten waren nämlich manchmal so kleine farbige Flugzeuge drin die man in einen Gummi einspannen konnte und die man dann fliegen lassen konnte. Es waren einfache Plastikflieger die noch eine abnehmbare Halterung hatten an der man das Flugzeug aufsetzte, dann den Gummi einspannte und dann den Flieger nach hinten zog. Je nach Spannung machte sich der Flieger dann auf die Reise und man musste schon ziemlich blöd sein wenn man es schaffte sich den Flieger oder den Gummi auf die Hand zu schnalzen.
So mancher Flieger landete auf einem Hausdach, blieb in einem Baum hängen, flog in den Hachinger Bach und verschwand zusammen mit dem Wasser, oder er landete eben hinter der Hecke. Wir wussten ja wie man ihn retten konnte, aber so manch anderer verspielter Knabe hatte natürlich keine Schangs. Die meisten solcher Flieger die nicht einem von uns gehörten fand man meistens auf dem Dach der Garage, auf dem Dach des Waschhauses und auf den Dächern der Geschäfte an der Ottobrunner Strasse. Diese Flieger gabs jahrelang und ganz plötzlich waren sie dann verschwunden.
Bei der kleinen Hecke, also die links von der Haustüre, gabs an der "spitzen" Seite noch eine in die Hauswand eingelassene Eisenstange. Wozu die gut war wusste niemand so genau, jedenfalls hat so mancher Kunde vom KATRA entweder seinen Hund dran angebunden oder sein Fahrad dort hingesperrt. Zwischen Stange und Ende der Hecke gabs einen ganz schmalen Durchlass. Mein Spezl war ja schon als Kind ein bissl fülliger wie ich, und er konnte sich mit großer Mühe und Baucheinziehen grade noch durchquetschen. Ich kam eigentlich ohne Probleme durch und Regina konnte so durchgehen das sie nicht mal die Wand berührte. Hinter diesem kleinen Teil der Hecke war auch noch ein Fenster das zu einem kleinen Nebenraum vom KATRA gehörte. Vom zweiten Stock des Hauses in dem ich wohnte, genauer gesagt, von den Fenstern vom Zimmer von mir und meim Vadda und auch von dem von meiner Oma, konnte man von oben direkt hinter diese kleine Hecke sehen. Mit anderen Worten: Wenn ich vom Fenster aus sah das ein Flieger oder sonst was dahinterlag, dann schnell runter und rausgeholt bevors vielleicht zu regnen anfängt oder es jemand anderer holt.

In dem Haus wohnte übrigens noch irgendeine Familie die einen Sohn mit Namen Hans-Peter hatten. Der war noch ziemlich klein und hatte blonde Haare und meist eine Hose mit Latz an, wo er alles mögliche in die Latztasche steckte was er so auf der Strasse fand. Ich erinnere mich daran das er nach einem heftigen Regen Würmer und Schnecken einsammelte und in seiner Hosentasche bzw. Latztasche verstaute. Dann ging er heim und kurz drauf hörte man eine Frau kreischen. Ich nehme mal an, Hans-Peter hat seine Taschen ausgeleert :-) So dann gehen wir mal die Strasse entlang nach oben, ich bin selber gespannt an was ich mich noch so erinnere. Bleiben wir auf der linken Strassenseite. Neben dem Haus mit der Hecke kam ein weiteres Eigenheim mit einem Stockwerk und Speicher. Da wohnte (bzw wohnt noch ?) die Familie Fackler. Da gabs damals auch Kohlen und Briketts zu kaufen und Brennholz glaube ich auch. Die hatten auch einen kleinen Sohn der manchesmal mit uns gespielt hat. Wie der mit Vornamen geheissen hat weiss ich auch nicht mehr. Soweit ich mich erinnere wohnten in dem Haus die Oma und ihr Mann, der ihr Sohn und dem seine Frau und eben der Sohn vom Sohn, also der Enkel von der Oma. Anfangs konnte man da beliebig hineingehen in das Anwesen. Meine Oma ist oft hingegangen und hat Kohlen gekauft oder bestellt und der Sohn hat sie dann geliefert und kassiert.
Irgendwie war der Sohn ein komischer Vogel. Und ich glaube, bei denen im Haus hatte nur die Oma was zum sagen und die andern mussten kuschen. In diesem Garten und auch auf diesen Dächern haben wir niemals gespielt und uns nur aufgehalten wenns gar nicht anders ging.
Daneben war dann das Schlachthof der Metzgerei Wagmüller. Der Chef, der mit Vornamen Eduard hiess, also Edi (auf bayrisch "Äde"), war auch einer von denen der bei uns sehr beliebt war. Er war ein sehr großer und kräftiger Mann, gegen den sogar das Jugo-Iwan etwas klein wirkte. Der Äde war auch immer nett zu uns und hat uns auch unzählige Wiener geschenkt und uns auch manchmal einen Schweinskopf oder einen Kuhkopf gezeigt um uns gscheit zu erschrecken. Einmal hat er uns ein Kuhauge gegeben und hat gesagt, wenn wir das zerdadschen können dann kriegt jeder von uns soviele Wiener wie wir essen können. Ich erinnere mich noch genau daran das wir den ganzen Tag damit verbracht haben das Kuhauge zu zerquetschen. Mit an die Wand werfen, drauftreten, draufspringen, eine der Steinplatten draufwerfen, das Ding war sowas von stabil, es ging nicht kaputt. Gegen Abend sind wir dann wieder zum Äde gegangen und ham ihm gesagt das wir das Auge nicht kaputtgekriegt haben. Er hat dann recht laut gelacht und hat jedem von uns ein paar Wiener geschenkt. Das Auge hamma dann irgendwann weggeschmissen. Man sieht, damals hatte man eine ziemlich hohe Ekelgrenze. Heute würde ich sowas ehrlich gesagt nicht mehr in die Hand nehmen wollen. Aber als Kind sah man eben alles ganz anders. Beim Äde hinten im Schlachthof und auch davor auf der Wiese und hinten in der Garage haben wir oft und gerne gespielt. Verstecken war eins der Lieblingsspiele in solchen Umgebungen. Und natürlich das "über die Mauer klettern". Das war etwas das nicht jeder konnte. Oft wars ja so, das die Mauern auf der einen Seite viel niedriger waren wie auf der anderen, und man oft erst merkte wie weit es da doch runtergeht wenn man oben auf der Mauer sass. Mit der Zeit kannten wir natürlich jede Mauer in der Pfanzeltplatzgegend und sowas war auch oft sehr hilfreich bei eventuellen Fluchtversuchen vor grantigen Mitbürgern. Beim Äde jedenfalls waren wir immer gern gesehen.

Und auf der Wiese neben dem Schlachthaus war auch eine Wäscheleine. Und die Wiese war eingezäunt und an den Zaunenden hin zur Strassenseite waren jeweils ein Betonsockel. Auf diesen Sockeln sind wir auch x-mal gesessen und ham uns die Sonne draufscheinen lassen oder sind runtergesprungen und raufgeklettert und grad schön wars. Auch sehr beliebt war, das man sich auf den Zaun stellte und an der Wäscheleine festhielt und dann den ganzen Zaun entlang auf diese Art entlang ging. Unzählige male haben wir das gemacht und eines Tages ist es dann passiert das der Karli aus irgendeinem Grund runtergefallen ist. Er ist zwar gleich wieder aufgestanden, aber hat dann bald angefangen zu jammern das ihm sein Arm weh tut. Er ist auch nicht in die Wiese gefallen sondern auf die andere Seite, also auf die Strasse. Nach einiger Zeit ist der Arm dann angeschwollen und wir sind alle zusammen zu seinem Vater gegangen und haben ihn dort abgeliefert. Der hat ihn sofort geschnappt und ist mit ihm ins Perlacher Krankenhaus gelaufen. Dort wurde er dann untersucht und geröngt und siehe da, er hatte sich den Arm gebrochen. Für ihn wars sicher Scheiße, für uns wars recht interessant, weil wir durften mitgehen wie dem Karli der Arm eingegipst wurde. Ein bissl feuchte Augen hatte er schon, aber der Doktor hat dann gesagt, das er mit dem Gipsarm gscheit zuhauen kann und er damit jeden k.o. haut der ihm zu nahe kommt. Und wie der Gips dann hart war und wir alle draufgeklopft haben und der Karli nix gespürt hat, da hat er sich dann doch ein bissl gefreut. Jedenfalls hatten sowohl ich wie auch die Regina in den folgenden Tagen immer irgendwo eine Beule weil der Karli mit dem Gips zugehaun hat. Ich weiss nicht mehr wie lange er den Gipsarm hatte, aber in der Zwischenzeit hat jeder von uns etwas draufgemalt oder Fingerabdrücke hinterlassen. Die Regina hat damals von ihrer Tante einen Lippenstift geklaut und hat sich die Lippen angemalt und dem Karli auf den Gips geküsst. Wie der Gips dann runterkam hat der Karli darauf bestanden das er so aufgeschnitten wird das der Kußabdruck nicht kaputtgeht und danach hat er den Gips mit heimgenommen.  Es hat sich nie geklärt wer damals schuld war an dem Unfall, es gab auch kein großes Geschrei oder sonst was, wir haben uns auch nicht gestritten und es wurde niemand angezeigt wegen Verletzung der Aufsichtspflicht und es wurde auch nicht der Hersteller der Wäscheleine verklagt. Jedenfalls war der Karli damals der King weil er der einzige von uns war der wo sich jemals was gebrochen hat.

Die Mauer beim Äde hinten war auch ein beliebtes Kletterobjekt. Von der Innenseite her kam man eigentlich immer rauf weil der Äde meistens irgendein Zeugs da hinten hingestellt hat auf dem jeder raufklettern konnte. Also irgendwelche Kisten oder Wannen oder Biertragl. Die Kunst war, auf der anderen Seite der Mauer runterzuspringen. Da gabs mehrere Möglichkeiten. Entweder setzte man sich oben auf die Mauer und schob sich nach vorne und sprang dann, oder man drehte sich um und liess sich mit den Beinen zuerst herunter und liess sich dann fallen. Bei der "nach vorn schieb Methode" konnte fast nix schiefgehen, ausser man stellte sich aussergewöhnlich blöd an. Bei der "Beine zuerst Methode" konnte es passieren das man nicht weit genug von der Mauer weg war und beim loslassen man mit den Knien oder mit der Nase an der Wand entlangschrammte. Das kam gelegentlich vor, und so manche Hose ging in der Kniegegend etwas kaputt. Die dritte Methode war, das man sich auf der Mauer in der Hocke befand und dann sprang. Das erhöhte die Sprunghöhe natürlich  ein bisschen und es sah alles viel höher aus wie es eigentlich war. Und die vierte Methode war, das man sich aufrecht auf die Mauer stellte und dann sprang. Dazu brauchte man aber schon einiges an Mut. Vor allem war vor der Mauer auch keine Wiese sondern eine Art breiter Weg der gut mit Kieselsteinen belegt war. Und da konnte es schon mal weh tun wenn man mit den Handflächen oder mit den Knien hineinklatschte. Ich bin immer nach der sitzen und vorschieben Methode gesprungen. Später dann auch mit der aus der Hocke Methode. Problematisch wars auch wenn man aus irgendeinem Grund von der hohen Seite auf die Mauer musste um in den Schlachthof zu flüchten.
Hochspringen und sich mit den  Fingern oben an der Mauer festhalten und dann hochziehen. Das war die einfachste Methode, kostete aber auch einiges an Kraft. Aber auch da merkte man, je öfter man es versucht umso eher schafft man es. Ich habs einmal geschafft wie ich alleine da hinten war und natürlich hats mir niemand geglaubt. Irgendwann sind wir dann auf die Idee gekommen das man ja zusätzlich an der Seite an eine der Halterungen von der Dachrinne, also eher vom Ablauf der Dachrinne, steigen könnte und sich dann mit Schwung nach oben schieben könnte. Irgendwann hats dann problemlos geklappt. Zu Zweit wars natürlich kein Problem, weil da wurde die Räuberleiter gemacht und man war oben. Einer zumindest. Aber was tat der andere? Da war die Lösung mit der Dachrinnenhalterung optimal. Die Regina hat sich übrigens weder auf der einen noch auf der andern Seite getraut, aber sie war ja auch die kleinste und jüngste von uns. Wenige Jahre später ist sie dann auch über ziemlich jede Mauer geklettert.

Der besagte Kiesweg führte übrigens zu der Schreinerei Kuhn. Die war zwar nicht mehr direkt in der Josef-Beiser-Strasse, aber der Weg ging direkt von der Strasse ab zur Schreinerei. Dieser Weg war auch ein sehr beliebtes Platzerl wo wir uns gerne aufgehalten haben. Wobei der Weg selber nicht interessant war sondern mehr die Gebüsche auf der rechten Seite. Dahinter konnte man sich bestens verstecken und selbst wenns mal geregnet hat wurde man da hinten nicht so nass wie wenn man im Freien gestanden wäre.
Ein Teil dieser Gebüsche hatten so weisse Beeren dranhängen, sogenannte "Platzbeeren" (Blatzbean). Wenn man die auf den Asphalt oder gegen eine Wand warf, dann zerplatzten die und machten so ein lustiges Geräusch.
Manchmal warfen wir uns die auch gegenseitig an den Kopf oder steckten sie uns in den Kragen und hauten drauf oder wenns recht nass draussen war auch in die Gummistiefel.
Klar gabs Flecke in den Hemden, aber wie gesagt, zumindest meine Oma bekam alle wieder raus. Manchmal haben wir auch hinter den Büschen irgendwas vergraben. Irgendein Zeugs das wir irgendwo gefunden haben und vielleicht irgendwann mal wieder brauchen konnten. Auf diese Idee kamen wir auch durch einen Kinderfilm der damals im Perlacher Pfarrsaal gezeigt wurde. Dazu dann auch später mehr wenn wir in die Gegend der Kirche gehen. In dem Film verbuddelten Kinder auch an verschiedenen Stellen irgendwelche Gegenstände, die sie dann irgendwann vielleicht wieder einmal brauchen können. Die Grundidee war eigentlich gar nicht schlecht, auf die Art konnte man z.b. ein Feuerzeug oder einen Flaschenöffner verstecken und wenn man dann einmal ein Feuerzeug oder einen Flaschenöffner brauchte, diesen wieder ausbuddeln und benutzen. Ja ich weiss, klingt blöd, war aber manchmal recht hilfreich. Manchmal haben wir uns auch hinter den Büschen versteckt wenn der Schreiner oder jemand aus seiner Firma den Weg entlang gefahren ist.
Ausserdem wusste man mit der Zeit auch genau wie man hinter den Büschen am schnellsten durchrennen konnte ohne irgendwo hängenzu bleiben. Bei einer Flucht vor gewissen Leuten, sehr von Vorteil.
Der Herr Kuhn, ein etwas älterer Mann der meist einen grauen Arbeitskittel anhatte, war auch sehr nett. Er hatte einen Enkel der Herbert geheissen hat und sicher auch heute noch Herbert heisst. Den habe ich einmal durch Zufall kennengelernt. Der Herbert war ein blond gelockter Jüngling, ich glaube er war 1 Jahr älter wie ich.
Er las im Gegensatz zu mir kein Fix und Foxi, sondern Micky Maus. Im Garten der Kuhns stand noch ein kleiner Pavillion mit einem Tisch und zwei Bänken drin. Da sassen dann der Herbert und ich und haben zusammen das Micky Maus gelesen. An dem Tag las ich also das erste Micky Maus. Welche Geschichte es war weiss ich nicht mehr, jedenfalls spielte Donald Duck die Hauptrolle. Herbert meinte, das Micky Maus viel besser sei wie Fix und Foxi weil die Geschichten einfach interessanter und witziger sind. Ich hielt dagegen mit Lupo, Knox und den Schlümpfen. Er meinte, das es da zwar auch gute Geschichten gibt, aber gegen Donald Duck komme die alle nicht an. Nun ja. Anfangs teilte ich seine Begeisterung nicht so sehr, aber nachdem ich meine Oma dann überzeugt habe das sie mir bei ihrem täglichen Zeitungsholgang einmal die Woche ein Micky Maus mitbringt, da habe ich dann so nach und nach meine Meinung geändert. Das Fix und Foxi wurde immer uninteressanter und die Donald Duck Geschichten umso interessanter. Sogar meine damals innig geliebten Felix-Hefte waren plötzlich nicht mehr so interessant wie sie mal waren. Donald Duck hatte von mir Besitz ergriffen. Und so kams das ich jede Woche das neue Micky Maus und auch manchmal den Felix bekam. Als Sonderzugabe zum Taschengeld. Meine Leidenschaft für Donald Duck Geschichten ist übrigens bis heute erhalten geblieben und ich kann mich immer wieder drüber amüsieren, wenn ein paar wichtige Herren mir seltsame Blicke zuwerfen weil ich keine Fachzeitschrift sondern Donald Duck lese und zwischendurch regelrechte Lachkrämpfe bekomme. Dazu später auch noch irgendwann mehr.
Zurück zur Josef-Beiser-Strasse.

Neben dieser Einfahrt war noch eine kleinere Firma, allerdings habe ich keine Ahnung mehr was in dieser hergestellt wurde und wie es da aussah. Dann war da noch ein etwas größerer Platz wo in der Mitte ein paar Bepflanzungen waren. Drumrum führte ein kleiner Plattenweg und dahinter war auch ein Haus, wo oben Wohnungen waren und unten irgendeine kleine Elektrofirma war. Irgendjemand in dem Haus hatte einen Hund. Einen Dackel. Der Dackel hieß Burschi und wir haben oft und gern mit ihm gespielt und haben ihn Gassi geführt. Neben diesem blümierten Platz war dann ein Häuschen neben dem anderen, jedes mit einem Stockwerk und einem Speicher und einem mehr oder weniger schönem Garten davor bzw. rund rum ums Haus. Die Gärten teilweise getrimmt und mim Lineal abgemessen und teilweise schön gepflegt aber natürlich gelassen. Auf der linken Seite stach nur eins der Häuser ins Auge. Das war das Haus eines Architekten. Wollner hat der geheissen. Es war von der Bauform schon anders wie die anderen und es fiel einfach auf.
Die Familie hatte auch einen Sohn und der hiess auch Norbert. So genau erinnere ich mich nicht mehr an ihn, aber er hat auch jedesmal servus gesagt wenn er mich bzw wenn ich ihn getroffen habe. Das Ende der Strasse ging dann einen kleinen Berg hinauf. Also kein richtiger Berg, eher so eine Erhebung der Josef-Beiser-Strasse die dann in die Unterhachinger Strasse mündete. Später bin ich sehr oft mit dem Rad den Berg runter und da hab ich immer versucht bis zur Mitte der Strasse so einen Schwung zu bekommen das ich bis vor zum Pfanzeltplatz nicht mehr pedalisieren musste. Mit der Zeit hatte man dann schon raus wie man es anstellen musste. Zum Thema Rad dann auch nachher noch ein bissl was.

Die rechte Strassenseite, ab da gesehen wo der Krankenhausgärtner Dobler wohnte, sah in etwa so aus: Neben diesem Haus war eine Einfahrt in eine weitere kleinere Firma, die Installationen machte und mit der ziemlich jeder Perlacher Einwohner schon mindestens einmal was zu tun hatte. Das Haus gleich neben der Einfahrt gehörte ebenfalls zur Firma.
Und das alles gehörte der Familie Wirnshofer. An die alten Wirnshofers kann ich mich nur noch schwer erinnern, dafür an die jüngeren umso besser.
Da gabs einen Robert.  Genannt "Les". Keine Ahnung wieso er so genannt wurde, vielleicht hatte er mal eine Gitarre von Les Paul. Ist ja auch egal. Der Les hatte eine wunderschöne blonde Frau und die hatte einen blauen Fiat 500. Und mit diesem Fiat 500 hat sie irgendwann mal mich, den Hans-Peter und die Regina auf eine Spritztour mitgenommen. Ich glaub die ging damals die Unterhachinger Strasse runter und dann irgendwo die Salzburger Autobahn entlang, jedenfalls haben wir drei bemerkt wie uns der Hintern auf dem Rücksitz immer heisser und heisser wurde. Irgendwann hat dann einer von uns was gesagt und die Frau vom Les ist gleich an den Strassenrand gefahren und hat die Motorhaube aufgemacht und da hats dann mächtig gequalmt. Es war schon ein Erlebnis an dem Tag.
Handys und so Zeug gabs damals noch nicht, aber doch so manchen hilfsbereiten Autofahrer. Einer hat uns dann alle vier mitgenommen und am Pfanzeltplatz abgesetzt. Dann sind wir alle zusammen mit zum Les gegangen und haben zugehört wie er sich mit seiner Frau gestritten hat. Jedenfalls stand das Auto dann am nächsten Tag in der Früh wieder vor dem Haus, wahrscheinlich hats irgendein Abschleppdienst gebracht. Damals dachte keiner daran das der Les noch etwa 20 Jahre hatte bis er starb.

Auf der rechten Seite ging von der Josef-Beiser-Strasse noch eine Seitenstrasse (Böhmstrasse) weg, die vor zur Ottobrunner Strasse führte und an der Esso-Tankstelle endete. 
Ich bin nicht mehr so ganz sicher in welcher Reihenfolge die Hauser auf der rechten Seite alle kamen, deswegen lege ich mich jetzt nicht drauf fest welches als erstes kam.
Eins der Häuser hatte einen sauguten Garten. Ein paar Bäume und leicht verwildert und statt eines Zauns eine Gartenmauer die dieses Grundstück vom Nachbargrundstück trennte. Eine der Familien hiess Schlaucher. Die hatten zwei Söhne von denen einer Herbert und der andere Reiner hiess. Der Rainer war schon eher ein Herr, der Herbert dürfte so um die 16 oder 17 gewesen sein. Beim Herbert war ich manchmal im Zimmer und hab mit ihm Musik gehört. Er hörte nicht mehr die Säuglingsmusik wie so manch anderen Kinder in meinem Alter sondern schon die bessere Beat-Musik. Durch ihn lernte ich damals u.a. "Mouth & McNeal" kennen.  Das dürfte aber schon ganz am Ende der 1960ger gewesen sein, wenn nicht sogar schon am Anfang der 1970ger. Der Herbert hatte eine gute Plattensammlung und las auch Wastl Comichefte. Ich stand damals mehr auf Fix & Foxi, speziell auf die Geschichten mit Lupo oder Knox oder den Schlümpfen. Der Papa Schlumpf hiess damals noch Großschlumpf, Schlumpfinchen war glaub ich noch gar nicht da und der komische böse Zauberer hatte den Namen Gurgelhals. Viele Jahre später hiessen die dann alle ganz anders, sahen aber noch genau so aus wie damals. Comics gabs damals schon recht viele. Ausser Fix & Foxi gabs noch Wastl, Superman, Primo und YPS, auch Micky Maus war schon sehr verbreitet und hatte ganze Scharen an Lesern. Zur Micky Maus kam ich aber erst einige Zeit später. Siehe die kurze Erzählung mit dem Herbert Kuhn weiter oben.
Also weiter in der Strasse.

Ein weiteres wichtiges Haus war das wo die Eheleute Lerner wohnten. Die hiessen nicht nur Lerner, bei denen konnte man auch was lernen. Beide waren ehemalige Volksschullehrer und alles andere wie deppert. Die Frau Lerner war eine nette ältere Dame, stets freundlich und gut gekleidet. Der Herr Lerner (zu dem ich übrigens als einziges Kind aus der Strasse du sagen durfte) war auch ein etwas stämmigerer Typ, der auch unter der Woche mit Weste und Krawatte rumlief. Oft hatte er auch einen Hut auf und einen Spazierstock dabei.
Immer wenn er mich auf der Strasse sah winkte er mich zu sich und stellte mir eine Frage. Wenn ich richtig geantwortet habe bekam ich ein Guadl geschenkt. Er hatte aber nicht die billigen Bonbons sondern die besseren, sowas wie die Werthers Echten. Und die waren echt gut. Wenn ich falsch geantwortet habe hat er immer gesagt ich solle überlegen und wenn ich die Antwort weiss zu ihm kommen, dann bekomme ich ein Guadl geschenkt. Ja, das war auch eine Art etwas zu lernen. Er selber gab nebenbei auch Klavierunterricht. Irgendwann kam meine Oma auf die Idee, das ich zum Herrn Oberlehrer (das war seine Berufsbezeichnung die ihm bis zu seinem Tod erhalten blieb) gehen solle und dort Klavierspielen lernen solle.
Naja, seine Art von Klavierspielen hat sich nie mit meinen Vorstellungen gedeckt. Er war mehr der klassischen Klavierspielerart angetan und ich mehr dem Rock'n'Roll.
Das war aber eine Musikart die er ablehnte und somit habe ich bis heute nicht Klavierspielen gelernt. Wobei ich fairerweise sagen muss, er hats wirklich zwei Stunden mit mir versucht, aber dann hat er entnervt aufgegeben. Naja, egal, mir war damals eh viel mehr nach E-Gitarre. Natürlich hatte ich keine und es sah auch nicht so aus wie wenn ich jemals eine bekommen sollte. Ich bekam auch keine, erst Jahre später wie ich mir selber von meinem allerersten Gehalt als Lehrling eine gekauft habe. Dazu aber dann viel später noch einiges. Beim Oberlehrer war auch meine Oma oft mit dabei. Es gab dann Kaffee und selbstgebackenen Kuchen oder Plätzerl. Ich bekam immer einen Kaba und durfte soviel Kuchen essen wie ich wollte. Immer wenn meine Oma dann gesagt hat, das reicht, hat der Oberlehrer gesagt, der Bub soll nur soviel essen wie er mag, nur so lernt er wenn er genug hat.
Da war schon was dran an den Worten, denn ich habe dadurch gelernt das man ziemliches Bauchweh bekommt wenn man viel zuviel Kuchen isst. Der Oberlehrer hat immer gesagt, es ist besser wenn man es am eigenen Leibe verspürt als wie auf irgendwelche Worte zu hören die man sowieso nicht glaubt. Man sieht, es war ein gescheiter Mensch.
Einige Jahre später starb dann die Frau Lerner und der Oberlehrer war am Boden zerstört. Es hat nicht sehr lange gedauert, dann ist er auch gestorben. Mit ihm starb auch gleichzeitig ein Stück Perlach und ein sehr geschätzter Bekannter von mir.

Bei der Gelegenheit fällt mir ein, in dem ehemaligen Niedrighaus wo uns der Sandkasten spendiert wurde, da wohnte auch noch ein alter Mann der mit Nachnamen Preissler geheissen hat. Der hatte das ganze Jahr über immer einen Strohhut auf und im Sommer einen braunen Anzug. Einen Spazierstock hatte er auch immer dabei.
Der Herr Preissler ging grundsätzlich nie an der Ampel über die Strasse sondern immer direkt da wo die Josef-Beiser-Strasse in den Pfanzeltplatz mündet und da dann über die kleine Brücke über den Hachinger Bach. Er ging immer einfach auf die Strasse und winkte mit seinem Stock und hoffte das die Autofahrer dann bremsen. Das ging lange gut, aber eines Tages hat einer nicht gebremst und den Preissler voll von der Seite erwischt. Der Preissler ist durch die Wucht auf die Strassenseite geschleudert worden und entweder starb
er noch auf der Strasse oder dann kurz drauf im Krankenhaus. So schnell kanns gehen. Wir Kinder haben daraus gelernt, das man entweder bei der Ampel vorne über die Strasse geht oder eben schneller über die Strasse rennt wie der alte Preissler. Dazu muss man sagen, das der Pfanzeltplatz fast rund um die Uhr gut befahren war. Nur ganz selten in den Morgenstunden kams vor, das mal einige Zeit kein Fahrzeug herumgefahren ist.
Aber jetzt wieder zurück zur Josef-Beiser-Strasse wo wir uns langsam auch dem Ende der rechten Strassenseite nähern. Da war, bevor das letzte Haus kam, noch eine kleine Sackgasse mit dem schönen Namen Dudweilerweg. Der war nicht besonders lang, ich schätze mal das er nicht mal auf hundert Meter kam, aber er hatte am Ende, also praktisch am Sack der Gasse, eine wunderbare leicht schräg geneigte Kurve wo man mit dem Rad super rumfahren konnte. Und das letzte Haus in der Strasse war meiner Meinung auch das schönste Haus mit dem schönsten Garten. Grüne Wiese, Bäume, Sträucher, Blumen, in der Mitte ein kleiner Teich mit Seerosen, vielen Goldfischen und einer kleinen Windmühle. Ein Traumgarten. Im hinteren Bereich stand noch ein kleines Holzhaus, also ein Gartenhaus. Immer wenn ich an dem Garten vorbeigekommen bin blieb ich stehn und schaute lange und begeistert hinein und beneidete die Leute die sowas schönes hatten. Ich selber bin in meinem Leben, zumindest bis jetzt, noch nie zu einem Garten gekommen. Nur einmal zu einer Terrasse, aber dazu viel später dann mehr.

Wenn man am Ende der Strasse rechts abbog, also sich schon in der Unterhachinger Strasse befand, da war der Hinterhof der Firma Karl Platten. In den Hinterhof selber kamen wir zwar nicht hinein, aber dafür konten wir durch die Zaunlatten langen und dahinter befand sich das was kleine Jungs gerne mögen. Farbkübel und Farbdosen. Es war irgendeine Farb-Firma oder Malerfirma, so genau weiss ich das nicht mehr. Die Dosen waren zwar theoretisch leer, aber so ganz leer war eine mit Farbe gefüllte Dose eigentlich nie. Vor allem dann wenn die Deckel teilweise weg waren und es geregnet hat und sich in so mancher Dose dann ein bissl Wasser gesammelt hat. Mit einem kleinen Holzstückchen oder einem Teil eines abgebrochenen Asts konnte man das dann so hinrühren das man wieder eine brauchbare Farbe hatte. Und mit den Farbresten fingen wir dann an den grauen Lattenzaun untenrum etwas zu verschönern. Der Vorteil da hinten war, das die Strasse auf dieser Seite eine ganz leichte nach unten gehende Böschung hatte, die auch ein vorbeifahrender Autofahrer nicht unbedingt einsehen konnte. Zusätzlich waren noch ein paar mickrige Büsche dort gepflanzt. Ausser dem Zaun wurden bei diesen Aktionen auch die Hände und die Klamotten bemalt, die wir grad anhatten. Die Farbe in den Klamotten waren ein Problem, die an den Händen weniger, denn da hatte dann der Jugo-Sepp wieder einmal die Lösung und die hiess Nitroverdünnung. Wie ich mit der farbverschmierten Hose heimgekommen bin hat meine Oma die Hände überm Kopf zusammengeschlagen und irgendwas von "Jessas Maria und Josef" gesagt. Mein Vater hat gelacht. Dann hat sie lange versucht die Farbe aus der Hose zu bekommen, aber so ganz rausbekommen hat sie die nicht mehr.
Der Spezl hat schätzungsweise ein paar links und rechts bekommen, jedenfalls hat er mir erzählt das seine Eltern ziemlich sauer waren wegen der Hose. Der Regina ist gar nix passiert, denn die hatte eine kurze Hose angehabt und nur Farbe an den Beinen bis zum Knie rauf, und das ging alles mit der Nitroverdünnung weg. Die Socken hat sie bevor sie heimging ausgezogen und weggeschmissen und gesagt, sie hat sie verloren. Der Herr Platten hat natürlich irgendwann gemerkt das jemand seinen Zaun bemalt hat und wie er dann rein zufällig mich mit meiner Oma getroffen hat, da hat er gelacht und hat gesagt, das wenn der Bub einmal mit der Schule fertig ist er bei ihm das Arbeiten anfangen kann.
Bis es dann soweit war verging noch viel Zeit und ich bin nicht sicher ob der Herr Platten dann überhaupt noch gelebt hat. Jedenfalls hat er nicht nicht aufgeregt und auch nicht geschimpft. Und ich hab aber auch nie beim ihm zum arbeiten angefangen.

So, jetzt machen wir einen weiteren Spaziergang, vom Pfanzeltplatz aus hinauf die Sebastian-Bauer-Strasse entlang. Ausgangspunkt ist ab dem Gasthaus "Zur Post" von dem ich ja schon berichtet habe. Neben dem Gasthaus hat sich inzwischen da wo vorher der Konsum drin war eine Firma eingemietet die, soweit ichmich erinnere, für eine große Modefirma die Klamotten geschneidert und entworfen hat. Zusätzlich wurden in den oberen Stockwerken auch noch Fremdenzimmer vermietet. Daneben dann die Raiffeisenbank und dann kam die Specklstrasse. Am rechten Rand der Specklstrasse, also fast direkt neben der Bank, war eine kleine Wiese in die ein Strauch gepflanzt war vor dem jedes Jahr einige Krokusse geblüht haben. Übrigens war vor den Schaufenstern der Raiffeisenbank noch ein ganz kleiner Vorplatz wo ein ganz großer Blumenkasten stand in dem auch irgendwelche Büsche und Sträucher gepflanzt waren. Dahinter haben wir uns oft als Kinder versteckt und vorbeigehende Passanten mit Wasserpistolen bespritzt. Einmal hat sich ein Passant ziemlich aufgeregt und hat versucht einen von uns zu erwischen und er hat gedroht, uns abzufotzn wenn er uns erwischt. Allerdings musste er uns erst mal erwischen und da standen seine Schangsn verdammt schlecht. Auserwählt hat er sich dann mich. Mein Spezl ging vorsichtshalber stiften, allerdings mit der Wasserpistole. Ich bin dann ein paarmal um den Busch rumgelaufen, der Passant hinterher (es war übrigens ein Mann, schätzungsweise gut 40 Jahre alt). Er schimpfte immer lauter und bekam eine richtige Wut. Die Arbeiter von der Bank haben bereits geschaut. Ich bin dann abgehaun und in den Hinterhof von "Zur Post" wo natürlich meine Freunde, die Doggen, waren. Davon wusste der Passant natürlich nichts. Ich also losgeflitzt, bin über das Gitter vom Zwinger geklettert und hab mich dann an die Hundehütte gelehnt. Der Passant führte sich ziemlich auf vor dem Gitter und die Hunde wurden stinksauer und sprangen an dem Gitter hoch und knurrten und bellten. Einer der Hunde hat ihn mit der Kralle am Arm erwischt. Kurz drauf kam der Wirt und hat den Passant gepackt und ihm links und rechts eine geschmiert und mit ein paar Arschtritten vom Hof befördert. Dann hat er mich aus dem Zwinger geholt und wollte wissen was los war. Nachdem ichs ihm erzählt habe ist er in die Wirtschaft gegangen und hat mir ein großes Eis geschenkt. Mein Spezl hat danach zugegeben vor lauter Angst die Wasserpistole in den Hachinger Bach geschmissen zu haben. Die wurde natürlich abgetrieben und weg war sie. Nur zwengs so einem Depp. Naja, wenige Tage später hatten wir eine neue Wasserpistole. Besagter Passant wurde übrigens weder von mir, noch vom Spezl noch vom Wirt irgendwann wieder in der Gegend gesehen. Keine Ahnung wieso.

Gut, also wie gesagt, gleich neben der Bank war dann die Specklstrasse. Da war, bzw ist noch immer, zum einen der Parkplatz hinter der Bank und auch ein Kastanienbaum.
Der Kastanienbaum stand exakt inmitten eines Metallzauns, er trennte also den Zaun praktisch. Um auf den Baum zu kommen gabs drei Möglichkeiten. Zum einen auf den Zaun klettern und sich dann an einem Ast nach oben ziehen, zum zweiten vom Boden aus hochzuspringen und sich einen Ast zu schnappen und dann hochzuziehen, oder die dritte Möglichkeit, nicht von der Parkplatzseite aus sondern von der anderen Seite, einen alten, abgebrochenen Rest eines Astes zu packen, sich daran festzuhalten, mit einem Fuß auf den Zaun und dann mit Schwung auf den Baum. Auch hier wars so, das bei einer eventuellen Flucht immer die zweite Methode angewandt wurde, da es am schnellsten ging um auf den Baum zu kommen. Natürlich musste man aufpassen das der Verfolger von der körperlichen Verfassung her nicht in der Lage war ebenfalls auf den Baum zu klettern. Und selbst dann glaube ich nicht das er so hoch raufgekommen wäre wie wir, denn wir kamen fast bis zur Spitze des Baumes rauf. Oft sassen der Karli und ich ein paar Stunden im Baum und warteten darauf, dass zwei bestimmte Damen der Bank auf den Parkplatz gingen um eine zu rauchen oder einfach um ein bisschen dort rumzustehen. Diese beiden Damen waren ebenfalls sehr beliebt beim Karli und bei mir. Witzigerweise hiess auch von denen eine Ingrid, also so wie die eine vom Friseursalon. Mit der Zeit haben wir uns mit den Damen gut angefreundet und auch von denen bekamen wir manchmal ein Eis. Im Baum sassen wir meist in den Sommermonaten. Bei Regen wars weniger gut, weils ziemlich nass war und die Äste auch recht rutschig. Bei den damaligen prächtigen Sommern wars aber meistens durchaus möglich auf den Baum zu klettern.

Auf der andern Seite des Zauns war eine etwas längere Zufahrt zu einer Garage und der Garten eines Hauses und natürlich auch die Haustüre. In diesem Haus wohnte ein Ehepaar, das beide gute fünfzig Jahre alt gewesen sein dürfte. Den Namen weiss ich nicht mehr. Der Mann hatte ein Taxi und einen kleinen Dackel. Neben dem Hauseingang standen zwei Mülltonnen. Direkt gegenüber des Hauseingangs war ein Durchgang zum Hinterhof "Zur Post". Ein schwarzes, schmiedeeisernes Tor, über das wir Jungs natürlich locker drüberklettern konnten. Die Leute die in dem Haus wohnten regten sich immer tierisch auf wenn wir über das Tor kletterten oder wenn wir es offen stehen liessen. Sie regten sich auch auf wenn wir nur durchgegangen sind und es wieder zugemacht haben, weil es ja ein privater Durchgang war und nur die Einwohner durchgehen dürften. So gesehen war der Wirt von "Zur Post" auch ein Einwohner und wir seine Freunde, also brachten wir das als Gegenargument, was natürlich von den beiden so ausgelegt wurde, das wir freche Rotzlöffel sind und keine Erziehung haben und was weiss ich noch alles was sie uns an die Köpfe geworfen haben. Naja, zwei weitere blöde Erwachsene eben. Jedenfalls waren das alles gute Gründe um die beiden desöfteren gscheit zu ärgern. Und das taten wir auch. Zwar nicht so oft wie bei manchen anderen Leuten, aber sie wohnten ja nicht direkt bei uns am Haus. So kams also gelegentlich vor das wir an der Haustür geklingelt haben und abgehaun sind. Wobei wir es dann doch schöner fanden zu klingeln, abzuhaun und schnell auf den Baum zu klettern, damit wir auch sehen und hören wenn sie sich ärgerten.
Einmal wollten wir grade klingeln als sich die Haustüre öffnete und der Mann in selbiger stand und sofort zu schimpfen anfing und mit den Händen rumfuchtelte. Wir waren ziemlich erschrocken, sind aber dann auch ziemlich schnell abgehaun. Groß nachlaufen konnte er uns nicht weil er viel zu dick war um schnell zu laufen. Im übrigen hat der Dackel auch immer kräftig gebellt wenns an der Türe gebimmelt hat. Das Beste war aber, das weder er noch seine Frau wussten wie wir heissen und wo wir wohnen. Einmal liefs aber dann so blöd, das wir über das Tor geklettert sind und der Karli mit dem Hosenbein irgendwo hängengeblieben ist. Das hat der Mann dann ausgenutzt und hat sich den Karli geschnappt und ein bissl gebeidlt und ihm gedroht das er eine mordsdrum Watschn kriegt wenn er ihn nochmal erwischt. Wir haben uns dann irgendwo hinverzogen und überlegt was man tun kann.
Bald drauf ist uns dann etwas eingefallen. Zuerst gingen wir zum Äde in den Schlachthof und haben ihn gefragt ob er uns einen Knochen schenkt für einen Hund den wir gern mögen. Der Äde hat nicht lang gefragt und uns einen schönen Knochen gegeben. Mit dem Knochen sind wir dann zum Taxler gegangen. Oft war ja die Haustüre offen und der Dackel sass vor der Türe. Der Dackel kannte uns ja und er mochte uns auch recht gerne. Und wie es der Zufall wollte war auch jetzt die Tür auf und der Dackel kam uns schwanzwedelnd entgegen.
Während der Karli ihm den Knochen gezeigt hat bin ich den Baum rauf und habe die Paketschnur geholt die wir für eventuelle Notfälle einmal oben im Baum versteckt hatten.
Den Knochen haben wir dann an die Schnur gebunden und das andere Ende der Schnur haben wir an den Deckel der Mülltonne gebunden. Den Deckel haben wir so draufgelegt das er auf jeden Fall runterfällt wenn man ruckartig daran zieht. Dann haben wir dem Dackel den Knochen vor die Nase gehalten und dann Wurfbewegungen gemacht. Der Dackel war voll bei der Sache und wie der Knochen in den Hausgang flog flitzte er hinterher, schnappte sich den Knochen und rannte damit ins Haus. Der Deckel der Mülltonne krachte herunter und schepperte durch den Hausgang, witzigerweise sogar bis in die Wohnung hinein und es gab einen ziemlichen Radau. Der Karli und ich ham uns die Bäuche gehalten vor lachen und wie dann dem Taxler seine Frau rauskam und sich aufregte und schimpfte, da sind wir dann abgehaun. Eigentlich haben wir ja fast damit gerechnet das die zur Polizei gehen.
In Perlach gabs damals sogar ein eigene kleines Polizeirevier. Doch das Gegenteil war der Fall. Wie wir wieder einmal zum Baum wollten um auf unsere Bank-Frauen zu warten, da hat uns der Taxler kalt erwischt. Er hat irgendwas erzählt vom Blödsinn und so, und dann hat er gemeint, ob wir uns nicht vertragen könnten weil eigentlich mag er ja Kinder recht gerne. Dann hat er jedem von uns zwei Mark geschenkt und gefragt, obs damit gut sei und wir ihn nicht mehr länger ärgern. Zwei Mark war viel Geld damals und man bekam auch einiges dafür. Wir waren einverstanden und habe versprochen den Mann und seine Frau nicht mehr zu ärgern. Danach sind wir zum Pfanzeltplatz vor und ham uns für das Geld Eis und Colaflascherl (natürlich die Guten von Haribo) gekauft. An unser Versprechen haben wir uns übrigens gehalten. Es kam sogar soweit das wir mit dem Hund Gassi gehen durften.

Ansonsten waren auf der rechten Strassenseite der Specklstrasse nur Häuser mit Gärten davor. Einzig das letzte Haus in der Strasse fiel ziemlich auf, weil es ein ziemlich großes Haus war. Höher wie die anderen, breiter wie die anderen, großer Garten, Balkone die rund ums Haus gingen, sogar zwei Garagen gabs in denen teure Autos standen.
Haus und Garten waren in einem sehr gepflegten Zustand und man bekam sofort den Verdacht, das die Leute die drin wohnten viel Geld haben. Das alles gehörte dem damals einzigen Zahnarzt in Perlach, welcher Knaier geheissen hat. Wir kannten das Haus eigentlich nur von aussen, denn über die Gartenmauer konnten wir nicht drüberschaun und so sahen wir immer nur das was hoch genug nach oben ging. Das was hinter der Mauer war, sah ich erst wie ich schon einige Zeit zur Schule ging, denn einer der Söhne des Zahnarztes, der Paul, genannt "Pauli", ging dann mit mir in die selbe Klasse. Zum Thema Zahnarzt dann noch desöfteren einiges. Die Specklstrasse mündete ebenfalls mit einer Erhebung in die Unterhachinger Strasse.
Auf der linken Strassenseite war gleich am Anfang das einzige Mietshaus das es in der Strasse gegeben hat. Das zog sich praktisch direkt ums Eck von Specklstrasse und Sebastian-Bauer-Strasse. Es war von der Bauweise ungefähr so wie das Haus wo ich und der Karli wohnten. Also auch mit vielen Vorbauten und ein oder zwei Türmen und einer schwarzen, schmiedeeisernen Haustüre. Auch auf der linken Strassenseite waren fast nur Häuser mit Gärten davor, bzw. dahinter. In einem dieser Häuser wohnte eine Familie die ebenfalls einen Sohn hatten, der ein bissl jünger war wie der Karli. Dem seine Eltern waren auch nicht grade die, die man als arm bezeichnen würde. Damals jedenfalls.
Der Sohn von denen war immer wie aus dem Ei gepellt. Ordentliche Haare, blitzsaubere Klamotten. Er hatte auch nie dreckige Fingernägel und er redete auch irgendwie "gewählter" wie wir. Aber er war kein Preuße, er war auch ein Bayer. Wir sahen uns öfters mal wenn wir so durch die Gegend zogen und manchmal traf man sich auch vorne am Pfanzeltplatz wenn er sich in der Bäckerei oder beim KATRA etwas gekauft hat. Scheinbar bekam er mehr Taschengeld wie ich oder der Karli. Irgendwann einmal haben wir ihn gesehen wie er mit dem Hund spazieren ging und ihn vor der Bäckerei angebunden hat. Wir haben den Hund dann losgebunden und die Leine in der Hand gehalten. Wie der Knabe dann rauskam fing er gleich an zu weinen und rannte sofort rein in die Bäckerei und jammerte der Paula vor das zwei Jungs seinen Hund wegnehmen wollen. Die Paula kam gleich mit raus und hat dem Knaben erklärt das wir sicher nicht seinen Hund stehlen wollen und er sich nicht so anstellen soll. Wir haben ihm dann klargemacht das er selber schuld ist weil er die Leine nicht gscheit festgemacht hat und der Hund weglaufen wollte. Eigentlich müsste er uns ja dankbar sein das wir ihm geholfen haben. Klar das wir den Hund sowieso nicht mitgenommen hätten, sowas wäre dann doch etwas zu weit gegangen. Erst nachdem die Paula ihm dann ein Colaflascherl (von Haribo) geschenkt hat, hat er sich wieder beruhigt.
Wir sind dann zu dritt zu ihm nach hause gegangen und er hat uns seinen Eltern vorgestellt. Vorher mussten wir versprechen nichts davon zu erzählen  das er die Leine nicht gscheit angebunden hat, weil, wie er sagte, er sonst gewaltig den Hintern vollkriegt. Wir haben auch nichts gesagt, obwohl dem seine Eltern nicht grade einen begeisterten Eindruck machten das er uns beide mitbrachte. Jedenfalls haben wir dann öfters einmal draussen ein bissl zusammen gespielt und er hat immer sehr darauf geachtet das er sich nicht dreckig macht.
Wir wussten, ein richtiger Junge muss unbedingt dreckige Hände haben und auch mal die Hose zreissen und überhaupt. Eines Tages haben wir ihn dann überredet das er mit uns zu den Büschen geht die bei der Einfahrt zur Schreinerei waren. Er ging dann auch mit und wir haben ihm gezeigt das wir dahinter manchmal was verstecken und das er gerne auch immer mitmachen darf. Jedenfalls hat er dann auch angefangen in der Erde rumzubuddeln und es hat ihm sichtlich Spaß gemacht. Die Hände wurden dreckig, die Erde pappte unter den Fingernägeln und an seiner Hose sah man genau das er auch im Dreck gekniet war. Erst wie es dann ans heimgehen ging, da wurde ihm langsam mulmig und er bekam ziemlich Angst vor seinen Eltern. Wir sind dann zu dritt zur Wohnung von ihm gegangen und seine Mutter fing sofort an zu schimpfen, hat ihm am Arm gepackt und reingezogen, uns dann noch böse angeschaut und dann hat sie uns die Tür vor der Nase zugeknallt.  Es verging dann eine längere Zeit bis einer von uns den Knaben wieder gesehen hat und er hat gesagt, das er mit uns nicht mehr spielen darf. Ganz verhindern konnten es die Eltern natürlich nicht, denn wie es der Zufall wollte ging der Knabe dann wenige Jahre später in die selbe Schule wie ich. Eine Freundschaft hat sich aber trotzdem nie ergeben.

Ungefähr in der Mitte der Strasse ging dann links die Scherbaumstrasse weg. Das war eine Sackgasse die vor einem Zaun vor einem großen Feld endete. Links der Strasse waren ebenfalls ein paar Häuser mit Garten, rechts war so ziemlich unbebaut. Nur eine Garage war am Ende der Strasse, die auch großzügig von Feld und Wiese umgeben war. Direkt an der linken hinteren Ecke der Garage bzw. des Grundstücks wo die Garage draufstand, schloß sich eine Gärtnerei an. Die Garage, die übrigens aus vier oder fünf Garagen bestand, war eigentlich uninteressant. Dafür war die Rückseite der Garagen interessant. Dahinter war auch ein kleiner Erdwall der zur Unterhachinger Strasse hinaufführte. Dazwischen ein alter Holzzaun, bei dem zwischendrin schon einige Zaunlatten fehlten oder herausgefault waren. Zwischen dem schmalen Streifen zwischen Wall und Garagenrückseite lag so manches an Müll umeinander, das teils auch aus den vorbeifahrenden Autos geworfen wurde und teils von Radfahrern und Fußgängern in der Dämmerung benutzt wurde, um kleineren Sperrmüll loszuwerden. Da fand man auch so Sachen wie alte Taschenlampen, oder einen Fahrradsattel, oder ein Feuerzeug, oder Schrauben. Genaugenommen alles Sachen die man eigentlich nicht braucht, aber man konnte ja nie wissen. Einmal fanden wir eine alte kleine Schaufel die wahrscheinlich jemand aus der Gärtnerei weggeworfen hat. Sie sah zwar schon ziemlich verostet aus, aber zum graben taugte sie schon noch. Also haben wir uns da hinter der Garage dicht beim Zaun ein weiteres kleines Versteck angelegt. Allerdings waren wir in dieser Gegend relativ selten und ich glaube, irgendwann sind wir dann gar nicht mehr da hinten gewesen und das Zeugs wurde ganz einfach vergessen.
Die Gegend an Scherbaumstrasse war eigentlich eine recht schöne Gegend. Es gab nur das Feld und die Wiese und die Beete der Gärtnerei. Etwas weiter vorne sah man die Fasangartenstrasse die am alten Perlacher Schloß und der Papierfabrik zur Sebastian-Bauer-Strasse führte. Zur Papierfabrik später dann auch noch mehr.

Auf der rechten Seite der Sebastian-Bauer-Strasse gabs noch recht interessante Bauten. Unter anderem eine kleinere Schule mit ein oder zwei Klassenzimmern und einem Hort, wo so manches Kind bis etwa 17 Uhr abends untergebracht war. Dort gabs auch einen schönen Spielplatz mit Klettergerüst und Schaukeln und Sandkasten. Und dann gabs da noch den einzigen Milchladen in der Perlacher Gegend. Und der Milchladen war ein richtiger Milchladen wo man mit der Milchkanne hingehen konnte und die sich dann auffüllen liess.
Auf dem Ladentisch gabs ein Gestell mit einem großen Hebel und einem Hahn. Also einen Hahn wo etwas rausläuft. Da drunter wurde die Kanne gestellt und dann wurde der Hebel hin und her bewegt und die Milch floß aus dem Hahn in die Kanne. Frische Milch direkt von den damaligen Perlacher Bauernhöfen. Und die schmeckte bestens. Oft haben mein Vater und ich dann gleich aus der Kanne getrunken. Ich glaube ich habe damals an manchen Tagen zwei Liter Milch und mehr getrunken. In die Kanne passten 5 Liter rein. Es war so eine kleine silberne Milchkanne mit einem höheren Deckel und einem Tragegriff aus dickem Draht wo noch eine kleine Holzrolle dran war wo man die Kanne dann gehalten hat.
Damals gabs auch schon abgepackte Milch. Es waren die berühmten Dreieckstüten von Hanselmann. Da gabs die blauen wo Milch drin war und die braunen wo Kakao drin war.
Bei der Gelegenheit fällt mir ein, es gab damals auch diese absolut kultigen Dreieckspackungen Sunkist in diversen Geschmacksrichtungen. An dem Zeugs konnte man sich blödsaugen. Ja, saugen. Weil man es zuerst schaffen musste den dünnen Strohhalm durch so ein angedeutetes Loch zu stecken ohne das der Halm knickte oder die Spitze vom Halm sich so verwurschtelte das man sie nicht mehr durchstechen konnte. Sunkist, mei war das eine super Sache. Wenn die Packung dann leer war wurde mit dem Strohhalm hineingeblasen und das Teil dann auf den Boden gelegt und mit einem gezielten Tritt zerplatzte es dann mit lautem Knall. Das zerplatzen lassen ging übrigens auch bei den Hanselmann Milch- und Kakoapackungen bestens. Da knallte es noch lauter weil die Packungen größer waren wie die von Sunkist. Egal für welche der drei Packungen man sich auch entschied, das Hauptproblem war immer, das man sie nie so hundertprozentig leertrinken konnte. Ein minimaler Rest blieb immer drin. Und wenn dann der Rest etwas mehr war und man mit Wucht drauftrat, dann konnte es schon vorkommen das der wo dahinter oder daneben stand, eine Restladung Saft, Milch oder Kakao ans Hosenbein bekam.
In den ersten paar Schulklassen später wars fast an der Tagesordnung, das einer einem eine ballerte weil er den Restinhalt einer Dreieckstüte ans Hosenbein bekam. Aber so war das eben. Jahre später hab ich übrigens öfters am Samstag in der Früh meinen damaligen Religionslehrer getroffen wenn ich mit der Milchkanne unterwegs war und er seinen wöchentlichen Besuch beim Friseur in der Sebastian-Bauer-Strasse machte. Der Religionslehrer war übrigens ein echter Kaplan der mit Nachnamen Schmucker geheissen hat.
Mit Vornamen hiess er glaube ich Andreas, also der Andal, aber da bin ich nicht mehr so sicher und überhaupt ist das dann doch schon wieder ein Thema das erst später vorkommen soll, also zurück zur Strasse.

Tatsache ist jedenfalls, besagten Friseur gabs damals bereits. Es war ein älterer Mann der zusammen mit seiner Frau den Laden hatte. Meine Oma bekam einmal ihre Wut weil mir der Friseur-Nobbe, mein Spezl, die Haare nicht so geschnitten hatte wie sie sich das vorstellte. Also nix lange Kotletten und so, sondern, wie sie es nannte, einen ordentlichen Haarschnitt mit dem man auf die Strasse gehen konnte. Das Problem dabei war nur, das sich ihre und meine Vorstellungen von einem ordentlichen Haarschnitt nicht einmal annähernd trafen. Und so kam es, das sie mich mehr oder weniger mit Gewalt zu diesem Friseur schleppte, den Namen weiss ich nicht mehr, und ihm klarmachte das ich einen ordentlichen Haarschnitt brauchte. Tja, der Erfolg war dann, das sich der Friseur austobte mit seinem Schnittgerät und ich danach aussah wie der junge Adolf in seinen besten Jahren. Ausrasiertes Gnack und die Ohren rundum komplett frei. Ich habe sofort angefangen zu heulen und zu schreien, hab mich auf den Boden geworfen und gestrampelt und die Luft angehalten. Dann bin ich abgehaun und heimgelaufen und hab mich im Zimmer versteckt. Ich war sowas von sauer, nur der, dem es mal ähnlich ging, kann mich verstehen.
Von meinen Spezln wurde ich natürlich gehänselt und verarscht und das machte mich dann noch wütender. Immerhin war zu jener Zeit eine Frisur üblich wie sie entweder Jim Morrison (The Doors) oder Marc Bolan (T. Rex) oder Peter Wyngarde (Jason King bzw. "Depertment S" Fernsehserie) hatte. Mein Vater hat damals dann fieberhaft versucht mich zu beruhigen in dem er mir Bilder von Bill Haley, Buddy Holly oder Jerry Lee Lewis zeigte. An dem Tag schwor ich mir jedenfalls, irgendwann sind die Haare so lang wie ich will und unter keinen Umständen lasse ich sie mir schneiden. Viele, viele Jahre später wars dann soweit, dazu aber auch später dann mehr.
Nun ja, die Zeit ging trotzdem weiter und irgendwann normalisierten sich auch die Haare wieder bzw musste mein Spezl mal zum Friseur und dann hab ich einige blöde Sprüche abgelassen. Jener Friseur hat mich jedenfalls nie wieder in seinem Geschäft gesehen.

Ein weiterer durchaus interessanter Laden war in der Sebastian-Bauer-Strasse die damals einzige Drogerie von Perlach. Der Laden hatte einiges zu bieten was man wo anders nicht bekam, höchstens manchmal in der Apotheke. Drinnen gabs massig Zeugs wie Filme für die Fotoapparate, spezielle Reinigungsmittel und Wischlappen, auch Rasierapparate oder Kukident-Tabletten. Besonders gut war die Gestaltung der beiden Schaufenster. Im rechten Schaufenster waren manchmal ganze Berge von Hipp Gläsern aufgebaut.
Hipp Babynahrung. Die gibts ja heute (2009) immer noch soweit ich weiss. Auf dem Etikett des relativ kleinen Glases stand immer drauf was drin ist und zusätzlich war die Visage von einem dämlich grinsenden Babykopf drauf. Allerdings nicht so schlimm wie der Grinsekopf vom Brand-Zwieback oder von der Kinderschokolade. Da gabs massenweise Menüs. Regina und ich amüsierten uns immer über Leber mit Spinat, denn das sah im Glas sowas von eklig aus, wie schon mal gegessen und wieder rausgeschissen und ins Glas abgefüllt. Regina hatte das Pech, das sie manchmal Hipp essen musste. Allerdings meist nur die Früchtemenüs und die waren, wie sie sagte, gar nicht mal so schlecht. So ziemlich das selbe Zeugs gabs auch noch von Alete. Da war zwar der Name anders und die Gläser sahen geringfügig anders aus, aber der Inhalt war zumindest optisch sehr ähnlich. Ich will jetzt Hipp oder Alete echt nicht schlecht machen, für die damalige Zeit wars für manche Mama sicher eine große Erleichterung, aber trotzdem kam der damalige kultige Spruch "Alete kotzt das Kind" nicht einfach von irgendwoher :-) Mir bliebs glücklicherweise als Kleinstkind erspart. Meine Oma hat gesagt, sie hat einmal versucht mich mit Spinat aus dem Glas (kann nur Hipp oder Alete gewesen sein) zu füttern. Ich hab brav den Löffel leer gemacht und alles im Mund gesammelt und ihr dann alles ins Gesicht gespuckt. Nach ihren eigenen Aussagen war das auch das einzige Glas von dieser Babynahrung, danach bekam ich entweder alles frisch oder ich wurde eben mit dem gefüttert was es halt grad zu Essen gegeben hat. Geschadet hats jedenfalls nix, denn wer micht kennt der weiss das ich ein wahrer Prachtkerl geworden bin.
Links und rechts von der Drogerietüre waren zwei Automaten aus denen man diverses Zeugs rausholen konnte. Natürlich gegen Bezahlung. Die Preise schwankten damals soweit ich mich erinnere zwischen 50 Pfennig und 10 Mark. Es waren Automaten mit einem schwarzen Gehäuse und einem großen Sichtfenster bei den einzelnen Fächern. Das Sortiment bewegte sich zwischen Schokolade und Filmen für die Kamera von Agfa und Kodak, Seifen und Rasierklingen und sonstigem Zeugs was man möglicherweise nach Geschäftsschluß oder an Sonn- und Feiertagen brauchen konnte. Ich erinnere mich noch genau daran wie ich bei meinen diversen Ausflügen in einem der Automaten so eine Filmrolle für eine Kamera fand. Rein zufällig habe ich einige Wochen davor von einem Onkel einen alten Fotoapparat geschenkt bekommen. Alt bedeutet jetzt nicht das es ein altes Glump war das nicht mehr funktionierte. Der Apparat war bestens in Ordnung und der Onkel hat sich eben einen neuen gekauft. Es war so ein Teil wo man unendlich viel einstellen konnte oder musste bis man dann endlich das Bild machen konnte. Ich hatte von der Sache nicht den Hauch einer Ahnung, ich wusste aber, das man einen Film einlegen musste. Und so marschierte ich los mit 2 Mark in der Hand und holte den Film aus dem Automaten. Ziemlich bald stellte ich dann fest das der Film nicht in den Apparat passt und das Geld futsch war. Eigentlich schade, denn es wären garantiert gute Bilder geworden die heute recht interessant anzuschaun gewesen wären. Der Fotoapparat wanderte somit in irgendeine Schublade und da blieb er dann für sehr lange Zeit.

Irgendwo in der Sebastian-Bauer-Strasse, zwischen Drogerie und Milchladen, da gabs noch ein Gartentor hinter dem eine sehr lange Zufahrt zu einem großen Haus mit großem Garten war bzw noch immer ist. Das Tor war eigentlich immer offen wenn man vorbeikam. Diese Zufahrt war noch besser wie die, die zur Schreinerei führte. Links und rechts war sie gut bepflanzt und man konnte sich auch hier sehr lange damit beschäftigen hinter den Büschen und am Zaun herumzuschleichen. Oft haben wir uns angeschlichen bis fast vors Haus. Wir hatten nichts böses vor, wir waren nur neugierig und eben ziemlich kindisch. Einmal sind wir wirklich hinterm letzten Busch gesessen bevor die Wiese vorm Haus anfing.
Auf dieser Wiese war grade eine jüngere Frau dabei sich eine Liege auszubreiten und sich in die Sonne zu legen. Sie hat uns nicht gesehen, dafür konnten wir sie umso besser sehen. Sie hatte einen Bikini an und schmierte sich mit irgendeiner Sonnenmilch ein. Mein Spezl glotzte immer auf ihren Busen und für sein Alter war er schon recht begeistert davon.
Er erwähnte, das der Busen von seiner Tante viel größer sei und runterhängt. Wir musten aufpassen das wir nicht zu kichern anfingen. Ich starrte mehr auf ihre Beine, die waren für mich viel interessanter. Irgendwie hatte ich den Eindruck das der ihre Beine fast noch schöner waren wie die von der Fischerin ausm Schreibwarengeschäft.
Kurz drauf kam dann noch ein Mann aus dem Haus und setzte sich neben der Frau ins Gras. Die Frau schmierte ihn dann am Rücken mit Sonnenmilch ein und wir beschlossen vorsichtshalber ganz leise den Rückzug anzutreten. Soweit ich mich entsinne wohnte in dem Haus auch eine Arztfamilie. Mein Vater hat irgendwann später einmal erzählt, das zu der Zeit wo der alte Doktor noch da drin seine Praxis hatte, er (also mein Vater) und sein Bruder sich öfters in den Garten geschlichen haben und aus dem Teich ein paar Goldfische geklaut haben. Einige Zeit später sind sie dann mit den Goldfischen zu dem Doktor gegangen und haben ihn gefragt, ob er ihnen nicht ein paar Goldfische abkaufen möchte.
Der Doktor hat ihnen ein paar Mark für die Fische gegeben und mein Vater ist mit seinem Bruder wieder gegangen. Tags drauf sind sie dann wieder zum Teich und haben wieder ein paar Fische mitgehen lassen und wollten sie Tags drauf wieder dem Doktor verkaufen. Der war aber nicht so dumm wie sie dachten und er machte ihnen klar, das er nicht vor hat ein zweites mal seine eigenen Fische zu kaufen und das sie schaun sollten das sie verschwinden bevor er seinen scharfen Hund auf sie hetzt. Mein Vater musste immer lachen wenn er die Geschichte erzählte. Vor allem wie er und sein Bruder dann bemerkten das der scharfe Hund so ein kleines Schoßhündchen mit Schleife im Haar war. So nebenbei erwähnt, der Bruder von meim Vadda war später dann mein Onkel. Und zwar mein absoluter Lieblingsonkel.
Ging man dann noch ein Stück weiter die Strasse entlang, kam man an den Anfang bzw. ans Ende der Fasangartenstrasse und stand gegenüber der Papierfabrik. Zur Papierfabrik auch auch später dann mehr. Bis hierher zerteilte die Sebastian-Bauer-Strasse ebenfalls der Hachinger Bach. Den Rest der Strasse verlief der Bach noch etwa bis zu dem Bauernhof wo der am Anfang erwähnte Esel wohnte. An den Bahnschienen war die Strasse dann zu Ende und ging als Unterbiberger Strasse weiter nach Unterbiberg, welches damals ein ziemlich kleines Kuhdorf war wo sich Fuchs und Hase eine gute Nacht wünschten.

Wir gehen jetzt wieder zurück zum Pfanzeltplatz, zum Anfang der Sebastian-Bauer-Strasse. Ausgangspunkt der anfangs erwähnte Biergarten vom "Bräu", wir sind also auf der linken Strassenseite. Gleich hinterm Bräu war links ein kleiner schmaler Durchgang der zur Neubiberger Strasse führte. Mit einem kleineren Auto konnte man sogar durchfahren. Was genau in dieser Durchfahrt war weiss ich nicht mehr so genau, jedenfalls konnte man durchgehen und fertig. Jahre später wurde da hinten dann ein Teppichgeschäft eröffnet. Nach der Durchfahrt kam die Fahrschule Kabis. Die einzige Fahrschule die es damals in der Gegend gab, und der Herr Kabis hatte eine Tochter welche Michaela hiess und für ihr Alter recht gut aussah. Jene ging später dann mit mir zwei oder drei Jahre in die selbe Klasse. Sie war damals auch eine ernsthafte Konkurrenz für Regina. Gleich neben der Fahrschule war dann das damalige Polizeirevier Perlach. Meist waren ein bis zwei Polizisten anwesend, wovon einer auch öfters den Verkehr auf der großen Kreuzung vorm Bräu geregelt hat. Der Polizist wurde damals auch gern als Schutzmann bezeichnet. Vor bzw hinter dem Polizeirevier stand so ein schöner alter BMW. So einer wie man ihn aus der Serie "Funkstreife Isar 12" kannte. Mein Spezl und ich waren bei den Polizisten gut bekannt, weil wir uns öfters den Spaß machten und alle Autokennzeichen aufschrieben die bei rot über die Ampel gefahren sind. Für die Polizei hatte ich damals auch eine Schwäche. Lag sicher daran das mein Opa auch Polizist war. Sogar Hauptkommissar, wie man später auch auf seinem Grabstein lesen konnte. Als Schüler hatte ich später sogar ersthaft vor Polizist zu werden. Zwischendurch haben wir die Polizisten auch einmal einfach nur so besucht. Manchmal bekamen wir von ihnen das damals recht beliebte "Afri Cola" zu trinken oder eine Wurschtsemmel zu essen.

Ebenfalls in der Sebastian-Bauer-Strasse war das Haus in dem die Regina mit ihren Eltern und ihren Großeltern wohnte. Auch dieses Haus war verziert mit diversen Türmchen auf dem Dach. Damals war auch noch ein größerer Garten dabei, der später ziemlich verkleinert wurde nachdem ihr Vater auf die Idee kam eine kleine Firma zu eröffnen. Diese befasste sich auch mit der Herstellung irgendwelcher Elektronikteile.
Der "Perlacher Hof", eine große Gartenwirtschaft mit Fremdenzimmern im ersten Stock und einer gigantischen Holzstreppe an der Aussenwand, war ebenfalls in dieser Strasse. Wer diese Wirtschaft heute kennt, der wird sich schwer vorstellen können das es früher ein fast schon verfallenes Gebäude war, wo angeblich sogar einmal ein Gast durch die Holztreppe fiel weil alles so morsch und baufällig war. Die Wirtschaft selber war gar nicht so schlecht, es war schon immer was los in der Gaststube und es waren auch immer viele Betrunkene in der direkten Umgebung und so mancher hat am Geländer einer der kleinen Bachbrücken in den selbigen gschbiem oder gebrunzt. In einem der Fremdenzimmer wohnte ein gewisser Gustl. Eigentlich hat er Gustav Wittich geheissen aber jeder hat ihn nur Gustl genannt. Der Gustl hatte einen Narren an mir gefressen und er hat mir recht oft ein Eis gekauft oder mich mitgenommen wenn er mit seinem Moped rumgefahren ist. Bei ihm im Zimmer durfte ich später auch immer rauchen und er hat sich auch nie über irgendwas aufgeregt. Der Biergarten selber war auch sehr schön. Im Herbst gabs massig Kastanien und auf die Bäume konnte man auch gut draufklettern. Irgendwann wurde der Perlacher Hof dann geschlossen und im Lauf der Zeit verrottete das Haus immer mehr und mich wunderts, das es nicht vollständig abgerissen wurde.
Ganz in der Nähe ist auch die evangelische Kirche von Perlach. Im Vergleich zur katholischen eher ein mickriges Bauwerk. Ich war in dieser Kirche genau zweimal drin. Einmal als Knab' wie sie zufällig grade offenstand und ich vorbeikam, da schaute ich einmal kurz hinein. Das zweite mal dann ganz viele Jahre später wo die Totenmesse für meinen ersten Schwiegervater war. Manchmal am Sonntag, wenn alles ziemlich ruhig war, dann hörte man sogar die Kirchenglocke von der evangelischen Kirche. Auch die Glocken kamen allein schon vom Sound her nicht mal annähernd an die der katholischen Kirche ran. Ausserdem fiel mir bereits als Kind auf, dass das Arbeitsgewand eines katholischen Pfarrers anders aussieht wie das eines evangelischen Pfarrers. Als Kind war ich tatsächlich der Meinung das ein evangelischer Pfarrer recht arm dran ist weil er keine so große Einrichtung in seiner Kirche stehen hat wie ein katholischer Pfarrer.
Ja, und so ziemlich da wo dann die Fasangartenstrasse daherkommt, da war (und ist auch gleub ich heute noch) die Autowerkstatt vom Iliasch gewesen. Der hat glaube ich mit Vornamen Franz geheissen und mein Vater war auch öfters mal dort und hat irgenwas rumgewerkelt. Bei der Gelegenheit fällt mir ein, das im Hinterhof von "Zur Post" auf der rechten Seite auch noch eine Doppelgarage war, in der sich auch eine kleine Autowerkstatt befand. Dem wo die Werkstatt gehörte war auch ein Spezl von meinem Vater und in der Garage drin haben sie manchmal mit einem Luftgewehr rumgeschossen und vorher die Türe zugemacht. Ich durfte da auch manchmal schiessen. Und da ich grad eh wieder ganz wo anders bin wo ich eigentlich sein sollte, wenn man an der Doppelgarage vorbeiging, weiter gradeaus, da war noch ein kleines Gartentor wo man direkt zu der Schreinerei kam wo von der Josef-Beiser-Strasse aus die Zufahrt hintergeführt hat.

So jetzt wieder zurück zum Iliasch seiner Autowerkstatt, bzw der Sebastian-Bauer-Strasse. Im Verlauf der Strasse kamen dann noch ein oder zwei Bauernhöfe und ein ziemlich kleines Lebensmittelgeschäft. Über diesem Geschäft stand VIVO. Keine Ahnung was das genau geheissen hat oder was es bedeutet hat. In diesem Laden war ich nur sehr selten drin. Vor dem Laden an der Wand war auch ein Automat. Und zwar einer, wo man PEZ-Riegel rausholen konnte. Das war auch der einzige PEZ Automat in ganz Perlach.
Das wars dann auch schon mit dieser Strasse. Wenn man weiterging und auf der rechten Seite blieb, dann ging sie nahtlos über in die Schneckestrasse. Die Schneckestrasse führte zum einen fast direkt zum Perlacher Bahnhof und zum andern bis vor zur Neubibergerstrasse. Links zweigten noch ein oder zwei Strassen ab, in denen ein paar kleinere Häuser standen und einige Wiesen und Felder waren. In dieser Gegend war ich so gut wie nie, allerdings wohnte da hinten vom Karli ein Onkel. Rechts an der Schneckestrasse kurz vorm Bahnhof wurden damals ein paar kleinere Häuser hingebaut, die alle nur ein Stockwerk hatten. Und neben diesen Häusern und vor der Zufahrt zum Bahnhofsplatz war noch eine mittelgroße Wiese, auf der im Sommer recht oft ein paar Schafe weideten. Später waren auch noch ein paar Ziegen mit dabei.
In der Schneckestrasse gabs auch noch die damalige Bahnhofswirtschaft. Normalerweise ist eine Bahnhofwirtschaft eigentlich immer direkt am Bahnhof, in dem Fall war sie sogar noch vom Bahnhofsvorplatz ein Stück entfernt. In dieser Wirtschaft war ich damals ein oder zweimal drin. Viel interessanter war dagegen das Bahnhofsgebäude bzw. das Lagerhaus das ganz in der Nähe des Bahnhofsgebäudes war und natürlich die wenigen Gleisanlagen und überhaupt der ganze Perlacher Bahnhof. Wie vorher schon kurz erwähnt war der Perlacher Bahnhof damals voll besetzt. Ein Bahnmitarbeiter sass hinter dem Schalter, manchmal warens sogar zwei. So übern Tag hielten mehrere Züge am Bahnhof. Meine Oma und ich sind damals öfters vom Perlacher Bahnhof zum Ostbahnhof gefahren und dann weiter mit dem Zug nach Dorfen. Das Dorfen, das auf der Stracke nach Mühldorf liegt.
In Dorfen wohnte irgendeine Verwandte von mir die ich immer Tante nannte. Genau genommen warens sogar zwei Verwandte die ich beide Tante nannte. Dazu später mehr wenn ich es nicht vergesse.

Im Bahnhof drin waren damals auch ein oder zwei Automaten wo es Süssigkeiten gab und ein Zigarettenautomat. Ausserdem stand so ein größerer Handwagen drin, der immer dann benutzt wurde, wenn einer der Züge Postpakete mitbrachte. Oberhalb der Warteraums waren noch zwei weitere Stockwerke, ganz normale Mietwohnungen, und ich habe oft die Leute beneidet die da wohnen weil sie dann immer zuschauen können wie die Züge rein und rausfahren, ebenso die Busse auf der andern Seite. In diesem Haus wohnte auch eine Familie Schweiger, die einen Sohn hatten der Herbert hiess und später mit mir fast 5 Jahre in die selbe Klasse ging.
Der Bahnhofvorplatz hatte übrigens auch einen Strassennamen. Stephensonplatz. Benannt nach irgendeinem Ausländer der Stephenson geheissen hat und irgendwas mit Lokomotiven zu tun hatte. In der Schule später lernte ich das, das dieser Mann vor vielen Jahren bereits Dampflokomotiven gebastelt hat und praktisch der Erfinder der Eisenbahn ist. So in etwa jedenfalls. Für mich war der Mann somit hochinteressant, weil ich ja damals auch schon ein ziemlicher Zug- und Bahnhof-Fan gewesen bin. Und ohne Züge gäbs auch keinen Bahnhof und ohne Bahnhof auch keine Busse die am selbigen halten würden. Wenn man das Bahnhofsgebäude bei der normalen Ausgangstüre verlassen hat und links abgebogen ist, dan war gleich daneben noch ein Mini-Garten mit vielen bunten Blumen. Daran vorbei führte ein schmaler Weg, der direkt zur Unterbibergerstrasse ging, wo zum einen die Bahnschranken sind und zum andern der bereits erwähnte Esel. Links und rechts von dem Weg war alles ziemlich verwildert, es sah also sehr interessant aus. Rechts war noch eine relativ große Wiese, ebenfalls gut verwildert. Irgendwann wurde das dann alles zubetoniert und ein Haus wurde hineingebaut.
Der Bahnhof selber hatte damals noch keine Unterführung sondern einen niedrigen Bahnsteig . Vom Gebäude aus konnte man über eine Art Holzplatte übers Gleis gehen und dann war noch eine leichte Schräge an der man hinaufging zum Bahnsteig. Erst Jahre später als die S-Bahn kam, wurde der Bahnsteig komplett neu gebaut und es kam auch eine Unterführung  durch die man gehen musste um auf den Bahnsteig zu kommen. Vielen war das aber zu umständlich und sie liefen übers Gleis, was die Polizei sehr freute, denn die waren oft am Bahnhof und haben dann großzügig Strafzettel ausgeschrieben.

Die Züge damals waren entweder welche die mit Dampfloks oder Dieselloks gezogen wurden oder so kleine rote Schienenbusse. Erst später wurde das dann alles elektrisch gemacht. Schräg rechts gegenüber vom Bahnhofsgebäude waren einige Schrebergärten. Von der Einzäunung der Gärten bis rauf zur Strasse war noch eine kleine Böschung die teils mit Bäumen und teils mit Sträuchern bepflanzt war. Am niedergetrampelten Gras sah man das hin und wieder jemand durch die Büsche runter zum Zaun gegangen ist. Eines Tages dann, natürlich etwas später als grad zu dem Zeitpunkt von dem ich eigentlich grade berichte, waren mein Spezl und ich da unten und haben heimlich geraucht. Da kam einer der Busfahrer runter, stellte sich hin und brunzte. Wir mussten höllisch aufpassen das wir nicht zum lachen angefangen haben.
Ziemlich nahe beim Bahnhofsgebäude war, wie gesagt, das Lagerhaus. Eigentlich nichts besonderes, aber der größte Teil des Platzes im Erdgeschoss des Lagerhauses wurde von leeren Gitterboxen bevölkert. Eine Gitterbox ist praktisch sowas wie eine Holzpalette um die ein Metallgitter ist, das oben hin offen ist und an einer Seite zwei schwere Klappen hat, wovon eine nach oben und eine nach unten geöffnet werden kann. Geöffnet werden die ziemlich leicht, in dem man entweder einen kleinen Riegel zurückschiebt, natürlich auf beiden Seiten gleichzeitig, oder man eine Art Metallstab nach oben drückt. Wenn zwei solcher Gitterboxen übereinanderstehen und man z.b. jemand in die untere Box hineinsetzt und die Klappe schliesst, dann hat der wo drinsitzt so gut wie keine Schangs aus dem Teil ohne fremde Hilfe rauszukommen. Einige Jahre später getestet mit dem Sohnemann der vorher erwähnten Perlacher Wäscherei. Zu der Zeit war sowas praktisch eine Art Mutprobe. Um es gleich zu sagen: Der preussische Wäschereisohn fing ab da zu weinen an wo wir ihn dringelassen haben und so getan haben wie wenn wir abhauen. Soweit ich mich erinnere war er höchstens zehn Minuten drin und wie wir ihn rausgelassen haben war er kurz davor das er vor Angst in die Hose gebieselt hat. Die Gitterboxen wurden teilweise von Montag bis Freitag (ausser an Feiertagen) in den späten Nachmittagsstunden immer in einen Waggon verladen, aus dem Waggon wurden manchmal wieder gefüllte Boxen ausgeladen. Danach wurde der oder die Waggons aufs Abstellgleis gebracht und dann kam immer eine kleinere, rotfarbene Diesellok, welche farblich gesehen auch schon bessere Zeiten hatte, die die Waggons abgeholt hat.

Auf der andern Seite der Gleise war zum einen viel Feld und viel Wiese und viel Gebüsch und ein bis drei größere Firmen. Ganz links aussen war ein Teil des Geländes der Firma Schindelar. Ein sehr interessantes Firmengelände, denn dort standen massenweise Unfallautos und alte Autos und LKWs die verschrottet oder ausgeschlachtet werden.  Ging man also die Gleise entlang, am Lagerhaus vorbei, dann kam man zur Neubibergerstrasse wo sich der bereits erwähnte Übergang mit dem Bahnwärterhäuschen befindet. Und ganz in der Nähe teilte die Neubibergerstrasse das Gelände vom Schindelar. Rechts und links Unmengen alter Autos, die junge Knaben geradezu eingeladen haben, ja eigentlich sogar angelockt haben, über den Zaun zu klettern um sie genau zu besichtigen. Ich und ein anderer Spezl, der später ebenfalls mit mir zur Schule ging, haben da so manches Handschuhfach durchsucht und unter so manchen Sitz geschaut und auch so manchen Kugelschreiber oder Feuerzeug gefunden, viele Sachen die man ganz gut brauchen konnte. Man konnte da aber nur unter Tags rein, weil Nachts auf den beiden Geländen Hunde rumliefen. Abgesehen davon waren wir ja Nachts daheim und im Bett. Wenn man die Neubibergerstrasse weiter entlang ging oder fuhr, dann kam man nach vielen Feldern links und rechts, die übrigens auch fast alle den Perlacher Bauer gehörten, nach Neubiberg. Wer hätte das gedacht.
Weit nach den Schranken aber auch noch weit weg von Neubiberg, stand auf der rechten Seite, etwas weiter hinten, ein altes Haus. Dort drin wohnte unter anderem eine gewisse Christine Hauser, die später ebenfalls mit mir zur Schule ging und auf die ich ziemlich abgefahren bin :-)
Ging man aber die Bahngleise etwas entlang, dann kam man zu einigen Stellen links und rechts des Bahndamms, wo viele Brombeeren und Himbeeren gewachsen sind. Ich war damals sehr oft mit meiner Oma dort. Wir hatten zwei Eimer dabei und ham dann Brombeeren und Himbeeren gepflückt. Ich hab oft schon beim Pflücken (welches in Bayern übrigens "brocken" heisst) gefuttert. Nach dem Beerenbrocken haben wir alles heimgetragen und meine Oma hat dann alles wieder eingekocht und in die Weckgläser geschüttet, von denen wir ja inzwischen wissen das sie oben auf ihrem Schrank im Zimmer gestanden haben. Bahndämme waren damals hochinteressant für mich und auch meine Spezln und auch für so manch andere Kinder. Auch am Bahndamm fand man oft brauchbare Sachen die so manch Reisender aus dem Zugfenster geworfen hat. Ich hab mich damals schon oft gefragt wie es möglich ist während der Zugfahrt seinen Schuh oder seine Socke zu verlieren, denn davon lag auch manchmal einer am Bahndamm oder direkt auf dem Gleis.

Wandern wir jetzt die Neubibergerstrasse wieder hinunter zum Pfanzeltplatz. So genau kann ich mich ehrlich gesagt nicht mehr erinnern, aber auch nahe beim Bahnübergang war noch ein kleineres Haus mit Garten drumrum, das mit einem grünen Maschendrahtzaun eingezäunt war. Wer da drin wohnte erfuhr ich auch erst wie ich zur Schule ging. Vorab nur soviel: Es war ein Preiß.
Auch irgendwo in der Gegend, rechts gesehen in Richtung Pfanzeltplatz,  war auch noch ein zweites Geschäft von Nordmende, in dem ich ganz selten meine Oma hinbegleitet habe. Weiterhin gabs dort auch noch eine zweite Bäckerei vom Brücklmeier. Da drin fand man gelegentlich auch die Paula, die dort manchmal ausgeholfen hat. Dieser Laden war allerdings nicht halb so lustig wie der am Pfanzeltplatz. Ein sehr interessantes Geschäft war auch die Gärtnerei Weißkopf. Gleich rechts am Haus war ein großer Raum mit einem riesigen Wasserbecken darin, dagegen war das aus dem Waschhaus klein und mickrig. In diesem schwammen viele Kohlrabi, Gelbe Rüben (nein, keine Möhren und keine Karotten, die gibt in Bayern nicht), viele Radis und Radieserl. Damals gabs übrigens nur weisse Radis, die rötlichen gabs damals noch nicht. Dahinter vom Boden bis rauf zur Decke war auch alles voll mit Kartoffeln und Krautköpfen und überall roch es nach Gemüse. Meine Oma hat dort oft was gekauft fürs Essen daheim. Und es hat immer gut geschmeckt. Eben frisch vom Feld auf den Teller. Schon was anderes wie das Zeugs dann später aus den Supermärkten. Auch bei den Bauernhöfen die direkt an der Strasse verkauft haben, wurde mal bei diesem und mal bei jenem gekauft. Damals war das völlig egal ob man etwas weiter gehen musste um das selbe zu bekommen was man auch beim Bauern um die Ecke bekommen konnte.
Man kannte sich eben untereinander. Preislich gesehen wars allerdings ziemlich wurscht wo man kaufte. Und ich als kleiner Bub hab eigentlich auch von jedem Bauern mal irgendwas geschenkt bekommen. 
Ebenfalls rechts an der Neubibergerstrasse war das zweite Postamt an der Ecke Neubiberger/Lorenzstrasse. Da waren wir nur selten, meist dann, wenn ich meine Oma überredet habe das wir zu dem Postamt gehen weils einfach interessant war für mich. Tja, und zwischen Post und Sparkasse waren noch ein paar Mietshäuser. Auf der linken Seite kann ich mich eigentlich nur noch an die Apotheke erinnern. Das war ein gelb angemaltes Haus, auf einem ganz kleinen Hügel, wo eine steinerne Treppe hinaufführte zur Eingangstüre. Ich erinnere mich daran das ich genau ein einziges Mal in dieser Apotheke etwas geholt habe. Weiter in Richtung Pfanzeltplatz kam dann der Zugang zum Perlacher Hof von der Neubibergerstrasse aus und dann ein kleineres Mietshaus und dann war man auch schon beim "Zum Bräu". 
Rechts geht hier dann die Putzbrunner Strasse weg, gradeaus gings direkt auf die Anlage. Von der linken Seite vom Anfang der Neubibergerstrasse konnte ich genau zu dem Fenster sehen das zum Zimmer von mir und meim Vater gehörte. Da konnte ich immer sehen ob er grad rausschaut oder nicht. War sehr hilfreich wenn ich später einmal nicht zu der Zeit heimkam wo ich es eigentlich hätte sollen. Da konnte man dann noch schnell einen kleinen Umweg gehen und sich dann hinten rum ins Haus schleichen. Es hat zwar nie was gebracht wenn ich behauptet habe schon lange da zu sein oder das ich geläutet habe und niemand hat geöffnet, aber ein Versuch wars jedenfalls wert.

Und jetzt schauen wir uns die nähere Umgebung der Kirche St. Michael Perlach an und natürlich die Kirche selber. Heute kann man ja lang und breit rechts vom Pfanzeltplatz entlanggehen, weil der baulich verschandelt wurde. Damals wars nicht ganz so leicht, weil ja der Verkehr rund um den Pfanzeltplatz ging und der hässliche Dorfbrunnen war auch noch nicht im Weg. Wir gehen also, so Mitte der 1960ger Jahre, brav über die Ampel zur Sparkasse, biegen dann gleich links ab, gehen über die erste Strasse, das ist der Teil der Putzbrunner Strasse der in Richtung Waldperlach führt, da bleiben wir auf der kleinen Verkehrsinsel stehen weil die andere Ampel erfahrungsgemüäß noch auf Rot ist. Dann gehen wir über die nächste Strasse, welches der Teil der Putzbrunner Strasse ist, der von Richtung Waldperlach daherkommt. Beim Weg über die Strasse sehen wir rechts den kleinen netten Vorgarten des Hauses, in welchem sich der Laden der inzwischen bekannten schönbeinigen Fischerin befindet. Jedenfalls gehen wir jetzt weiter ohne lang zu schaun bis die Wiese hinter dem Kriegerdenkmal links von uns ist und hier schauen wir noch ein bissl in der Gegend herum. Den Maibaum gabs damals übrigens auch nicht. Rechts sehen wir dann ein großes, weiss angemaltes Tor mit einem hohen Zaun und viel Grünzeugs dahinter. Dahinter ein Wohnhaus in dem auch irgendwelche Bauersleute von Perlach wohnten.
Ich erinnere mich noch daran das sie eine Tochter namens Luise hatten und einen Sohn namens Lenz (und wir erinnern uns an die kurze Geschichte von vorher wenn der Lenz da ist). Die Tochter ging später auch einige Zeit mit mir in die selbe Klasse, der Sohn zwar später in die selbe Schule, die am Pfanzeltplatz, aber nicht in die selbe Klasse. Und wisst ihr auch wieso? Weil er jünger war wie ich :-) Kleiner Scherz zwischendurch. Obwohl, Scherz hin oder her, so ganz sicher bin ich mir eigentlich auch nicht mehr, vielleicht ging er oder auch nicht mit mir in eine Klasse? Aber eigentlich ist es ja jetzt auch egal.

Tja, und dann stand man fast schon vor der Kirche. Gleich rechts war damals eine kleine Bank, wo so mancher Pensionist den halben Tag draufsass und den Damen nachgaffte die in die Kirche gingen. So allgemein kann man sagen, das die Messen die damals unter der Woche zweimal täglich und am Sonn- und Feiertagen sogar dreimal täglich stattfanden, immer bestens besucht waren.  Mein Vater hat einmal gesagt "De oidn Weiba de wos oiwei grantln das ned geh kenna wei eana d'Haxn so wäh dean, aba in Kiach kennas renna um hoiwe simme in da Fria"! Meine Oma hat dann meistens geschimpft und ich hab gelacht. Naja, so unrecht hatte er jedenfalls nicht mit dieser Aussage. Die Umgebung direkt um die Kirche war jedenfalls hochinteressant. Links die Kirchenmauer, rechts die uralte Ziegelmauer die das Kirchengrundstück mit dem Bauernhausgrundstück trennte. Dazwischen ein schmaler Weg, Gras (nein, keine Wiese), ein paar alte Bäume und Sträucher. Wenn ein Gewitter aufzog und der Himmel fast schon schwarz war und wenn dann die ersten Blitze zuckten und man dann um die Kirche ging, dann brauchte man schon eine Portion Mut um sich zu trauen die Kirche zu umrunden. In der Kirchenmauer waren ein paar Inschriften auf denen irgendwelche Namen standen von längst verstorbenen Leuten. Ich glaube, das waren entweder irgendwelche ehemaligen Pfarrer von dieser Kirche oder irgendwelche wichtigen Perlacher Einwohner die einmal etwas für diese Kirche getan haben. Etwas weiter hinten in der Mauer war ein steinerner Totenkopf eingemeisselt der etwas aus der Mauer hervorstand. Tiefe Augenhöhlen hatte er und es war auch eine noch größere Mutprobe wenn man zuerst mit zwei Fingern in diese Augen hineingelangt hat und dann erst um die Kirche herumgegangen ist. Auf der rechten Seite ganz hinten, kaum mehr sichtbar, weil die Äste eines Baumes soweit runtergewachsen sind, war ein Grab. Die Inschrift konnte man kaum mehr lesen und ich kann mich auch nicht mehr erinnern wer da beerdigt wurde. Schätzungsweise waren das auch irgendwelche Kirchenleute die schon hunderte von Jahren da rumlagen. Im Hinteren Rund der Kirchenmauer waren dann noch drei oder vier uralte Gräber. Meine Oma hat mir mal erzählt, das es der alte Perlacher Kirchenfriedhof ist, wo angeblich in manch dunkler Mondnacht noch dunklere Schatten umherschleichen um zu kontrollieren ob rund um die Kirche alles in Ordnung ist. Die Geschichte sorgte natürlich dafür das so eine Umrundung noch mulmiger wurde. Vor allem brachte meine Oma derartige Geschichten dermassen glaubhaft rüber das man meinte, sie hat es wirklich erlebt oder gesehen. Dazu und zu den schaurigen Geschichten dann später noch etwas mehr. Die restlichen Gräber waren eigentlich auch so gut wie unleserlich was die Beschriftung anging.
Die Bepflanzung war teils auch schon sehr alt, irgendwelche Stauden die sich eh ewig halten. Wenn man dann die Rundung hinter sich hat und auf der anderen Seite der Kirchenmauer angekommen ist, dann sieht man eine Mauer die damals auch schon ziemlich zugewachsen war. Das war die Seitenwand vom Garten des Pfarrhauses. Und von da aus sah man dann eh schon den Kirchenvorplatz und man hatte es geschafft. Gleich rechts ging dann die St. Kolomann Strasse entlang, die wiederum in die Schmidbauerstrasse gegenüber vom Krankenhaus mündete.

Also St. Michael, St. Kolomann. Alles Sankt. Wer hätte damals gedacht das etwa 40 Jahre später in dieser Strasse mit Blick auf die Kirche ein Massagesalon und ein Puff eröffnet würde. Die Kirche selber war sowohl von aussen wie auch von innen ein gigantisches Bauwerk. Der weiss-gelbe bzw weiss-ockerfarbene Turm, die großen goldenen Uhrzeiger und das schwarze Dach in Zwiebelform und oben drauf noch so eine goldene Kugel mit einem Kreuz drauf. Rein von der Optik machte die Kirche schon was her. Auch die schweren, braunen Holztüren. In dieser Kirche wurde ich getauft, da drin hatte ich Kommunion, Firmung und dann etwa 20 Jahre später auch noch Hochzeit, welche ich sehr bedauere gemacht zu haben. Der Sohnemann von der Familie Fackler, also der ganz kleine Sohnemann, der hat hier später als Ministrant einen Nebenjob gehabt.

Wie dem auch sei, meine Erinnerung an das Innere der Kirche sind auch nicht mehr so umfangreich. Es gab jedenfalls drei Eingangstüren und irgendwo im hinteren Bereich noch eine kleine Ausgangstüre wo der Pfarrer im Notfall aus der Sakristei flüchten konnte wenn wütende Gläubige hinter ihm her waren. Nein Schmarrn, so schlecht haben die Pfarrers auch wieder nicht gesungen. Ausserdem galt ein Pfarrer damals als heiliger Mann, der weder bedroht noch verprügelt werden durfte, egal wie laut und falsch er während der Predigt gesungen hat. Links und rechts in der Kirche waren Beichtstühle wo man seine Sünden loswerden konnte, falls man welche begangen hat. Ich hatte eigentlich nie etwas zu beichten weil ich ja nie was angestellt habe. Und trotzdem bestand der Pfarrer immer darauf ihm meine Sünden zu beichten. Ich hatte keine Ahnung ob er durch das komische vergitterte Sichtfenster nicht doch irgendwie feststellen konnte wer da beichtet. Jedenfalls hab ich dann öfters irgendwelche erfundenen Geschichten erzählt damit er eine Ruhe gibt.
Dann hat er immer gemeint ich solle dies und das machen und irgendwelche Gebete sprechen. Da ich ja eigentlich nix angestellt habe, hab ich natürlich weder dies noch das gemacht und auch nicht gebetet. Weder ich noch der Pfarrer bekamen deswegen irgendwelchen Ärger und jeder war zufrieden. Weiterhin waren in der Kirche massenweise Figuren irgendwelcher Heiligen verteilt. Direkt gekannt habe ich von den Leuten niemand, aber scheinbar haben sie irgendwelche speziellen Taten vollbracht, weil sie ja dann Heilige geworden sind. Und ganz ganz spezielle Taten mussten die vollbracht haben, die dann sogar als goldverzierte Gipsfiguren auf vergoldeten Tischen und Mauerauswuchtungen standen. Eigentlich habe ich damals nur einen Heiligen gekannt, und das war der heilige St. Florian, von dem haben mir die freiwilligen Feuerwehrler immer erzählt, das der der Schutzpatron der Feuerwehrler ist oder so ähnlich. Da gabs auch den Spruch "Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd andere an". Jedenfalls ham sich die Kirchenleute die Inneneinrichtung gewaltig was kosten lassen. Die Holzbänke waren zweireihig aufgestellt, dazwischen ein breiter Gang, ganz vorn dann der Altar, der irgendwann in meiner Kindheit einmal ausgewechselt wurde. Ich weis noch genau wie ich dem Pfarrer dann gesagt habe, das mir der alte Altar viel besser gefallen hat wie der neue. Links und rechts vom Altar sassen oder knieten während der Messe immer ein paar Ministranten und die hatten so einen Viererpack mit kleinen, goldenen Glöckchen die sie manchmal geschüttelt haben wenn der Pfarrer irgendwas besonderes gesagt hat.
Auf der linken Seite war noch ein ganz großes Holzkreuz und daran hing der Jesus. Das Kreuz und auch der Jesus selber waren eigentlich recht gutaussehend, wenn man es mit so manch anderen Jesussen in manch anderen Kirchen vergleicht. Der Perlacher Jesus hatte sogar ein recht sympatisches Gesicht und braune Augen. Ich selbst war und bin zwar nicht unbedingt das was man als religiös bezeichnet, aber trotzdem hab ich mich als Kind öfters dabei erwischt wie ich vor dem Kreuz gestanden hab und gedanklich mit dem Jesus geredet habe. Manchmal hatte ich sogar den Eindruck das ein ganz kleines Grinsen über sein Gesicht gehuscht ist. Und ich gebe auch zu, so dumm es sich vielleicht anhören mag, oft hatte ich nach so einem stillen Gespräch dann beim Verlassen der Kirche eine passende Idee für mein Problem. Ich war mir dann als Kind echt nicht so sicher obs den Jesus jetzt wirklich gegeben hat und ob der echt alles gemacht hat was der Pfarrer immer so erzählt hat. Wichtig war jedenfalls das er mir im Lauf der Jahre öfters aus der Scheiße geholfen hat mit ein paar guten übermittelten Ideen. Heute bin ich zwar schon lange nicht mehr katholisch oder evangelisch oder ein überzeugter Kirchengänger, ich hab dann Jahre später entgültig zum Buddhismus gewechselt, aber trotzdem, immer wenn ich irgendwo an einem Wegkreuz vorbeikomme, dann schau ich kurz hin und sag gedanklich "Servus Jesus" und noch heute ist es so das ich mir einbilde, das ein "Servus Bertl" zurückkommt.
Naja, vielleicht hab ich auch nur zu oft Don Camillo & Peppone gesehen, aber was solls, schaden tuts jedenfalls nix.
Oben, also praktisch im erste Stock der Kirche, über dem Eingangsbereich, da war die gigantische Kirchenorgel wo so mancher Pfarrer seine musikalischen Fähigkeiten getestet hat. Meist wars aber ein Organist der es echt drauf hatte. Ich weiss noch ganz genau wie ich viele Jahre später einen solchen Kirchenorganisten kannte, und ihn überredete, das er auf der Orgel den Anfang von "Smoke On The Water" von "Deep Purple" spielt. Das ist zwar nicht unbedingt ein christliches Lied gewesen, aber auch hier bekamen weder ich noch der Orgelspieler Ärger und seit dem Tag bin ich der Überzeugung das Jesus bestimmt auch ein Rock'n'Roller gewesen ist. Weiterhin gabs in der Kirche noch einige Stellen wo Hefterl und Zettel ausgelegt waren und natürlich massenweise Opferstöcke wo so manch sündig gewordene Perlacher Einwohner mit einer großzügigen Spende versucht hat sein schlechtes Gewissen zu erleichtern. Ich hab meist ein paar Pfennig während der Messe in den Klingelbeutel geworfen. Und die hat mir meine Oma mitgegeben. Manchmal bekam ich auch ein bissl mehr Kleingeld mit, also 30 oder 40 Pfennige, da hab ich dann einen Teil in den Klingelbeutel geworfen und den andere behalten und mir später ein Eis gekauft. Der Jesus am Kreuz auf der linken Seite hat deswegen aber nie irgendwas gegen mich unternommen. Ich glaube sowieso das die meisten sowieso nur deswegen was in den Klingelbeutel geworfen haben damit jeder sieht das er etwas hineinwirft. Alles streng katholisch, versteht sich.

So jetzt verlassen wir die Kirche, da gehen wir im Lauf der Geschichte noch öfters hinein, und gehen durch den rechten Ausgang die St. Kolomann Strasse entlang. Das Pfarrhaus war ein recht schönes Haus mit einem Garten und einer weissen, nicht sehr hohen Mauer davor. Rechts der Eingang. Soweit ich mich erinnere war ich genau zweimal in diesem Pfarrhaus. Einmal als Kind, wieso weiss ich nicht mehr, und einmal wo wir (also ich und meine damalige zukünftige Ex-Frau) mit dem Pfarrer die kirchliche Hochzeit 20 Jahre später besprochen haben.
Daneben der Pfarrsaal und der Kindergarten. Pfarrsaal und Kindergarten sind jetzt zwei Geschichten für sich, denn den Kindergarten lernte ich viel früher kennen wie den Pfarrsaal.
Zuerst musste ich allerdings in den Kindergarten gehen der neben der Mädchenschule war und später dann in diesen Kindergarten. Im Pfarrsaal wurde dann später so manche Schülerparty gefeiert und so mancher Film gezeigt. Auf der linken Seite der Strasse waren wenige Häuser, teils mit Garten. Rechts war gegen Ende der Strasse noch irgendeine Firma, wo man auch eine kleine Treppe hinaufgehen musste. Das ist da wo jetzt das Puff drin ist. Wenn man an diesem Ende der St. Kolomann Strasse dann rechts abbiegt und weitergeht, dann kam und kommt man auch heute noch zur Holzwiesenstrasse. Die führte damals mit Ausnahme weniger Häuser ins grüne Perlacher Hinterland. Heute ist das alles gnadenlos zugepflastert mit Neuperlach. Dazu dann später mehr. Wenn man aber links abbiegt, dann geht man die Schmidbauerstrasse runter. Die war damals auch zweispurig, also eine in Richtung Pfanzeltplatz und eine von Richtung Pfanzeltplatz. Das hab ich zwar glaube ich schon einmal erwähnt, aber das macht nichts. Auf der linken Seite waren glaube ich nur drei oder vier Häuser.
In einem davon wohnte eine gewisse Roswitha. Die ging dann später auch mit mir in die Schule und teils sogar in die selbe Klasse. Ein schönes Mädl mit langen schwarzen Haaren, eine ziemliche Konkurrenz für Regina. Leider hatte ich nie besondere Schangsn bei Roswitha, weder als Kind, noch als Schüler und auch zig Jahre später nicht wie wir uns rein zufällig wieder einmal getroffen haben. Nein, ihr Herz gehörte schon damals irgendeinem Knaben, der geringfügig älter war und Raimund geheissen hat. Ich habe damals nie verstanden was sie an dem Knaben so toll fand und heute versteh ichs auch noch nicht :-) Dann war da noch das Schustergeschäft von den Heigls. Herr und Frau Heigl machten damals als einzige in Perlach Reperaturen von Schuhen aller Art. Und ein kleines Schaufenster hatten sie auch. Es war ein sehr kleiner Laden in einem sehr kleinen Haus, und trotzdem hatten sie ein gutes Angebot an Schuhen und eine erstklassige Reparaturwerkstatt. Frau Heigl war meistens die wo verkauft hat, und Herr Heigl der wo die Schuhe repariert hat. Die Frau hat mich später dann immer irgendwie an Liesl Karlstadt erinnert. Vom Gesicht her und auch von der Frisur her. Der Mann hatte meist eine dunkelblaue Schürze an und ein graues Hemd. Er hatte große Augen und hinterfrisierte Haare. Beide waren übrigens schon etwas älter, also mindestes 60 Jahre alt würde ich sagen.
Sehr oft hat meine Oma dort die Schuhe von mir, und meim Vater und auch von sich und meiner Tante richten lassen. Ich war fast immer dabei und hab dem Mann bei der Arbeit zugeschaut. Ich weiss noch genau, das wenn man bei der Türe reinkam (wo auch sonst), war auf der linken Seite im Eck ein schwarzer Stuhl wo man sich draufsetzen konnte (ja, wahnsinn ha?) und darunter war noch so ein Schammal, das die Frau Heigl rausgezogen hat wo man dann seine Füße draufgestellt hat. Dann hat sie immer geholfen beim Schuhe anprobieren. Mir hats in dem Laden immer viel besser gefallen wie in dem andern Schuhgeschäft vorn an der Ottobrunner Strasse.

Bei der Gelegenheit fällt mir jetzt ein, es kann schon sein das die Strassennamen zusammengeschrieben werden oder getrennt, es ist eigentlich völlig egal, weil man weiss ja was gemeint ist. Da wo man durch das Tor zu dem Eingang zu Heigls Laden geht, da war noch ein kleiner Hinterhof wo noch der Eingang zu einem Mietshaus war. Da kann ich mich aber an Einzelheiten nicht erinnern. Tatsache ist jedenfalls, und daran erinnere ich mich bestens, das in dem Eckhaus, welches auch das letzte in der Strasse war, ein Zahnarzt seine Praxis hatte. Der Zahnarzt Knaier. Genau, der wo in der Specklstrasse das große Haus hingestellt hat.
Der Zahnarzt war zwar so gesehen ein ganz normaler Mensch, aber trotzdem hatten so ziemlich alle Kinder große Angst vor ihm und er war nicht unbedingt ein Freund von mir.
Je seltener ich ihn sah umso besser war es. Die Praxis war im Erdgeschoss. Rechts neben der Eingangstür war das Wartezimmer und links von der Tür waren glaube ich zwei Behandlungsräume. Und neben der Tür hing ein silbernes Schild wo u.a. Zahnarzt draufstand. Ich erinnere mich auch noch sehr genau daran wie ich einmal bei ihm war und er ewig gebohrt hat und ich immer mehr im Behandlungsstuhl versunken bin und heilfroh war wie ich wieder rauskam. Ich hätte zwar nochmal kommen müssen zu einer zweiten Behandlung, aber ich hab dann meiner Oma gesagt das ich fertig bin und nicht mehr hin muss. Im Lauf der kommenden Jahre hätte ich dann wieder öfters mal hin müssen, aber ich hab da immer den Krankenschein von meiner Oma bekommen und ich hab gesagt ich gehe hin und hab mich dann eine Stunde irgendwo rumgetrieben. Den Krankenschein hab ich zammgeknüllt
in den Hachinger Bach geworfen und bin dann wieder heim. Das hat mehrmals gut geklappt, bis meine Oma irgendwie Verdacht geschöpft hat und mir heimlich nachgegangen ist.
Wie ich dann wieder heimkam hat sie mich gleich gepackt und hat geschimpft und hat mich dann persönlich beim Zahnarzt abgeliefert. Allerdings hat sie nicht gewartet bis ich fertig bin sondern ist gleich wieder heimgegangen. Und somit reifte im Wartezimmer der Plan, das ich sobald ich im Behandlungsstuhl sitze plötzlich schlimme Bauchschmerzen bekomme. Ich wusste ja das der Zahnarzt die ersten paar Minuten immer alleine im Raum ist und die Helferin erst etwas später dazukommt. Tja, und da gab ich dann eine erstklassige Vorstellung. Glücklicherweise stand das Fenster auch noch offen. Mitleidig verliess der Zahnarzt kurz den Behandlungsraum und ich schoss raus aus dem Stuhl und durchs offene Fenster auf die Strasse hinaus und ward nicht mehr gesehen. Soweit ich mich erinnere war das dann auch mein letzter Zahnarztbesuch für viele Jahre.
Einer der Gründe war auch der, das ich oft hingehen musste zum Nachschauen und ich weder Zahnweh noch sonst was hatte, nach der Bohrung des Arztes hatte ich aber immer Zahnweh und das sah ich irgendwie nicht ein. Allerdings musste ich natürlich als Kind dann aufpassen das ich in Begleitung meiner Oma oder meiner Tante oder meines Vaters den Zahnarzt nicht über den Weg gelaufen bin. Und man glaubt es kaum, es hat bestens funktioniert. Kein Zahnarzt, kein Zahnweh, alles in Ordnung.
Bei der Gelegenheit fällt mir ein, da rechts neben dem Krankenhaus war auch noch eine Konditorei. Ich glaube Michaelis hat die geheissen. Da gabs erstklassige Kuchen.
Der Laden lief auch bestens weil ziemlich jeder der im Krankenhaus lag oder der jemand besuchte der im Krankenhaus lag, dort seinen Kuchen oder Geschenke gekauft hat. Manchmal an einem Sonntag oder an einem Feiertag hat mir meine Oma Geld gegeben und mich zum Michaelis geschickt um ein paar Kuchenstückl für den Nachmittagskaffee zu holen. Meistens hat mir mein Vater dann zusätzlich noch was gegeben und hat gemeint, ich soll ihm noch ein paar Schachteln Zigaretten mitbringen oder einen kleinen Jägermeister. Und auf der linken Seite vom Krankenhaus war direkt in die Mauer vom Krankenhausgarten noch so eine Tür eingebaut. Dahinter war irgendein Raum. Irgendwer hat einmal gesagt das da drin die Leute aufgehoben werden die im Krankenhaus gestorben sind. Anfangs haben wir die Geschichte geglaubt, später dann nicht mehr. Allerdings haben wir auch nie rausbekommen was hinter der Türe wirklich ist. Irgendwann wars uns dann auch wurscht.

So, jetzt gehen wir wieder vor bis zur Sparkasse, an die Ecke Neubiberger/Putzbrunner Strasse und marschieren die Putzbrunner Strasse hinauf bis ungefähr zum Friedhof.
Nur deswegen bis zum Friedhof, weil ich als Kind eigentlich selten weiter raus wie bis zum Friedhof gekommen bin :-) Wir gehen also auf der rechten Seite der Strasse in Richtung Waldperlach. Neben der Sparkasse war ein gigantischer Bauernhof. Abends und am Sonntag in der Früh hat man da die Gockeln und die Kühe gehört. Daneben waren Felder und Äcker, auf denen ich als Kind so manchen Kartoffel aus der Erde gezogen habe. Man konnte weit in die Gegend sehen, bis hinter zum Bahnhof und zum Schindelar. Alles war unbebaut. Anfang der 1980ger Jahre wurde alles abgerissen, zubetoniert und verschandelt. Dann stand ein riesiger Tengelmann dort wo der Bauernhof war und da wo die Felder und Äcker waren, da standen dann lauter Häuser und es gab völlig neue Strassennamen, benannt nach irgendwelchen Leuten, von denen die meisten Perlacher noch nie was gehört hatten. Natürlich ausgenommen der Michl-Lang-Weg. Die Felder und Äcker auf der rechten Seite gingen runter bis zur Tribulaunstrasse, die war ein Stück nach dem Friedhof.
Und direkt gegenüber vom Friedhof wurde dann ebenfalls alles zubetoniert und eine sogenannte "Europäische Schule" hingestellt. Ein potthässlicher Betonbunker. Muss schon ein super Gefühl sein wenn ein trauernder Angehöriger bei der Beerdigung am Grab steht und zehn Meter weiter plärren und lachen Kinder. Später kams dann noch schlimmer, da wurde rund um den Friedhof alles zugebaut mit etwas höheren Häusern und irgendeinem Amt. Alles wurde so hingebaut das man bestens in den Friedhof hineinschauen kann. Zurück zu damals ;) Neben dem Friedhof war ebenfalls freies Feld und auch hier konnte man weit in die Gegend schauen.

Und jetzt gehen wir über die Strasse und sind dann auf der rechten Seite in Richtung Pfanzeltplatz.
Direkt beim Friedhof. Dunkelrotes Gemäuer aussenrum und der Turm der Aufbewahrungshalle überragt das ganze Friedhofsgelände. Oben in dem Turm war damals glaube ich eine kleine Glocke. Durch das schwere schwarze Eisentor geht man hinein. Und wenn man links abbiegt, dann ist da das Grab der Familie Seitz. Zu der Zeit damals wurde es nur von meinem Opa benutzt, denn der starb ja 1963. Ich war oft mit meiner Oma dort und wir haben Blumen gepflanzt und die Erde aufgefüllt und gegossen. Meistens haben wir dann auch noch die beiden Gräber links und rechts von uns mitgegossen, sowas war damals schon üblich das man auf ein etwas trockenes Grab Wasser schüttete. Unser Grab gibts auch heute, 2009, immer noch. Nur liegen inzwischen mein Opa, mein Vater und meine Oma drin. Ich werd vielleicht auch irgendwann da drinnen landen. Geht man jetzt weiter, dann endet die linke Seite nach wenigen Metern an einem Holzzaun vor dem ein großer Gitterkorb steht in dem damals meist alte Blumen vor sich hinfaulten. Biegt man rechts ab kommt man zur Aufbewahrungshalle. Wobei die Bezeichnung irgendwie gar nicht so passend ist, denn in diesem Gebäude war damals eine Art Büro vom Friedhofsaufseher, ein Klo und Platz für bis zu drei Verstorbene inkl. Särge. Mehr Platz brauchte man damals in Perlach nicht, denn es kam selten vor das mehr wie zwei Tote auf einmal in dem Raum lagen. Über zwei bis drei breite Steintreppen ging man hinauf und hatte dann zwei große Fensterscheiben vor sich und in der Mitte eine große Türe. Rechts an der Wand hing ein kleiner Holzkasten wo ein Zettel drinhing auf dem stand wer gestorben ist und wie alt er geworden ist. Natürlich stand nur dann etwas drauf wenn jemand in dem Raum dringelegen hat. Durch die Türe in der Mitte konnte man dann noch etwas näher hingehen und genauer hinschauen. Meist sah man den Sarg, verziert mit Blumen und Kränzen. Doch damals war es durchaus üblich, das man auf besonderen Wunsch den Sarg auch geöffnet hineinstellen konnte. Ich erinnere mich noch genau wie einmal eine alte Frau im offenen Sarg dringelegen hat. Ich und der Karli sind dann etwas später nochmal zum Friedhof gegangen und haben nochmal hingeschaut. Danach haben wir uns die schlimmsten Sachen vorgestellt und am nächsten Tag hat jeder von uns erzählt, das wir recht schlecht geschlafen hatten. Rechts neben dem Gebäude waren noch einige Gräber und dann kam noch ein kleines Häusl wo das Häusl drin war :-)
Also die Besucherklos, getrennt nach Männlein und Weiblein. Ich war genau ein einziges Mal in dem Klo im Friedhof. So ziemlich in der Mitte des Friedhofs war ein runder Platz auf dem viele Blumen gepflanzt waren und in der Mitte der Mitte stand ein ganz großes Kreuz mit Jesus dran. Manchmal bin ich mit meiner Oma einfach so noch durch den Friedhof spaziert und sie ist an manchem Grab stehengeblieben und hat mir gesagt, das sie den oder die wo da drinliegt gekannt hat.

Vor und gegenüber vom Friedhof war die Bushaltestelle vom damaligen 95ger Bus. Geht man dann weiter in Richtung Pfanzeltplatz, dann war neben dem Friedhof ein ganz kleiner Kiesweg und ein Feld. Dann kam ein Wohnhaus, so eine Art Zweifamilienhaus, dann eine Seitenstrasse wo ich jetzt den Namen nicht mehr weiss und dann einige kleine Häuschen mit Garten davor bzw drumrum. Dann kam eine weitere Seitenstrasse und gleich daneben war dann die sogenannte Schulwiese. Auf dieser Wiese wurde oft Fussball gespielt wenn die Türe im Zaun nicht abgesperrt war. Fieserweise war nämlich oberhalb des Zauns Stacheldraht gespannt, damit, wie es damals geheissen hat, keine Zigeuner auf der Wiese ihr Lager aufschlagen. Obs gestimmt hat weiss ich nicht. Tatsache war jedenfalls das die Wiese der Schule am Pfanzeltplatz gehörte und schräg links, ganz weit hinten, da sah man das andere Schulgebäude von dem ich vorher erzählt habe. Das, wo nur ein oder zwei Klassen "ausgelagert" waren.
Neben der Schulwiese waren dann noch ein oder zwei Häuser mit Garten und eine Einfahrt. Ging man die Einfahrt hinein, dann kam man zu einem Hauseingang und zu einer Arztpraxis. Die Praxis gehörte dem Arzt Dr. Herbert Hefft. Der war zum einen unser Hausarzt, zum zweiten auch einer meiner besten Freunde die ich je hatte und zum dritten ging eigentlich so gut wie jeder Perlacher zu ihm, wenn er irgendwelche Krankheiten hatte.
Dr. Hefft, genannt "Hörbi" war ein großer und kräftiger Mann, mit nicht mehr sehr vielen schwarzen Haaren und einer Brille mit einem dicken, schwarzen Gestell. Meistens hatte er einen weissen Arztkittel an. Im Lauf meiner Jahre in Perlach hat mir Hörbi sehr oft aus diversen Patschen herausgeholfen in die ich nicht immer ganz unverschuldet hineingeraten bin. Wenn ich als Kind krank war, dann habe ich immer darauf bestanden das der Hörbi kommt und mich untersucht. Oder, wenn ich nicht im Bett bleiben musste, dann wollte ich immer zum Hörbi in die Praxis und nicht zum Doktor Bayer. Man erinnert sich, der wo in dem Haus eine Praxis hatte wo u.a. die Post war. Der Hörbi hatte weder Sprechstundenhilfe noch musste man sich bei ihm anmelden wenn einem was fehlte. Man ging einfach ins Wartezimmer, setzte sich hin, las ein Heftl und immer wenn sein Sprechzimmer dann frei war oder er eben der Meinung war, das jetzt der nächste Patient kommen soll, dann ertönte im Wartezimmer eine ziemlich laute und schrille Klingel. Das bedeutete, das der wo dran war (es wurde beim Betreten des Wartezimmers immer gefragt wer der Letzte war, natürlich nur dann wenn mindestens zwei Leute dringesessen haben) rausging und vor zum Sprechzimmer ging. Meistens stand der Hörbi dann schon vorne und nahm den Kranken in Empfang, oder man klopfte an den Türstock und bekam dann ein lautes und strenges "herrrein!" zu hören. Meine Oma hat mir damals gesagt, das der Hörbi viele Jahre Arzt auf einem Schiff gewesen ist und das man ihm nichts vormachen kann. Also einen auf krank machen oder so. Ich habe es als Kind und auch als Jugendlicher oft versucht, aber er hat mich immer durchschaut. Ich glaube, mein Vater hat es auch manchmal versucht, aber auch ihn hat er immer durchschaut. Und trotzdem, bei aller Sympathie für den Hörbi, ich hätte es niemals gewagt ihn mit Du anzureden. Er war im wahrsten Sinne des Wortes eine Respektsperson. Gewohnt hat er damals in Trudering in einem größeren Haus und er hatte auch einige Katzen. Der Hörbi kommt im Lauf der Geschichte sicher noch öfters vor.
Wenn man es übrigens geschafft hat da hinten beim Hörbi-Haus über den Zaun zu klettern, dan landete man auf der Wiese hinter der Schule vom Pfanzeltplatz.

Gleich neben der Hörbi-Praxis war die einzige und beste Schnapsbrennerei von Perlach, wenn nicht sogar die beste von ganz München. Ach was sag ich, die beste von ganz Bayern war es. An manchen Tagen roch es in der näheren Umgebung nach Schnaps und Branntwein. Und wenn der Wind günstig war, dann roch man es sogar bis zu uns ins Zimmer wenn das Fenster offen war. Gerochen hat man damals auch öfters den Odel den so mancher Bauer über seine Felder verteilt hat. Mein Vater hat mich da manchmal gefragt ob ich einen fahren lassen habe weil es so stinkt, aber er wollte mich da nur ärgern. Neben der Schnapsbrennerei war dann noch ein Bauernhof und dann noch ein Wohnhaus. Den Abschluß der rechten Seite der Putzbrunner Strasse war dann das bereits erwähnte Haus mit dem schönen kleinen Vorgarten. Heute sieht die Gegend völlig anders aus, dazu dann viel später noch mehr. So allgemein sei noch gesagt, das die bereits erwähnte Unterhachinger Strasse in der Perlacher Gegend so gut wie unbebaut war, mal abgesehen von den Häusern vom "Platten" bis vor zu dem Punkt wo die Specklstrasse war. Auf der rechten Seite in Richtung Fasangartenstrasse war ausser dem Haus mit der italienischen Familie und den "Schmidbauerkränen" gar nix. Nur Wiesen und Felder und Acker. Allerdings gabs auch damals schon die weltbekannte Perlacher Versuchsbrauerei, so ziemlich in Höhe des Bahnübergangs an der Unterhachinger Strasse.
Ja, soweit jetzt der kleine Spaziergang rund um den Pfanzeltplatz mit ein paar Abstechern in Richtung Bahnhof.

Ja, es war schon eine schöne Zeit so als kleiner Bub ohne irgendwelche Probleme aufzuwachsen. Den ganzen Tag mit den Spezln spielen, im Sandkasten Burgen bauen, auf Bäume klettern, bei Regen daheim das Post-Spiel spielen oder beim Karli im Zimmer mit den Matchbox-Autos, losflitzen wenn die Feuerwehrsirene aufheult, auf den Hausdächern rumlaufen, Musik hören, sich auf Geburtstag oder Weihnachten oder Ostern freuen, und, wie man so schön sagt, den Herrgott einen guten Mann sein lassen.  Doch eines Tages dann hat sich dann doch etwas geändert in meinem schönen Leben. Denn auf einmal gabs da ein Wort, das in mein juges Leben das erste ernsthafte Problem mitbrachte. Das Wort nennt sich "Kindergarten". Ich schätze mal das ich etwa viereinhalb oder fünf Jahre alt war als ich mit meiner Oma zu dem Kindergarten in der Mädchenschule links hinter der Schule am Pfanzeltplatz ging und sie mich angemeldet hat. Drinnen liefen nur ernst schauende Klosterschwestern herum, alle in schwarzen Uniformen mit Schleiern. Und mir wurde klargemacht das ich in Kürze die Nachmittage in diesem Kindergarten verbringen werde, damit ich langsam aber sicher auf die Schule vorbereitet werde. Mir hat das gar nicht gepasst und ich war alles andere wie begeistert. Diese Begeisterung teilte ich dann daheim mit Oma, Papa und Tante, indem ich die ganze Zeit jammerte und quengelte und sicher tausendmal gesagt habe, das ich da nicht hingehen will. Natürlich bekam ich dann die Erziehungsberechtigten-üblichen-Worte-und-Sätze zu hören, wie "Du wirst schon sehen, es wird dir gefallen" und ähnliche Weisheiten. Klar, man redet sich leicht wenn man selber nicht davon betroffen ist.
Ich dagegen war ein Betroffener und am ersten Nachmittag hat mich meine Oma dort abgeliefert. Mein Pech war, das sowohl die Oberin wie auch einige der anderen Schwestern meine Oma gut kannten und ich davon ausgehen konnte, das jeder Scherz den ich mir dort erlauben würde umgehend gemeldet wird. Also beschloss ich gleich am ersten Nachmittag wieder so eine Show abzuziehen wie beim Zahnarzt Knaier, nur noch etwas mehr übertrieben. Ich fing an zu jammern und so maulen, die Schwester die mich und noch einige Kinder beaufsichtigte, blieb voll cool, wie man heute sagen würde. Erst wie ich ihr ernsthaft auf die Nerven ging versuchte sie mich zu beruhigen, das es ja nur ein paar Stunden sind und ich das schon überleben werde. Klar hätte ich es überlebt, aber was war dieser komische Kindergarten mit einigen mir völlig unbekannten Kindern, teilweise sogar Preußen (!), im Vergleich zu Kastanienbäumen, Hausdächern und Sandkasten. Mein Spezl hatte Glück, der war noch zu klein für den Kindergarten, der "durfte" dann ein oder zwei Jahre nach mir.  Mit Jammern und Granteln verging dann der erste Nachmittag und ich war heilfroh wie meine Oma mich abgeholt hat. Ich erinnere mich noch bestens daran wie ich ihr sagte, das ich "morgen auf gar keinen Fall mehr hingehen werde". Meine Spezln waren natürlich interessiert wie es war und nach meiner Erzählung waren sie auch nicht mehr so begeistert.
Der nächste Tag kam und ich wusste genau das ich ab 14 Uhr wieder in den Kindergarten musste. Was lag also näher als sich rein zufällig grade da wie meine Oma kam um mich zu holen und in den Kindergarten zu bringen, zu verstecken. Ich wusste das sie keine Schangs hatte mich von einem Dach oder hinter der Garage vorzuholen. Also versteckte ich mich hinter der Garage. Dummerweise gabs damals bereits Leute die für einen lausigen Kaugummi ihre Freunde verraten haben. So dauerte es nicht lange und ich sah meine Oma wie sie hinter die Garage schaute und mich entdeckte. Mit netten Worten versuchte sie mich vorzulocken aber ich blieb stur. Erst das Versprechen das sie mir ein Eis kauft brachte mich dann dazu hervorzukommen. Kaum war ich draussen hat sie mich sofort am Arm gepackt und zum Kindergarten gezerrt. Das Eis hab ich zwar Abends dann bekommen, aber die drei Stunden Klosterschwestern wären mindestens drei Eis wert gewesen.

Tags drauf dann ein ähnliches Spiel. Nur diesmal auf dem Dach des Waschhauses. Ich sass oben und blickte herunter und sah meine Oma wie sie mich gesucht hat.
Karli und Regina lachten nur, sagten aber nichts. Blöd war nur das mein Vater auch daheim war und der sah mich natürlich durchs Fenster vom Hausgang. Und für den wars auch kein Problem aufs Dach vom Waschhaus zu kommen. Und so dauerte es nur wenige Minuten bis plötzlich von hinten gepackt und hochgehoben wurde und herabgelassen wurde nach unten wo mich meine Oma in Empfang nahm, mich packte und in Richtung Kindergarten schleifte. Diesmal hatte ich mir vorgenommen den Klosterschwestern (Pinguine durfte ich übrigens nur sagen wenn ich mit meinem Vater alleine war) zu zeigen was in mir steckt. Kaum wurde ich abgeliefert, kaum war meine Oma ausser Sichtweite, da fing ich an zu jammern über Bauchweh und das mir schlecht ist. Die anwesende Schwester hat das nicht beeindruckt. Sie sagte mir sogar, da kenne ich sie sehr schlecht wenn ich meine das sie auf solche Märchen reinfällt. Allerdings kannte sie mich noch schlechter. Denn dann fing ich so richtig an mich in die Sache hinein zu steigern. Ich fing an zu weinen und zu husten, warf mich auf den Boden, hielt die Luft an, weinte noch viel lauter und hustete noch viel stärker bis mir dann wirklich schlecht wurde. Ich weiss noch ganz genau wie ich in der Nähe von ihrem Pult stand und mich echt übergeben musste. Also kotzen, auf bayrisch "Schbeim". Mann, wie schnell sprang die auf, schimpfte und verliess das Zimmer. Ich war ja selber etwas überrascht von dem Effekt, das ich vor lauter Aufregung ganz vergessen habe durchs Fenster im Erdgeschoss zu flüchten. Dann kam noch eine andere Schwester rein, die hatte einen Putzeimer und musste den ganzen Dreck wegmachen. Dann kam die Oberin und zog mich an den Ohren und schimpfte. Allerdings mehr gutmütig. Ich jammerte nur immer herum das ich heim will. Naja, der Nachmittag ging vorbei und kaum hatte ich das Gebäude verlassen gings mir wieder so gut das ich ein Eis hätte essen können. Allerdings wusste meine Oma natürlich Bescheid über meine Vorstellung und so kams das ich kein Eis bekam. Naja, die ganze Sache wiederholte sich jedenfalls fast jeden Nachmittag.
Bis auf einen Nachmittag, daran erinnere ich mich genau, denn am Tag zuvor versprach eine der Schwestern das wir am nächsten Nachmittag die Umgebung erkunden, also das Gebiet der Äcker und Felder in der Nähe der Holzwiesenstrasse. Da war ich in meinem Element, da hats mir gefallen, da hatte ich weder Bauchweh noch Weinanfälle noch sonst was. Ich drückte der Schwester massenweise Informationen rein, was ich so alles wusste von der Gegend und sie war glaube ich recht froh wie wir wieder im Kindergarten waren.
Trotz dieses einen schönen Nachmittags war dieser Kindergarten für mich die Hölle. Andere Kinder waren noch schlimmer dran, die wurden bereits morgens gebracht und abends abgeholt. Natürlich waren auch einige dabei denen es gut gefallen hat. Wie schon festgestellt, irgendwelche Deppen bzw. Ausnahmen gabs ja schon immer.

Meine Kindergarten-Krankheit änderte sich erst, wie mir meine Oma sagte, das ich demnächst in den anderen Kindergarten neben der Kirche gehen darf. Komischerweise fand ich es da gar nicht so schlimm wie ich dachte. Es liefen nur zwei Klosterschwestern drin rum, die eine war die mir bekannte Oberin und die andere war die, die kochte. Und die kochte recht gut, obwohl ich nur selten im Kindergarten was gegessen habe weil ich immer ein Brot oder eine Semmel dabei hatte. Ausserdem gabs Mittagessen nur für die Kinder, die den ganzen Tag drin verbrachten. Dieser Kindergarten war auch viel schöner. Hinten draussen eine eingezäunte Wiese mit Klettergerüsten und Schaukeln, Sandkasten gabs auch einen und der Wiesenbereich wo das Einfahrtstor für den Gärtner war, war mit einem kleinen Hügel abgegrenzt. Natürlich waren wir nur bei schönem Wetter draussen, aber da konnte man schon etwas anstellen. Mir persönlich hat der große Baum am besten gefallen. Ich hatte ja in dem Alter schon viel Übung was das auf die Bäume klettern (bayrisch "Bamkraxln") angeht und so hatte ich bald einige weiblichen Bewunderer im Kindergarten, was der Regina natürlich nicht so besonders gefallen hat.
Oft wars sogar so, das ich völlig die Zeit vergessen habe wenn mich meine Oma oder mein Vater abgeholt haben. Manchmal wars sogar so, das ich gar keine Lust hatte heimzugehen sondern lieber noch mit den anderen gespielt hätte. Wenn das Wetter greislig war, also wenn es geregnet oder gestürmt oder beides hatte, dann waren wir drinnen. Drin wars bei weitem nicht so interessant wie draussen, obwohls dort auch recht viele Spielsachen gab. Die Aufpasserin, alles Frauen in Zivil, also keine schwarzen Uniformen, spielten manchmal mit oder sassen am Schreibtisch und schauten uns zu.

Ich erinnere mich noch gut daran das ich einmal zu Weihnachten oder zum Geburtstag eine Trambahn aus Metall geschenkt bekommen habe. Diese Trambahn konnte man entweder mit einem kleinen Schlüssel aufziehen und sie dann losfahren lassen, oder man zog die zuerst nach hinten um die Feder aufzuziehen und liess sie dann loszischen. Diese Trambahn brachte ich einmal mit in den Kindergarten wie das Wetter greislig war und wir drinnen gespielt haben. Da gab es dann einen Jungen der Axel geheissen hat und wahrscheinlich auch heute noch so heisst wenn er nicht das Zeitliche gesegnet hat. Dieser Axel war ein ziemlich frecher Knabe, der dann versucht hat mir die Trambahn wegzunehmen. Ein paar andere Jungs hatten richtig Angst vor ihm oder taten zumindest immer das was er wollte. Ich war da ein bissl anders, ich liess mir nichts gefallen und so kam es, das er mir die Trambahn wegnehmen wollte, ich sie ihm nicht geben wollte, er eine Rauferei anfing und mir schliesslich mit dem Daumennagel ins Zahnfleisch bohrte. Das tat natürlich saumässig weh und ich weiss noch genau wie meine kleine Faust dann in seinem kleinen Großmaul landete und er ziemlich starkes Nasenbluten bekam. Der starke und mächtige Axel weinte und schrie und führte sich auf und grad lustig wars. Und siehe da, auf einmal wollte immer jeder mit mir spielen weil ich den bösen Axel umgehauen hab. Tags drauf wars dann eher so das sich beinahe mein Vater und der Vater vom Axel gegenseitig umgehauen hätten. Beide mussten bei "dem Fräulein" also unserer Aufpasserin, erscheinen. Es hat nicht lange gedauert bis der Vater vom Axel meinen Vater provozierte und meinte, ob er seinen missratenen Sohn nicht im Griff hat und mein Vater dann den Vater vom Axel an der Krawatte gepackt hat und selbige dann ums Handgelenk geschwungen hat und ihn etwas näher an sich herangezogen hat und meinte, er solle aufpassen was er sagt weil sonst hängt er ihn an seiner eigenen Krawatte am Lampenschirm zum Trocknen auf.
Tja, die Kinder fandens Klasse, das Fräulein dagegen weniger und der Vater vom Axel fands total beschissen. War er doch soweit ich mich entsinne fast einen Kopf größer wie mein Vater, und dann sowas. Das Fräulein redete auf die beiden ein und das sie doch Vorbilder sein müssten und was weiss ich noch alles. Dann ging sie mit beiden hinaus vor die Tür und nach ein paar Minuten kam das Fräulein wieder herein und holte den Axel raus. Wieder ein paar Minuten später kamen alle wieder herein und der Axel kam auf mich zu und entschuldigte sich bei mir. Danach reichten sich die beiden Männer vor den Kindern die Hand. Und das Fräulein erklärte uns dann, das es doch viel schöner ist wenn man sich gegenseitig verträgt und ausserdem sind solche Streitereien sehr unschön und sie sagte uns, das die Sache erledigt sei. Das dachte sie jedenfalls. Denn wie ich abends dann heimkam sagte mein Vater, das er dem "damischn Vadda vom Axl sein blädn Schädl rausdraht wia a hundert Watt Bian" wenn er ihm irgendwann über den Weg laufen sollte. Naja, was solls, der Axel und ich wurden zwar nie so richtige Kindergartenfreunde, aber wir sind trotzdem ganz gut miteinander ausgekommen. Dem Axel sein Vater und mein Vater haben sich übrigens nie wieder gesehen und somit dürfte dem sein Kopf auch heute noch auf seinen Schultern ruhen. Meine Oma hat übrigens meinen Vater wegen dem Vorfall auch gscheit zusammengeschissen. Und auch hier wars dann so, das sich die Erwachsenen immer noch gegenseitig anfauchten wegen einem Vorfall den wir Kinder schon längst vergessen hatten.

Im Kindergarten wurden übrigens auch die ersten Cowboys- und Indianer Spiele angefangen.  Ich kannte in dem Alter zwar schon einige Cowboyserien und Filme, wie Bonanza, oder "Westlich von Santa Fe"und "High Chapparal" gabs glaube ich auch schon, aber trotzdem hatte ich mich nie großartig für solche kindischen Spielereien interessiert. Das änderte sich dann wie der Fasching kam und ich von meinem Vater einen Patronengürtel mit zwei Holstern bekam und dazu zwei wunderbare, silberfarbene Pistolen wo man die berühmten roten 12-Schuß-Dinger hineintat. Einen Cowboyhut bekam ich auch. Rein zufällig hat der Karli eine ähnliche Ausrüstung bekommen, allerdings nur eine Pistole und da hat er sich ziemlich geärgert, bis ihm sein Onkel dann noch ein Gewehr gekauft hat. Unsere Waffen wurden alle mit diesen roten 12er-Dingern geladen. Mein Vater hat mir gleich einige Rollen davon gekauft und somit war ich gut ausgerüstet um Indianer zu jagen. Der Karli und ich gingen dann im Cowboydress auf die Strasse. Weil er etwas dicker war wie ich nannte ich ihn immer Hoss. Benannt nach Hoss Cartwright aus Bonanza. Ihm passte das gar nicht, er wollte lieber Little Joe sein. Schliesslich einigten wir uns drauf das er Little Joe ist und ich John McLean aus "Westlich von Santa Fe". Was fehlte waren jetzt nur noch die Indianer.
Ja und was glaubt man wer da als Indianer verkleidet ankam? Der Fred-Otto aus der Wäscherei. Das passte voll, ein preussischer Indianer auf bayrischem Boden kam uns grade recht und der sollte auch gleich wissen was Sache ist. Kurzerhand wurde er links und rechts gleich mit einer Pistole bedroht und ihm wurde klargemacht das er uns sofort zu folgen hat ohne Fragen zu stellen. Der Karli, bzw der Little Joe, trieb ihn dann mit dem Gewehr vor uns her und wir gingen mit ihm bei uns im 25ger Haus in den Keller. Dort hatten wir eigentlich vor ihn zu fesseln, aber wir hatten nichts brauchbares und somit änderten wir unseren Plan und machten ihm klar, das er einfach hier warten soll und wir gleich wieder kommen und dann so tun wie wenn wir ihn befreien. Der Indianer war zwar nicht so begeistert, wurde aber dann doch überzeugt und er spielte mit. Brav blieb er unten sitzen und hielt die Stellung während der Little Joe und ich die Treppe raufgingen, oben das Licht ausdrehten und die Türe zumachten. Dann hamma gelacht und uns vor der Haustür neben den Mülltonnen versteckt und gewartet bis der Indianer den Weg gefunden hat und rauskommt. Dann wollten wir wild herumschiessen und ihn davon jagen. Es hat schon einige Minuten gedauert bis der Indianer dann mit wirrem Federschmuck und einem sehr verheulten Gesicht vor der Türe erschien und jammerte was für fiese Schweine wir doch sind und das er alles seinen Eltern erzählt. Little Joe hatte die ganze Situation dann nicht mehr im Griff und er ballerte los, direkt neben dem Ohr des Indianers. Der ging dann in die Knie, hielt sich die Hand vors Ohr und weinte wieder. Soweit ich mich erinnere haben wir dann recht blöd dahergeredet und uns über ihn lustig gemacht. Nachdem er sich wieder beruht hatte, haben wir dann gesagt, er kann es ruhig seinen Eltern sagen, wir behaupten dann das wir ihn erwischt haben wie er sich in den Keller geschlichen hat. Nach kurzer Zeit sah er dann ein das er sehr schlechte Karten hat und er hat aufgegeben und ging heulend heim. Für uns war wieder mal klar das er nie wirklich zu uns gehören wird.

Was am Faschingsdienstag auch sehr beliebt war, das war das Absperren der Strassen mit Luftschlangen und das Abkassieren der Autofahrer. Meist wurden die beiden Fahrtrichtungen der Putzbrunnerstrasse gesperrt und dann die Autofahrer abkassiert. Teilweise war das ein recht gutes Geschäft, denn einige waren sehr großzügig, andere wieder gaben gar nix und ganz andere kapierten nicht mal um was es ging. Die, die die (wow, sowas gibts nur in Deutschland, 3x die hintereinander und trotzdem ein sinnvoller Satz), Autofahrer in Richtung Waldperlach abkassierten gingen öfters leer aus wie die, die die (grins, nochmal 3x) in die andere Richtung abkassierten. Das lag daran, das diese Autofahrer meist schon an der Ampel zwischen dem Haus mit den genialen Wundertüten und der Anlage stehen bleiben mussten und dort abkassiert wurden.  Als kleine Jungs machten wir auch vor der Polizei nicht halt, die wurden auch gefragt und auch sie gaben uns ein paar Münzen. Die Abkassiererei war sehr wichtig, denn mit dem Geld konnte man sich neue Patronen oder ein Eis kaufen. Im Lauf der Jahre kamen dann immer mehr Kinder an den Pfanzeltplatz, die eigentlich gar nicht direkt hier gewohnt haben und versuchten am Faschingsdienstag und manchmal auch schon am Rosenmontag zu kassieren. Manchmal gabs dann wirklich handfeste Streitereien. Aber es gab ja noch die Nebenstrassen. Josef-Beiser-Strasse und Specklstrasse. Da war zwar nicht soviel los, aber da kamen wir auf die Idee auch Fußgänger zu fragen. Und siehe da, auch von denen rückte so mancher einige Münze raus.
Ich erinnere mich, das wir einmal einen Betrunkenen gefragt haben ob er uns was gibt weil ja heute Fasching ist. Der war so betrunken das er zum Karli, also zum Little Joe, gesagt hat, wenn er ihn einmal mit seinem Gewehr schiessen lässt, dann gibt er uns 10 Mark. Der hat das tatsächlich gemacht. 10 Mark. Zu dieser Zeit viel Geld für uns. Wir sind dann sofort in ein Geschäft gegangen, haben uns zwei gleich große Eis gekauft und den Rest vom Geld genau aufgeteilt. Irgendwie war der Fasching schon schön wie wir noch Kinder waren. Die Regina ist immer als Prinzessin rumgelaufen. Mit einem langen weissen Kleid und einer goldenen Krone drauf. Ich durfte dann ausser Cowboy auch ihr Prinz sein.

Es war also schätzungsweise der Fasching im Jahr 1967. Winter war es auch. Und wie schon gesagt, damals warens noch richtige Winter mit viel Schnee und Eis und Eiszapfen von den Dächern und von den Fensterbrettern. Ich erinnere mich noch genau daran wie ich an einem Samstag mit meinem roten Schlitten mit den schwarzen Kufen den ich zu Weihnachten bekommen habe, unterwegs war die Josef-Beiser-Strasse hinauf und dann die Specklstrasse wieder hinunter. Viel konnte man nicht anfangen allein mit seinem Schlitten und sogenannte Schlittenberge gabs da wo ich wohnte nicht. Oft hat mich mein Vater durch den Schnee gezogen wenn er Zeit hatte, aber immer konnte er auch nicht weil er damals auch manchmal am Samstag arbeiten musste. Und so kam es das ich in der Specklstrasse einen kleinen Jungen traf, der auch alleine mit seinem Schlitten unterwegs war. Wie er geheissen hat weiss ich nicht mehr, jedenfalls kam er von weit her. Später erfuhr ich das er und seine Eltern aus Thailand kamen. Wo Thailand liegt? Keine Ahnung, es war mir auch völlig egal, wichtig war nur das er kein Preuße war. Wir unterhielten uns und gingen dann zusammen mit unseren Schlitten weiter und kamen auf die Idee, wenn man genügend Anlauf nimmt und sich dann auf den Schlitten legt, dann kann man gut den kleinen Berg von oben an der Strasse runterfahren. Wir machten dann eine Art Wettbewerb draus wer am weitesten kommt. Irgendwann kam dann dem sein Vater dazu. Er redete mit seinem Sohn und dann band er unsere Schlitten zusammen, zog sich Handschuhe an und zog und stundenlang durch die verschneite Gegend. Das war ein sehr schöner Samstag, wenn er auch sehr kalt war. Leider haben wir uns dann auch nicht mehr gesehen, aber dieser Nachmittag ist mir trotzdem bis heute im Gedächtnis geblieben.
Wie gesagt, irgendeinen Schlittenberg gabs nicht, aber mein Vater wusste trotzdem was. Damals, rechts neben der Hochäckerbrücke, welche ziemlich am Ende der Hochäckerstrasse war, da gings recht steil runter zur Autobahn München-Salzburg. Wir gingen also, genauer gesagt ging nur mein Vater denn ich sass auf dem Schlitten und er zog mich, hinauf bis zur Hochäckerbrücke und dann rechts durch Gebüsch und Stauden einen kleinen Trampelpfad entlang. Da hinten war rein gar nichts los und es ging gut abwärts in Richtung Autobahn. Vom Ende des Hangs bis zur Autobahn selber war schon noch ein größerer Abstand, denn damals war das alles noch nicht so ausgebaut und die Gegend war auch noch nicht so verschandelt wie sie es heute ist. Vom besagten Hang und den gazen Gebüschen ist rein gar nichts mehr übrig und fast alles ist zubetoniert und bebaut. Abgesehen davon würden die Leute heute auch sicher die Polizei rufen wenn jemand an der Autobahn Schlittenfahren würde. Damals war das eben alles noch anders und wir fuhren mehrmals den Hang runter. Mal ich alleine, mal mein Vater alleine, mal ich auf dem Rücken von meinem Vater. Es war recht lustig und in Gedanken sehe ich es noch so vor mir wie wenn es letzten Winter erst gewesen wäre. Bei einer der letzten Abfahrten sind wir dann samt dem Schlitten umgekippt und den Hang runtergerollt. Passiert ist nix, ausser das beim Schlitten an der Vorderseite zwei kleinere Teile vom Holz wo man draufliegt abgebrochen sind. Wir haben gelacht und irgendwann sind wir dann ziemlich zerfroren und feucht heimgegangen.  Übrigens, beim Hingehen ist meinem Vater ziemlich oben an der Brücke das Seil ausgekommen und ich bin rückwärts mit dem Schlitten wieder runtergefahren und mein Vater ist hinterhergelaufen. Wie wir dann wieder daheim waren haben wir unser Zeugs ausgezogen und meine Oma hat einen Teil am Ofenrohr befestigt damit es trocknet. Dann haben wir einen heißen Kaba bekommen. Zubereitet mit der Milch aus der Milchkanne vom Milchladen in der Sebastian-Bauer-Strasse. Obs übrigens direkt ein Kaba war weiss ich nicht mehr, jedenfalls war es irgendein Schoko-Milch-Getränk.

Der Winter war jedenfalls immer schön damals und es gab auch immer viel zu tun. Zum Beispiel konte man sich im Winter bei einigen Leuten rächen die einem mal geärgert haben oder bei den Eltern verraten haben weil sie uns erwischt haben wie wir irgendwas angestellt haben. So war es durchaus üblich das wir uns im Winter wenns so richtig kalt und eisig war, im leeren Bachbett des Hachinger Baches versteckt haben. Mit einer Ladung vorgefertigter Schneebälle, versteht sich. Und dann haben wir gewartet bis jemand vorbeikommt der noch was gut hat und dann gings los. Im Zielen waren wir gar nicht so schlecht, ich erinnere mich, das fast jeder Ball so gut wie sein Ziel getroffen hat. Und so mancher Passant hat sich dann gewundert wieso er plötzlich einen Schneeball auf den Mantel, den Hut oder wenns ganz gut ging, sogar ins Gnack bekommen hat. Natürlich wurde so mancher wütend und wollte die Verfolgung aufnehmen, was aber erstens daran scheiterte das er nicht einfach über die Strasse laufen konnte, zweitens daran, das ja die kleine Abgrenzungshecke zwischen Bach und Strasse war, drittens daran das er es nie geschafft hätte gleichzitig übers Geländer und über die Hecke und über den Bach zu springen, und viertens, selbst wenns blöd gelaufen wäre, dann wären wir unter die große Brücke geflüchtet die sich von der Anlage in die Sebastian-Bauer-Strasse hineinstreckt. Brücke kann man eigentlich gar nicht
sagen, denn es war ja die große Kreuzung am Pfanzeltplatz, aber drunter lief und läuft der Bach durch. Und da drunter hat sich dann eh keiner getraut.
Was ebenfalls sehr beliebt war, war das sogenannte "Klingelknopfschiessen". Sowohl im Neubau im Hinterhof wie auch an so manchen Einfamilienhäusern die Strasse entlang, waren entweder an einer größeren Metallfläche oder direkt über oder neben dem Briefkasten herausstehende Klingelknöpfe. Im Sommer haben wir da manchmal einen Zahnstocher hineingeklemmt um den entsprechenden Bewohner zu ärgern. Das war schlecht weil der brachte dann den Zahnstocher als Beweisstück mit. Bei einem Schneeball sah das natürlich anders aus, denn der zerplatzte sowieso beim Aufprall und selbst wenn nicht, wie sollte der geärgerte Bewohner den als Beweis sichern. Wenn man also so einen Schneeball, am besten aus sogenanntem Pappschnee, mit Wucht auf so eine Metallfläche mit Klingelknöpfen ballert, und dann vielleicht einen oder zwei voll trifft, dann kann man davon ausgehen das der betroffene Bewohner einige Zeit was hat von seiner Türglocke. Damals wars ja üblich das die Glocke solange läutete bis der Knopf aufgehört wurde gedrückt zu werden.
Also nix mit Ding-Dong-Klingel sondern durchgehende Schrillklingel. Manchmal hörte man es sogar bis raus auf den Hof. Tja, und so mancher Bewohner eilte dann wütend heraus und wir lachten uns krumm und bucklig. Manchmal haben wir den Bewohner auch mit mehreren Schneebällen empfangen die wir entweder aus sicherer Entfernung oder vom Dach des Waschhauses aus warfen. Bei einzelnen Klingelknöpfen an den Häusern wars nicht ganz so einfach. Da musste man exakt den Knopf treffen was so manche Würfe ausmachte.
In fast allen Fällen haben wir aber voll getroffen und wenns mal gar nicht anders ging, dann wurde der Ball mit Wucht direkt auf den Klingelknopf gedrückt. Die Wirkung war so ziemlich sie selbe :) Auch bei den Einfamilienhäusern entlang der Josef-Beiser-Strasse und der Specklstrasse war es kein Problem rechtzeitig flüchten zu können, denn bei jedem Haus war der Weg von der Haustür zum Eingangstor am Zaun lange genug das der Bewohner unmöglich eine Schangs hatte uns oder einen von uns zu erwischen. Auch die ganz normalen Schneeballschlachten die wir unter uns machten, waren nicht schlecht. Der wo verloren hatte und am Boden lag, wir sagten damals, der wo erobert wurde, der wurde dann so richtig schön mit Schnee eingerieben oder bekam eine Ladung in den Kragen geschüttet.

Witzig war es auch Muster in den Schnee zu bieseln. Man sah ja oft genug wo ein Hund hingebieselt hatte, also wieso sollten wir das nicht auch tun? Ich weiss noch genau wie ich mal versucht habe im Hinterhof das Wort Regina in den Schnee zu bieseln. Allerdings konnte es dann niemand lesen, im Gegenteil, natürlich wurden wir von irgendwem beobachtet und bald drauf gabs dann wieder Gemecker. Im hinteren Hinterhof, also da wo der Neubau stand, da haben wir mal angefangen ganz viel Schnee in einer Ecke aufeinander zu schaufeln.
Der Äde aus der Metzgerei hat uns dafür zwei Schneeschaufeln gegeben. Nach einiger Zeit hatten wir eine große Menge Schnee beinander und wir machten uns an die Arbeit ein Loch in den Haufen zu buddeln. Wir haben damals ein paar Tage hingearbeitet. Nachmittags musste ich ja immer in den Kindergarten, und deswegen konnte ich nicht immer mit dabei sein. Jedenfalls kam ich dann eines Vormittags (wenn ich um 17 Uhr vom Kindergarten abgeholt wurde wars draussen bereits dunkel) zu unserm Haufen und der war mehr oder weniger eingestürzt. Regina sagte mir das da ein größerer Junge vorbei gekommen ist und solange auf dem Berg rungesprungen ist bis er kaputt war. Da war klar, das konnte man nicht ungestraft lassen. Nur, wie jemand verdreschen von dem man nicht mal wusste wie er aussah und wo er wohnte. Klar war nur, das er irgendwo in der Nähe wohnen musste weil den Hinterhof hätte eigentlich niemand gefunden der nicht in der Gegend wohnt. Aber wie lautet ein altes Sprichwort? Kommt Zeit, kommt Rat. Bei der Gelegenheit fällt mir grad der Witz ein wo ein Mann lachend an einem Fahrradständer steht. Ein anderer fragt ihn wieso er lacht und der Mann antwortete "Man hat mir mein Fahrrad gestohlen". Nachdem der andere dann wissen wollte was er daran so lustig findet meinte der Bestohlene "Sprichtwort sagt: Kommt Zeit, kommt Rad". Jaja, ich weiss schon, so witzig ist der gar nicht. Aber wartets ab, bei der nächsten Gelegenheit wo euch jemand erzählt das ihm sein Rad gestohlen wurde denkt ihr dran und zumindest innerlich wird dann gekichert.

Zurück zum Schnee im Winter 1967. So nach und nach ist es dann wärmer geworden und es wurde zum einen Frühling  und zum andern wurde mir immer öfter gesagt das ich bald in die Schule gehen muss. Ich konnte mit Schule nicht besonders viel anfangen, ich dachte mir nur, schlimmer wie der Kindergarten bei den Schwestern kanns auch nicht werden. Aber bis zum Schulanfang war noch lange hin, zuerst der Frühling, dann der Sommer, die Sommerferien die ich nicht hatte weil ich ja noch nicht in die Schule ging. Bevors soweit war gings jedenfalls nochmal zur Sache. Auch im Kindergarten gabs Ferien. Sogar für die Kinder die täglich nur ein paar Stunden dort waren. Und just zu dieser Zeit in der die Ferien anfingen kam mein Onkel Hans und meine Tante Eva auf die glorreiche Idee, mich mitzunehmen an den Starnberger See damit ich endlich das Schwimmen lerne. Ich gebe zu, ich war alles, nur nicht begeistert davon. Meine Oma und die Tante die bei uns daheim wohnte, dagegen sehr. Schon damals fiel mir immer öfter auf, das sich Erwachsene für etwas begeistern das dann eigentlich jemand anderer tun muss, in dem Fall ich. Also bekam ich Schwimmflügel gekauft und zwei Badehosen und eine Badekappe. Letztere war eigentlich unnötig weil sie sowieso nicht gscheit gehalten hat.
Und so holte mich dann früh zwischen 7 Uhr und 8 Uhr der Onkel und die Tante ab, mit ihrem blauen VW und wir fuhren raus nach Starnberg.
Noch dazu musste ich hinten sitzen und mir wurde doch als Kind schon hinten immer schlecht. Also ich meine, mir wurde schlecht wenn ich im Auto länger wie eine Viertelstunde auf dem Rücksitz sitzen musste. Und so kam es das ich bald anfing zu jammern und zu quengeln und das mir schlecht ist und so weiter und so fort. Die beiden schoben das auf meine Aufregung und machten sich keine weiteren Gedanken. Schliesslich sagte ich klar und deutlich das ich gleich schbeim muss und da wurde es dem Onkel doch etwas mulmig, denn scheinbar wusste er wie es ist wenn einem jemand ins Auto hineinschbeibt. Er steuerte einen zufällig grad in der Nähe liegenden Autobahnparkplatz an, ich stieg aus und Sekunden später legte ich eine Übergebung vom Feinsten hin. Die Tante eilte gleich mit ein paar Taschentüchern herbei und überprüfte ob ich mich auch nicht vollgschbiem habe. Wir sind dann einige Zeit noch auf dem Parkplatz geblieben bis der Onkel der Meinung war das es mir besser geht. Schon interessant wie der wusste wie es mir geht. Tatsache war jedenfalls das ich dann vorne sitzen durfte und die Tante musste sich hinten hinsetzen. Vorne neben dem Onkel, direkt mit Blickkontakt zur Windschutzscheibe, das war schon was für mich. Denn wir daheim hatten ja kein Auto. Solche Sachen wie Sicherheitsgurte gabs damals nicht und es war mehr oder weniger auch wurscht ob ein Kind auf dem Beifahrersitz sitzt. Die Fahrt an sich war ab hier gar nicht so schlecht, allerdings wärs mir lieber gewesen wenn wir nur so in der Gegend rumgefahren wären oder ins Gebirge, aber nicht an den depperten See.

Irgendwann kamen wir dann aber doch an. Es liefen massig Leute rum, die meisten nur mit Badehose bekleidet. Das heisst, die Frauen natürlich ab einem gewissen Alter mit Oberteil, bzw mit Badeanzug oder Bikini. Mir fiel auf das mein Onkel immer schnell wegschaute wenn eine besonders gut gebaute Dame nahe am Auto stand. Wahrscheinlich lags daran das meine Tante, bzw. dem Onkel seine Frau, dabei war. Sonst hätte er sicher genauer hingeschaut. Mich hat das allerdings ziemlich wenig interessiert. Der Onkel fuhr auf einen Parkplatz und lud alle möglichen Sachen aus. Ein kleines Klapptischchen, zwei Liegen, ein paar Körbe mit Essen und Getränken. Schon erstaunlich was im VW alles Platz hatte. Dann watschelten wir über eine etwas gut betretene Wiese und der Onkel wählte einen Platz aus. Vorher untersuchte er noch den Boden nach irgendeinem Loch. Später stellte sich heraus das er darin den Sonnenschirm reinstellen wollte. Den lieh er sich irgendwo am Strand aus. Eine dritte Liege für mich lieh er sich auch noch aus. Und ich merkte schnell das man mit der Liege ein Haus bauen kann wenn man sich auf den Mittelteil setzt und Kopf- und Fußteil nach oben klappt. War gar nicht so schlecht. Dann haben wir was getrunken und die Tante hat sich bis auf den Badeanzug entkleidet, natürlich in einer der rumstehenden Kabinen, und hat sich auf der Liege ausgestreckt. Ich hab mir damals schon gedacht das sie angezogen wesentlich besser aussieht wie so leicht bekleidet. Aber das war natürlich alles Ansichtssache.
Der Onkel brauchte keine Kabine, der hatte die Badehose schon an und zog nur Hose, Hemd und Socken aus. Bei mir wars auch so, ich bekam ein Handtuch umgehängt und musste mich ausziehen und die Badehose anziehen. Tja, ich wollte mich auch auf die Liege legen aber nein, ich musste die dussligen Schwimmflügel über die Arme ziehen die der Onkel vorher aufgeblasen hatte. Es waren so leuchtend orangefarbene und es war nicht einmal eine Ente drauf. Dann marschierten der Onkel und ich zum Strand. Barfuß. Die Tante blieb bei den Sachen damit niemand was klaut. Immer näher kamen wir dem Wasser und ich wäre am liebsten abgehaun. Unterwegs erzählte der Onkel von den begeisterten Kindern die im Wasser plantschen und wie schön es doch sei und überhaupt muss man heute schwimmen können und das Wasser lieben und sich freuen wenn man an einen See fährt. Ist ja schön wenn er sich drüber freut, ich wär lieber daheim geblieben und hätt mich mit Karli und Regina getroffen und wär auf Bäume und Hausdächer geklettert und hätte Leute geärgert.
So standen wir also direkt am Rand vom diesem dussligen See und der Onkel begeisterte sich immer mehr für alles. Schliesslich ging er ins Wasser und nahm mich bei der Hand und meinte, das wir jetzt nur soweit reingehen bis mir das Wasser zu den Knien reicht. Ein vorsichtiger Blick nach links und rechts zeigte mir, das mehrere Kinder mit ähnlich alberner Ausrüstung herumliefen. Also war ich nicht der einzige Nichtschwimmer.

Schliesslich ging mir das Wasser bis zu den Knien. Ich gebe zu, es war ganz angenehm bei der Hitze. Dann sagte der Onkel, jetzt gehen wir soweit rein bis es zum Bauch geht. Er hat mich immer noch an der Hand gehalten. Dann stand mir das Wasser bis zum Bauchnabel. Irgendwie fand ich es jetzt gar nicht mehr so angenehm. Dann sagte der Onkel, das er mich jetzt loslässt und ich solle versuchen ein oder zwei Schritte zu gehen. Und er meinte das ich nicht untergehen kann weil ich ja die Schwimmflügel dran habe. Ich dachte mir noch, wie sollen die beiden mickrigen Dinger im Bedarfsfall den ganzen Bertl halten. Er lies mich los und ich bekam sofort Angst. Trotzdem ging ich ein bis zwei Schritte vorwärts und spürte den sandigen Boden unter mir. Manchmal auch etwas hartes, bei dem der Onkel meinte es sei nur ein Stein, aber die sind alle ganz flach und es kann nix passieren. Das Problem bei
der Sache war nur, ich konnte nicht sehen worauf ich ging und was da unten alles rumlag. Ich fühlte mich überhaupt nicht wohl. Dann nahm mich der Onkel auf den Arm und sagte, er legt mich jetzt einfach mal aufs Wasser und ich brauch keine Angst haben weil er seine Hände unter mir hat. Er machte es tatsächlich und ich fühlte mich noch viel schlechter wie vorher. Ausserdem platschte das Wasser an meinen Kopf und auch ein bissl in die Ohren. Die ganze Prozedur dauerte und dauerte und schliesslich gingen wir wieder raus zu unserm Platz. Die Tante wollte gleich wissen was Sache ist und der Onkel meinte, das ich erst die Angst vorm Wasser überwinden muss. Ich dachte mir mal wieder was die Erwachsenen doch für einen Blödsinn verzapfen. Die Angst war ja nur deswegen weil ich nicht sehen konnte was unter mir ist. Was wäre denn gewesen wenn da unten Glasscherben herumgelegen hätten? Oder ein Seeigel? Oder eine Rolle Stacheldraht?
Ausserdem spürte ich nicht den Hauch einer Begeisterung für das alles. Jedenfalls hat mir der Onkel dann ein Eis gekauft und die Tante ist schwimmen gegangen. Der Onkel hat sich auf die Liege gelegt und somit war erst einmal für unbestimmte Zeit Ruhe. Die Schwimmflügel hab ich übrigens sofort ausgezogen und unter der Liege versteckt. Zwischendurch liefen immer wieder plärrende Kinder durch die Gegend und viele Leute mit sehr seltsamen Figuren und noch seltsameren Kopfbedeckungen. Der Tag zog sich sehr in die Länge. Irgendwann kam die Tante dann auch wieder und hat sich auch ein Eis gekauft. Im Lauf des Tages hamma dann auch noch Brote gefuttert und ich musste noch mehrmals in den gschissenen See mit. Schliesslich wars dann endlich soweit das wir heimgefahren sind. Unterwegs schwärmten beide davon wie schön und erholsam doch so ein Tag am See ist und das wir morgen auch wieder hinfahren. WIR! Die glauben also wirklich das ich morgen nochmal mitkomme. Endlich war ich daheim. Ich wartete bis Onkel und Tante weg waren und dann erzählte ich das es mir gar nicht gefallen hat und das es langweilig war und das ich lieber daheim bleiben möchte.

Doch daraus wurde nix, ich sollte mich auch hier freuen und es schön finden und Tags drauf zwischen 7 und 8 erschien wieder der Onkel. Einzig mein Vater hatte Verständnis für mich, aber der ging ja in der früh in die Arbeit und war nicht daheim. Und wieder fuhren wir an den Starnberger See und wieder wurden die Liegen aufgestellt und wieder muste ich diese bescheuerten Schwimmflügel anziehen und wieder musste ich mir anhören wie schön es doch sei und wie schön das Wasser ist und überhaupt. Als kleiner Junge hat man eben keine Rechte. Man darf nicht das sagen was man eigentlich sagen will, weil man dann gleich Ärger bekommt weil man angeblich frech und vorlaut ist. Also log ich denen das vor was sie hören wollten und schmiedete einen Plan wie ich mich am nächsten Tag vor dem Mitfahren drücken konnte. Das es greiliges Wetter geben würde konnte ich vergessen, denn damals waren die Sommer eben richtige Sommer. Meine Schwimmkünste die ja eigentlich überhaupt nicht vorhanden waren, besserten sich keinesfalls. Ich kam mir blöd und albern vor auf dem Bauch liegend, gehalten vom Onkel mit zwei grellen, orangefarbenen Schwimmflügel im Wasser rumzupaddeln und so zu tun wie wenn. Mein Onkel meinte aber, er hat seine Hände zwischendurch weggetan und ich bin nicht untergegangen. Keine Ahnung ob er das ernst gemeint hat oder nicht. Jedenfalls haben wir dann endlich das Wasser verlassen und ich durfte mir ein Eis aussuchen. Und siehe da, an dem Kiosk gabs ausser Eis und Getränken und Zeitungen auch Comic-Hefte zu kaufen. Und was stach mir da ins Auge?
Ein dickes Buch mit Dagobert Duck und Donald Duck, welches das erste Taschenbuch mit dem Titel "Der Kolumbusfalter" war. Ich weiss nicht mehr genau was es gekostet hat, ich glaub um die 2 Mark rum. Für mich war klar das ich dieses Buch unbedingt haben musste. Und so fing ich an meinen Onkel zu nerven und dann meine Tante. Aber ausser schlauen Sprüchen wie "lerne lieber schwimmen" oder "wenn du schwimmen kannst" kam nicht viel rüber. Dafür hab ich in weiser Voraussicht aber eines der teuersten Eistüten genommen die es damals gegeben hat. Nachdem auch dieser nervige Tag endlich rum war fuhren wir wieder heim. Daheim die selbe Litanei wie gestern, wie ich mich doch freuen solle und so weiter und so fort. Meinem Vater hab ich erzählt vom Kolumbusfalter und das ich das so gerne haben möchte. Der redete nicht lang drum rum und gab mir sofort 2 Mark damit ich mir das Heftl kaufen konnte. Ich freute mich sehr, aber es bedeutete auch, das ich Tags drauf mehr oder weniger freiwillig wieder mit an den See fahren musste.
Auf die Idee, das es das Buch ja auch am Ostbahnhof geben könnte, auf die Idee bin ich leider nicht gekommen.

Und wieder war es zwischen 7 und 8 Uhr als der Onkel kam, und wieder lagen die Liegen da und wieder bekam ich die Schwimmflügel und wieder hörte ich schlaue Sprüche. Bei der ersten Gelegenheit bin ich jedenfalls zu dem Kiosk gelaufen und hab mir das Taschenbuch gekauft. Noch nie zuvor hatte ich so ein dickes Comicheftchen, eigentlich Comicbuch gehabt. Ich war mächtig stolz drauf. Ich wollte mich dann gleich auf die Liege haun und lesen, aber meine Tante keiferte gleich los das hier nicht rumgelegen und gelesen wird sondern ins Wasser gegangen wird. Und so kam wieder das Übliche und der Onkel verlor ganz ganz langsam die Geduld, versuchte aber immer noch alles um mich zu begeistern. Scheinbar hat er es irgendwann dann doch kapiert das ich einfach mehr Zeit brauche und dann hat er mit mir Tischtennis gespielt. Das war auch mein erstes Mal. Ich hab zwar meistens danebengehaun und den Ball nicht getroffen, aber witzig wars schon. Einmal hab ich den Ball dann doch getroffen. Und zwar voll. Der flog durch die Luft und landete exakt auf dem Bauch einer in der Sonne bratenden jungen Dame, die etwas erschrocken zuckte und sich dann das Handtuch vom Gesicht nahm und sich aufsetzte. Mein Onkel ging hin und erklärte die Situation. Ich kam auch daher und die junge Dame fand mich recht süß und schenkte mir ein paar Lutscher. Das waren die kleinen roten die nach Kirsche schmecken und so einen grünen Stiel haben. Wir haben dann noch ein bissl gespielt und sind dann wieder zum Platz gegangen. Meine Tante ist schwimmen gegangen und der Onkel hat sich auf die Liege verfrachtet. Endlich war der Weg frei für mein Duck-Büchlein. Nach wenigen Seiten kam aber wieder die Tante und redete dumm daher, das ich lieber Schwimmen lernen soll als wie lesen. Lesen konnte ich ja schon und ich war der Meinung, das war viel wichtiger. Während der Heimfahrt schmiedete ich dann einen Plan das ich am nächsten Tag nicht wieder mitfahren muss. Was bot sich da besser an als wie das berühmte Bauchweh und das schlecht werden, welches ich im Notfall bis zum Erbrechen, also bis zum Schbeim, treiben konnte. Also stand ich tags drauf frühzeitig auf, so gegen halb 6 in der Früh, ging brav in die Küche und meine Oma kochte mir einen Kaba, mein Vater machte sich grad fertig um in die Arbeit zu gehen. Meine Tante, also die wo bei uns in der Wohnung wohnte, war auch noch da. Tja und dann fing ich so langsam an das ich irgendwie ein komisches Gefühl im Bauch habe und das es mir gar nicht so gut geht. Hatte alles noch nicht die richtige Wirkung. Glücklicherweise hat mir der Jugo-Sepp schon vor längerer Zeit verraten, das wenn man einen Schluck Kondensmilch trinkt, kurz wartet und dann den Finger in den Hals steckt, man sich relativ schnell übergeben muss und das dann auch meist alles gleich mit rauskommt was sonst noch so im Magen drin ist. Kondensmilch hatten wir, die stand sogar auf dem Tisch. Und wie meine Oma grad rausging und meine Tante nicht aufgepasst hat, da hab ich die Kondemsmilchbüchse genommen und mir ordentlich was in den Mund laufen lassen. Boah schmeckte das grätzig. Ich schluckte vor Schreck gleich alles runter und kurz drauf war mir echt sauschlecht. Dann kam meine Oma rein, ich stand auf und stellte mich mitten in die Wohnküche, allerdings da wo das Linoleum war, schob den Finger in den Hals und es hat mich dermassen gewürgt. Gleich drauf hab ich dann echt gschbiem. Die Milch, den Kaba und das Brot was ich gegessen habe. Danach hats mich noch etwas nachgewürgt. Der Effekt war wesentlich stärker wie ich mir dachte, aber es hatte seine Wirkung. Ich hab dann gleich gejammert und bin wieder ins Bett gegangen. Meine Oma meinte, wenn ich sogar freiwillig wieder ins Bett gehe, dann muss es mir echt schlecht gehen. Tja, so kams das mein Onkel dann ohne mich loszischte und ich und der Kolumbusfalter lagen im Bett und genossen den Tag, auch wenn mir noch etwas schlecht von der Kondensmilch war.

Das ich den ganzen Tag die Wohnung nicht verlassen durfte war kein Problem, denn zum einen hatte ich ja das Buch und zum andern kam mein Vater etwas früher heim wie sonst, und wie der hörte das ich krank bin ist er gleich runter ins Schreibwarengeschäft  (zur Ilse) und hat mir ein paar Malbücher gekauft. So gegen Abend war ich mir dann nicht mehr so sicher ob er mir das geglaubt hat mit dem krank sein, ich glaube, er hat dann schon irgendwie durchgeblickt das ich eine Show abgezogen habe. Gesagt hat er allerdings nichts. Abends kam dann die Frau von der Metzgerei im haus zu uns rauf und hat gesagt, das der Onkel am Telefon ist und doch bitte jemand runterkommen möchte. Da hatten wir selber noch kein Telefon in der Wohnung, was sich aber in den kommenden Tagen dann ändern sollte. Meine Oma ging runter und kam dann wieder rauf und meinte, das für die nächsten Tage schlechteres Wetter angesagt wurde und das wir da nicht an den See fahren können. Welch eine frohe Botschaft :-)
Die Seefahrerei hat sich dann eh erledigt gehabt für den Rest des Jahres. Denn so langsam aber sicher wurde es dann ernst mit der Schule und ich musste zur Schuleinschreibung.
Weit war der Weg nicht, die Schule war ja, wie schon erwähnt, gleich gegenüber. So genau erinnere ich mich nicht mehr daran, aber bald drauf habe ich dann den Anfangs erwähnten Schulranzen bekommen den meine Oma beim Schiele gekauft hatte.

Bevors mit der Schule aber losging bekamen wir endlich unser Telefon. Wie gesagt, es war durchaus üblich das es in manchen Häusern nur ein einziges Telefon gab welches meist einem der Geschäftsleute gehörte. Es erschien ein Mann von der Post, mit einer großen Tasche und einer Rolle grauem Kabel. Der schloss dann das Telefon an und legte die Leitung und ich schaute interessiert zu was er macht. Wie er dann fertig war schenkte er mir ein paar Kabelreste und meiner Tante gab er ein Telefonbuch und die Gebrauchsanweisung für das Telefon und ein paar gute Ratschläge. Nachdem alles geprüft und getestet wurde ging der Mann wieder und ich konnte es kaum erwarten bis der erste Anruf kam. Ich weis noch genau welche Telefonnummer wir damals bekommen habe. Die Nummer gibts scheinbar heute noch unverändert, denn 2008 habe ich einmal angerufen und da hat sich meine Tante, also die wo bei uns wohnte, gemeldet. Zu dem Thema dann ganz viel später noch einiges. Von der Post bekamen wir eine Menge Karten geschenkt, in die man seine Telefonnummer eintragen konnte und kostenlos an alle möglichen Leute verschicken konnte. Ich wollte unbedingt der Regina und dem Karli eine schicken. Das war zwar
eigentlich sinnlos, weil wir uns eh fast jeden Tag gesehen haben, aber trotzdem bestand ich drauf und es wurde dann auch gemacht. Und siehe da, ein oder zwei Tage danach bestätigten beide das die Karte angekommen sei.
Das Telefon reizte natürlich zum ausprobieren und es war sehr interessant für mich. Es war so ein hellgraues mit einer Wählscheibe. In der Mitte der Wählscheibe war so ein Dings zum rausdrehen wo man ein rundes Papier hineinlegen konnte auf dem oben die Nummer der Polizei, in der Mitte die eigene Nummer und unten die Nummer der Feuerwehr stand. Zum Ausprobieren durfte ich dann einmal den Karli anrufen und einmal den Onkel und die Tante, die vom See. Die hatten bereits ein Telefon. Ich fands einfach super und war voll begeistert. So begeistert das ich eines Tages wie ich fast allein in der Wohnung war, fast deswegen weil zwar meine Oma daheim war, aber die hielt Mittags immer ein kleines Schläfchen, das Telefonbuch herausholte und anfing der Reihe nach alle Leute anzurufen wie sie im Buch standen. Ich weiss nicht mehr ob ich jedem was erzählt habe, wahrscheinlich hab ich nur irgendwelchen Blödsinn gesagt, aber es war schon recht lustig wie sich manche aufregten, andere sich freuten und sich mit mir unterhalten haben und einige scheinbar nicht daheim waren weil keiner abgehoben hat. Jedenfalls stand plötzlich meine Oma in der Tür und sah mich wie ich grade mit dem Hörer in der Hand irgendwelche Nummern wählte. Sie nahm mir dann das Telefon weg und schimpfte ein bissl, das ich das lassen soll und überhaupt. Abends wars natürlich Hauptthema das "der Bua in da Gegend rumtelefoniert hat". Mein Vater fands eher lustig, meine Tante machte sich mächtig wichtig und meine Oma hat sich auch bald wieder beruhigt.
Bald drauf kam ich dann auf die Idee, das man ja auch Leute anrufen kann die nicht in München wohnen sondern in Amerika oder in Japan oder in Pinneberg oder sonst irgendwo. Der Mann von der Post hatte ja auch noch ein Vorwahlbüchlein dagelassen. In dem waren sämtliche Vorwahlnummern von Deutschland drin und im hinteren Teil sogar weltweit.
Mei war das interessant zu lesen wen man alles anrufen kann. Und so kam ich dann auf die Idee alle möglichen Vorwahlen auszuprobieren und an die Vorwahl die eigene Telefonnummer zu hängen. Manchmal gabs entweder keinen Anschluß oder es war ein Besetztzeichen zu hören und manchmal war da auch plötzlich irgendeine Stimme die irgendwas von einem Fernamt sagte. Oft bekam ich aber auch eine Verbindung. Meistens verstand ich nicht was die Leute am Telefon sagten, mit Ausnahme der Engländer und der Amerikaner, da konnte ich schon ein paar Worte verstehen und natürlich auch übersetzen. Nicht umsonst lauschte ich bereits oft und gern den Rock'n'Roll Platten von meinem Vater, wo manchmal auch der Text drauf stand.
Was ich sehr lustig und interessant fand, das fanden Oma, Tante und Vater weniger interessant wie dann die erste Telefonrechnung in den Briefkasten flatterte. Ich weiss zwar nicht mehr wie hoch sie war, aber sie schien hoch genug gewesen zu sein das meine Tante tags drauf bei der Post anrief und nachgefragt hat ob das wirklich in Ordnung ist. Und da erfuhr sie dann das mehrere Auslandsgespräche geführt wurden und auch viele Ortsgespräche und das es sich eben zusammenläpperte. Tja, und da kam dann das Thema wieder auf das ich ja in der Gegend rumtelefoniert hatte. Mir blieb nichts anderes übrig als alles zuzugeben. Am meisten geschimpft hat meine Tante. Meine Oma hat sich am nächsten Tag wieder beruhigt und mein Vater hats eher locker gesehen. Jedenfalls bekam das Telefon relativ schnell ein Telefonschloss und ich die Androhung ein paar auf die Finger zu bekommen wenn ich das Telefon auch nur antasten sollte.

Nun ja, wie der Karli und ich ja schon früher feststellten, ist ein Telefonschloss nicht unbedingt ein Grund niemanden anrufen zu können. Das kurze draufdrücken auf die Gabel in unregelmässigen Abständen, und ausserdem konnte man die 1 und die 2 am Telefon trotz Schloß wählen. Und so kam dann doch wieder einiges an Einheiten zusammen die sich auf der kommenden Rechnung zeigten. Wieder schimpfte meine Tante, diesmal aber nicht auf mich, denn ich konnte es ja nicht gewesen sein. Die Post war schuld, einwandfrei.
Und wieder rief sie bei der Post an und beschwerte sich und wieder bekam sie zu hören das eben sehr viele Orts- und Nahgespräche geführt wurden.
Mein Vater war überzeugt davon das ich schuld bin. Aber er konnte nichts beweisen. Ich habe mich dann selber verraten wie ich ihm erklärt habe,  wie man im Notfall die Feuerwehr anrufen kann wenn das Telefonschloß dran ist und man den Schlüssel nicht findet. Die heute bekannten Einzelverbindungsnachweise wo draufsteht wann welche Nummer gewählt wurde gab es damals zum Glück noch nicht.
Nachdem die Telefoniererei dann nicht mehr so interessant für mich war, wurde das Telefon selber interessanter. An der Unterseite des Telefons waren ausser Schrauben und ein paar Aufklebern auch ein kleiner Drehknopf. Der Drehknopf war so eingestellt das der Pfeil auf eine große Klingel zeigte die im Plastik eingestanzt war. Ich drehte ihn dann so hin das er auf eine kleine Klingel zeigte. Was das bedeutete bekam ich dann einige Tage später raus, wie mein Onkel zu Besuch war und fragte, wieso tagelang niemand ans Telefon geht obwohl er es lange klingeln lassen hat. Ich lernte daraus, je weiter der Pfeil an die kleine Glocke zeigt, umso leiser wird die Klingel des Telefons. Ich konnte ihn dann grade noch rechtzeitig auf die große Glocke stelle bevor jemand was bemerkt hat. Und so kams, das ich bis heute keinen Ärger bekam wegen der Sache weil es nie jemand erfahren hat.
Ausser der Karli. Dem hab ich es gesagt und bei denen ihrem Telefon war auch so ein Pfeil drunter. Und auch er drehte ihn dann von der großen auf die kleine Glocke. Was genau dann los war bei denen in der Wohnung weiss ich nicht, aber der Karli hat gesagt, das er ein paar Watschen bekommt wenn er das Telefon nochmal anlangt.

So langsam aber sicher hiess es dann Abschied nehmen vom Kindergarten, der mir wider Erwarten die letzten paar Monate doch noch ganz gut gefallen hat.
Der erste Schultag kam immer näher. Und da ich mir unter "in die Schule gehen" noch nicht besonders viel vorstellen konnte, machte ich mir auch keine großartigen Gedanken darüber. Irgendwie freute ich mich sogar ein bissl darauf den Schulranzen auszuführen. Der war allerdings noch komplett leer. Was mir aber doch noch Gedanken bereitete war, das ich im Kindergarten meist Nachmittags für ein paar Stunden war, in der Schule aber schon Vormittags sein musste und bis etwa Mittag drinbleiben musste. Mein Vater meinte, das ist nicht so schlimm, weil meistens hast du dich mit deinen Spezln eh erst am Nachmittag getroffen". Ja, wo er recht hatte, da hatte er recht. Einige Tage vor dem ersten Schultag war dann noch ein ganz beschissener Tag. Da musste ich mit meiner Tante in die Stadt fahren und mir wurden Klamotten gekauft die ich dann am ersten Schultag anziehen sollte.
Und ja, es gibt auch ein Bild davon, sobald ich finde scan ichs ein, bzw. es wird wahrscheinlich schon sichtbar sein wenn die Schreiberei hier noch lange nicht fertig ist.
Ich meine, es ist ja ganz o.k. wenn ein junger Knabe, also ich, neue Hosen, ein Hemd und so bekommt weil er in die Schule geht. Was aber ganz und gar nicht o.k. ist, ist das andere, in dem Fall meine Tante und ich glaube es war irgendein Verkäufer beim Hirmer oder beim Hettlage, das aussuchen was ich dann anziehen soll, egal ob ich mich drin wohlfühle oder nicht. Das war dann wieder so ein Fall wo Erwachsene über ein Kind bestimmen was es anzuziehen hat. Aber gut, 1967 waren die Outfits eben anders wie in den 70gern oder gar dann im Jahr 2000 und später. Noch viel schlimmer als wie die Klamotten war, das ich schon wieder zum Friseur gehen musste. Diesmal hab ich mich aber erfolgreich geweigert zu dem Friseur in der Sebastian-Bauer-Strasse zu gehen. Nein, diesmal hab ich meinen Kopf durchgesetzt und bin zum Nobbe gegangen. Allerdings blieb auch dem nichts anderes übrig als wie ganze Arbeit zu leisten. Sprich, Kurzhaarschnitt. Es sah aber immer noch besser aus wie der Schnitt den mir der andere verpasst hatte. Übrigens ging der Karli inzwischen auch
in den Kindergarten. Auch in den nebem dem Pfarrsaal. Die Regina ging soweit ich mich erinnere nicht in den Kindergarten. Und beide beneideten mich irgendwie das ich bald in die Schule gehen werde.

Ja, und dann war es soweit. Welcher Tag genau es war weiss ich nicht mehr, aber es war ein wunderbarer, sonniger Sommertag, an dem mich meine Oma um 7 Uhr aus dem Bett beförderte und mir freudig mitteilte, das ich heute zur Schule gehen darf. Mein Vater wünschte mir auch recht viel Spaß bevor er in die Arbeit ging. Laut Vorschrift musste jedes Kind am ersten Schultag mit irgendeinem Erziehungsberechtigten kommen und einen Block oder ein Heft mitbringen wo dann aufgeschrieben wurde was man alles für die Schule benötigt. Ich glaube, das ich von allen Erstklasslern mit Abstand den kürzesten Schulweg hatte. Ich brauchte etwa eine Minute vom Ausgang unseres Hauses bis zum Eingang vom Schulhaus. Normalerweise. Da wäre ich auch einfach über die Strasse und die Bachbrücke gelaufen und über die Anlage. Da mich aber meine Oma begleitete gingen wir brav bei der Ampel über die Strasse und da kamen dann schon 5 Minuten zusammen bis wir vor dem Schultor standen. Der Vorteil bei der ganzen Schulgängerei war, das ich eine große Schultüte bekam wo massig Schokolade und Süssigkeiten drin waren. Die durfte ich aber nicht schon vorher essen, sondern erst wie ich dann den ersten Schultag erfolgreich hinter mich gebracht habe. Es war eine weisse Schultüte mit irgendwelchen Zeichnungen drauf. Oben hatte sie einen blauen Rand und unten eine blaue Spitze. Jeder Erstklassler hatte eine Schultüte dabei. Bei manchen war die Tüte größer wie der Schüler selber. Interessant fand ich auch, das ich so manchen Knaben und manches Mädel entdeckte, welche ich vom Sehen auf der Strasse kannte. Irgendwie war ich gespannt mit wem ich alles in die selbe Klasse gehen werde. Bei der Gelegenheit fällt mir ein, das ich auch noch einige Klassenfotos rumliegen habe, die ich natürlich auch veröffentlichen werde.
Ja und dann gings los, ab ins Schulhaus und herausfinden wer in welche Klasse musste. Es war ja nicht so das es nur eine erste Klasse gab, es waren glaube ich zwei oder drei erste Klassen. Wenn man bedenkt das die einzelnen Klassen damals bis zu über 40 Schüler unterrichteten, dann war schon einiges los im und vor dem Schulgebäude. Nach einigem hin und einigem her, war dann schliesslich jeder in seiner Klasse und der Lehrkörper, in meinem Fall eine Lehrkörperin, eine Frau Eichberger (mit kurzen, hellbraunen Haaren und Brille, langem Rock und flachen Schuhen, etwa 30 bis 35 Jahre alt), erschien am Pult und zog eine Liste aus ihrer Aktentasche heraus. Dann begrüßte sie Schüler und Begleitpersonen und las viele Namen vor. Jeder der vorgelesen wurde sollte die Hand geben (damals hiess es, den Finger heben) und "Hier" sagen. Irgendwann kam ich dann an die Reihe und ich hob die Hand und sagte "Hier".  Nachdem dann alle vorgelesen wurden und genau aufgeschrieben wurde wer nicht da war, erzählte die Lehrerin was alles nötig sein wird damit man am Unterricht teilnehmen konnte. Also was alles an Heften gebraucht wird, Stifte, Radiergummis und so weiter. Damals benutze man in den ersten Klassen (übrigens auch in den zweiten) noch Griffel und Schiefertafel. Damals wars also absolut üblich das man so manchen Schüler sah, bei dem links oder rechts am Schulranzen eine Schnur heraushing an der der Schwamm für die Tafel hing und lustig in der Gegend herumbaumelte. Interessant war auch, das fast alle Schwämme entweder orangefarbig oder grün waren. Meine Oma schrieb alles genau auf, weil ich konnte ja noch nicht so gut schreiben. Das heisst, ich konnte schon schreiben, nur es konnte niemand lesen was ich geschrieben habe :-)
Ich erinnere mich noch ganz genau das wir ausser den Infos was wir alles brauchen auch noch ein Gedicht von der Lehrerin vorgelesen bekamen, mit dem Hinweis, wir sollten versuchen uns bis zum nächsten Tag soviel wie möglich von diesem Gedicht zu merken. Es ging darin um ein Hendl das einen Gummibaum gefressen hat und einige Tage später dann statt einem Ei einen Gummiball gelegt hat. Der erste Schultag war relativ kurz, um 10.15 Uhr durften wir dann schon wieder heimgehen. Vor dem Schulgebäude wurden dann einige Fotos gemacht. Da gibts eins, auf dem bin ich zu sehen, zusammen mit meiner Schultüte und meinem Klassenkamerad Orfeo Pompili (das war übrigens der, wie sich dann herausstellte, der oben an der Josef-Beiser-Strasse direkt in dem alten Haus wohnte wo daneben die Schmidbauer-Kräne standen) und ein gewisser Robert ist auch noch mit drauf. Mit dem Orfeo hab ich bald drauf Freundschaft geschlossen und wir haben im Lauf der Zeit auch so einiges angestellt. Allerdings ging dann so im Alter von 13/14 Jahren alles wieder auseinander weil doch jeder andere Interessen entwickelte. Eigentlich schade, denn er war ein echt super Kumpel. Mit dem Robert eigentlich nicht, der hat mich allerdings einige Monate später einmal beim Lehrer verpetzt weil ich im Winter am Samstag die Schule geschwänzt hatte und er mich gesehen hat.
Ja, damals war auch am Samstag Schule. Zumindest an fast jedem Samstag. Und dann meistens nur bis 10.15 Uhr oder 11.25 Uhr. Ich habs nie verstanden wieso man wegen gut 2 bis 3 Stunden am Samstag extra die Wohnung verlassen muss um sich die Geschichten des Lehrkörpers anzuhören. Irgendwann wurde die Schule am Samstag dann ganz abgeschafft.

Auf dem Bild sieht man übrigens recht gut das dem Orfeo seine Schultüte größer war wie er selber. Wie dem auch sei, der erste Schultag wurde erfolgreich beendet, ich, meine Oma und meine Schultüte gingen heim. Der Orfeo und seine Mutter waren auch dabei und unterwegs haben wir gleich ausgemacht das ich ihn bald besuchen werde. Seine Mutter war übrigens auch eine sehr nette Frau. Nachdem die Schultüte daheim angekommen ist und ich mich dann auch gleich drüber hergemacht habe, hat meine Oma gesagt, das wir jetzt noch ins Schreibwarengeschäft gehen um die Schulsachen zu kaufen. Da ging ich natürlich mit, weil man weiss ja nie ob sonst vielleicht etwas vergessen wird. Wir gingen zur Ilse. Die war leider nicht da, nur deren Mutter, und die war rein gar nicht mein Fall. Aber egal. Meine Oma las vor was wir brauchen und der Stapel auf dem Tisch wurde immer höher und breiter.
Ich bekam unter anderem ein Federmapperl und einen blauen Pelikan-Füller. Einige Buntstifte und Filzstifte waren schon in dem Federmapperl drin. Keine Ahnung wieso ein Federmäppchen Federmäppchen heisst wo doch gar keine Federn drauf oder drin sind. Eine Schiefertafel hatte ich bereits, aber einige neue Griffel bekam ich. Und beinahe hätte ich auch noch eine auf selbige bekommen, weil ich ja immer noch etwas mehr wollte wie eigentlich auf dem Zettel stand. Also bekam ich zusätzlich zum kleinen, roten Radiergummi noch einen mit einem hellblauen Gehäuse. Da konnte man auf der einen Seite Bleiftift und auf der anderen Tinte radieren. Allerdings stellte ich bald fest das man mit der Seite mit der man Tinte radieren konnte, auch sehr leicht die Seite von seinem Heft durchlöchern konnte. Trotzdem war so ein Radierer in und viele hatten einen solchen.
Bei den Füllern gabs übrigens auch welche von GeHa. Die waren zwar auch nicht schlecht, aber der Pelikan gefiel mir schon vom Namen her besser. Irgendwie bilde ich mir ein das die sogar Pelikano geheissen haben. Im Lauf der ersten paar Schuljahre kamen dann immer neuere Füller auf den Markt. Mit anderen Patronen, Federn und Farben. So musste ich relativ bald zum blauen Pelikan-Füller noch einen roten Pelikan-Füller haben, weil man braucht ja einen für die blaue Tinte und einen für die rote Tinte, so hab ichs daheim erklärt. Und meine Tante, die damals einen Job als Sekretärin hatte, ich glaube sie hat damals beim Stahlgruber gearbeitet, hat bestätigt, das es nicht gut ist wenn man eine rote Patrone in einen Füller steckt der normalerweise mit einer blauen Patrone betrieben wird, weil die Farbe dann ziemlich greislig wird. Tante hin oder her, ich bekam den roten Füller jedenfalls. Später gabs dann auch noch Patronen in schwarz und in grün, also mussten wieder zwei Füller her. Bei grün war klar das nur ein GeHa in Frage kommt, die waren auch immer grün. Bei schwarz gabs Probleme, aber da kam dann der dritte Pelikan her und ich musste halt vor dem Schreiben dann immer kurz auf einem Blatt ausprobieren obs der blaue oder der schwarze war. Mit Füllern war ich bis zum Ende der 9.Klasse bestens ausgerüstet. Ja und massig Hefte wurden gebraucht. Bis dahin wusste ich gar nicht wieviele unterschiedliche Hefte es eigentlich gab. Linierte und karierte war klar, auch die ganz weissen mit einem Beiblatt, das auf der einen Seite Linien und auf der anderen Karos hatte war klar, aber da erfuhr ich dann das es auch Notenhefte gibt, die echt so gedruckt sind das man im Musikunterricht Noten hineinmalen konnte. Der Wahnsinn. Dann gabs noch welche wo die Linien weiter auseinander waren, welche mit kleinen und großen Karos, und und und. Und an dem Tag erfuhr ich auch was ein Oktavheft ist. Ein kleines Heft, wo der Lehrkörper dann später die Hausaufgaben eintragen liess die zu machen sind. Manchmal kam später auch eine Bemerkung des Lehrers hinein wenn ich unangenehm aufgefallen bin. Dazu aber später dann mehr.

Dann bekam ich noch ein schönes Holzlineal und viele bunte Einbände für die Hefte und eine Rolle Klarsichteinband für die Schulbücher die wir in Kürze bekommen würden.
Ach ja, einen Malkasten mit Extra-Deckweiss bekam ich auch noch, und einen Tonnenspitzer. Alles schöne Sachen, ich war eigentlich ganz begeistert, denn wie schon erwähnt ham der Karli und ich ja auch gern Post oder Büro gespielt. Doch diesmal wars ernst, diesmal wars für die Schule. Im Lauf des Nachmittags hab ich dann herumerzählt wie es Vormittags war, und dann bin ich hinauf zum Orfeo gegangen. Ich fand zwar die Haustüre, aber ich fand keinen Klingelknopf. Irgendwann sah ich dann an einem Fenster ein Gesicht das gleich wieder verschwand und an der Türe auftauchte, die gerade geöffnet wurde. Es war die Mama vom Orfeo und sie hat gesagt das ich einfach reinkommen könne wenn ich in der Nähe bin. So war das also, man konnte hier kommen und gehen wie man wollte. Auch nicht schlecht. Der Orfeo war auch grade dabei seine neuen Schulsachen zu inspizieren und zu testen.
Er hatte übrigens auch einen Pelikan-Füller und seine Mama kochte uns einen Kakao. So langsam wurde es dann dunkel draussen. Mein Vater hat immer gesagt, wenns anfängt dunkel zu werden hab ich daheim zu sein. Also marschierte ich los. Daheim wurde ich dann wieder mit guten Ratschlägen überschüttet wie wichtig doch die Schule sei und überhaupt muss ich was lernen damit später einmal was aus mir wird. Diesen Satz "damit einmal was aus dir wird" habe ich in den folgenden Jahren sehr oft gehört. Mancher Lehrer meinte nach einigen Jahren allerdings "aus dir wird nie was". Dazu dann aber auch später noch desöfteren ein paar Sätze. Tja, so wurde dann der Schulranzen gepackt und am nächsten Tag haute mich meine Oma wieder sehr früh aus den Federn mit ein paar freundlichen Worten "Aufschdeh! Sunst kimmst z'schbäht in d'Schui!"

Viele Jahre später erlebte ich dann ähnliches bei der Bundeswehr. Aber egal, aufgestanden, rein in die Klamotten, den Kakao gesüffelt, das Ränzelchen geschultert und ab in Richtung Schule. Heute waren nur noch bei einigen wenigen Kindern die Erziehungsberechtigten mit im Klassenzimmer. Allerdings wurde fast jeder der Schüler bis vor die Schule begleitet von seinen Eltern. Kurz nach 8 Uhr waren dann alle brav im Klassenzimmer versammelt und die Lehrerin, die Frau Eichberger, war auch schon da. Wieder las sie die Namen vor und wieder meldete sich jeder brav. Ausserdem sagte sie auch, das sie darum bittet ab morgen die Kinder alleine in der Klasse zu lassen damit sie nicht zu sehr abgelenkt werden durch die Anwesenheit der Eltern. Ich erinnere mich noch ganz genau daran das im Lauf der Stunde so gut wie alle Eltern dann seltsamerweise das Klassenzimmer verlassen haben. Und siehe da, mancher Schüler fing an zu weinen weil Mama oder Papa weggegangen sind. Naja, ich hatte schon Verständnis weil ich hab ja eine ähnliche Show im Kindergarten abgezogen. Jedenfalls hat sich die ganze Klasse dann doch irgendwann beruhigt und wir gingen durch verschiedene Räume um unsere Bücher in Empfang zu nehmen. Welche das genau waren weiss ich heute natürlich nicht mehr, aber es war ein Lesebuch dabei, ein Gesangbuch, ein Rechenbuch und ich glaube noch irgendeins wo Heimatkunde draufstand. Zurück in der Klasse wurde dann bei jedem der Name eingetragen und das Schuljahr. So gut wie keiner von uns konnte seinen Namen alleine schreiben. Dann durften wir noch ein bissl in den Büchern herumblättern und bald drauf war auch der zweite Schultag erfolgreich beendet. Was habe ich an diesem Tag gelernt? Genau, der Schulranzen wird immer schwerer je mehr Bücher man hineinpackt. Daheim hat meine Oma dann meine Schulbücher eingebunden damit sie nicht versaut werden. Bei der Gelegenheit hab ich dann auch in dem Gesangbuch herumgeblättert. Allein schon das Bild auf der Vorderseite reizte zu Lachkrämpfen. Da waren ein paar blond gelockte Deppen drauf, die irgendwelche Blätter in der Hand hielten und Grimassen zogen. Das sollten drei Sänger darstellen. Oben drüber stand "Wir kleinen Sänger". Der Hammer waren aber die Auswahl der Lieder in dem Buch. Mal abgesehen das ich so gut wie keins kannte, es waren teils schwachsinnigste Titel und Texte. Irgendwelche Kinderlieder aus der Zeit des frühen 19hundertnochwas, teils noch älter. Meine Oma kannte fast alle, aber die war ja zum einen schon viel älter wie ich und zum anderen waren viele dieser Lieder damals absolut "in" wie sie in die Schule ging. Ich hatte jedenfalls meine Probleme, denn ausser Songs wie "Hänsel und Gretel" oder "Wer hat die Kokosnuss geklaut" kannte ich so gut wie nix. Keine Lieder von Bill Haley, Little Richard, Fats Domino, Chuck Berry oder Jerry Lee Lewis. Nicht mal eins von Elvis, wo der doch auch anderes wie Rock'n'Roll geträllert hat.

So, zurück zu den Heften und Büchern. Mit viel Liebe hab ich dann das Federmapperl eingeräumt und mich gewundert was man mit so komischen dreieckigen und halbkreisförmigen Linealen wohl macht. Irgendwie sah das ganze Zeugs schon nach was aus, wenn man es so vor sich sah, mit den farbigen Einbänden. So kam dann Tag drei meines Schülerlebens und von Tag zu Tag wurde mehr von mir verlangt. Da gings ans Zeichnen. Zeichenblock hatten wir natürlich auch bekommen, einen kleinen und einen großen. Unterschiedliche DIN-Formate, aber ehrlich gesagt, bis auf DIN-A4 ist mir keins dieser Formate im Gedächtnis geblieben. Wir lernten also zeichnerisch die einzelnen Buchstaben des Alphabets.
Frau Eichberger fand für jeden Buchstaben ein Wort, das damit anfing. Das alles natürlich zurechtgeschustert für Kinder der ersten Klasse Volksschule. Es war also klar das bei dem Buchstaben F nicht so schwere Worte wie Fotomolekularduplikator verwendet wurden, sondern Fisch. Sie malte einen Buchstaben nach dem anderen an die Tafel. Jeweils in groß (A) und in klein (a). Zu jedem sagte sie ein bestimmtes Wort, meistens einen Tiernamen, und wir mussten dann auf einem Blatt des großen Zeichenblocks die Buchstaben abmalen.
Bis dahin hab ich mir eigentlich nie Gedanken darüber gemacht wie Buchstaben aufs Papier kommen wenn jemand einen Brief schreibt. Und bis dahin ist mir auch nie aufgefallen wie sauschwer es sein kann ein S oder ein H zu schreiben oder zu zeichnen. Da wurde Wert drauf gelegt das der Mittelstrich beim H auch genau in der Mitte ist und nicht zu weit oben oder unten oder gar schief. Auch das S musste gleichmässig geschwungen sein. Alles gar nicht so einfach wenn man es erst lernt. Nachdem dann alle Buchstaben durchgekaut waren, von A-Z, ging die Lehrerin durch die Klasse und schaute sich bei jedem Schüler an was er fabriziert hat. Bei manchen sagte sie lobenswerte Worte und bei anderen schlug sie innerlich die Hände überm Kopf zusammen, blieb äusserlich aber ruhig. Auch bei mir meinte sie das mein S irgendwie anders aussieht wie es aussehen sollte. Eigentlich hatte sie bei fast jedem meiner Buchstaben was zum Aussetzen. Naja, ich übte fleissig und schliesslich bekam ich alle Buchstaben auf die Reihe. Sowohl in Groß wie auch in Klein und ich freute mich und die Lehrerin freute sich ebenfalls.
Jetzt wars an der Reihe das Alphabeth auswendig zu lernen. Ich dachte mir damals, das schaff ich nie, das sind ja soviele Buchstaben, die auswendig lernen, und auch noch in der richtigen Reihenfolge. Wozu das gut sein sollte hab ich auch nicht verstanden, denn es gibt ja kein Wort wo alle Buchstaben nacheinander vorkommen. Der Lehrerin war das egal,
sie bestand darauf. Und so gings dann los, das jeder einen Buchstaben sagen musste, natürlich von Schüler zu Schüler alphabetisch in der richtige Reihenfolge. Schüler eins links vorne fing an mit dem A, der wo neben dem sass dann mit B und so weiter und so fort. Jeder musste auch noch ein Wort dazu sagen welches mit dem Buchstaben anfängt. Der Dritte Schüler hatte schon die erste Arschkarte gezogen, denn was weiss ein Erstklässler schon großartig von Worten die mit C anfangen? Ich hätte ja Chuck gesagt. Chuck Berry.
Aber wir durften ja nur deutsche Vornamen und Worte benutzen. Ich erinnere mich noch genau wie der Schüler unruhig und nervös wurde weil ihm nicht eingefallen ist. So ein Idiot! Er selber hat mit Vornamen Christian geheissen. Fängt mit einem C an. Darauf kam er nicht. Das heisst, er kam dann schon drauf wie die Lehrerin ihn fragte wie ihn seine Eltern rufen. Als er dann mit "Bubi" antwortete hat die ganze Klasse gelacht. Naja, so hat jeder von uns mindestens einmal sein ganz persönliches negative Erlebnis in der ersten Klasse gehabt. Ich hatte das Glück das ich bei der Abfragerei den Buchstaben R bekam. Mein erster Gedanke war natürlich Rock'n'Roll, aber das war ja nicht deutsch. Also sagte ich Rindviech. Alles lachte, die Lehrerin ebenfalls, aber trotzdem lies sie es nicht gelten weil es richtig Rind heissen würde. Da halfen alle Erklärungen nix, egal wie der Bauer die Tiere nennt, es ist ein Rind und kein Rindviech. Es war auch ein Schwein und keine Sau, und es war ein Hund und kein Wau-Wau, es war auch eine Katze und keine Mieze. Witzig fand ich, das in der Pause die wir dann immer von 10.15 Uhr bis 10.40 Uhr hatten, jeder damit beschäftigt war das ABC richtig aufzusagen. Und siehe da, bis etwa zur Mitte des ersten Schuljahres konnte es jeder von uns. Ich und der Orfeo haben privat dann auch das ABC geübt und der Karli und die Regina haben brav mitgemacht. Ich glaube, die beiden konnten es dann recht gut wie sie in die Schule kamen.

Mit den Hausaufgaben gings natürlich auch langsam aber sicher los. Konnte man früher auch nach oder vor dem Kindergarten mehr oder weniger tun was man wollte, so hies es jetzt nach der Schule Hausaufgaben machen. Die ersten paar waren ja recht einfach, meist mussten wir irgendwas im Lesebuch lesen oder etwas kurzes aus dem Buch abschreiben.
Ich frage mich, ob es jemals ein Lehrer überprüfen hätte können ob man irgendwas in dem Buch gelesen hat oder nicht. Ich meine, wie wollte er feststellen das man es nicht in der Schule gelesen hat oder an der Bushaltestelle sondern wirklich daheim im Zimmerchen? Das Lesebuch war eigentlich gar nicht mal so übel. Da standen ein paar witzige Geschichten drin. Ich erinnere mich noch genau an "Das Schnupfenmännchen" oder an "Das Thermometer". Ich glaube das jeder von uns, auch wenn er es nicht zugegeben hat, seine ganz persönlichen Lieblingsgeschichten in dem Buch hatte. Lesen konnte ich damals schon recht gut, nur mit wenigen Worten, die ich nicht so oft gebrauchte, hatte ich leichte Probleme. Interessant fand ich auch die Zusammensetzung der einzelnen Worte. Ich hatte ja schon als noch kleinerer Knabe immer die Plattenhüllen von meinem Vater gelesen. Da stand zwar meistens alles auf englisch drauf, aber die Buchstaben waren die selben wie in Deutschland. Nur die Zusammestellung war anders. Die Lehrerin erklärte, das es einzelne Worte gibt und das es zusammengesetzte Worte gibt, die eigentlich aus zwei Worten bestehen. Bei der Gelegenheit fällt mir ein, das wir da auch schon einen Stundenplan hatten. Montag bis Freitag, jede Woche, jeden Tag, jede Stunde immer das selbe "Fach", wie es so schön geheissen hat. Viel wars damals noch nicht. Deutsch, Lesen, Rechnen, Zeichnen, Sport.
Sport hat damals übrigens Turnen geheissen. Wir hatten also Turnhosen an und keine Sporthosen und wir gingen in die Turnhalle und nicht in die Sporthalle und wir turnten und wir sportelten nicht.
Turnhalle gabs in der Schule am Pfanzeltplatz keine, die Turnhalle war in der Putzbrunner Strasse bei der Schulwiese. Genauer gesagt direkt im Anschluß an das ausgelagerte Klassenzimmer von dem ich vorher schon mal erzählt habe. Von der Pfanzeltplatzschule bis zur Turnhalle gingen wir immer hinten rum an der Mädchenschule vorbei. Da wo auch der Klosterschwesternkindergarten war. Jeder hatte ein sogenanntes Turnsackerl dabei. Die Turnhalle selber war gar nicht so schlecht. Da gabs Seile zum raufklettern bis an die Decke der Halle, Ringe die an Seilen von der Decke hingen, Klettergerüste an den Wänden. Und noch einen Geräteraum wo massig Bälle drinlagen und auch ein paar so Aufbauten die man zum Bockspringen benötigte und sonstiges Zeugs was für den Turnunterricht benötigt wurde. Um es gleich zu sagen, es gab bei den Turnstunden nur drei Sachen die mich interessiert haben. Das eine war Seilklettern, das zweite Glimmzüge machen und das dritte war Laufen. Im Klettern war ich absolut gut und im Laufen sowieso. Da merkte ich das es sich doch gelohnt hat auf Bäume und Hausdächer zu klettern und die Leute zu ärgern so das man flüchten musste. Wie oft hab ich mich an Dachrinnen hochgezogen oder an Ästen und Zäunen und Mauern. Das zahlte sich jetzt aus. Und ich hörs noch heute in den Ohren wenn ich an der Reihe war das Seil raufzuklettern, mit der Hand an die Decke zu schlagen und wieder runterklettern und hinter mir hat die ganze Klasse gebrüllt und mich angefeuert. Ja es war schon ein gutes Gefühl. Auch beim Laufen gabs ordentlich Gebrüll. Ich kann mit stolz sagen das es bis zur 7.Klasse niemand gegeben hat der mich beim 50/100/200 Meter überholt hat. Ich durfte damals sogar bei den Bundesjugendspielen mitflitzen im Dantestadion. Die Lehrer waren sich eigentlich alle einig das ich einmal ein guter Sportler (bzw Turner) werden würde, der mit Laufen einige Goldmedallien bekommen täte.
Tja, vielleicht wärs wirklich so gekommen, Spaß hats mir gemacht, schön wars auch, aber es gab dann doch immer wieder was das mir viel mehr bedeutet hatte, das war die Musik. Dazu dann aber auch später noch genaueres. Langweilig wars für mich dann beim Sport wenn entweder Handball oder Fussball gespielt wurde. So Sachen wie Weitsprung waren auch nicht schlecht. Rein in die Sandkiste das es staubt. Oder Gymnastik in verschiedenen Versionen. Oh Gott kam ich mir oft blöd vor wenn ich irgendwelchen affigen Bewegungen machen musste und jeder hat mich angegafft. Klar, die andern waren auch nicht besser dran und sehr oft haben wir laut und viel gelacht und so mancher hat sich oft und viel geärgert. Interessant war auch, das von den Knaben jast jeder entweder eine blaue oder eine rote Turnhose hatte. Nur ganz selten sah man einen mit einer roten.
Der Turnunterricht war damals übrigens noch getrennt nach Jungen und Mädchen. Nur selten hatten wir zusammen Turnen. Keine Ahnung wieso das so war.
Auch 1967 gabs schon Herbstferien. Kurz vor diesen Ferien erschien plötzlich eine zweite Lehrerin in unserm Klassenzimmer. Eine gewisse Frau Schmid, die ich von Anfang an nicht ausstehen konnte und sie mich auch nicht. Frau Schmid suchte sich einige der Schüler aus, die sie, wie sie sagte, mitnehmen würde in eine neue Klasse aus Erstklässlern. Ich schätze, das sie sich die ausgesucht hat die schon etwas mehr Hirn hatten für die erste Klasse wie so manch andere Kinder. Diese Frau Schmid war in meinen Augen nix anderes als wie eine bläde Henna :-) Nach den Herbstferien war die Klasse dann etwas kleiner, aber so nach und nach kam dann manch neuer Schüler hinzu oder einer von den mitgenommenen wieder zurück. Der Ausländeranteil damals in der ersten Klasse war relativ gering. Die meisten kamen aus Jugoslawien, Italien, Türkei oder aus Preußen.
Und schon damals war es so, das sowohl die Jugos, wie auch die Italiener und die Türken keine Probleme mit der bayrischen Weltsprache hatten, dafür aber die Preußen umso mehr.

So, jetzt lassen wir die Schule Schule sein und beschäftigen uns mit den Herbstferien. Oh wie hab ich mich gefreut eine gute Woche nicht in die Schule zu müssen und daheimbleiben zu können und die Platten von meinem Vater auf dem tragbaren roten Telefunkenplattenspieler mit eingebauten Lautsprecher in der Abdeckhaube zu geniessen. Doch dem war nicht so. Gleich am ersten Ferientag klingelte das Telefon. Meine Tante ging ran und redete. So nach und nach bekam ich mit das es mein Onkel bzw meine Tante war der da angerufen hat. Ich ahnte schrechliches und es stellte sich heraus das es wahr werden würde. Starnberger See. Oh nein! Somit war der erste Ferientag mit dem Wissen versaut das ich am nächsten Tag wieder an dieser blöden See mitfahren musste. Aber es gab einen Lichtblick. Diesmal kam auch mein anderer Onkel mit. Onkel Hubert. Der Bruder meines Vaters.
Da sah die Sache dann schon anders aus. Trotzdem hoffte ich das es regnen möge und greislig sein möge. Pech gehabt. Strahlender Sonnenschein am zweiten Ferientag und es war noch vor 8 Uhr als es bimmelte und Onkel Hubert inkl. Frau hereinmarschierte. Er begrüßte mich gleich mit ein paar saftigen Watschn links und rechts. Nein Schmarrn, mit ein paar saftigen Schulterklopfern und er freute sich sichtlich mich zu sehen. Seine Frau, also meine andere Tante, eine von der Sorte "Dauergrantig" freute sich weniger, begrüßte mich aber auch mit einem leichten Streicheln über den Kopf. Meine Oma hatte alles schon hergerichtet. Onkel Hubert trank noch einen Kaffee und rauchte bestimmt drei Zigaretten in einer halben Stunde während er von seiner Frau ständig kritisiert wurde. Ich frage mich, wie es dieser nette Mann mit so einer Schreckschraube ausgehalten hat. Mein Vater hat mir öfter gesagt, das der Hubert was besseres verdient hat, aber irgendwas wird sie schon an sich haben das er sie mag. Naja, jedem das seine, aber ich hab dann wieder an den Spruch meines Vaters denken müssen "Dua ja ned heiran Bua". Dann kam mein anderer Onkel, auch inkl Frau. Der wollte eigentlich auch noch einen Kaffee trinken, wurde aber von den beiden Tanten mehr oder weniger gehetzt das wir endlich losfahren.
Tja, so gings dann ab. Mein Vater und meine Tante wo bei uns wohnt, gingen in die Arbeit, meine Oma ging zum Einkaufen und ich ging mit den Onkels zum Auto. Ja mit wem wollte ich mitfahren? Ich musste ja vorne sitzen weils mir hinten schlecht wird. Blöd war nur, das es Onkel Hubert ähnlich ging, ausserdem hatte er eh keinen Führerschein. Nein, da fuhr ich mit dem andern Onkel mit und konnte vorne sitzen. Natürlich bekam ich wieder Belehrungen meiner Tante zu hören, das ich ja in der Schule auch Schwimmunterricht hätte und da würde ich dann vor den anderen blamiert sein wenn ich es nicht könnte und so weiter und so fort. Allerdings hatte sie in einem recht. Was würde ich machen wenns in der Schule Schwimmunterricht geben täte? In unserer Turnhalle war jedenfalls kein Schwimmbad. Direkt in der Nähe war auch keins. Blieb nur das Michaelibad, aber das war von der Schule schon ein Stück weg. Also erst einmal abwarten. Der Rest war dann wieder wie vor der Schule schon gehabt. Wir kamen am See an, ein paar Narrische rannten schon rum und hauten im Wasser herum und wir suchten uns einen schönen Platz und stellten die Liegen und die Schirme auf. Lange hats nicht gedauert bis es wieder damit anfing das ich doch mitgehen sollte in den See. Ich wollte nicht. Meine Tanten waren der Meinung ich muss aber. Und so schnappte mich Onkel Hubert, klemmte mich unter den Arm und marschierte mit mir zum See hinunter. Unterwegs sagte er irgendwas von einfach reinschmeissen dann lern ichs schon. Ich fühlte die Panik in mir hochsteigen. Aber dann lachte er und meinte das er sowas nie tun würde. Onkel Hubert war die Ruhe und die Geduld in Person. Kein Wunder, er mochte ja auch gerne Rockmusik. Er stellte mich am Seeufer ab und zog mir die Schwimmflügel drüber. Er hat es wirklich lange versucht, aber irgendwann hat er dann auch aufgegeben. Er hat mich dann gefragt wieso ich eigentlich mitfahre wenn es mir hier nicht gefällt. Ich hab ihm dann gesagt das ich eigentlich gar nicht gefragt wurde sondern einfach mitfahren musste. Mit ihm konnte ich schon als Bub offen und ehrlich reden. Und das hat sich in den nächsten knapp 20 Jahren auch nicht geändert. Nicht umsonst war er mein absoluter Lieblingsonkel.
Dann hat er mir ein Eis gekauft. Genauer gesagt, zwei. Eins für mich und eins für ihn. Er hat dann an dem Kiosk noch was getrunken und geraucht und ich bekam noch ein Eis.
Und wie wir dann an den Platz zurückgingen hat er mir noch eins für unterwegs gekauft. Drei Eis! Wäre beim anderen Onkel oder bei den Tanten undenkbar gewesen. Eine der Tanten hat dann auch sofort gemeckert weil er hätte mir lieber Schwimmen lernen sollen anstatt Eisessen. Da kam sie bei ihm aber genau an die richtige Adresse. Er war voll und ganz auf meiner Seite und wie wir dann heimgefahren sind ist er noch mit zu uns raufgegangen und hat klargemacht das ich nicht mehr mitfahren brauche weil ich sowieso nie wollte.
Die restlichen Herbstferientage waren wunderschön. Etwas länger im Bett bleiben, Musik hören, Donald Duck lesen, mit dem Karli und der Regina Blödsinn machen, so sollte es sein. Apropo Donald Duck, ich glaube ich habe das Buch "Der Kolumbusfalter" doch erst in den Herbstferien am See bekommen. Irgendwie glaube ich mich zu erinnern das mir mein Onkel Hubert das Buch gekauft hat. Ist aber eigentlich egal, wichtig ist ja nur das ich es bekommen habe.

So ging nicht nur der Sommer sondern auch der Herbst langsam aber sicher zu Ende und 1967 ging auch so langsam zu Ende. Die Schule machte auch irgendwie nicht den Spaß den ich mir vorgestellt hatte, aber trotzdem ging ich brav jeden Tag wieder hin. Irgendwann lernte ich dann in der Pause auf dem Schulhof einen gewissen Cäsar kennen. Der ging in die 9.Klasse und hatte lange Haare. Damals waren in dem Schulgebäude die Schüler von der ersten bis zur neunten Klasse untergebracht. Das änderte sich aber in den kommenden Jahren. Dieser Cäsar stand oft mit Gleichaltrigen irgendwo in einer Ecke zusammen und sie unterhielten sich über Musik. Ich glaube das sie manchmal auch heimlich geraucht haben. Ich war eher zufällig ganz in der Nähe und hörte wie sich sich über Jimi Hendrix unterhielten der im Sommer 1967 beim Montery Pop Festival mitgespielt hat. Und über die Rolling Stones, von denen ich immerhin "Satisfaction" kannte. Wie ich da so rumstand sah mich auch Cäsar und fragte mich, ob ich den ganzen Tag so blöd in der Gegend rumstehe. Ich sagte dann, das es mich halt interessiert wenn sie sich über Musik unterhalten. Sie lachten und Cäsar meinte, das ich mich sicher nur bei Kinderliedern auskenne und ich doch lieber zu den andern Kindern gehen sollte. Das war die Schangs. Ich drängelte mich zwischen die Neuntklässler und liess meine Weisheiten ab. Das Jimi Hendrix mit der Zunge Gitarre spielt, wie die Mitglieder der Rolling Stones heissen und von den ganzen Rock'n'Roll Musikern die ich so kannte. Den älteren Knaben blieb im wahrsten Sinne des Wortes die Spucke weg. Cäsar war sichtlich angetan von mir und er meinte, das er es echt gut findet das ich gscheite Musik höre und keinen so Schmarrn wie sich andere in meinem Alter anhören. Es dauerte nicht lange, da stand ich auch oft in den Pausen mit denen zusammen und hörte interessiert zu. Cäsar wohnte irgendwo in der Weddigenstrasse. Das war noch ein Stück weiter als wie da wo die Unterhachinger Strasse die Ottobrunner Strasse trifft. Die andern Kinder schauten etwas neidisch zu mir her weil ich bei denen stehen konnte ohne verscheucht zu werden. Und witzigerweise hat sich deswegen auch selten einer getraut mich blöd anzumachen weil er Angst hatte, das die Neuntklässler mir dann helfen. Das hatte schon seine Vorteile. Und ich hatte den weiteren Vorteil das sich mein Vater auch öfters neue Platten und Musikkassetten kaufte. Da konnte ich natürlich manchmal eine gute Kassette mit in die Schule nehmen und einer der Neuntklässler überspielte sie und bracht sie am nächsten Tag wieder mit. So kams dann, dann ich grundsätzlich immer gefragt wurde ob ich die neue Kassette von diesem oder jenem Musiker oder Band besorgen könnte.
Allerdings hatte meine Musikwelt einen ziemlich großen Haken. Meine Tante, die, die bei uns wohnte. Die stand nämlich ganz und gar nicht auf Rock'n'Roll oder E-Gitarren Musik, für die war das alles Krach, Musik für Kranke und Blöde und überhaupt taugen die ganzen Langhaarigen sowieso nix. Ihr war mehr der Sinn nach Opern und nach Heintje. Heintje. Der Schrecken jedes guten Musikliebhabers. Jedes Jahr bekam ich zum Geburtstag und zu Weihnachten eine Heintje-Platte von ihr geschenkt. So nach und nach hatte ich fünf oder sechs LPs von dem kleinen Schreihals und ein paar Singles. Mein Vater konnte ihn auch nicht ausstehen. Allerdings hatte meine Tante einen wesentlich besseren Plattenspieler wie mein Vater. Auf den war ich schon lange scharf, aber sie sagte, darauf wird keine Negermusik abgespielt. Als Negermusik bezeichnete sie Sachen wie Rock'n'Roll und dergleichen.
Egal ob das jetzt ein Schwarzer singt oder spielt oder ein Weisser. Ein weiterer Beweis das meine Tante von guter Musik keine Ahnung hatte. Jedenfalls ham die Heintje-Platten schon sehr gestört und wenn der kleine Schreihals dann in den höchsten Tönen "Maaaaaaaaamaaaaaaaaaaa" getrillert hat, dann musste man Angst haben das es einem die Fensterscheiben aus dem Rahmen haut. Die Platten von ihm waren immer ganz hinten hinter den guten Platten versteckt, aber doch immer in Griffnähe falls meine Tante aus irgendeinem Grund ins Zimmer kam.

Ja und dann kam der Winter so richtig. Es wurde saukalt und mein Vater trank öfters mal einen Glühwein wenn er durchgefroren von der Arbeit heimkam. Und langsam näherte sich dann auch Weihnachten. Weihnachten war damals etwas ganz besonderes für mich, sobald die ersten Weihnachtsdekos irgendwo aufgestellt wurden und die ersten Lichter brannten, da freute ich mich so richtig. Damals wars noch nicht so das man tausend Sachen brauchte, die man dann eh wieder wegschmeisst weil man dann merkt das man sie doch nicht braucht, es war einfach ein schönes Fest wo fast die ganze Familie zusammenkam und versuchte nicht zu granteln und nicht zu streiten. Der Karli und ich versuchten schon immer vorher rauszukriegen was wir zu Weihnachten bekommen. Am heiligen Abend dann, welcher übrigens lustigerweise den ganzen Tag dauerte, da wars dann so richtig feierlich in der ganzen Wohung. Sogar auf dem Klo hatte man den Eindruck das überall Weihnachten ist. Komisch, ja, aber es war für mich halt so. Wenn der heilige Abend nicht auf einen Sonntag gefallen ist, dann hab ich mich meist Vormittags mit dem Karli und der Regina getroffen und meistens haben wir dann wieder Schneebälle auf Klingelknöpfe und Passanten geworfen, aber ab dem frühen Nachmittag waren wir dann alle daheim. Im Lauf des Nachmittags kamen dann Onkeln und Tanten, im Briefkasten waren viele Weihnachtskarten und das Telefon läutete auch öfters, denn wir hatten auch Verwandtschaft die weiter weg gewohnt hat. z.B. eine Tante die in Dorfen wohnte, zu der meine Oma und ich manchmal mit dem Zug hingefahren sind. Oder meine andere Tante, die wohnte sogar in der Nähe von Holland. Das war wesentlich weiter weg wie nach Dorfen :-) Da war klar das sich die telefonisch und mit einer Karte melden. Nachmittags durfte ich übrigens dann nie ins Zimmer rüber gehen. Da war mein Vater beschäftigt den Christbaum zu schmücken um mir dann zu erklären das ihn das Christkind gebracht hat. Geglaubt hat er das wahrscheinlich selber nicht und ich auch nicht, weil ich ihn ja oft gesehen habe wie er drüben auf der Anlage einen Christbaum gekauft hat. Aber egal, meistens wurde dann gegessen und dann gings rüber ins Zimmer wo auch 1967 das Christkind ganze Arbeit geleistet hatte. Was genau ich bekommen habe weiss ich natürlich nicht mehr, aber mein Vater hat mir jedes Jahr zu Weihnachten und zum Geburtstag zusätzlich immer noch einen Briefumschlag mit einem 5-Mark-Schein gegeben damit ich mir beim Nordmende eine Single nach meiner Wahl kaufen konnte. Von meiner Tante bekam ich immer sehr brauchbare Sachen wie Socken, Unterhosen oder Heintje-Platten.
Interessant war auch, das damals in den 60gern am Weihnachtsabend die Strassen immer so gut wie leer waren. Nur den 95ger Bus hörte man vorbeifahren.
Die Zeit zwischen Weihnachten und Sylvester war auch irgendwie immer so komisch. Als kleiner Bub tat mir immer das alte Jahr so leid wenn es zu Ende ging. Meist haben der Karli, die Regina und ich, und dann in den letzten Tagen des Jahres getroffen und haben uns gegenseitig erzählt was wir alles bekommen haben und was wir uns gewünscht haben und nicht bekommen haben. So allgemein gesehen waren wir aber immer sehr zufrieden. Und dann kam Sylvester. Schon tagsüber ballerten einige auf der Strasse drauf los weil sie es nicht erwarten konnten bis es Nacht wurde. Nachts gings dann meist gut zur Sache mit Raketen und Knallfröschen und was es halt damals alles gegeben hat. An Sylvester durfte ich auch länger aufbleiben und wenns dann gegen Mitternacht so richtig losging, dann standen wir oft am Fenster und haben zugeschaut. Ich bekam da immer ein paar bunte Knallerbsen.
Obs Erbsen waren weis ich nicht, es waren so Papierkügelchen, unterschiedliche Farben, die man auf den Boden werfen konnte und dann knallte es. Meistens hab ich die auch schon unter Tags aus dem Fenster geworfen und mich dann gefreut wenn jemand erschrocken ist.

Und so kam dann das Jahr 1968. Der 1. Januar war irgendwie immer ein langweiliger Tag. Im Fernsehen kam nichts besonderes und meine Spezln waren meist auch nicht da weil die nicht rausdurften weil sie ja auf die Idee kommen könnten nach nicht explodierten Knallern zu suchen und die dann anzuzünden. Als wie wenn einer von uns auf so eine Idee gekommen wäre. 1967 noch nicht, aber Sylvester 1968 dann schon. Witzigerweise haben uns die Erwachsenen auf die Idee gebracht. Ich kann jetzt natürlich nicht mehr genau erzählen wie ich welches Jahr verbracht habe, wen ich alles wann und wo kennengelernt habe und was ich alles so bekommen habe. Deswegen werde ich jetzt so zusammenfassend einiges erzählen bis ich mit der vierten Klasse dann fertig war. Bis zur vierten Klasse deswegen weil ich danach die Schule gewechselt habe bzw wechseln musste. Also bis zum Sommer 1972. Ganz wichtig ist allerdings auf jeden Fall, das im August 1969 das berühmte Woodstock-Festival war. Da wäre ich zwar auch gerne dabei gewesen, durfte aber nicht hin weil ich noch zu klein war. Von all meinen Bekannten aus der Schule war übrigens nicht einer auf diesem Festival.
Und jetzt weiter in der Erzählung :-)

Beginnen wir mit der ersten weiten Reise die ich zusammen mit meinem Vater machen durfte. In den Schulferien ist er mit mir für einige Tage zu meiner Tante/Onkel gefahren die
Nahe an der Grenze zu den Niederlanden, in Ochtrup wohnten. Mit dem Zug. Es war eine sehr weite Reise und ich erinnere mich noch ganz genau wie ich in der Nacht einmal aufgewacht bin und der Zug grade in einem Bahnhof stand und es stark geregnet hat. Vom Fenster aus sah ich ein großes weisses Schild auf dem stand in schwarzer Schrift "Wuppertal". Mein Vater war wach und schaute aus dem Fenster. Gleich drauf bin ich wieder eingeschlafen. Das ist auch das einzige woran ich mich erinnere was die Zugfahrt betrifft. Komisch das mir ausgerechnet das im Gedächtnis geblieben ist. Irgendwann kamen wir dann irgendwo an einem Bahnhof an wo wir ausgestiegen sind. Die Leute sahen irgendwie ganz anders aus als wie in Bayern und sie redeten auch so komisch das man sie so gut wie gar nicht verstanden hat. Hier sah ich auch die erste und bisher einzige Windmühle in meinem ganzen Leben.
Ich weiss nicht mehr wer uns vom Bahnhof abgeholt hat, jedenfalls sind wir dann mit dem Auto direkt zu Onkel und Tante gefahren, die einen großen Garten hatten und in einem rötlichen Ziegelhaus wohnten. Einen Hund hatten die auch, einen Dackel, und ich hatte massive Sprachprobleme, denn nur meine Tante, die eigentlich auch aus Bayern kam, konnte ich verstehen und sie hat immer alles was ich oder mein Vater gesagt hat und das was der Onkel und ihre Kinder gesagt haben übersetzt. Soviel zur Deutsch-Deutschen Sprache, noch lange vor dem Ende der DDR. Nach einiger Zeit hab ich dann schon kapiert das ich mit dem Onkel, der übrigens mit Vornamen Jupp geheissen hat, preussisch bzw Schrifthochdeutsch sprechen muss, damit er versteht was ich sage. Trotzdem hatten Onkel Jupp und ich viel Spaß zusammen in der einen Woche wo ich dort war. Er hatte ein Luftgewehr und direkt an das Grundstück grenzte ein Feld und ein Wald an. Irgendwo da drin stand ein altes Auto, das sicher schon bessere Zeiten gesehen hat. Onkel Jupp erklärte mir, das diese Karre schon sehr lange hier steht man man prima mit dem Luftgewehr drauf schiessen kann. Gleich drauf hat er das Gewehr geladen und aufs Auto geballert.
Dann durfte ich auch einmal schiessen. Ich hab voll die Scheibe getroffen und die stürzte in sich zusammen. Onkel Jupp lachte und meinte, das wir jetzt ganz schnell abhaun müssen bevor uns jemand erwischt. Onkel Jupp dürfte an die zwei Meter hoch gewesen sein und war immer zu irgendwelchen Scherzen aufgelegt. Einmal hat er mich gefragt ob ich die Frauenkirche in München sehen möchte. Ich war ziemlich überrascht und fragte ihn ob er sie mir gleich zeigt. Er sagte ja, wenn ich sie sehen will dann schon. Ich sagte ja. Und da legte er seine Hände links und rechts an meinen Kopf und hob mich am Kopf hoch und fragte, ob ich sie sehe. Da hab ich dann schon kapiert das er mich verarscht hat.
Geraucht hat er auch ziemlich viel, meist wenn er im Stuhl gesessen at und Zeitung gelesen hat. Er hielt die Zigarette immer wie eine Kerze nach oben damit die Asche nicht so leicht runterfällt wenn er vergisst zu ziehen oder zum abklopfen weil der Artikel den er liest grade so interessant ist.

Ich erinnere mich auch noch ganz genau das mein Vater mit einigen anderen Leuten ins einem Alter mitgefahren ist in irgendeinen Beat-Club in der Gegend. Ich wollte unbedingt mitfahren, aber man erklärte mir das ich noch zu klein bin und ins Bett müsse. Naja, wenigstens war der Dackel mit im Zimmer wie ich ins Bett musste. In der Nacht gabs ein brutales Gewitter. Ich wachte auf und fühlte mich gar nicht so gut in der ungewohnten Umgebung. Ich war heilfroh wie mein Vater dann gekommen ist und sich ins Bett daneben gelegt hat.
Da war dann klar das mir nix passieren kann.
Ein anderes, gar nicht schönes Erlebnis war, das die Tante zwei oder drei Mädchen hatte, die sich eine Spaß draus machten mich bei jeder Gelegenheit zu waschen und zu kämmen. Eine hat Christa geheissen und eine Ingrid (schon wieder eine Ingrid). Wie die dritte geheissen hat weiss ich nicht mehr. Einmal lag ich sogar schon im Bett und war fast eingeschlafen, als eine von denen reinkam, mir ein Gute Nacht Bussi mitten auf die Goschn verabreichte und mich fragte, ob ich mich auch sauber gewaschen habe bevor ich ins Bett ging. Ich verneinte und schon war ich raus aus dem Bett und im Bad. Ich hätte diese Weiber erwürgen können. An unserm letzten Abend wo wir dort waren ging mein Vater mit den anderen noch zum Essen und ich sass im Bett und las in irgendeinem Heftchen, der Dackel war auch im Zimmer. Eine der Mädchen blieb auch daheim weil sie, wie sie in der Gegend sagten, verkühlt war. Auf bayrisch: Verkältet, oiso an Katarrh hods ghabt :)
Welche es war weiss ich nicht mehr, aber ich erinnere mich genau daran das sie einen hellblauen Bademantel anhatte, der sich gut verschoben hatte nachdem sie sich auf den Rand von meinem Bett gesetzt hatte. Man sah ihre durchaus schönen Schenkelchen, denn wie ich schon erwähnte hatte ich schon damals einen Blick für schöne Beine und schöne Schuhe. Sie hatte natürlich keine Ahnung wie sehr mich der Anblick faszinierte und ich musste mich anstrengen das ich nicht dauernd auf ihr Bein gaffte. Glücklicherweise verzog sie sich dann wieder nachdem sie mir einen Gute Nacht Kuss gegeben hatte. Und ich Kindskopf musste dann die ganze Zeit daran denken was es doch für ein schöner Anblick war. Irgendwann schlief ich dann ein und am nächsten Tag weckte mich mein Vater recht früh auf. Irgendwie hatte ich den Eindruck das er mindestens ein Glas zuviel getrunken hatte. Wir frühstückten noch alle zusammen und dann hiess es Abschied nehmen. Eigentlich freute ich mich sehr drauf wieder heim zu kommen.
An die Rückfahrt erinnere ich mich nicht mehr so genau, nur noch daran, das ich irgendwann anfing meinen Vater dauernd zu nerven wie weit es noch bis München ist.
Die Fahrt dauerte ja viele Stunden damals. Endlich am Münchner HBF angekommen hüpften wir ins Taxi und fuhren nach Perlach. Unterwegs hab ich dem Taxifahrer dann in allen Einzelheiten erzählt was die Töchter in Ochtrup mit mir gemacht haben. Mein Vater ist nie so gern Bus oder Tram gefahren wie ich, er fuhr lieber mit dem Taxi.
Wieder daheim geschah dann etwas seltsames mit mir. Ich fing an zu fremdeln. Meine Oma und meine Tante waren mir irgendwie so fremd geworden und ich hing dauernd an meinem Vater dran. Erst nach zwei bis drei Tagen hat sich das dann wieder gelegt und ich wurde wieder normal. Dem Karli hab ich dann gleich erzählt von der einen Tochter mit den schönen Beinen. Irgendwann hab ich das alles dann vergessen.

Ungefähr ein Jahr später kam dann eine der Töchter der Ochtruper Tante zu uns nach München. Sie besuchte irgendeine Freundin und nutzte die Gelegenheit, auch uns einen Besuch abzustatten. Es war allerdings nicht die mit den schönen Beinen. Ich hatte zu der Zeit auch Ferien und somit durfte ich mit meiner Tante (also die wo bei uns wohnte) und der Besucherin in den botanischen Garten an der Amalienburgstrasse mitfahren. Damals gab es an einigen Standln an Getränken auch Kakao in Dosen zu kaufen. Meine Tante kaufte zwei dieser Dosen und gab eine der Besucherin und eine mir. Sie selber hat glaube ich ein Wasser getrunken. Ich habe damals übrigens nie verstanden wieso man sich für teures Geld ein Wasser aus der Dose oder aus der Flasche kauft, wenn man es am Wasserhahn umsonst haben kann. Jedenfalls erinnere ich mich noch genau daran wie wir zu dritt auf einer Bank unter einem riesigen Baum sassen, der riesige Äste hatten dessen Laub bis fast zum Boden reichte. Neben der Bank stand ein runder Gitterabfallkübel in den die leeren Dosen dann reingeflogen sind. Abends glaube ich ist die Besucherin dann noch mit zu uns gefahren und hat sogar bei uns übernachtet. Wie ich am nächsten Tag aufgestanden bin war sie jedenfalls schon weg.
Bleiben wir gleich noch etwas bei der Ochtruper Verwandtschaft von damals. Auch irgendwann in dem Zeitraum 1968 bis 1972 kamen die dann auch mal zu uns auf Besuch.
Allerdings nur Onkel und Tante. Hier wars dann so, das Onkel Jupp enorme Sprachprobleme hatte und so gut wie niemand verstanden hat, ausser den Nachrichtensprecher vom ARD. Beim ORF-Kaschperl hatte er dann gar keine Schangs mehr auch nur ein Wort zu verstehen. Er war fasziniert von der Plattensammlung von mir und meinem Vater, gab aber zu, das er doch lieber Schlager hört als wie Rock'n'Roll oder Beat-Musik. Wieder fiel mir auf das er seine Zigarette immer noch wie eine Kerze mit der Asche nach oben hält.
Und die Münchner Zeitung, die tz, schien ihm auch gut zu gefallen.
Ich erzählte ihm von den beiden Schreibwarenläden und von der Fischerin und von der Ilse, und er war neugierig darauf die beiden Damen zu sehen. So kams, das Onkel Jupp mit
mir zuerst zur Ilse ging, die glücklicherweise auch im Laden war, und sich dort eine Schachtel Zigaretten kaufte. Ilse hatte wieder diese traumhaften Holz-Plateau-Sandalen an und einen weinroten Cord-Faltenrock. Sie sah aus wie eine Göttin. Wie wir dann aus dem Laden rausgingen sagte Onkel Jupp zu mir, das er den Eindruck hat, mir gefällt diese Frau.
Und er sagte mir, das die viel zu alt für mich ist. Dann sind wir über die Strasse zur Fischerin gegangen. Die sass wie so oft im Minirock auf einem Barhocker und hat irgendwelche Romane gelesen. Als sie mich sah hat sie gegrinst und mich begrüßt. Ich hab ihr dann meinen Onkel vorgestellt und ich weiss noch genau wie sie dann gesagt hat, das sie noch nie
so einen großen Onkel gesehen hat. Onkel Jupp hat nochmal eine Schachtel Zigaretten gekauft und und mir ein Eis und dann sind wir wieder gegangen. Draussen meinte er dann,
das er die Fischerin schöner findet wie die Ilse und ich daheim ja nichts sagen soll weil er sonst Ärger mit seiner Frau bekommt.
Ich war mir nicht sicher welche mir besser gefällt. Beide hatten schöne Beine, beide hatten öfters mal schöne Schuhe an. Von den Haaren her war Ilse in Führung. Die längeren Beine hatte die Fischerin. So einigte ich mich mit mir selber darauf das mal die eine und mal die andere die Schönere ist. Oft hab ich mir dann vorgestellt das sie beide meine Freundinnen sind und wir zu dritt in einer Wonung wohnen und so manch schöne Sachen zusammen machen. Es dürfte klar sein das es bei der Träumerei geblieben ist. Leider.
Bei der Gelegenheit sei noch zu erwähnen, das ich mich mit Onkel Jupp bestens verstanden habe, mit seiner Frau, also meiner Tante, allerdings so gut wie gar nicht.
Irgendwie könnte man fast den Eindruck erwecken das ich mich mit den ganzen Tanten grundsätzlich nicht so besonders verstanden habe.

Bleiben wir gleich bei den Reisen. Wesentlich kürzer waren die Reisen die ich gelegentlich mit meiner Oma unternommen habe. Hier gings dann fast immer zu meiner Tante Leni bzw zu den Tanten nach Dorfen. Mit Tante Leni habe ich mich ausnahmsweise ganz gut vertragen. Sie hat grundsätzlich immer Hendl gebraten und mir einen großen Schokoladenpudding gekocht wenn sie gewusst hat das wir kommen. Sie hat eigentlich auch nie mit mir gschimpft, aber sie erwartete von mir immer das ich über den Zeitraum des Besuchs öfters mal Bussi-Bussi gebe. Und ich durfte keine Worte wie "Scheiße", "Arschloch" oder "Depp" bei ihr sagen. Das hat zwar etwas genervt, aber mal angesehen vom Essen war ich dann meistens doch immer im kleinen Garten hinter dem Haus oder wir haben die andere Tante besucht, die eine Nichte mit dem Namen Sylvia hatte. Sylvia war etwa in meinem Alter und wir haben uns meist am Bahndamm rumgetrieben und in den Pfützen Frösche gefangen, die wir dann wieder im Gras laufen lassen haben. Bei Sylvia weiss ich nur noch das sie viel gelacht hat und lange braune Haare hatte, meist einen Pferdeschwanz. 
Der kleine Hinterhausgarten bei Tante Leni hatte einen Brunnen. So einen richtig schönen aus Stein, mit einem großen Auffangbecken. Und der weg davor war voller kleiner Kieselsteine. Es war klar das ich da auf die Idee kam aus unterschiedlichen Entfernungen Steine ins Becken zu werfen. Das hat mir Spaß gemacht und dem zuständigen Hausmeister oder Gärtner oder wer auch immer das war, hats furchtbar geärgert. Da ich mit meiner Oma aber meist am Samstag gegen Mittag oder am Sonntag Vormittag bei Tante Leni ankamen, traf er mich nie an und konnte somit auch mich nicht schimpfen. Dafür hat ers dann immer der Tante gesagt und die meinte, ich solle das doch lassen oder wenns gar nicht anders geht, die Steine danach wieder rausfischen. Das mit dem rausfischen habe ich versucht und bin dabei kopfüber in den Brunnen gefallen.
Patschnass war ich. Meine Tante war dann gar nicht so sehr begeistert wie ich tropfend bei ihr im Hausgang stand. Ab da war der Brunnen dann entgültig tabu für mich.

Wie gesagt, es gab noch eine zweite Tante in Dorfen, die wir bei der Gelegenheit dann auch immer besucht haben. Diese hiess witzigerweise Regine. Genannt "Gini".
Die hatte ein recht großes Haus mit einem großen Garten und vielen schönen Bäumen und Sträuchern und einen Hund. Rein optisch hats mir bei Gini besser gefallen.
Aber der Nachteil war, die hatten kein Klo im Haus drin. Nein, wenn man musste dann ging man in das Holzhäusl im Garten wo in der Tür ein Herzchen ausgestanzt war.
Da drin sah es nicht besonders gut aus. Fliegen und Spinnen und sonst auch einiges an Tieren, die ich damals nicht so gern mochte. In dem Häusl drin war ein großes Brett waagerecht hingelegt und in der Mitte des Bretts war eine runde Öffnung. Alles klar? Nein? Nun, der Mann stellte sich davor und brunzte in die Öffnung und versuchte nicht das Brett zu treffen. Beim Scheißen setzte er sich drauf und schiss in das Loch hinein, oder genauer gesagt, durch die Öffnung hindurch.
Die Frau dagegen setzte sich sowohl beim Brunzen wie auch beim Scheißen hin :-)
Ich war ja noch recht klein und ich hatte furchtbare Angst das ich in das Loch reinfalle falls ich mal musste. Deswegen habe ich es immer so eingerichtet das ich im Notfall bei Tante Leni gegangen bin und wenn ich trotzdem mal bieseln musste, dann hab ich das hinter einem Strauch erledigt. Mich hats immer gewundert das es in und um das Häusl nicht ganz furchtbar gestunken hat. Tante Gini erklärte mir, das fast jeden Tag irgendein Pulver hineingeworfen wird damit es nicht stinkt. Und zwischendurch kam dann immer ein Lastwagen mit einem Tank drauf, der hat dann den Inhalt abgesaugt und abtransportiert. Es dürfte klar sein das man in dem Häusl weder dreilaliges Klopapier noch sogenanntes Schmiergelklopapier (das Graue mit den Nopppen) erwarten durfte. Zerrissenes Zeitungspapier lag bereit, damit konnte man sich den Hintern abwischen. Die Tante sagte, das ist billig und die Zeitung wird nachdem man sie gelesen hat sowieso weggeworfen.

Die Fahrt selbst nach Dorfen war für mich schon immer ein kleines Erlebnis. Meistens sind wir mit dem Bus zum Ostbahnhof gefahren. Dort fuhr dann ein Zug der von einer Dampflok gezogen wurde. Es war immer ein gigantischer Anblick wenn die schwarze Lok dampfend und fauchend in den Bahnhof einfuhr. Den weissen Qualm sah man schon von weitem. Damals gabs auch noch die kleinen Fahrkarten mit diversen Aufdrucken. Die waren etwa 2cm breit und etwa 4cm hoch und aus harter Pappe und sahen nach was aus.
Also nicht so langweilige Ausdrucke wie man sie heute so bekommt. Zwischendurch kam dann der Schaffner und machte ein kleines Loch in die Fahrkarte nachdem er sie kontrolliert hatte. Vom Dorfener Bahnhof bis zum Haus der Tante war es ein gutes Stück zu gehen. Ich erinnere mich noch genau daran das wir auch immer an einer Firma vorbei kamen wo große Landwirtschaftsgeräte standen. Mähdrescher und so. Die haben mich damals sehr fasziniert. Und natürlich die roten Bahnbusse. Wie schon erwähnt haben mich die schon als kleiner Bub sehr interessiert. Die Busse und auch die Fahrpläne. Und es dürfte klar sein das ich da immer einen etwas längeren Blick drauf geworfen hatte. Mit dem Bus sind wir allerdings nie gefahren, wir sind immer zu Fuß gegangen. Bei jedem unserer Besuche dort.

Irgendwann ist dann irgendwer in Dorfen gestorben, den sowohl meine Tanten wie auch meine Oma gut gekannt haben. Somit fuhren wir wieder einmal hin. Allerdings wurde ich da etwas schöner angezogen wie sonst und die Tanten waren auch besser angezogen wie sonst. Ich selber war schon auch etwas aufgeregt denn es war ja die erste Beerdigung wo ich auch dabei sein durfte. Wir trafen uns bei Tante Leni und wurden da dann abgeholt von irgendeinem meiner damals sehr reichlich vorhandenen Onkels. Der Onkel hat Luitpold geheissen, genannt "Lipp".  Wieso er so genannt wurde weiss ich bis heute nicht. Zusammen sind wir dann zum Friedhof gefahren. Dort waren massig Leute, fast alle komplett in schwarz oder dunkelblau gekleidet und nur ganz wenig Kinder. Sylvia war auch dort. Wir haben uns gefreut uns zu sehen. So alles in allem haben wir uns vielleicht vier oder fünfmal gesehen und dann komplett aus den Augen verloren. Sylvia hatte auch ein dunkles Kleidchen an und sie sahr sehr niedlich darin aus. Da wir noch zu kindisch waren um zu kapieren wieso die Leute alle so traurig und gereizt sind, haben wir etwas rumgealbert und wurden dann gleich drauf ordentlich geschimpft. Meine Oma hat mir dann gesagt, das wir hier so richtig auf dem Land sind und das die Leute hier alles viel genauer nehmen wie bei uns in Perlach.
Jedenfalls kam dann irgendwann der Pfarrer und einige Leute die einen Sarg getragen haben. Dieser wurde dann neben dem offenen Grab abgestellt und der Pfarrer las irgendwelche Geschichten aus einem Buch vor und erzählte dan noch einiges. Für mich war das alles hochinteressant. Dann bespritzte der Pfarrer den Sarg mit Weihwasser und ich hätte beinahe lachen müssen, weil der komische Dings mit dem er das Weihwasser verspritzte aussah wie eine Klobürschte. Glücklicherweise konnte ich mich beherrschen.
Dann wurde der Sarg ins Loch runtergelassen und jeder lief daran vorbei uns warf Blumen oder Erde auf den Sarg. Ich durfte auch mit einer kleinen Schaufel Erde hinunterschmeissen und bekam dann eine leichte Schelln von meiner Oma, weil ich zu dem Sarg hinuntergewunken habe und servus gesagt habe. Einige ältere Frauen bekamen richtige Heulanfälle und mussten von zwei anderen Leuten gestürzt werden. Vor dem Friedhof wurde dann noch viel geredet, jeder mit jedem und Bildchen des oder der Verstorbenen wurden verteilt.
Dann sind wir in die Wirtschaft gefahren wo es ein Essen gegeben hat. Es war der Gasthof "Grüner Baum", den es auch heute noch gibt, wie ich unlängst feststellte als ich mit dem Zug nach Ampfing gefahren bin. Da wurden dann eben diese Erinnerungen wach von denen ich gerade berichte. Die Wirtschaft selber war gar nicht schlecht. Im vorderen Bereich sassen ein paar Männer mit Maßkrügen und im hinteren Bereich war ein extra Saal wo wir uns alle hineinsetzten. Ich sass zwischen meiner Oma und meiner Tante und direkt mir gegenüber, in etwa 10 Meter Entfernung, da sass Sylvia. Meine Oma hat gesagt ich könne mir bestellen was ich will. Da ich damals noch kein so großer Schnitzelfan war, kamen nur zwei Sachen in Betracht. Entweder Hendl oder Schweinsbraten. Allerdings wurde mir gleich klargemacht, das wenn ich ein Hendl haben möchte, dieses mit Messer und Gabel essen müsse, weil sich das in so einer Situation so gehört. Hendl mit Messer und Gabel. Sonst noch was. Ein Hendl isst man mit den Fingern weil es sonst nach nix schmeckt.
Aber es half alles nix, also verzichtete ich auf das Hendl und bekam stattdessen Schweinsbraten mit Knödeln. Ja, soweit war eigentlich dann alles in bester Ordnug, aber leider leider fing etwa alle fünf Minuten eine der alten Weiber an zu schreien "Wir beten nochmal zur Mutter Gottes......". Oh Mann. Das hiess alles liegen lassen, Hände falten, in die Tischdecke starren, ein betroffenes Gesicht machen und warte bis die mit ihrer Litanei fertig waren.
Ich weiss nicht mehr wie oft das an diesem Nachmittag der Fall war, aber wie wir heimgefahre sind da hab ich im Zug zu meiner Oma gesagt, das die heilige Maria heute bestimmt Ohrenweh hat von dem ganzen Gejammere das sie sich hat anhören müssen. Das hat sich meine Oma gut gemerkt und hat diesen Satz dann in den kommenden Jahren so manchesmal abgelassen wenn die Onkels und Tanten zu Besuch waren. Außer natürlich wenn die Tante aus Dorfen zu Besuch kam.

Einige Jahre später starb dann Tante Gini. Da lief dann alles ungefähr ähnlich ab, nur das die Jammerei zur heiligen Maria nicht ganz so intensiv war und ich auch recht traurig war, denn diese Verstorbene hatte ich ja gekannt. Aber ich war eben noch etwas zu jung für solche Sachen und somit habe ich das alles bald vergessen und nur noch selten an jene Tante mit dem gefährlichen Klohäusl gedacht. Tante Leni kam auch manchmal zu uns auf Besuch. Wie ich noch kleiner war hab ich sie manchmal mit meiner Oma oder meinem Vater vom Ostbahnhof abgeholt. Manchmal durfte ich sie auch alleine abholen. Ich kannte mich ja gut aus am Ostbahnhof und wusste auch genau mit welchem Bus wir dann fahren müssen. Tante Leni hat sich dann immer sehr gefreut und fast jedesmal bekam ich dann zehn Mark von ihr geschenkt, die ich aber sparen musste, wie sie immer betonte. Das Geld hab ich dann immer einige Tage brav aufgehoben und wie dann niemand mehr daran dachte bin ich zum Nordmende gegangen und hab mir eine oder zwei Singles dafür gekauft.
Ausserdem gabs grundsätzlich bei den Besuchen von Tante Leni am Nachmittag Kaffee und selbstgebackenen Kuchen. Meistens hat meine Oma einen Guglhupf oder einen Marmorkuchen gebacken. Da durften ich und mein Vater dann immer am Teig naschen und die Teigschüssel auslecken und der Kuchen selber war auch nicht schlecht.

Soweit meine Erinnerungen an die Fahrten von und nach Dorfen.

Ebenfalls irgendwann zwischen 1968 und 1972 sind mein Onkel Hubert, meine Oma meine Tante (die wo bei uns wohnt) und die Tante welche die Frau vom Onkel Hubert war und ich
zur Wieskirche gefahren. Die Wieskirche steht bei Steingaden. Ich weiss noch genau wie schön das Wetter war und wie greislig die Kirche von aussen war, weil grade etwas renoviert wurde und ein Gerüst rund um die Kirche stand. Im Inneren der Kirche war alles gut geschmückt und verziert, allerdings habe ich nie verstanden was an dieser Kirche besonderes sein soll, weil die in Perlach war ja viel größer und auch von der Inneneinrichtung hatte die mehr zu bieten. Das mit der Geschichte der Wieskirche und den ganzen Sinn daran, habe ich damals natürlich weder gewusst noch verstanden. In der Kirche waren ein oder zwei Abschnitte wo massenweise Zettel an die Wand gepappt waren. Alle mit irgendwelchen Sprüchen oder kurzen Geschichten. Ich erinnere mich zwar noch das ich die Zettel gesehen habe und auch einige gelesen habe, aber den Sinn des Ganzen habe ich auch hier nicht kapiert. Meine Oma hat mir dann erklärt, das es lauter Zettel von Leuten sind, die der Maria, dem Jesus oder sonst irgendwelchen Heiligen für irgendwas gedankt haben.
Ich hab mir dann ewig lang eingebildet das der Jesus und seine heiligen Spezln in der Nacht in dieser Kirche herumgehen und die Zettel lesen. Erst viel später hab ich dann kapiert wie das alles eigentlich gemeint war :-)
Und genau genommen haben mich die Kühe die ganz in der Nähe geweidet haben viel mehr interesiert wie die Kirche selber. Und die Landschaft war sowieso super. Berge und Wiesen und Wälder, das war doch viel schöner wie der blöde Starnberger See. Und in einem Gasthof direkt vor der Kirche haben wir damals dann etwas gegessen. Damals wusste ich natürlich auch noch nicht das ich etwa 30 Jahre später noch recht oft an diese Kirche kommen werde, dazu dann aber später mehr wenns soweit ist.

Ebenfalls sehr interessant war eine Reise zu einer mir sehr unbekannten Tante, die in Velburg in der Oberpfalz auf einem Bauernhof wohnte. Soweit ich mich erinnere erschien diese irgendwann plötzlich und unerwartet auf der Bildfläche und hat mich und meine Oma für ein paar Tage auf ihren Bauernhof eingeladen. Zu einer Art Erholungsurlaub. Soweit ich mich erinnere hat es mir dort recht gut gefallen, allerdings auch mehr die Tiere und einige der Kinder die ebenfalls dort urlaubten oder Ferien hatten.
Dort lernte ich dann auch die beliebten U-Hakerl kennen. Man nehme einen Streifen Papier, rolle es eng zusammen und knicke es dann und spanne es dann in einen Gummi ein den man zwischen Daumen und Zeigefinger spannt. Dann zieht man den Gummi samt U-Hakerl nach hinten und lässt los. Mit etwas Geschick trifft man dann auch das was man treffen will. Ich und so manch anderer U-Hakerl-Anfänger trafen meist aber nur die eigene Hand und das konnte ganz schön zwieveln. Nach einigen Übungen entwickelte dann jeder seine eigene Taktik wie er das U-Hakerl abschiesst. Dort auf dem Bauernhof gabs dann so manche U-Hakerl-Schlachten und es war sehr lustig. Abends sassen wir stundenlang da und machten uns Schachtelweise Munition, die wir uns am nächsten Tag in die Hosentaschen stopften. Und dann gings los.
Ich erinnere mich noch gut an den dicken Robert. Ich stand unter einer Holztreppe und der dicke Robert kam in kurzen Hosen die Treppe runter. Seine nackten Oberschenkel waren vielleicht 30 Zentimeter von meinem Geschoss entfernt. Und wie es dann mit voller Wucht auftraf, da jubilierte der dicke Robert in den höchsten Tönen und er sprang lustig auf der Treppe herum.
Manche waren richtige Meister. Ein Mädel war dabei, schon etwas älter wie ich, die konnte so gut schiessen das sie aus ein paar Meter Entfernung eine leere Zigarettenschachtel vom Zaun oder vom Geländer runterballerte. Ein älterer Sohn jener Tante hat mir dann gesagt, das es noch viel mehr Wirkung hat wenn man den Filter einer gerauchten Zigarette knickt und mit dem losballert. Und ganz schlimm wirds wenn man ein Stück Kabel knickt und mit dem dann ballert. Das mit dem Zigarettenfilter hab ich getestet, das mit dem Kabel hab ich mir gemerkt und mir vorgenommen es daheim dann zu probieren wenn ich ungestört im Zimmer bin.
Das Mädl, die Meisterschützin, die ist mir nicht nur durch ihre Treffer aufgefallen sondern auch von der Art her. Ich war natürlich noch viel zu jung und viel zu schüchtern um zuzugeben das sie mir ganz gut gefällt. Ihr es zu sagen hätte ich mich nie und nimmer getraut. Sie hatte an jedem Tag an dem ich sie sah eine Jeans an und Turnschuhe.
Blonde schulterlange Haare hatte sie auch. Sie war nicht gerade dürr, aber auch nicht dick. Etwas besser beinander, wie mein Vater gesagt hätte. Wie wir wieder einmal eine U-Hakerl-Schlacht gemacht haben, da haben sich der dicke Robert und ich im Heustadl versteckt. Ich oben unterm Dach und der Robert unten. Jeder von uns getarnt mit Heu.
Nach einiger Zeit kam dann die Blonde herein und noch ein paar von der gegnerischen Mannschaft. Der Robert hat sich um den Heuhaufen rumgeschlicken und sich dann flach hingelegt und dann geschossen und die Blonde voll am Hintern getroffen. Die quiekte los und hat sich umgedreht und den Robert gesehen. Ich hab alles von oben beobachtet.

Da der Robert nicht besonders schnell war beim Abhauen hat sie ihn natürlich erwischt bevor er aufstehen konnte. Und wieder bekam er zwei gezielte Treffer auf die nackten Wadln verpasst. Der Robert hat sich dann am Boden gewälzt und wollte in den Heuhaufen flüchten. Und die Blonde hat dann einen Fuß auf den Robert seinen Rücken gestellt und gedroht das er ein U-Hakerl voll auf den Arsch kriegt wenn er abhaut. Ich hab das von oben alles gesehen und hab mir gedacht, wie gern wär ich jetzt am Robert seiner Stelle.
Der Robert hats allerdings weniger genossen. Dann kamen auch die anderen in den Heustadl herein und natürlich wurde ich dann entdeckt und ich hatte die Wahl freiwillig runterzukommen oder mit einigen Treffern runtergeholt zu werden. Wie ich dann unten war machte der Robert einen weiteren Fluchtversuch und einer rief, das der Robert abhaut. Und die Blonde hat sich dann für ein paar Sekunden voll auf seinen Rücken gestellt und der Robert hat geplärrt wie wenn er umgebracht werden würde. Und wieder dachte ich mir, wie gern ich doch am Robert seiner Stelle wäre. Natürlich wars für alle ein Spaß und nachdem klar war wer gewonnen hat gings ab in den Kuhstall wo gerade die Kühe gemolken wurden und jeder von uns eine Tasse ganz frischer Kuhmilch bekam.
Das mit den U-Hakerln ist dann bei mir zur Sucht geworden. Wie ich wieder daheim war hab ich unzählige U-Hakerl aus Papier angefertigt und so manches Elektrokabel abgeschält und aus dem blauen, braunen und gelb-grünen Kabel schöne harte U-Hakerl gemacht. Tja, so war das in Velburg. Geschlafen hab ich mit meiner Oma in einem Zimmer in einem großen Bett. Nach ein paar Tagen sind wir dann wieder heimgefahren. Die Blonde hab ich übrigens nie wieder gesehen.

Daheim angekommen hab ich mich dann gleich ans Herstellen von Papier-U-Hakerln gemacht und ein paar Gummis besorgt. Mit den sogenannten Weck-Gummis konnte man auch einen ganz schönen Schwung erzielen, allerdings liesse sich die sehr schwer spannen. So probierte ich nach und nach verschiedenen Gummis und Schussarten aus. Am besten gings mit zwei Gummis die zwischen Daumen und Zeigefinger gespannt waren, oder mit einem größeren Gummi den man doppelt gespannt hatte. Zuerst ballerte ich viel im Zimmer herum, bald drauf auch aus dem Fenster. Auf dem Dach gegenüber sammelten sich einige der U-Hakerl an, die nicht in die Dachrinne gerutscht waren sondern an den Dachziegeln hängenblieben. Ich konnte nur hoffen das sie niemand entdeckt bevors richtig zu regnen anfängt. Einige flogen auch übers Dach drüber. Schliesslich fing ich an einige Elektrokabel zu entblättern um U-Hakerl  daraus zu machen. Hier gabs auch zwei Sorten, die aus weichem Kabel die etwas länger sein mussten und die aus hartem Kabel, bei denen man aufpassen musste das man sie nicht zu sehr zusammendrückt weil sie sonst beim Abschuss im Gummi hängenbleiben. Diese Hakerl hatten eine enorme Einschlagkraft bei einem Treffer. Normales Papier konnte man durchlöchern damit, auch zwei oder drei Blätter übereinander konnte man immer noch gut durchballern. Selbst bei dicken Quelle-Katalogen sah man den Treffer über mehrere Seiten. Es wurde richtig zur Sucht. Irgendwann hatte ich dann einen ganzen Schuhkarton voller U-Hakerl aus Kabel. Und dann gings so richtig los.
Anfangs ballerte ich nur so aus dem Fenster in die Gegend. Beim Spielen fand man in der Umgebung immer wieder irgendwelche U-Hakerl in den drei beschriebene Farben auf der Strasse. Schliesslich fing ich an auf irgendwelche Leute zu zielen die unten rumstanden. Einer stand direkt neben dem Zigarettenautomaten am KATRA-Haus. Den Passant hab ich zwar nicht getroffen, aber dafür voll den Automaten und es hat einen Knaller gegeben den ich bis in den zweiten Stock raufgehört habe. Der Passant ist enorm erschrocken und ich bin sofort volle Deckung gegangen. Ein paar mal hab ich das Spielchen dann gemacht und auch manchen Rücken getroffen. Damals fand ichs lustig, heute bin ich froh drüber das nix passiert ist. Auch mit Karli und Regina gabs dann so manche U-Hakerl-Schlacht auf dem Speicher, im Zimmer oder im Hausgang. Die Sucht endete dann etwa so schnell wie sie angefangen hatte und eines Tages interessierten wir uns überhaupt nicht mehr für U-Hakerl.

Soweit ich mich erinnere war das eigentlich alles was größere Fahrereien und Reisen in meinem jüngeren Dasein waren. Und eigentlich hats mir in meiner direkten Umgebung sowieso immer besser gefallen wie irgendwo anders. Der Karli durfte (oder musste?) fast jedes Jahr in den Ferien mit seinen Eltern nach Italien mitfahren. Obs ihm wirklich so gut gefallen hat wie er gesagt hat, weiss ich nicht. Auch die Regina ist mit ihren Eltern, inkl. Tante und Oma, einmal im Jahr für ein oder zwei Wochen irgendwo hingefahren. In diesen Zeiten waren die beiden Geschäfte auch immer geschlossen und ich war in dieser Zeit fast immer daheim im Zimmer und hab mich mit Donald Duck oder Schallplatten beschäftigt.
Wenn der Karli nicht da war, dann war auch oft Regina bei mir im Zimmer und wir haben Musik gehört, Heftl gelesen oder einfach nur rumgeblödelt. Oft haben wir auch Verstecken gespielt. Während sich der eine versteckt hat ist der andere ins Zimmer meiner Oma gegangen und hat entweder eine gewisse Zeit gewartet oder bis zu einer gewissen Zahl gezählt und ist dann wieder ins andere Zimmer gekommen und fing an den anderen zu suchen. Oft gings schnell und man sah gleich beim Reinkommen wo er sich versteckt hat, manchmal hats auch ein bissl länger gedauert. Man darf auch nicht vergessen das wir noch recht klein und schlank waren und auch in Ecken und Zwischenräume kamen wo ein Erwachsener keine Schangs mehr hatte. Meist versteckte man sich hinterm Schrank oder im Schrank oder unter der Bettdecke. Irgendwann kam ich dann auf die Idee mich unter der Couch zu verstecken (jene welche eines Tages von der Wohnküche ins Zimmer von mir und meinem Vater umzog). Ich legte mich aber nicht einfach drunter sondern schob die Beine durch die Holzlatte die zur Verstärkung am Boden der Couch angebracht war, und mit den Händen zog ich mich an der anderen Holzlatte hoch, die am Kopfende unter der Couch war.
Nach kurzer Zeit sah ich Regina wie sie an der Couch vorbeiging. Sie hatte schwarze Mokassins an mit einem ziemlich niedrigen Absatz. Aber irgendwie sahen diese Schuhe saugeil aus an ihr, dazu hatte sie noch weisse Socken an. Ich hörte wie sie den Kleiderschrank öffnete. Er hatte drei Türen. Alle drei gingen auf und wieder zu, aber nirgends war ein Bertl drin. Schätzungsweise sah sie dan hinter denn Schrank, aber auch hier war kein Bertl zu finden. Dann sah sie sogar unter die Couch, allerdings nicht weit genug drunter, weil sonst hätte sie mich gesehen. Scheinbar überlegte sie dann wo ich sein könnte und sie setzte sich auf die Couch und liess die Füße runterbaumeln. Wieder sah ich die schwarzen Schuhe und in mir kam eine richtige Gier zum Vorschein, das ich diese Schuhe unbedingt einmal anfassen müsse. Dann rutschte sie von der Couch und ging nochmal durchs Zimmer.
Aus irgendeinem Grund machte ich dann irgendein Geräusch und sie sah nochmal unter die Couch, aber von der Vorderseite, was ich nicht gesehen habe. Dann lachte sie und rief, das ich unter der Couch bin. Dann sprang sie auf die Couch und auf ihr herum. Dummerweise sprang sie grad in dem Moment von der Couch runter wie ich hervorkroch und sie landete voll auf meiner Hand. Irgendwie tats schon weh, aber irgendwie fand ichs auch schön, so blöd es sich vielleicht auch anhören mag. Zumindest fand ichs damals doch irgendwie seltsam das es mir rein gar nichts ausgemacht hatte. Regina lachte eigentlich nur und fands lustig und sie meinte, das sie es so gut findet das mir das gar nichts ausmacht.
Tja, wenn die gewusst hätte und wenn ich mich damals schon was sagen traun hätte.

Einige Zeit später waren wir dann wieder zu Dritt und spielten in hinteren Hinterhof das Spiel "Kaiser wieviele Schritte darf ich gehen", manchmal auch als "Ox vorm Berg" bekannt. Das Spiel ging so, das einer den Kaiser spielte und die anderen die Soldaten oder Diener oder Beamte oder was immer halt grad vom Kaiser gewünscht wurde. Ziel des Spiels wars, die große Mauer des Hauses als erster zu erlangen. Der Gewinner war dann automatisch der Kaiser für die nächste Runde. Der Kaiser bestimmte dann wie weit man gehen darf. Da gabs dann verschiedene Geh-Weiten, wie Riesenschritte, Sprung, normaler Schritt usw usw. Eigentlich fiel uns fast immer irgendwas neues ein wie weit man jemand gehen lässt. Nur rückwartsgehen, also zurück in Richtung Start, das war verboten. Unter anderem gabs da auch noch die in Bayern berühmten "Hennadabbal", also nur ein bis zwei Zentimeter vorwärts, oder die Handbreit. Alles in allem waren wir uns immer einig was die Schritt- oder Springlänge betrifft. Nur bei der Handbreit waren wir uns nicht so recht einig, weil es kam ja drauf an obs die breite Hand von mir oder vom Karli oder die nicht so breite Hand von der Regina war. Mag sich jetzt blöd anhören, aber das war sehr wichtig für uns. Wenns die eigene Handbreit war, dann wars kein Problem, die Hand wurde vor die große Zehe bzw vor dem Schuh gelegt und hintere Fußteil dann an der anderen Seite der Hand wieder angesetzt. Meistens trugen wir damals übrigens sogenannte Klapperl, für die Nicht-Bayern und Nicht-Österreicher "Klapperl = Sandalen".

Oft spielten wir aber auch barfuß. Eines schönen Tages dann hatte die Regina wieder diese schwarze Mokassins an und ein rotes Kleidchen. Und wieder spielten wir dieses Spiel. Der Karli war der Kaiser und er bestimmte wie weit jemand gehen darf. Irgendwann kams dann zur Handbreit, also zur breiten Hand des Kaisers Karli. Er legte seine Hand vor Regina auf den Teer und die latschte aus einem mir nicht bekannten Grund mit einem Fuß voll auf seine Hand drauf und setzte dann den anderen exakt am Ende der Hand wieder auf. Ich musste lachen, die Regina lachte auch und der Karli jammerte weil es ihm wehgetan hat. Er schimpfte die Regina "bläds Weib". Die Regina meinte dann, das es dem Berti nix ausgemacht hätte und er sich nicht so anstellt. Der Karli war dann sauer und ging heim. Ich und Regina spielten weiter und irgendwie dachte ich mir, heute ist endlich der Tag gekommen wo sich mein Wunsch zum Teil erfüllen könnte. Und so liess ich die Regina eine handbreit gehen und sie trat auch mir auf die Finger und setzte den andern Fuß direkt am Ende der Hand ab und lachte und freute sich das ich mich nicht so anstelle wie der Karli. Ja, und ich hab das alles dann ausgenützt und liess sie eine Handbreit nach der nächsten gehen und immer wieder trat sie mir auf die Finger und blieb irgendwann dann gleich auf meiner Hand stehen. Sie fands genau so lustig wie ich. Ob sie es allerdings immer noch so lustig gefunden hätte wenn sie gewusst hätte welche Gefühle das in mir weckt, ist fraglich.
Aber egal. Natürlich konnte der Karli das alles nicht auf sich sitzen lassen und er sann zwar nicht unbedingt auf Rache, aber er wollte doch zeigen das er mindestens genau so viel aushält wie ich. Wir haben daraus dann nicht "wer mehr aushält" sondern "wer mehr Kraft hat" gemacht. Rein vom Körperbau war der Karli kräftiger wie ich und wenn er mich im Schwitzkasten hatte, dann kam ich nie raus bis er mich losgelassen hat. Auch im Armdrücken war er fast immer der Gewinner. Ich hätte auch so ohne weiteres zugegeben das er der stärkere von uns beiden ist. Aber so einfach war das nicht. Der Karli sah jedenfalls gar nicht ein das er sich auf die Finger treten lässt. Er meinte, er muss sich noch was überlegen wie wir das dann alles genau ausmachen. Ausmachen war für uns der Ausdruck dafür, wenn es noch irgendetwas zu klären gab, oder wenn wir noch irgendwas vorhatten, egal ob für heute, morgen, oder in drei Wochen. Wir mussten dann alles genau ausmachen damit auch nix schief geht.

So vergingen dann ein paar Tage und irgendwann kam am frühen Abend im Fernsehen irgendeine Serie, in der zum Schluß ein Mann wegläuft über eine Wiese und eine Frau im weissen Sommerkleidchen hinter ihm her. Aus irgendeinem Grund fiel der Mann dann hin (in Wirklichkeit wird er sich fallen lassen haben) und wie ihn die Frau erreicht, setzt sie lachend einen Fuß auf seinen Bauch. Schöne Schuhe hatte sie auch an, es waren so weisse Pumps im Style der 1950ger Jahre, also spitz und mit Absatz. Sekunden später lagen dann beide übereinander im Gras und knutschten herum. Leider weiss ich nicht mehr welche Serie das war, aber es war eine deutsche schwarzweiss Serie und die musste irgendwann in den 1960ger Jahren gedreht worden sein. Ist ja auch völlig egal. Tatsache ist, das rein zufällig der Karli, die Regina und auch ich diese Serie gesehen haben und so kam am nächsten Tag dann der Karli auf die Idee, das wir das auch machen. Ich hab mich zwar gewundert, weil wenn ihm die Regina auf die Hand tritt dann jammert er, aber auf den Bauch würd er sie draufsteigen lassen, aber gut. Jetzt musste nur noch eine Unterlage her. Weil eine direkte Wiese hatten wir ja nicht und wir wollten auch nicht das uns jemand sieht.
Die Regina organisierte dann eine Decke und ein kleines Kissen aus dem Aufenthaltsraum vom Blumenladen. Ich hab sie dann noch überredet das sie wieder diese schwarzen Schuhe anzieht, denn mit Klapperln wars ja langweilig. Dann sind wir mit dem ganzen Zeugs auf den Speicher gegangen. Speicher vom Haus 25.
Da zu der Zeit die Speichertüre eh nie abgesperrt war kamen wir ohne Probleme hinein und breiteten im hinteren Bereich die Decke aus. Krach gemacht haben wir keinen, also hörten wir schon wenn jemand kommt und eigentlich haben wir ja nicht vorgehabt etwas anzustellen. Da der Karli der Herausforderer war musste er auch anfangen. Also legte er sich, von ein paar wichtigen Sprüchen begleitet, auf die Decke und den Kopf aufs Kissen. Dann sagte er zur Regina, sie soll den Fuß auf seinen Bauch stellen. Wahrscheinlich meinte er, sie soll ihn sanft draufstellen, aber die Regina hat ihn gleich wuchtig aufgesetzt das dem Karli die Luft ausgegangen ist. Wieder schimpfte er, aber diesmal musste er durch.
Dann hat die Regina angefangen ihr Gewicht auf den einen Fuß zu verlagern. Bis zu einem gewissen Punkt hat es der Karli ausgehalten, aber dann fing er an zu japsen.

Dann war ich an der Reihe. Ich legte mich auf die Decke, den Kopf aufs Kissen und grinste die Regina an. Die setzte auch mit einer gewissen Wucht den Fuß bei mir auf und auch mir ging leicht die Luft aus. Immer fester wurde der Druck, ich gebe zu, ich hab es sehr genossen. Dann sagte sie, das sie fester nicht kann und das der Berti gewonnen hat.
So genau konnten wir das alles trotzdem nicht ausmachen, weil der Karli natürlich mich beschuldigte das dich die Regina nicht so fest aufdrücken lassen hab wie sie es bei ihm gemacht hat und so weiter und so fort.  Also einigten wir uns drauf, das die Regina einmal über jeden von uns drübergehen muss, weil sie da mit dem ganzen Gewicht kurz draufsteht. Wer das aushält, der hat gewonnen. Die Decke haben wir dann ganz ausgebreitet so das wir beide nebeneinander liegen konnten und dazwischen auch noch Platz war das sich die Regina hinstellen konnte wenn sie von einem runtergestiegen ist.
Ich hab angefangen. Die Regina ging auf mich zu, trat auf meinen Bauch und stieg gleich wieder runter. Ehrlich gesagt hats mir gar nix ausgemacht. Das selbe dann beim Karli.
Der machte wieder die typischen Geräusche die man macht wenn einem die Luft rausgedrückt wird. Wieder waren wir uns nicht so recht einig, die Regina bestand drauf das ich gewonnen habe weil ich leise war und der Karli nicht. Wieder gabs ein hin und her und schliesslich sagte die Regina, sie machts jetzt so wie sie meint und stellte sich voll auf den Karli seinen Bauch drauf. Gedauert hats nur wenige Sekunden bis er sie fast runtergeschubst hat. Ich musste lachen und der Karli hatte eine knallrote Birne. Er ist dann auch aufgestanden und hat gesagt, das er gewonnen hat weil ich das sowieso nicht mache.
Da hat er sich getäuscht. Kurz drauf trat die Regina dann auf mich drauf. Zuerst auf den Bauch. Da trat sie dann etwas herum und stieg dann auf die Brust. Da trat sie auch wieder etwas herum und blieb dann irgendwo auf mir stehen. Ich grinste den Karli an, der sich recht geärgert hat. Die Regina meinte dann, das der Berti gewonnen hat und so wars dann auch. Ich hätte an dem Tag am liebsten die ganze Zeit die Regina auf mir stehen gehabt. Den Ausdruck "geil werden" kannte ich damals noch nicht, aber wenn ich ihn gekannt hätte, dann würde ich sagen, er hätte voll und ganz zugetroffen. Aber in den nächsten Tagen und Wochen kams dann noch viel besser, denn da fingen wir dann erst so recht an uns gegenseitig aufzuziehen wer sich jetzt was traut und wer nicht. Herhalten musste meistens die Regina, aber wie gesagt, ich glaub die hats gern gemacht.
Etwas später dann noch etwas mehr zu dem recht interessanten Thema ;)

Im Jahr 1969 war auch die erste Mondlandung. Ich weiss noch genau wie ich da in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett gescheucht wurde und wir dann versammelt vorm Fernseher sassen und sehr gespannt waren was passiert wenn die Raumfähre auf dem Mond aufsetzt. Ich hab mir da die irrsinnigsten Dinge zusammengedichtet, obwohl ich eigentlich nie Science-Fiction-Romane gelesen habe. Ich dachte mir, was würde passieren wenn die Mondfähre den Mond verfehlt und seitlich dran vorbeifliegt? Oder wird sie vielleicht im Mond versinken wenn sie aufsetzt? Oder kommen irgendwelche Ausserirdische die das Teil dann zerstören oder einschmelzen? Und wenn dann Mister Armstrong die Leiter runtergeklettert ist, was würde passieren? Ich war ja sowas von gespannt.
Passiert ist letztendlich dann nichts, aber es war schon ein Erlebnis. Vor allem hatten wir am nächsten Tag schulfrei damit sich jeder in Ruhe die Mondlandung anschauen kann. Mann wer hätte das gedacht das irgendwer auf dem Mond rumläuft, den ich schon als Kind immer gerne gesehen habe, vor allem wenn Vollmond war. Ich liebte es schon als junger Knabe wenn nachts der Mond durchs Fenster schaute und mir ins Gesicht schien. Ich weiss auch noch ganz genau wie Regina und ich an einem Spätherbsttag in der Scherbaumstrasse unterwegs waren in Richtung nach Hause. Der Vollmond war am Himmel, dazu ein paar Sterne, es war schon sehr romantisch wie wir da Hand in Hand heimgegangen sind. Irgendwie sehe ich das Bild noch vor mir wie wenns gestern gewesen wäre.
Der Mond war auch in späteren Jahren in so mancher Nacht mein einziger Begleiter. Oft auch dann, nachdem mein Vater die Arbeit gewechselt hatte und nicht mehr bei der Asphaltfirma gearbeitet hat sondern bei der Wach- und Schliessgesellschaft. Ich hab ihn immer geärgert weil ich gesagt habe Lach- und Schieß-Gesellschaft :-) Wenn ich dann nachts alleine im Bett lag, konnte ich den Mond durchs Fenster der Balkontüre sehen und dann zuschauen wie er langsam nach rechts gewandet ist. Auch in viel späteren Jahren war der Mond am Nachthimmel über mir wenn ich, manchmal auch nicht ganz nüchtern, heimgegangen bin.
Dazu aber dann viel später noch viel mehr.

Die Nacht, bzw. der Morgen oder der Tag der Mondlandung war abgesehen vom schulfrei auch noch in einer anderen Hinsicht ein recht interessanter Tag.
Regina, Karli und ich waren unten am Anfang der Josef-Beiser-Strasse. In der Mauer am Haus 25 waren entlang der Strasse bis zur Einfahrt Metallstangen in die Wand eingelassen. Die sollten zum einen darauf hinweisen das unter einigen Fenstern die Gitter der Keller sind und zum anderen davor schützen das irgendwer aus welchem Grund auch immer gegen die Wand läuft. Nein Schmarrn, wer wäre schon so blöd und würde gegen eine Hauswand laufen.
Einige sperrten an der Stange ihr Radl ab, andere banden ihren Hund dort an wenn sie kurz zum einkaufen gingen und wir Kinder lehnten oder sassen gerne auf dieser Stange. Bevorzugt im vorderen Bereich beim Fußweg bzw. an der Strasse. An dem Tag kam auch Gertrud, die Tochter vom Äde, vorbei und gesellte sich zu uns. Wir unterhielten uns natürlich über die Mondlandung und jeder war ganz begeistert. Gertrud war die einzige die es beherrschte sich so an die Stange zu hängen das sie sich mit den Kniekehlen einhakte und dann den Kopf runterbaumeln liess. Dann zog sie uns auf das wir das nicht können. Die Regina hats erst gar nicht probiert, aber der Karli und ich haben es probiert.
Nach längerem hin und her haben wir es dann gewagt und der Erfolg war, das wir uns beide ganz furchtbar die Köpfe, da wo das Hirn ist, am Teer und da wo der Hinterkopf ist, an der Hauswand angehaun haben. Und zwar so dermassen das wir beide zu Boden gingen und sogar ziemlich geblutet haben. Wir sind dann sofort heimgelaufen, der Karli zu sich und ich zu mir rauf. Meine Oma und mein Vater haben das gleich genauer angeschaut und abgetupft und mein Vater meinte, das wir die Haare abrasieren müssen um genau zu sehen was da los ist. Ich hab mich natürlich geweigert. Erfolgreich.
An diesem Tag hatten sowohl mein Vater wie auch der Vater vom Karli die gleiche Idee und der Karli und ich sahen uns dann kurz drauf im Krankenhaus wieder, wo wir vom zuständigen Chefarzt Dr. Hanfstaengl (übrigens ein besserer Bekannter meines Vaters, die beiden waren auf Du) besichtigt und zammgeschissen wurden, nachdem wir erzählt haben wie es zu der Verletzung kam. Die Haare wurden uns beiden nicht abrasiert, dafür bekamen wir so ein brennendes Zeugs auf die Wunde und einen weissen kleinen Verband der mit einem Pflaster befestigt wurde. Der Doc sagte dann noch, das wir beim Entfernen des Pflasters sicher ein paar Haare lassen werden, aber dann merken wir es uns wenigstens das man nicht mit dem Kopf gegen das Strassenpflaster donnert. Lachen mussten wir dabei auch noch, und das war zumindest für meinen Kopf weniger gut. Noch mehr mussten wir dann lachen wie wir uns gegenseitig gesehen haben, jeder mit so einem weissen Dings am Kopf. Wir beschlossen die kommenden Tage die Wohnung erst einmal nicht zu verlassen, und wenn, dann nur ganz schnell um den anderen zu besuchen.
So richtig eklig wurde es dann wie nach wenigen Tagen das Pflaster runtermusste. Mein Vater hat an meinem Kopf rumgedoktert und trotz aller Mühe liess es sich nicht vermeiden das er doch ein paar kleinere Haarbüschel mit der Schere absäbeln musste. Noch nerviger war das verkrustete Blut, denn automatisch fieselt man mit den Fingern daran herum.
Und dann musste ich mir irgendwann auch die Haare waschen weils anfing zu jucken. Beim Karli kam scheinbar auch die Scheere etwas zum Einsatz, denn bei ihm sah man recht deutlich wo das Pflaster war. Immerhin hatte keiner von uns geweint und darauf waren wir stolz. Und nach einiger Zeit war auch alles wieder in Ordnung, die Haare passten wieder und das Loch im Kopf war zugewachsen und glücklicherweise sind auch keine Flausen verschwunden die wir immer im Kopf hatten. Wir haben seitdem übrigens nie wieder versucht uns irgendwie mit den Kniekehlen an irgendwelchen Stangen festzuhalten.

Irgendwann so ziemlich gegen Ende der 1960ger und Anfang der 1970ger Jahre, erschienen im Haus 25 dann mehrere Bauarbeiter. Vorher wurden alle Bewohner darüber informiert, das der Speicher zum einen ausgebaut und zum zweiten verkleinert wird. Hintergrund war, das der Speicher zuviel Platz wegnimmt den eigentlich keiner so richtig braucht und man stattdessen im dritten Stock eine Wohnung einbauen könnte. Es folgten einige Wochen mit viel Lärm und Dreck und Staub. Klar wars interessant zuzuschauen wie die Maurer und sonstigen Arbeiter alles zammgebastelt haben, aber Spielen im Hausgang oder Treppenrutschen war während dieser Zeit unmöglich. Ausserdem verschwand die alt bekannte Türe zum Speicher und es wurde ein großes Loch in die Wand gehauen wo eine neue Eisentüre mit stabilem Schloß eingebaut wurde. Somit war der Eingang zum Speicher nicht mehr direkt über der Eingangstüre von unserer Wohung, sondern genau in der Mitte der Wand. Im Speicher drin entstand eine gigantische Betonwand, da wo man von der Türe wenn man reinkommt, auf der linken Seite. Scheinbar wurden in der neuen Wohnung auch gleich Teppichböden verlegt, denn der Rest, der anscheinend übrigblieb, wurde dann kurzerhand am Boden im Hausgang von Stockwerk 1, 2 und 3 verlegt. Sah eigentlich ganz gut aus. Irgendwann war dann alles fertig und wir waren sehr gespannt wer da wohl einziehen wird.
Der Speicher war natürlich nicht mehr so wie er war. Anfangs waren wir entsetzt. Ausserdem war jetzt immer abgesperrt und jeder Mieter bekam einen Schlüssel. Meistens sind wir also mit dem Schlüssel von uns hineingegangen. Ich habs immer so gemacht, das ich den Schlüssel eingesteckt hab, dann oben die Tür aufgesperrt hab und dann den Schlüssel wieder an den Schlüsselhaken gehängt habe. Einen Vorteil gabs aber im neuen Speicher. Da wo die Betonwand errichtet wurde war oben massenweise Platz und die bekannte Leiter lehnte an der Betonwand. Es war klar das wir bei der ersten Gelegenheit die wir hatten hinaufgestiegen sind.
Ja es war schon gigantisch dieser Bereich des Speichers. Ganz hinten, da wo das 25ger Haus endete und wo das Dach in die Seitenmauer überging, da konnte man durch ganz kleine Ritzen noch durchschauen und somit einen Blick in den Speicher von Haus 23 werfen oder auf der anderen Seite zum Pfanzeltplatz vor. Durch diese begehbare Betonwand war es ab jetzt auch ein leichtes aufs Dach zu klettern. Es waren vielleicht noch zwei Meter, wenn überhaupt, um den Kopf durch die Dachluke zu stecken. Und da oben lag sogar noch eine zweite, kleine Leiter, die allerdings nicht grade einen stabilen Eindruck machte. Endlich konnten der Karli, die Regina und ich aufs Dach schauen. Es war schon ein gigantischer Ausblick. Ich zog mich einfach am Rand der Dachluke hoch und schaute. Ich schaute eigentlich nicht, ich gaffte. Rotes Blechdach, mit vielen Ecken und Winkeln, die Kamine, das Schneegitter, ich war begeistert. Das alles dann noch im schönsten Sonnenschein und blauem Himmel. Der Karli war genau so begeistert. Und wir beschlossen, das wir baldmöglichst im wahrsten Sinn des Wortes aufs Dach steigen werden und an der Mauer des Kamins unsere Zeichen hinterlassen werden. Die Regina war die einzigste die sich nicht hochziehen und nicht hinausschauen konnte. Der Karli versuchte sie hochzuheben, aber das wurde auch nix genaues weil er sie beinahe mit dem Kopf gegen das Dach gedonnert hätte. 
Also kam ich wieder in den Genuß und ich hatte auch nix dagegen mich auf alle Viere zu begeben und die Regina auf meinen Rücken steigen zu lassen. Ich konnte ja wie eine Hebebühne mehr nach oben und mehr nach unten gehen. Regina hat den Ausblick ebenfalls genossen und ich genoss das Gefühl das sie auf mir stand. Danach machten wir die Dachluke wieder vorsichtig zu und kletterten hinunten und haben Speicher und Haus verlassen.

Irgendwie kamen wir dann auf die Idee da oben auf der Betonwand eine Art Lager einzurichten, wo wir uns zu geheimen Treffen treffen. Nur wir drei sollten davon wissen und eingeweiht wurden höchstens die Leute, denen wir absolut vertrauen konnten. Jetzt gings ums Pläne schmieden. Wie solls werden, was muss mit rauf und wie verstecken wir alles so das es niemand findet. In irgendeinem Geschäft bekamen wir zwei Holzkisten geschenkt, also sogenannte Obststeigerl, von der massiveren Sorte. Das waren schon mal zwei Sitzgelegenheiten. Irgendwann kam dann noch eine Decke dazu und eine Taschenlampe und das wars eigentlich auch schon, soweit ich mich erinnere. Also nix besonderes.
Ein paar mal sind wir dann oben gesessen und haben uns recht wichtig gemacht, aber was gescheites rausgekommen ist dabei natürlich nicht. Genau genommen kam eigentlich gar nix dabei raus, aber das war egal. Wichtig war nur das wir ein geheimes Lager hatten wo wir unsere geheimen Treffen machten.

Eines Tages dann waren Regina und ich alleine oben. Ich beschloß aufs Dach zu klettern und an der Wand vom Kamin ein Zeichen und das Datum zu hinterlassen.
Also B - Datum. (Bertl Datum) Der kleinen Leiter die oben war traute ich nicht so recht. Also stellten wir die beiden Obstkisten übereinander und legten noch die Decke zusammengefaltet drauf und ich kletterte hinauf und zog mich am Rand der Dachluke nach oben. Wieder schien die Sonne und der Himmel war blau und Regina himmelte mich an weil ich mich traute aufs Dach zu klettern. Damals hab ichs locker geschafft mich hochzuziehen und die Beine auch noch durch die Luke zu bringen und schon sass ich auf dem Dach. Da war der Ausblick noch gigantischer wie wenn man nur den Kopf durchsteckte. Bis ans Ende der Josef-Beiser-Strasse konnte ich sehen, sogar noch viel weiter. Ans Abrutschen dachte ich nicht, obwohl ich barfuß oben rumkletterte. Ich schätze mal wenn ich echt abgerutscht und echt runtergefallen wäre, dann wär das mein sicheres Ende gewesen.
In der Hosentasche hatte ich ein Stück hellblaue Wachsmalkreide. Also hab ich mich vorsichtig zum Kamin begeben, der nicht besonders weit von der Luke entfernt war.
Auf der Vorderseite und an der Seite, obs links oder rechts war weiss ich nicht mehr, schrieb ich B und das Datum drauf. Bei der Gelegenheit konnte ich auch übers Dach zum Pfanzeltplatz runtersehen. Von hier sah man erst so richtig wie hoch die Kastanienbäume an der Anlage waren und wie hoch eigentlich das ganze Haus war. Ich bedaure das es kein Foto davon gibt.
Dann versuchte ich wieder an die Dachluke zu kommen. Hier merkte ich dann, das es viel schwerer ist wieder zurück zu kommen als wie von der Luke zum Kamin zu kommen. Ganz kurz dachte ich daran wie es wohl wäre wenn ich es doch nicht schaffe, aber den Gedanken verwarf ich schnell wieder. Vorsichtig, Zentimeter für Zentimeter kann man schon sagen, bin ich langsam zur Luke gerutscht. Ich gebe zu, ich war irgendwie schon ein bissl froh wie ich wieder durch die Luke rutschte und die Obstkisten unter den Füßen spürte.
Regina wollte dann auch sehen ob ich was an den Kamin geschrieben habe. Ich fragte dann gar nicht mehr sondern schob einfach die Kisten weg und ging auf alle Viere um sie wieder auf meinen Rücken steigen zu lassen. Klar hätte sie auch auf die Kisten steigen können, aber mir wars ganz recht so. In dem Moment hab ich auch irgendwie gemerkt das es manchmal doch mehr bringt wenn man nicht lange fragt sondern einfach handelt. Nachdem Regina meine Zeichnung am Kamin gesehen hat war sie fast noch mehr begeistert wie ich. Ich ging dann fast bis flach runter auf den Boden damit sie bequem heruntersteigen konnte. Sie meinte dann sogar, das sie keine Leiter mehr braucht wenn ich dabei bin und sie das echt gut findet. Oh ja, ich fands auch gut. Und ab diesem Nachmittag war grundsätzlich ich ihre Leiter. Kann natürlich sein das es Einbildung war, aber irgendwie hatte ich schon das Gefühl das es ihr auch gefiel wenn sie sich auf mich stellen konnte. Besonders gut gefallen hat es mir natürlich immer dann wenn sie die schwarzen Mokassins anhatte. Es dürfte klar sein das ich ab dem Tag viele Gelegenheiten gesucht habe in diesen Genuß zu kommen.

Bald drauf hab ich dann dem Karli erzählt das ich auf dem Dach war. Er hats natürlich nicht geglaubt und so sind er und ich auf den Speicher und er schaute aus der Luke und sah das hellblaue B am Kamin. Die Kreide lag noch oben auf dem Betonboden. Er sagte, das auch unbedingt ein K draufstehen muss, sonst bringt das alles nix. Er versuchte es allerdings mit der kleinen Leiter durch die Luke zu kommen. Lustigerweise hat die Leiter sein Gewicht ausgehalten und er hats tatsächlich geschafft aufs Dach zu kommen. Da wars dann aber auch schon, denn ohne auch nur den Versuch zu starten den Kamin zu erreichen kletterte er wieder runter. Ein paar Tage später hat ers dann nochmal versucht und da hat ers dann tatsächlich geschafft und somit war auch ein hellblaues K mit dem Datum etwas später am Kamin zu sehen. Witzigerweise hatte auch er enorme Probleme vom Kamin wieder zurück zur Luke zu kommen. Tja, Regina wollte dann natürlich auch ein blaues R am Kamin sehen. Allerdings hat sie ihren Plan schnell wieder aufgegeben nachdem sie etwa mit der Hälfte des Körpers durch die Luke war. Wir haben sie dann beide festgehalten und sie hat irgendwo auf dem Dach, wo sie halt noch hinkam, ein blaues R hinterlassen. Wir waren uns einig das es schon so passt.
Was die neue Wohnung im dritten Stock betraf, so nach und nach kamen einige Leute und besichtigten die Wohnung. Irgendwann zog dann auch jemand ein. Ein Ehepaar, ich schätze mal so Mitte 30 werden sie gewesen sein. Mit Nachnamen hiessen sie Dietrich oder Diedrich. Der Mann trug Brille und hatte einen Bart und die Frau hatte längere blonde Haare. Und sie war Lehrerein! Seufz! Allerdings an irgendeiner Berufsschule. Irgendwann gingen sie dann von Haustür zu Haustür und stellten sich vor als die neuen Mieter vom dritten Stock. Eigentlich waren es sehr nette Leute. Kinder hatten sie, zumindest damals, keine.

Damals gabs auch die recht gute Radiosendung "Die Schlager der Woche" die jeden Freitag auf Bayern 2 (ja, 2) gesendet wurde. Und zwar um 18.07 Uhr. Ich hörte sie mir grundsätzlich jeden Freitag an, oft auch zusammen mit meinem Vater und wir haben uns oft geärgert wenn ein Lied auf Platz 1 war das uns überhaupt nicht gefallen hat oder wenn wir der Meinung waren das der Sänger ein Depp ist. Im Jahr 1971 kam dann der Radiosender Bayern 3 raus und die "Schlager der Woche" wechselten zu Bayern 3. Eigentlich völlig egal, aber mit dem Radio das wir hatten bekamen wir Bayern 3 nicht rein und somit waren die "Schlager der Woche" erst einmal Geschichte. Eines schönen Freitags dann bekam ich bei einem Geheimbesuch auf dem Speicher rein zufällig mit wie die neuen Mieter im Radio die "Schlager der Woche" laufen hatten. Und zwar in einer Lautstärke, das man es direkt vor der Türe hören konnte. Das erzählte ich natürlich sofort der Regina und ab da lümmelten wir jeden Freitag ab ca 18 Uhr vor der Türe der Mieter im dritten Stock herum.
Wir freuten uns tierisch wenn Sweet, Slade oder T-Rex dabei waren und ärgerten uns über Lieder von Christian Anders oder Chris Roberts. Irgendwann wie wir wieder am Boden
vor der Haustüre hockten und der Musik lauschten, da ging die Türe plötzlich auf und die Frau die drin wohnte stand in der Tür und staunte und fragte, was wir denn da machen?
Vom sehen kannte sie uns ja. Wir haben ihr dann eben erzählt das wir uns die Hitparade anhören weil wir den Sender nicht reinbekommen. Sie war sehr nett und hat uns dann in die Wohnung gelassen und wir durften uns direkt ans Radio setzen und zuhören. Sogar Limo hat sie uns gegeben.
Ich erinnere mich noch genau daran das sie in dem Zimmer so eine komische Holz-Klapperschlange hatte, die sich irgendwie klappernd entfaltete wenn man den Kopf gedreht hat. Was die Musik betraf, so hatten Regina und ich einen sehr ähnlichen Geschmack. Also Sweet, Slade, T-Rex waren schon unsere Kragenweite. Sehr wenige Jahre später entwickelte ich mich dann zu einem ganz großen Sweet-Fan.
Momentan wars so, das der Rock'n'Roll zwar voll in mir war, aber leider nichts großartiges neues rauskam was man kaufen konnte. So wechselte ich dann ins Lager des Flower-Power und Glitzer-Beats, später dann auch Glam & Glitter-Rock genannt. Und eben da war der Sweet Sänger Brian Connolly die absolute Nummer 1. An dem kam niemand ran, auch kein Gary Glitter.
Ich glaube ich bin aber jetzt zeitmässig schon ein bissl weiter als wie bis 1972 :-) Deswegen jetzt Themawechsel und zu Glam- und Glitter gibts dann später noch viel zu erzählen.

So um 1970 herum gabs dann auch die ersten sogenannten musikalischen Differenzen zwischen dem Karli und mir. Während ich mehr der etwas härteren Musik zusprach war er mehr einer der so in Richtung Pink Floyd tendierte. Für mich damals nix anderes als wie Schlaftablettenmusik. Eines Tages sassen wir im Hinterhof und und da kam Regina mit ihrem Kasettenrecorder. Es lief irgendein Rocksong. Die Stimme des Sängers war irgendwie recht seltsam, aber das Lied selber war schon gut. Dem Karli hats nicht gefallen.
An dem Tag hörte ich das erste Lied von Black Sabbath. "Tomorrows Dream" war das. Ich weiss nicht mehr wie oft hintereinander wir es uns angehört haben, aber Regina und ich waren begeistert und der Karli ist dann irgendwann gegangen weils ihn gelangweilt hat. An dem Tag hab ich also "Black Sabbath" entdeckt und der Sänger der so komisch sang war Ozzy Osbourne. Black Sabbath gabs da schon seit etwa zwei Jahren und es war klar das ich baldigst damit anfing meinen Vater zu nerven das er sich eine LP von denen kauft oder mir das Geld gibt um sie zu kaufen. Tja, da gabs dann Lieder wie "Paranoid" und "Iron Man" die mir ganz gut gefallen haben. Meinem Vater allerdings weniger und so hörte ich sie dann meist wenn ich alleine im Zimmer war oder wenn Regina dabei war. Aber lassen wir das jetzt, denn zum Thema Musik werd ich mich auch noch ganz viel auslassen, auch über Konzerte usw. Das ist für mich bis heute sowas wie ein Thema ohne Ende.

Im neu gebauten Neubau im hinteren Hinterhof war inzwischen alles vermietet. Ein Namen an dem Schild mit den Klingeln schoss mir ins Auge. Käfer. Wer war Herr oder Frau Käfer? Der Name war jedenfalls recht nett. Im Neubau waren die Briefkästen innen im Hausgang. Eines frühen Abends wie wir wieder einmal an der Teppichstange und hinter der Garage rumgehängt sind, da kam plötzlich eine wunderschöne Traumfrau daher, mit langer Löwenmähne und einer super Figur und wahnsinns Plateauschuhen mit Korksohle und Korkabsatz. Die sehe ich noch so richtig vor mir. Und einen blauen Minirock mit Falten hatte sie an. Ich glaube, das war bis zu dem Tag die schönste Frau die ich je gesehen hatte.
Die unbeschreibliche Schönheit ging auf den Neubau zu und schloß die Türe auf. Der Karli und ich gafften, die Regina interessierte das weniger. Dann werkelte die Schönheit an den Briefkästen herum. Ich sah genau welche sie aufsperrte. Dann nahm sie die Post heraus und ging in ihre Wohnung. Ich hab mir den Briefkasten genau gemerkt und kaum war sie weg waren ich und der Karli auch schon an der Türe und ham geschaut was auf dem Briefkasten steht: Käfer! Ich packs nicht. Ich wusste es gleich, schöner Name, schöne Frau.
Jetzt mussten wir nur noch wissen in welcher der Wohnungen sie wohnt damit wir dann austüfteln können welches Fenster es sein muss.
Der Karli und ich haben dann die ganze Zeit von Frau Käfer geschwärmt und die Regina wurde zusehends sauerer. Und das, wo sie doch noch viel zu jung war um eifersüchtig zu sein. Dachten wir jedenfalls. Am nächsten Tag waren wir ganz zufällig wieder etwa um die selbe Zeit im hinteren Hinterhof, natürlich mit dem Hintergedanken das wir Frau Käfer wieder sehen werden. Armbanduhr hatte übrigens keiner von uns, aber es war ja kein Problem schnell wo raufzuklettern und die Uhrzeit an der Turmuhr von St. Michael abzulesen.
Langsam wurde es dann Zeit, und schliesslich kam sie durch den Hof marschiert. Die vollkommeme Schönheit, wieder mit offenen Haaren, diesmal mit ähnlichen Schuhen wie tags zuvor, nur in schwarz, und sie hatte einen schwarzen Hosenanzug an. Diesmal sah sie uns und sie lächelte kurz zu uns herüber und wir sagten ganz brav "Grüß Gott".
Das heisst, der Karli und ich haben etwas gesagt, die Regina war wieder sauer. Das Spielchen haben wir dann den Rest der Woche wiederholt und Regina war kurz davor das sie uns nie wieder sehen wollte.
Irgendwann kam ich dann auf die Idee, das die schöne Frau Käfer ja irgendwie hier ankommen muss. Mit dem Auto? Mit dem Bus? Also richtete ich es so ein das ich zu der Zeit wo sie normalerweise heimkam, daheim im Zimmer am Fenster war und hinausschaute. Es fuhren Autos in die Strasse rein, es kam ein Bus, aber keine Frau Käfer. Dann kam der nächste Bus und da stieg sie aus. Sie fuhr also mit dem Bus heim. Ich streckte meinen Kragen aus dem Fenster bis sie um die Ecke verschwunden war. Da hatte ich dann wenige Sekunden Zeit um ins Klo zu rennen und auf den Stuhl zu steigen und den Kragen beim Klofenster rauszustrecken um sie nochmal für ein paar Sekunden sehen zu dürfen. Ausser der schönen Frau Käfer sah ich bei der Gelegenheit auch gleich den Karli der am Küchenfenster klebte und rausgaffte. Er sah mich auch und wir machten aus das wir uns gleich unten im Hof treffen. Wir hatten also beide die gleiche Idee. Dann waren wir gegenseitig sauer auf uns weil ich dem Karli unterstellte, das er sie länger sieht weil denen ihr Küchenfenster so lag das man die Eingangstüre vom Neubau sehen konnte. Bei mir war da teilweise das Dach des (ehemaligen) Waschhauses im Weg. Er dagegen meinte, ich sehe sie mindestens genau so lange weil ich sie ja sehen kann wenn sie vom Bus aussteigt und um die Ecke geht.
Ach ja, vielleicht sollte ich erwähnen das zu der Zeit die Bushaltestelle "Pfanzeltplatz" von der Ottobrunner Strasse am Schuhgeschäft Flock verlegt wurde direkt vor den Katra.
Das war für mich natürlich ideal weil ich da vom Fenster aus manchesmal schöne Damen sehen konnte und da ich ja Bus-Fan war, manchmal in den frühen Morgenstunden oder in den späten Abendstunden den Bus genauer anschauen konnte, weil sie hier manchmal warteten wenn sie zu früh dran waren.
Abgesehen davon wars echt interessant mal einen Bus von oben zu sehen. Vom Boden aus war mir das ja nicht möglich. Bus hin, Bus her, Tatsache war, das wir natürlich keine Schangs bei Frau Käfer hatten. Ausser ein freundliches Hallo von ihr und ein freundliches Servus von uns war nicht drin. Das wir ihr nachglotzten wenn sie vorbeiging hat sie mit Sicherheit bemerkt. Aber nur ein Blinder hätte dieser Frau nicht nachgeschaut. Irgendwann haben wir uns natürlich daran gewöhnt das es so ist und haben eben den Augenblick genossen wenn wir sie gesehen haben.

Wie schon erwähnt wohnte in dem Neubau auch die eine Frau, die den Karli lieber mochte wie mich. Wie wir wieder einmal im Hinterhof rumgesessen haben, da kam jene Frau aus dem Haus und hatte einen Stapel Langspielplatten (LP's) auf dem Arm die sie in die Mülltonne warf. Mein erster Gedanke war, das muss eine geistig Verwirrte sein, denn ein normaler Mensch wirft keine Schallplatten weg.
Der Karli und ich flitzten sofort hin. Wie sie den Karli sah ging ihr ein Lächeln übers Gesicht und wie sie mich sah verging ihr das Lächeln wieder. Der Karli fragte dann, ob sie die Platten wegschmeisst. Und siehe da, sie schenkte sie alle dem Karli. Der wusste natürlich wie scharf ich auf Platten und Musik war. Immerhin erlaubte er mir mit ihm zusammen die Platten durchzuschauen. Gut, bis auf ganz wenige Ausnahmen wars eh nicht mein Fall. Das meiste waren Jazz-Platten und mit Jazz konnte ich nie was anfangen und das hat sich bis heute auch nicht geändert. Eigentlich war nur eine Platte interessant. Die war von den Beatles und das Lied "George Brown" war auf Seite 1 das erste Lied. Der Karli durfte also die Platten behalten und ich war ihm nicht weiter neidisch, denn ich war mir ziemlich sicher das sie ihm bestimmt nicht gefallen werden. Nach gar nicht sehr langer Zeit hat er dann vorgeschlagen mir die Platten alle zu schenken wenn ich ihm dafür ein Eis mit zehn Kugeln beim Brücklmeier kaufe. Umgerechnet war das etwa 1,50 DM, denn die Kugel kostete zwischen 10 und 15 Pfennige. Ein gutes Geschäft. Die Beatles-Platte hab ich behalten und die anderen hab ich einem der Onkels geschenkt, der mochte Jazz und hat mir dafür 20 Mark gegeben. Der Karli hat sich grün und blau geärgert wie ich es ihm erzählt habe. Erst wie ich ihm nochmal ein Zehn-Kugel-Eis gekauft habe hat er sich wieder beruhigt und die Sache war bereinigt.

In den späten 1960gern sassen wir auch oft im Hinterhof auf ein oder zwei Decken rum, die wir auf die Pflastersteine gelegt haben. Da waren ich, der Karli, die Regina, die Schwester vom Karli und noch irgendeine die mit ihm verwandt war. Die Mädels spielten meist mit Puppen oder lasen irgendwelche Mädchen-Hefte und der Karli und ich spielten meistens mit Matchbox Autos.  Damals gabs bereits in den Apotheken das Heft mit dem Titel "Junior" und darin waren in jeder Ausgabe eine kurze Geschichte von "Papa Moll".
Eine Zeichentrickgeschichte. So richtig gut lesen konnten damals nur die Schwester vom Karli und ich. Deswegen hat einer von uns immer vorgelesen um was es in der Geschichte ging und die andern haben interessiert zugehört. Oft bekamen wir von Paula aus dem Fenster zum Hof ein paar Eis geschenkt oder von Frau Doblic, die ja immer noch im ehemaligen Waschhaus wohnte, einen Pudding. Manchmal kam auch die Oma vom Karli runter und verteilte Honigbrote die sie vorher in kleine Stücke geschnitten hatte. Eigentlich waren wir alle zusammen recht brave Kinder.

Irgendwann fuhr dann plötzlich ein älterer, größerer Bub auf einem Roller durch den Hinterhof. Er sah uns und fing an uns zu ärgern indem er mit dem Roller immer sehr knapp an der Decke vorbeifuhr und blöd dahergeredet hat. Die Regina hat gesagt, das ist der Bub der damals im Winter unsern Schneeberg kaputtgemacht hat. Die Zeit der Rache war also gekommen. Jetzt wars nur eine Frage des "wie?". Die Mädchen waren natürlich dagegen das wir etwas unternehmen, mal abgesehen von Regina, die mehr auf der Seite vom Karli und mir war. Der Karli und ich waren allerdings fest entschlossen es dem Burschen heimzuzahlen. Wir haben uns einiges überlegt und vieles wieder vergessen. Wir wussten ja nicht einmal wo genau der wohnt. Deswegen fingen wir dan an, langsam die Josef-Beiser-Strasse auf- und abzugehen um vielleicht seinen durchaus auffälligen Roller irgendwo zu sehen. Eines schönen Nachmittag sahen wir den Roller dann an einer Hauswand in einem Garten lehnen. Da wohnte er also. Sein Name war Thomas Schulze. Ein Preusse noch dazu, denn ein bayrischer Junge kann zwar durchaus Thomas heissen, aber nicht Schulze. Jetzt hiess es erst einmal abwarten und einen Plan schmieden.
Irgendwann dann hatte der Karli Geburtstag und bekam ein Rennrad geschenkt. Ein weisses mit vielen Gängen. Das war ein Superteil dieses Rad und der Karli gab mächtig an.
Kann ich gut verstehen, ich hätts wahrscheinlich auch gemacht. In den folgenden Tagen war ihm alles ziemlich egal, er interessierte sich nur für sein Rad. Allerdings durfte er nur im Hof und ums Haus fahren hatten seine Eltern gesagt. Also eine Strecke, die allerspätestens nach einem Tag langweilig wird, egal wie rum man fährt. So gings dann auch dem Karli und wir wurden auch wieder interessant für ihn.
So konnten wir uns wieder unseren Racheplänen wirdmen. Nach viel Gerede hatten wir dann die Idee, das er mit dem Rad zu dem Haus fährt wo der preussische Depp wohnt, dort klingelt und abwartet wer rauskommt. Sollte es der Thomas sein, dann lässt der Karli ein paar blöde Sprüche ab und reizt ihn solange bis er ihn mit dem Roller verfolgt. Der Karli sollte dann in den Hinterhof fahren und zwar durch die schmale Einfahrt die den hinteren mit dem vorderen Hof verbindet. Sobald der Karli durch ist wollten Regina und ich dann entweder eine Schnur spannen oder einen Ast hinhalten, das der Thomas entweder stehenbleibt oder gezwungen wird stehen zu bleiben.
Wir spielten das alles durch. Der Karli mit dem Rennrad, die Regina auf dem Dreirad, ich mit dem Stock und der Schnur. Theoretisch sollte also alles bestens klappen.

Dann kam der Tag wo es soweit sein sollte. Der Karli fuhr zu dem Haus, die Regina und ich standen etwa da beim Sandkasten auf der Strasse und schauten was passiert.
Nach einigen Minuten kam der Karli wieder zurück und sagte, das niemand aufmacht, aber der Roller im Garten steht und zwar ganz nahe am Zaun. Da kam uns die Idee, das wir ihm fürs erste die Luft aus den Reifen lassen könnten. Die Idee setzten wir sogleich in die Tat um und gingen zu dritt zu dem Zaun wo auch der Roller so nahe dran stand das man ganz leicht an die Ventile der Reifen kam. Der Karli vorn, ich hinten, die Regina hat aufgepasst. Nach höchstens 1 Minute waren die Reifen platt, was man aber auch erst merkte wenn man sich auf den Roller setzte. Vom Poiger Schorsch, der mit dem Radlgeschäft an der Schmidbauerstrasse, haben wir gelernt, das es im Ventil unter der schwarzen Schutzkappe meistens noch einen kleinen Stift gibt durch den die Luft in den Reifen gepresst wird. Er hat uns gesagt, das man dieses ganze Teil vom Ventil herausziehen kann wenn man etwas hin und herwackelt und dann dreht. Das haben wir auch ausprobiert und es ging tatsächlich. Also haben wir die Teile rausgezogen und beim Schulze in den Briefkasten geworfen.
Es mag schon sein das uns vielleicht irgendwer aus den Nachbarhäusern gesehen hat, aber zumindest hat niemand etwas beweisen können und seltsamerweise gabs auch keinen Ärger. Heute dürfte es wurscht sein, weil nach etwa 40 Jahren dürfte die Sache längst verjährt sein. Wenige Tage danach fuhr er schon wieder mit seinem Roller durch die Gegend und machte sich wichtig. Wieder sassen wir im Hinterhof auf der Decke und wieder zog er eine Show ab und beschuldigte uns das wir ihm die Luft rausgelassen haben und das er uns anzeigen wird. Er. Grad er. Zu blöd zum Scheißen aber Anzeige machen wollen. Dann fing er wieder an zu stänkern. Zuerst schubste er dem Karli sein Rennrad gegen die Hauswand. Der Karli sprang auf und schimpfte laut los, der Schulze grinste nur blöd. Dann fuhr er davon. Kurz drauf kam er von der anderen Seite wieder und warf eine Hand voll Sand, den er wahrscheinlich aus dem Sandkasten geklaut hatte, in unsere Richtung. Kurz drauf kam er dann schon wieder und fuhr mit seinem Drecksroller so knapp an uns vorbei das er die Regina mit dem Hinterreifen am Hintern (welches Wortspiel) streifte. Die erschrak natürlich und war kurz davor zu weinen anzufangen.

Jetzt reichte es. Ich sprang auf und lief ihm nach. Da ich die breitere Einfahrt blockierte, blieb ihm nur der Weg durch die schmale Einfahrt, aber da lief der Karli hin und blockierte. Der Schulze-Depp fuhr etwas im Hof herum und drohte uns alle zu verhaun wenn wir ihn nicht rauslassen. Dann fuhr er mit Karacho auf mich zu und wollte links oder rechts an mir vorbei. Wie er dann etwa in meiner Höhe war hab ich ihn geschubst und er ist samt Roller ganz wunderbar auf dem Teer gelandet. Der Rest ging dann ganz schnell. Der Karli und ich haben ihn links und rechts am Arm gepackt und die etwas nach hinten gedreht. Der starke Thomas hat gejammert und gewinselt, dann hat er gedroht das er alles seinen Eltern sagen wird. Ich weiss noch genau wie ich dann sagte, das er ohne Zähne schlecht was sagen kann und der Karli meinte, das wir ihn einfach in die Mülltonne schmeissen sollten.
Oh, da liefen dem starken Thomas die Tränen über die Bäckchen. Die Mädchen lachten ihn aus und er muss sich unheimlich blöd vorgekommen sein in diesen Minuten. Wir haben ihm dann nochmal die Luft aus den Reifen gelassen und gemeint, er soll abhauen und sich nicht mehr bei uns blicken lassen. Dann stand er auf, packte seinen Roller und ging. Und wir haben erlebt das es durchaus möglich ist einen zu verscheuchen der größer und vielleicht auch stärker ist. Allerdings haben wir immer wieder damit gerechnet das er plötzlich wieder aufkreuzt und sich rächt.
So wars auch, relativ bald schoss er mit seinem Roller wieder in den Hinterhof. In der Hand eine Spüli-Flasche, also eine leere Plastikflasche wo mal Geschirrspülmittel drin war.
Die hatte er mit Wasser gefüllt und er spritzte sofort drauf los was das Zeugs hielt. Viel Schaden konnte er damit nicht anrichten, es war ja nur Wasser. Als der Karli und ich aufstanden und zu ihm liefen haute er sofort wieder ab. Mit der Flasche in der Hand konnte er allerdings seinen Roller nicht richtig lenken und so kams, das er voll gegen den Zaun vom Sandkasten fuhr und wieder auf dem Teer landete. Diesmal aber wesentlich härter. Er fiel voll aufs Knie und kurz drauf sah man wie es blutete. Die Regina meinte, er solle drüberbieseln dann tuts nicht so weg. Ging hin und verpasste ihm tatsächlich einen Tritt in den Bauch. Gut das sie die schwarzen Mokassins nicht anhatte sonst wär ich sicher eifersüchtig geworden.
Der Jugo-Sepp hat das alles mitbekommen und ging dann dazwischen. Er redete mit dem Schulze, gab ihm ein Taschentuch und den guten Rat, er solle sich nie wieder hier blicken lassen, sonst kriegt er Ärger. Nach einigen Tagen schien bei ihm wieder alles geheilt zu sein und er trieb sich doch wieder in unserem Bereich herum. Diesmal allerdings ohne Roller. Das Wetter war auch nicht so besonders und von uns war keiner im Hof oder im Sandkasten. Ich kam grade zurück vom Katra weil ich für meine Oma etwas hab holen müssen.
Und da stand er dann, direkt bei den Mülltonnen und wollte mich nicht vorbeilassen. Er redete irgendwas von wegen "Dresche" und  ging auf mich zu und wollte mich am Ärmel packen. ich plärrte zuerst auch nur das er abhauen solle, aber plötzlich holte er aus und verpasste mir eine Watschn. Damit hatte ich natürlich nicht gerechnet. Gleich drauf wollte er abhauen. Dummerweise war ich schon als Knab recht schnell und ich hatte ihn dann gleich an seinem Jäckchen. Und wenn jemand losflitzen will und man hält ihn an einem Kleidungsstück fest und zieht auch noch rückwärts, dann ists meist der Fall das man sich auf den Hintern setzt.
So wars dann auch beim Schulze. Sekunden später blutete er aus dem Mund und aus der Nase und sein Jäckchen war auch voller Bluttropfen. Jetzt war er derjenige der plärrte.
Im Gegensatz zu ihm wusste ich wo ich hinhauen musste damit es weh tut, das hab ich von meinem Vater gelernt. Das es allerdings so gut funktioniert hätte ich nie und nimmer gedacht. Der Thomas haute ab. Ich ging heim und sagte sofort was passiert ist. Mein Vater wollte sich den Schulze gleich kaufen, aber ich sagte ihm das ich ihm ordentlich auf die Nase gehaun habe. Somit wars wieder gut.
Bald drauf klingelte es an der Tür und eine wütende Frau stand draussen. Neben ihr der missratene Sprössling. Also war das Mama Schulze. In lauter preussischer Sprache schimpfte sie, das man es im ganzen Haus hören konnte. Mein Vater stand grinsend in der Türe und hörte ihr zu. Dann kam noch meine Oma dazu. Die sagte dann, sie sollte sich lieber schämen wenn sich ihr großer Sohn von einem kleinen Buben wie mir verprügeln lässt. Natürlich drohte Mama Schulze auch damit, das sie mich anzeigt. Von der Idee schien sie sich aber schnell wieder zu entfernen, nachdem ihr von den inzwischen aus den Wohnungen gekommenen Mietern klargemacht wurde, das ihr sauberer Herr Sohn derjenige ist der immer Ärger macht und Streit sucht. Letztendlich gings dann so raus, das der Thomas von seiner eigenen Mutter noch extra eine Watschn bekommen hat und von da ab war die Sache dann entgültig erledigt. Wenn man sich trotzdem mal auf der Strasse gesehen hat, dann blickte jeder in eine andere Richtung und man ignorierte sich gegenseitig.
Natürlich hats die Runde gemacht das ich den Schulze aufgemischt habe und so war ich bei Regina mal wieder der King, wie man so schön sagt.

Der eine der King, der andere ärgert sich ein wenig. Vor allem fing Regina zwischendurch ja immer wieder damit an, das der Berti mehr aushält wie der Karli. Und wieder einmal war es dann soweit das, das man es drauf ankommen liess. Diesmal waren wir sogar zu fünft. Der Karli, die Regina, die Schwester vom Karli und deren irgendwie Verwandte und ich.
Als Austragungsort haben wir uns das schräge Dach ausgesucht das am Blumengeschäft hinten war.  Inzwischen wurde in etwa 2 Metern Höhe ein Stacheldraht angebracht um zu verhindern das gewisse Kinder von da aus aufs Dach steigen und um somit Ärger von diversen Geschäftsleuten zu vermeiden die ja angeblich Wasserflecken an der Decke hatten wenn jemand auf dem Dach herumlief. Aber etwa zwei Meter waren Platz, vom Anfang des Schrägdachs fast vom Boden aus bis da hin wo der Stacheldraht hing. Wir machten also aus, das sich einer von uns auf die Schräge legt und die Regina dann auf ihm hinaufgeht. Also Bauch und Brust und Kopf, falls es soweit kommen sollte. Der Herausforderer fing an, also legte sich der Karli als erster hin. Seine Schwester und die Bekannte schauten zu. Auf sein Kommando dann stieg die Regina auch auf die Schräge und hielt sich an der Seite an der Wand fest. Dann stieg sie mit einem Fuß auf Karlis Bauch und stand schliesslich ganz drauf. Natürlich mit Schuhen, weil ohne ist es ja langweilig. Welche sie anhatte weiss ich nicht mehr. Der Karli verzog zwar das Gesicht ein bissl aber er hats ausgealten. Langsam ging sie dann weiter bis sie auf seiner Brust stand. Der Karli hats ausgehalten, wenn er auch schon eine ziemlich dunkelrote Birne auf bekam. Ich war ja gespannt ob er sich auch auf den Kopf treten lässt. Wie Regina dann die Schuhsohle auf seine Stirn setzte gab er auf. Ich selber hätte nicht damit gerechnet das er es überhaupt soweit aushält. Dann war ich dran. Ich legte mich auch auf die Schräge und Regina stellte sich neben mich und grinste auf mich herunter. Dann stellte sie sich bei mir auf den Bauch. Langsam ging sie nach oben bis sie auf meiner Brust stand. Nachdem sie auch hier ein bissl stehengeblieben ist, liess sie die Schuhsohle über meinem Gesicht schweben und wir sahen uns an und grinsten beide. Dann spürte ich die Sohle auf meinem Hirn und der Druck wurde fester. Ausgemacht war, kurz voll draufstellen und dann gleich wieder runtergehen. Regina trat drauf, blieb kurz stehen, wackelte ziemlich und war dann schneller wieder unten wie sie dachte. Also hatte ich mal wieder gewonnen.
Karlis Schwester wollte dann auch einmal. Ich hatte eigentlich gar nichts dagegen, im Gegenteil. Die Schwester war ja fast in meinem Alter und natürlich auch etwa schwerer wie Regina. Ohne abzuwarten stieg sie aufs Schrägdach und dann gleich mir auf den Bauch. Ich gebe zu, man merkte schon das sie schwerer war, aber gefallen hats mir gewaltig.
Auch sie ging dann rauf bis zur Brust, allerdings nicht so gemütlich wie Regina sondern schon gut entschlossen. Ihr schiens auch zu gefallen auf jemand erumzutreten.
Bei dem ganzen Getue wurde natürlich auch rumgealbert und so. Somit wars klar das die Bekannte Verwandte auch mal wollte. So kam ich gleich dreimal an den Tag in den Genuß, eine Begehung zu erhalten. Ein schöner Tag und abends im Bett hab ich so richtig davon geträumt und mir vorgestellt wie es wohl wäre wenn alle drei gleichzeitig auf mir stünden.
Am nächsten Tag spürte ich zwar etwas Druck im Brustbereich, aber es war nicht weiter störend. Irgendwie kam ich jetzt so richtig auf den Geschmack und ich wollte andauernd dieses Spielchen spielen. Ich glaube das ich den andern so langsam auf die Nerven gegangen bin, aber so ist das nun mal mit gewissen Sachen. An einem Nachmittag dann konnte ich Regina und Karlis Schwester überreden, nochmal dieses Spielchen zu spielen. Und diesmal stellten sich beide auf mich drauf. Endlich. Mir machte das überhaupt nichts aus, ich genoss es richtig.
Wie es der Zufall wollte, kamen an diesem Nachmittag eben zu dieser Zeit zwei ältere Mädchen durch den Hof. Ingrid (wieder eine) und Margot. Die wohnten in dem Haus wo die Post drin war. Sie sahen was wir machten und wunderten sich sehr. Regina und Karlis Schwester erklärten das es nur eine Art Krafttraining ist, ein Spiel. Ingrid war schätzungsweise mindestens 16 oder 17 Jahre alt, hatte lange Haare und war ziemlich groß. Margot war schätzungsweise 2 Jahre jünger und etwas kleiner. Immer wenn ich die beiden gesehen habe, trugen sie ausnahmslos Turnschuhe. Tja, und so stellte sich dann Margot auch einmal auf mich drauf. Sie war schwerer wie Karlis Schwester. Ein wunderbares Gefühl. Nachdem Margot wieder runterstieg, wollte ich, das sich Ingrid auch draufstellt. Die wollte aber nicht und erst nach etwas Überredung von den anderen machte sie es dann doch.
Ein Traum erfüllte sich. Und der Höhepunkt des Traums war dann wie sich Ingrid und Margot beide auf mich stellten und sichtlich begeistert waren was ich doch alles aushalte.
Nach diesem Erlebnis wurde ich so richtig süchtig danach. Besonders nach Ingrid und Margot, auch wenn sie immer nur Turnschuhe anhatten. Aber leider machten die beiden dann nicht mehr mit. Keine Ahnung wieso. Nur noch bei Regina kam ich zwischendurch einmal auf meine Kosten. Schön wäre es natürlich gewesen von Frau Käfer einmal als Unterlage benutzt zu werden, aber dieser Traum ging nie in Erfüllung. Irgendwann dann lies die Sucht nach und ich wurde wieder normal. Allerdings nur für ein paar Jahre :-)

Eines Abends beim Essen erzählte meine Oma, das die Dietrichs vom dritten Stock ausziehen werden weil einer von denen aus beruflichen Gründen in eine andere Stadt muss.
Ich fands schade, denn wie gesagt, es waren recht nette Leute. An dem Tag als sie dann entgültig auszogen haben sie Regina und mir die komische Klapperschlange geschenkt, die ich bald drauf dann komplett der Regina schenkte. Ich war ja gespannt wer in diese Wohnung einziehen würde. Irgendwann rannte dann ein Mann die Treppe rauf und runter, den ich noch nie zuvor gesehen habe. Ein ziemlich großer und dürrer Typ, ebenfalls mit Bart und Brille. Bald drauf klebte dann unten neben der Türe am Klingelblech ein Aufkleber mit dem Namen "Schweinfurth". Aha, so heisst der Mann also, dachte ich mir. Bei mir und dem Karli, auch bei der Regina und den anderen Kindern war ausser Hallo oder Guten Morgen nicht viel Gerede mit dem neuen Hausbewohner. Eines Tages dann, es war früher Morgen und ich musste zur Schule, da machte ich die Haustüre auf und wer kam die Treppe herauf? Die schöne Frau Käfer. Allerdings nicht im Minirock sondern in Jeans. Sie grinste wie sie mich sah und ich habe richtig gespürt wie ich einen roten Kopf bekomme.
Ich bin zwar dann zur Schule, hab mir aber die ganze Zeit überlegt was die in dem Haus machen könnte. Bald drauf wusste ich es dann. Sie war die Freundin vom Schweinfurth und bald drauf klebte auch noch "Käfer" unterm "Schweinfurth". Für mich eine schlimme Sache, denn jetzt war das Objekt der Gier sozusagen direkt über mir. So nahe und doch unerreichbar.
An ihrem Fahrplan hatte sich aber nichts geändert. Sie kam immer noch zur selben Zeit mit dem Bus an. Ich klebte wieder am Fenster und sah wie sie ausstieg.
Jetzt hatte ich natürlich viel mehr Möglichkeiten wie vorher. Ich bin unzählige Male rein zufällig zu der Zeit wo sie heimkam die Treppe runtergegangen weil ich immer irgendwo hinmusste. Die ersten zwei- bis dreimal wird sie sich vielleicht nichts dabei gedacht haben, aber dann, wie ich ihr wieder mal rein zufällig entgegenkam und unten an der Treppe stehenblieb um ihr nachzuschauen, da blieb sie plötzlich stehen und schaute nach unten und erwischte mich natürlich dabei wie ich zu ihr hinaufschaute. Wieder spürte ich die Röte in meinem Gesicht erscheinen. Gesagt hat sie nichts, nur gegrinst hat sie und ging weiter. Vorsichtshalber habe ich dann ein paar Tage damit aufgehört zufälligerweise die Treppe runter zu gehen wenn sie nach oben geht. Einige Tage später dann war ich unten an der Stange an der Hauswand. Gemacht habe ich glaube ich nichts, nur so dagestanden und in die Gegend geschaut. Dann kam der 95ger Bus und siehe da, Frau Käfer stieg aus. Scheinbar hat sie an dem Tag früher Feierabend gemacht. Sie musste an mir vorbeigehen. Ich sagte höflich Grüß Gott. Sie sagte Hallo zu mir und blieb dann bei mir stehen. Dann hat sie mich gefragt, ob sie mir nicht mehr gefällt weil sie bemerkt hat das ich einige Tage nicht mehr im Treppenhaus entgegen kam. Diesmal spürte ich wie das Rot in meinem Gesicht dunkelrot wird. Frau Käfer entging das auch nicht. Sie streichelte mir kurz mit den Fingern über die Backe und meinte, das ich nicht verlegen werden müsse. Sie ist ja auch nicht auf der Brennsuppn dahergschwumma und sie findets ja auch ganz reizend von mir, aber ich sei doch ein wenig zu jung für sie und ich solle mir doch eine suchen die in meinem Alter ist. Nochmal streichelte sie mir kurz über die Backe und meinte, das sie nichts dagegen hat wenn ich sie anschaue. Dann ging sie weiter und ich kam mir das erste mal in meinem Leben so richtig blöd vor. Ich wusste nicht was ich tun soll. Vermeiden das ich Frau Käfer über den Weg laufe? Wegziehen? Keine Ahnung. Aber wie es der Zufall so wollte, noch am selben späten Nachmittag kams zu einem erneuten Zusammentreffen.
Meine Oma schickte mich auf den Speicher um nachzuschaun ob die Abtrocktücher schon trocken sind und den Wäschekorb sollte ich auch mit runterbringen. Ich schnappte mir also den Speicherschlüssel und ging hinauf. Wie ich die Türe aufsperren wollte da merkte ich, das sie nicht abgesperrt war. Also ging ich hinein und wer war drin?
Frau Käfer. Wie immer unbeschreiblich schön.
Sie drehte sich auch gleich um und sah mich und meinte, so schnell sieht man sich wieder. Ich weiss noch genau das ich sogar in der Lage war trotz meiner wiederkommenden roten Birne ein kurzes Gespräch mit ihr anzufangen. Ich erzählte ihr das mich meine Oma raufgeschickt hat und ich nicht wusste das sie auch oben ist. Ich sagte natürlich Sie zu ihr.
Dann meinte sie, das sie es ja echt süß findet so einen jungen und netten Verehrer zu haben. Und dann wollte sie wissen, ob ich allen Frauen so ganz zufällig über den Weg laufe.
Ich habe nicht mal gelogen wenn ich ihr geantwortet habe, das sie die einzige ist. Es stimmte ja auch. Und dann sprudelte es aus mir raus. Ich sagte ihr, wie wunderschön ich sie finde, ihre Haare, alles an ihr. Jetzt wars eher Frau Käfer die etwas rote Bäckchen bekam. Gefreut hat sie sich schon. Und sie meinte, ich solle warten bis ich 21 Jahre alt bin und wenn ich sie dann immer noch so schön finde, dann darf ich sie heiraten falls sie bis dahin noch keinen Mann gefunden hat. 21 deshalb, weil man damals nicht mit 18 sondern erst mit 21 Jahren volljährig war. So ergab sich dann trotz allem eine Art kleiner Freundschaft zwischen der Angebeteten und mir. Gelaufen ist allerdings nie etwas. Weder in jungen noch in späteren Jahren. Und wie ich 21 Jahre alt war, da war Frau Käfer schon längst Frau Schweinfurth und hat irgendwo anders gewohnt.

Der Herr Schweinfurth hatte natürlich auch ein Hobby. Tauchen. Und eines Tages kam er auf die glorreiche Idee, oben auf der Betonwand sein Schlauchboot und seine Taucheranzüge zu verstauen. Das aufgeblasene Boot lag auf dem Boden und die Taucheranzüge hat er an einen der Balken gehängt. Der Karli, die Regina und ich waren eines Tages mal wieder auf dem Speicher und wollten eine geheime Sitzung in unserem Lager abhalten. Der Karli stieg als erster die Leiter hinauf und rief dann erschrocken, das wir schnell abhauen sollen denn da oben sind zwei Männer. Wir sind umgehend abgezischt und habe erst einmal im Hausgang gewartet was passiert. Dann kamen wir drauf, das es schon sehr seltsam sei, denn die Speichertüre war ja abgeschlossen und wie sollten zwei Männer hineinkommen? Oder wozu solls gut sein wenn sie die Türe von innen wieder abschliessen und sich auf die Betonwand stellen. Also gingen wir langsam und leise wieder hinauf und schlichen uns in den Speicher. Die Türe stand ja noch offen. Hören konnte man nichts.
Weder Gerede soch sonst was. Also ist der Karli wieder die Leiter rauf und hat geschaut. Dann sagte er, das die noch genau da stehen wo sie vorher auch gestanden haben.
Dann wollte ich schaun was da oben ist. Ich stieg die Leiter rauf und sah auch die beiden Gestalten. Ich sagte, es sieht aus wie wenn sich da zwei aufgehängt haben.
Wir wollten zuerst schon wieder abhauen und die Polizei holen, aber dann haben wir uns doch zusammengerissen. Ich bin also eine zeitlang auf der Leiter geblieben und hab die beiden Gestalten beobachtet. Sie bewegten sich nicht, sie redeten nicht, sie taten nichts. Schlieslich kletterte ich dann hinauf und sah das Schlauchboot und sagte den anderen, das hier ein Boot oben ist und Ruder. Ich nahm dann meinen Mut zusammen und sah nach was das da hinten für Gestalten sind. Und was wars? Zwei Taucheranzüge und daneben standen zwei Sauerstofflaschen. Also Entwarnung.
Zu dritt sassen wir dann auf dem Schlauchboot und wir stellten fest, es war gar nicht so schlecht drauf zu sitzen. Irgendwann hat uns der Schweinfurth dann erwischt wie wir da oben auf seinem Boot gesessen haben. Witzigerweise hatte er gar nichts dagegen, er meinte nur, wenn wir es schon als Treffpunkt benutzen dann können wir auch drauf aufpassen und es ihm sagen falls einmal die Luft drin weniger werden sollte. Somit sassen wir also mit Genehmigung in dem Boot drin. Der Karli kam dann auf die Idee, das man sich in das Boot hineinlegen könnte. Er machte das dann auch und war der Meinung, das man da drin recht gut liegt. Die Regina wollte dann auch einmal drinliegen aber der Karli ging nicht raus.
Und so tat Regina das was sie in solchen Fällen seit einigen Monaten immer machte, sie trat auf das drauf was ihr im Weg war. Anfangs blieb der Karli hart und meinte, das hält er schon aus, das macht ihm nichts aus. Und da hat Regina angefangen so richtig draufzutreten. Sie hatte ihre schwarzen Mokassins an und stampfte mit der Ferse dem Karli auf den Bauch. Dem ging sofort die Luft aus und er schimpfte recht laut herum und bekam einen roten Kopf. Kaum war er raus aus dem Boot lag auch schon die Regina drin und freute sich. Der Karli war sauer, er wollte gehen. Doch wie er grade die Leiter runterwollte, da hörte man einen Schlüssel im Schloß. Der Karli kam sofort wieder nach oben und sagte, das da jemand kommt. Sofort waren wir ruhig und der Streit von eben war vergessen. Vorsichtig schauten wir nach unten wer da gekommen ist. Es war Gertrud.
Was könnte denn die hier oben wollen? Es war ja klar, jeder der im Haus wohnte hatte einen kleinen Anteil vom Speicher. Gespannt schauten wir hinunter was sie hier oben macht. Sie ging nur durch den Speicher und schaute in jede Ecke. Die Regina musste niessen. Wir zogen zwar schnell unsere Köpfe nach hinten, aber dummerweise hat sie uns gesehen.
Sie sagte dann irgendwas und kam die Leiter herauf. Schnell haben wir uns hinter den Taucheranzügen versteckt, aber so dumm war Gertrud auch wieder nicht. Schnell hat sie uns gefunden und wollte wissen was wir hier oben machen. Nachdem wir ihr erklärt haben was wir hier oben machen, wollte sie ab jetzt auch immer dabei sein wenn wir uns treffen.
Wir hatten nichts dagegen, weil wir kannten uns ja alle schon lange genug. Sie musste uns nur versprechen niemanden etwas davon zu erzählen. Also waren wir ab jetzt meist zu viert hier oben.
Gertrud brachte gleich ein paar neue Ideen mit. So meinte sie, wir bräuchten einen der sagt was gemacht wird. Also einen Anführer. Oder eine Anführerin. An sowas hatten wir bisher gar nicht gedacht. Aber wer war der geiegnete Anführer? Ich? Der Karli? Die Regina? Oder gar Gertrud? Es kam jeder in Frage, aber wir konnten uns nicht drauf einigen.
Also einigten wir uns darauf, das wir uns jeden Tag abwechseln. Von Montag bis Freitag. Denn Samstag und Sonntag haben wir uns meistens eh nicht getroffen oder gesehen.
Offen blieb dann nur noch die Frage, was der jeweilige Anführer sagen könnte das gemacht wird. Weil meistens haben wir entweder im Sandkasten gespielt, sind auf Bäume geklettert oder auf Hausdächer oder haben irgendwelche Leute geärgert. Also beschlossen wir uns das erst einmal zu überlegen und uns am nächsten Tag wieder hier zu treffen und dann nochmal drüber zu reden.

Als ich (ich glaube es war so) in die vierte Klasse ging, da gabs zwei vierte Klassen in der Schule am Pfanzeltplatz, weil soviele Schüler die vierte Klasse besuchten. Was für ein geschwollener Satz, aber ich denke, es ist klar was ich meine. Also gabs die Klasse 4a und die Klasse 4b. Ich ging in die 4a und die Gertrud witzigerweise in die 4b. Vorher ging sie in irgendeine andere Schule und kam dann auch in die am Pfanzeltplatz. So kams das wir uns während der Pause um 10.15 Uhr öfters gesehen haben.
Gertrud sagte, das sie die Idee mit dem Anführer nicht schlecht finden würde. Der Karli und ich waren schon länger der Meinug das Gertrud für ihr Alter schon mehr erwachsen ist wie wir. Also von der Art her und wie sie reden konnte. Allerdings haben wir ihr das nie gesagt. Nachmittags haben wir uns dann wieder oben im Schlauchboot getroffen. Da haben wir dann wieder über einen Anführer geredet und was der dann machen darf und was er nicht machen darf. So langsam haben wir uns in die Idee immer mehr hineingesteigert.  Die Idee war eigentlich gar nicht schlecht. Wir beschlossen das der oder die Anführer/in dann immer informiert werden muss wenn irgendwas besonderes los war oder wenn einer mal nicht kommen kann oder zu spät kommt, was jeder vor hat zu machen oder sonstige sehr wichtigen Sachen. Und wir haben beschlossen das wir nicht jeden Tag wechseln sondern jede Woche. Somit kommt dann jeder pro Monat einmal als Anführer an die Reihe. Und wir haben beschlossen das einer der aus irgendeinem Grund keine Lust hat den Anführer zu spielen, seine Woche an einen anderen abgeben kann. Am nächsten Tag wollten wir dann abstimmen wer der erste Anführer wird. Tags drauf sahen Gertrud und ich uns wieder auf dem Pausenhof. Sie fragte mich, wen ich vorschlagen würde den Anführer zu spielen. Ich wusste es nicht so recht. So in meinen geheimen Gedanken hätte ich mich am liebsten selber vorgeschlagen, aber offen hätte ich das nie zugegeben. Die Regina hatte zwar ihre Vorzüge, war aber doch noch etwas kindischer wie der Rest von uns. Also hüllte ich mich in Schweigen und sagte, das ich es noch nicht weiss. Gertrud meinte, bis heute Nachmittag muss ich es aber wissen. Da wir alle vier nicht recht weit voneinander auseinander wohnten, wars natürlich völlig normal das wir und sehr oft über den Weg gelaufen sind, auch wenn wir uns gar nicht treffen wollten. So traf ich also kurz nach der Schule Gertrud im Hausgang.
Und sie sagte mir, das sie gerne die Anführerin werden möchte und ich doch für sie stimmen solle. Zufälligerweise sah ich sie dann auch im Hinterhof mit dem Karli reden wie ich rein zufällig (Zufälle gibts) aus dem Klofenster gaffte. Wahrscheinlich hat sie ihm auch gesagt er soll für sie stimmen. Und bei der Gelegenheit hab ich auch gleich noch gesehen wie dem Karli sein Vater rauskam und den Karli ins Auto eingeladen hat und mit ihm weggefahren ist. Das war ja blöd, denn eigentlich wollten wir uns ja bald treffen. Den kürzesten Weg zum Treffpunkt Schlauchboot hatte ich. Ich brauchte ja nur die Treppe raufgehen. An dem Tag waren wir ur zu dritt, der Karli kam nicht und Getrud sagte, er hat mit seinem Vater wegfahren müssen, mehr hat er ihr so schnell nicht mehr sagen können. Also sassen Regina, Getrud und ich auf dem Schlauchboot und starrten Löcher in die Luft. Zu dritt war blöd, da konnten wir niemand wählen. Also futterten wir die Treets die Gertrud dabei hatte und unterhielten uns über irgendwelches belangloses Zeugs. Nachdem die Treets aus waren sagte Regina, das sie bei sich im Blumenladen auch seit ein paar Tagen Süssigkeiten verkaufen und sie schnell hinläuft und fragt, ob sie welche kriegt und dann kommt sie wieder rauf. Bei dem Tempo das Regina normalerweise draufhatte, dürfte es nicht viel mehr wie 5 Minuten dauern bis sie wieder kommt.
Also waren Gertrud und ich alleine im Schlauchboot. Ich erzählte ihr, wie Karli und ich aufs Dach kletterten um am Kamin unsere Zeichen zu hinterlassen. Sie wollte es sehen weil sie es mir nicht geglaubt hat. Ich machte die Dachluke auf, die inzwischen nur noch mit einem Haken gesichert war, und sagte ihr, sie solle auf die Obstkisten steigen und dann sieht sie es schon. Ich schob die Obstkisten hin und sie schaute mich an wie der Ochs vorm Berg. Dann sagte sie, das sie nicht auf die Obstkisten steigt weil die sicher umfallen und dann fällt sie runter. Ich sagte, das wir schon alle auf diesen Kisten gestanden sind und die nie umgefallen sind. Dann kam sie zur Sache. Sie hat mich glatt gefragt wieso dem Karli seine Schwester, die Regina, die Ingrid und die Margot auf mir stehen dürfen aber sie nicht. Darum gings also. Sollte ich wirklich auch in den Genuß kommen unter Gertrud liegen zu dürfen? Wär ned schlecht :-)

Wie ich mich grad auf alle Viere begeben wollte ging die Speichertür auf und Regina kam rein. Sie kletterte rauf und sah, das Gertrud und ich brav auf dem Schlauchboot sassen und ratschten. Sie sagte, das sie ein paar Smarties bekommen hat und gleich wieder weg muss, weil irgendeine Tante zu Besuch kommt und da muss sie auch daheim sein.
Und weg war sie. Solche Dazwischenkommnisse waren schon normal bei uns allen, denn meist hat man sich dann später nochmal getroffen oder einfach mal beim andern geklingelt. Also waren Gertrud und ich wieder alleine. Ich schmück das jetzt nicht großartig aus, aber kurz drauf stand sie auf meinem Rücken und schaut sich die Gegend durch die Dachluke an. Ich genoß es und konnte mein Glück gar nicht fassen.  Wie sie sagte das sie runter will bin ich dann schon sehr langsam auf den Boden gesunken bis ich flach dortlag.
Sie ist dann nicht gleich von mir runter sondern noch ein bissl auf mir geblieben und hat gemeint, das es so viel bequemer sei wie auf den Ostkisten die sich ja nicht von selber rauf und runterbewegen. Ich gebe zu das ich Getrud immer für so eine Art Mauerblümchen gehalten habe, aber seit diesem Tag sah ich das völlig anders.
Der Vorteil bei Gertrud war auch jener, das sie so gut wie nie Turnschuhe anhatte. Meist irgendwelche Spangerlschuhe. Ein Paar hatte sie auch, die etwas höher waren, zwar keine die ich als hohe Absätze bezeichnen würde, aber trotzdem sahen die ganz gut aus. Ja und dann meinte sie noch, wen ich öfters in den Genuß kommen möchte, dann soll ich sie als Anführerin wählen. Gertrud war schuld daran das meine Sucht wieder aufflammte und ich wieder sehr oft dran denken musste. Gertrud wusste genau was sie wollte und wie sie es anstellen musste. Mir gefiel die Art die sie an sich hatte, das alles war mir vorher eigentlich nie aufgefallen. Und jetzt wechseln wir das Thema, denn obwohl es schon so viele Jahre her ist werde ich immer noch ganz unruhig wenn ich nur daran denke. Allerdings ist nie was aus Gertrud und mir geworden, so sehr wie ich sie dann auch angehimmelt habe.

Nachdem ich daheim dann doch etwas herumgemeckert habe das der Karli ein Radl bekommen hat, wurde dann beschlossen, das ich auch eins bekommen sollte. Ich freute mich schon sehr. Aber was bekam ich? Ein damals grade sehr in Mode gekommenes Klappradl. Ich hätte viel lieber so ein Bonanza-Rad gehabt mit Bananensattel und hoher Rückenlehne und einem Fuchsschwanz dran. Ehrlich gesagt kam ich mir sogar ziemlich blöd vor wenn ich mit meinem Klappradl daherkam und der Karli fuhr mit seinem Rennradl vor.
Allerdings hatte mein Radl den Vorteil das es zum einen dickere Reifen hatte und zum anderen das man es mit ein paar Handdrehungen zusammenklappen konnte und es in jedem Kofferaum Platz hatte. Letzteres war mir egal, weil wir hatten ja eh kein Auto. Seltsamerweise fanden fast alle anderen das Klapprad gar nicht mal so schlecht. Sogar der Karli hat mich öfters gefragt ob er damit fahren darf. In dieser Zeit durfte ich dann mit seinem Rennrad fahren. Und an so einem Tag passierte es dann.
Beim Klapprad gabs eine Rücktrittsbremse und beim Rennrad zwei Handbremsen. Nur welche war für welches Rad? Also welche Handbremse für das vordere Rad und welche fürs Hintere? Ich kam jedenfalls mit Karacho die Josef-Beiser-Strasse runter und ich musste dringend bremsen weil ich sonst auf der Strasse gelandet wäre. Also drückte ich kurzentschlossen eine der Bremsen voll durch, das Rad blieb auch sehr schnell stehen und hob sich hinten in die Höhe und ich machte fast einen Salto mit diesem Rad. Es war klar das ich runterflog und auf dem Teer landete und das Rad umfiel. Erst später kam ich drauf das ich im Zweifelsfall auch beide Bremsen hätte drücken können. Die Information hat mir da aber auch nichts mehr gebracht, denn ich hatte aufgeschlagene Knie, aufgerissene Handflächen und ein paar Prellungen. Dem Radl ist nix passiert, ausser das sich der Lenker verdreht hat. Der Karli war mehr besorgt um sein Radl als wie um mich. Es hat dann recht lange gedauert bis er mich wieder damit fahren lassen hat.
Mein Vater hat sich das Klappradl auch zwischendurch ausgeliehen. Wohin er damit gefahren ist weiss ich nicht, aber es sah schon recht albern aus wenn er damit die Strasse runtergeradelt kam. Er hätte den Sattel und den Lenker anders einstellen müssen, er war ja größer wie ich. So musste er so pedalisieren das er mit den Knien den Lenker nicht berührt und die Knie links und rechts nach aussen strecken. Teilweise sah es aus wie ein Frosch der auf dem Radl daherkommt. Einmal musste ich dann dermassen lachen das er sauer wurde. Er verpasste mir dann einen sogenannten Spitz (Arschtritt mit relativ spitzen Schuhen, meist exakt genau zwischen die Arschbacken), das ich dachte ich hebe vom Boden ab. Tags drauf war aber schon wieder alles vergessen und in bester Ordnung. Allerdings ist er seit meinem Lachkrampf nie wieder mit diesem Rad gefahren.

Wie dann wieder die Sommerferien kamen, da entpuppte ich mich dann doch als Frühaufsteher. Kurz nach sechs Uhr morgens zog ich mit dem Klappradl meine Tour durch die Josef-Beiser-Strasse und die Specklstrasse. Gegen sieben Uhr hatte ich dann meine Tour beendet und war wieder daheim. So richtig angefreundet hab ich mich mit diesem Klappradl allerdings nie. Und so kams, das ich entweder mit den Rädern der anderen gelegentlich gefahren bin oder gleich zu Fuß gegangen bin. Wohin dieses Klappradl dann eines Tages hinverschwunden ist weiss ich nicht. Irgendwann wars jedenfalls weg, ausgeliehen von einem Onkel oder sonst was. Gefehlt hats mir nie so richtig. Der Karli dagegen motzte sein Radl auf. Mit schwarzem und weissem Klebeband änderte er das komplette Aussehen des Gestells. Natürlich kam auch hier die berühmte Spielkarte zum Einsatz die mit einer Wäscheklammer (in Bayern "Glubbal") so befestigt wurde das sie beim Drehen des Rades an den Speichen klapperte. Einen Tacho bekam er dann auch dran. Tacho hatte ich auch einen am Klappradl, aber irgendwie wirkte er da eher doof.

Aber Radl hin oder Radl her, dafür hatte ich bis 1972 bereits eine umfangreiche Plattensammlung, bestehend aus Singles und LP's. Wobei die LP's eigentlich eher meinem Vater gehörten. Nach Weihnachten 1972 hab ich die erste Langspielplatte von meinem eigenen Taschengeld gekauft. Von den Sweet "The Sweet's Biggest Hits". Darauf war u.a. auch "Wig Wam Bam" das ich natürlich auch als Single hatte. Bereits zu Weihnachten 1970 bekam ich von meinem Vater von Deep Purple das Album "In Rock" geschenkt.
Das war bis zu dem Zeitpunkt das härteste Rockalbum das ich hatte. Vor allem das Lied "Hard Loving Man" gefiel mir recht gut. Erst nach mehrmaligem Hören ist mir dann auch "Child In Time" aufgefallen, das zusammen mit dem "Hard Loving Man" meine absoluten Lieblingslieder auf diesem Album war. Ich glaube, das "Deep Purple in Rock" dann der ausschlaggebende Grund war, das ich von der Rock'n'Roll Music mehr ins Lager des Hardrocks wechselte. Ich bin jetzt aber gar nicht so sicher obs den Ausdruck Hardrock in den frühen 1970gern überhaupt schon gegeben hat. Ist ja auch egal. So langsam aber sicher wuchs dann meine Plattensammlung. Übers Jahr verteilt kam ich immer auf weitere Bands
die mir sehr gut gefallen haben. Zwei meiner absoluten Lieblingsgruppen in dieser Zeit waren "Led Zeppelin" und "Grand Funk Railroad". Soweit ich mich erinnere waren auch beide einmal in den "Schlagern der Woche". Led Zeppelin mit "The Ocean" und Grand Funk Railroad mit "The Loco-Motion". Wobei ich hiermit auch gleich feststellen möchte,
das die "Loco-Motion" eins der ganz wenigen Grand Funk Songs war (sogar ein gecovertes, denn das Original war glaube ich von einer Sängerin die sich "Little Eve" nannte), das überhaupt im Bayrischen Rundfunk gespielt wurde. Das war mir aber egal weil ich ja sowieso die Platten hatte. Soweit ich mich erinnere waren Led Zeppelin auch noch mit "Whole Lotta Love" und "Stairway To Heaven" drin.
Teilweise war die Zusammenstellungen jener Hitparade schon recht witzig. Zuerst gabs was auf die Mütze mit Led Zeppelin und dann kam sowas wie "Schmidtchen Schleicher"
von Nico Haak. Naja, so war für jeden etwas dabei, wie mein Vater öfters gesagt hat am Freitag zwischen 18 Uhr und 19 Uhr. Mit der Zeit gabs dann auch immer öfter musikalische Differenzen mit dem Karli. Der hielt Led Zeppelin und Grand Funk für eine Haufen Drogensüchtige die sowieso nix gscheits zammbringen. Ich hielt ihm dann immer vor die Nase, das seine Pink Floyd bzw seine teilweise gehörte Blasmusik noch nie in jener Hitparade waren und so manches Mal kamen wir wirklich schon richtig in Wut wegen der Musik.
Das wurde in späteren Jahren dann noch schlimmer.

Was die Hitparaden angeht, da gabs natürlich auch andere. z.B. die vom Ö3 (die Hitparade vom österreichischem Radio). Teils waren da auch die gleichen Lieder drin wie bei uns, aber auch viele österreichische Lieder die bei uns meist eh keiner kannte, teils auch Lieder von internationalen Gruppen die bei uns nicht mal auf Platz 100 waren.  Da ich auch gern "Die großen 10 von Ö3" hörte, die gabs damals im Radio, im TV kamen die erst Jahre später, kannte ich Gruppen wie "5000 Volts" schon wesentlich früher als wie sie dann mit "I'm On Fire" ihren ersten internationalen Erfolg hatten. Bei Ö3 waren sie als "Airbus" mit "Fly Away" in den Charts. Auch die späteren ABBA hörte man in den Ö3-Charts oder so unter Tags im Ö3-Radio. z.b. "Nina Pretty Ballerina" wurde gesungen von Agnetha, Björn, Benny, Anna-Frid. Nix anderes wie die späteren ABBA. Gut, das alles war zwar kein Rock, aber es war eben die Pop-Musik die in jener Zeit ebenfalls die diverse Radiosendungen füllte. Und manches war auch nicht so schlecht.
Gut gefallen haben mir damals auch die "Les Humphries Singers" und "Middle Of The Road". Die Les Humphries Singers lernte ich bei meinem Onkel Hansi kennen. Also nicht die Singers persönlich sondern ihre Lieder. Der Onkel hatte eine Schublade im unteren Teil der Schrankwand wo die Platten von ihm und seiner Frau lagen. Er hatte einige LP's von den Les Humphries Singers und irgendwann legte er dann eine auf. Sound '70 oder Sound'71 hiessen die, und bestanden zu 90% aus Cover-Versionen, also nachgesungener Lieder diverser anderer Gruppen. Allerdings nicht einfach eins zu eins nachgeträllert sondern schom im typischen Les Humphries Chorgesang. Das hörte sich gar icht so übel an, musste ich zugeben. Erwischt hats mich dann aber erst so richtig wie "Mama Loo" rauskam. Der Hammer, das Lied. Und was ich besonders gut fand, der Mann der das Lied sang, John Lawton, war vorher Sänger bei "Lucifer's Friend". Dem Karli hab ich auch drüber erzählt, aber der hatte Null Ahnung wer John Lawton oder Lucifers Friend war.
Seine Interessen gingen dann sowieso mehr in Richtung Fussball. FC Bayern hier, FC Bayern da, was anderes interessierte ihn nicht mehr. Und mit Fussball konnte ich schon als Kind rein gar nix anfangen. Er war voll begeistert wenn er mit seinem Vater am Samstag Nachmittag ins Stadion gehen durfte und der FC Bayern hat gespielt. Mein Onkel Hubert war übrigens ein 60ger Fan. Mir haben die 60ger auch besser gefallen und zwar aus dem Grund, weil sie ein schöneres Vereinswappen hatten. Den Löwen. Deswegen wurden die 1860ger auch "Die Löwen" genannt. Der FC Bayern also in Rot-Weiss und die Löwen in Blau-Weiss. Irgendwann haben sich der Karli und ich dann furchtbar gestritten weil ich seine Fussballbegeisterung nicht geteilt habe. Noch schlimmer wurde es, wie irgendeiner der FC Bayern Spieler bei denen im Laden eingekauft hat. Welcher es war weiss ich nicht mehr, aber es war schon ein sehr seltsames Zusammentreffen. Der Karli flitzte in den Hof raus und zog mich richtig in den Laden hinein und unterwegs sagte er mir das einer vom FCB da ist und ich den unbedingt sehen muss.
Tja, da stand ich dann und schaute den Fussballer an und der schaute mich an und der Karli stellte ihn freudig vor und ich blieb eher gelangweilt ruhig und reichte ihm die Hand und fragte ihn, ob er Pink Floyd oder Led Zeppelin besser findet. Vom Gesichtsausdruck her wusste er genau soviel wie gewisse andere Leute die in jenem Moment im Laden anwesend waren. Nämlich gar nix. Der Karli dagegen war voll begeistert und er hat seinen Fussball geholt und sich ein Autogramm drauf gegen lassen. Es war klar das mit diesem Fussball nie mehr gespielt wurde und das ich ihn ab diesem Tag auch nicht mehr anfassen durfte. Klar, unsere harmlosen Spielche im Hinterhof waren ganz ok, aber das war ja auch mehr hin- und hergeschiesse zwischen kleinen Jungs. Jedenfalls hatte der Karli jetzt etwas mit dem er angeben konnte. Er präsentierte einen Fussballer, der sich auch noch mit ihm zusammen fotografieren lassen hat. Woher sollte ich jetzt einen Rockmusiker hernehmen? Irgendwann wars dann wieder egal und wir wurden beide wieder normal.

Im Blumenladen kaufte auch so mancher Prominente seinen Blumenschmuck ein. Durch Regina lernte ich dann auch ein paar andere Leute aus dem Film- und Showgeschäft kennen.
In der Zeit wo ich noch in die Schule am Pfanzeltplatz ging, da drückten mir bereits Leute wie Helmut Fischer, Roberto Blanco, Michael Schanze und Anneliese Rothenberger die Hand. Alle waren der Meinung das Regina einen netten jungen Freund hat. Tja, dagegen gabs und gibts nix zu sagen :-) Besonders interessant war Anneliese Rothenberger.
Die liebte meine Tante, die bei uns wohnte, auch sehr. Anneliese war mehr in Richtung Klassik und Oper und so. Es gab also keinerlei Paralellen zu meinem Musikgeschmack. Regina durfte zu ihr immer "Tante Anneliese" sagen. Interessant war die Frau deswegen, weil immer wenn ich sie gesehen habe, es waren im Höchstfall fünf mal in meinem jugendlichen Leben, hatte sie immer traumhafte Plateauschuhe an. Einmal hatte sie einen schwarzen Hosenanzug an und schwarze Platösen. Da fiel mir eigentlich erst auf was für eine tolle Figur die Frau hat, auch wenn sie weder Schlager noch Rockmusik sang. Meine Tante, die bei uns wohnt, hat sich dann sehr gewundert das ich die Anneliese Rothenberger Sendung, die etwa alle zwei bis drei Monate im ZDF kam, plötzlich mitangeschaut habe. Die Musik hat mich nicht interessiert, das dürfte klar sein. 
Helmut Fischer war damals beim "Tatort" dabei, zusammen mit Gustl Bayrhammer. Den habe ich in dem Laden einmal gesehen. Und Roberto Blanco kannte damals sowieso ziemlich jeder. Der Strahlemann aus ganz vielen TV-Shows. Der sah eigentlich live im Blumenladen auch nicht anders aus wie im Fernsehen. Der war so ein richtiger Kumpeltyp und er hat uns Kindern damals viele Gummibären und Milky Ways geschenkt. Und ich gebe zu, sein "Ich komm zurück nach Amerillo" hat mir ganz gut gefallen, auch wenns nur die deutsche Version von "Is This The Way To Amerillo" von Tony Christie war. Immerhin kams durch ihn auch in die ZDF Hitparade mit Dieter Thomas Heck.
Diese Hitparade im ZDF war auch so eine Sache für sich. Meine Oma und meine Tante klebten immer vorm Fernseher wenn die kam. Gut, ich gebe zu, ich habe damals auch oft mit zugeschaut und ich gebe auch zu, das so manches gute Liedchen vorkam und ganz viele schöne Fräuleins zu sehen waren. Viele im superkurzen Mini und mit Plateauschuhen und langen Haaren. Wenn ich da an so manche Auftritte von Katja Ebstein, Mary Roos, Tina York, Monica Morell oder Marianne Rosenberg denke, jessas jessas :-)
Da waren die Lieder fast scho wieder nicht so wichtig, Hauptsache die Klamotten haben gepasst.

Wobei genau genommen die Klamotten aus den 1970ger Jahren sowieso mit Abstand die geilsten waren. Schlaghosen und Plateauschuhe, auch für Männer, breite Gürtel, riesige Hemdkragen, Batik-Klamotten, breite Krawatten. Ja das wars einfach. Sogar die Anzüge sahen damals nach was aus. Jeans-Anzug, Cord-Anzug, Samt-Anzug. Ich selber hatte damals auch einen Jeans-Anzug. Soll heissen: Jeans-Jacke, sogenanntes Ami-Shirt mit Sternenbanner, Schlaghose, breiter Gürtel, Plateauschuhe. Bei der Jacke wars wichtig das der Griff einer Haarbürste aus der oberen Jackentasche rausschaute. Ich kannte einen, der hatte einen dunkelblauen Cord-Anzug, dazu ein helles lila Hemd, der Kragen des Hemds lag größtenteils über dem der Jacke. Das machte schon was her.

Das Gegenstück zur Hitparade war die Sendung "Disco". Präsentiert von einem gewissen Ilja Richter. Der hatte die Angewohnheit das er zum einen recht oft "nich wahr" und "tja" sagte und zum andern wenn er sich verbeugte, dann flog immer ein Haarbüschel von hinten nach vorne und wieder zurück. Kult wurde auch sein Spruch wenn er den Gewinner des jeweiligen Preisausschreibens bekannt gab. "Licht aus - Womm" - "Spot an - Yeah". Dann blendete der Scheinwerfer auf einen meist sehr verschüchterten Knaben oder ein Mädel und Ilja Richter stellte ein paar Fragen und das wars dann auch schon. Ilja Richter hatte immer einen Anzug an. Mit Krawatte. Er war, wie manch älterer Leut sagte, immer korrekt gekleidet. Disco war also mehr die Sendung wo auch englischsprachige Musik gespielt wurde, bzw englisch sprachige Künstler auftraten. In der Hitparade war alles zu 99,9% deutsch, obwohls damals schon die Angewohnheit gab, so manch englisches Wort in den Liedtext oder den Titel mit einzubauen. Manch Engländer sang dann in der Hitparade auf deutsch damit er dort auftreten konnte und zwei Wochen später in Disco sang er den selben Titel auf englisch. Bei Disco sah man Sweet, Slade, T-Rex, Alice Cooper usw und bei der Hitparade dafür Karel Gott, Bata Illic, Chris Roberts usw. Eins der absoluten Disco-Highlights war, wie Suzi Quatro und Heino in der selben Sendung nacheinander aufgetreten sind und sich unterwegs sogar begegnet sind. Aber das war 1973 und wir reden ja nur bis 1972, also zurück zum Dings, zum was weis ich, jedenfalls in die passende Zeit.

Deutsch singende Engländer oder Amis, da gabs einige wo sich die Aussprache genial anhörte. Bill Ramsey, Graham Bonney, Gus Backus. Die gabs zwar schon viel länger und nicht erst seit den 1970gern, aber hier war die Sprache der Hammer. Bei Bill Ramsey kamen auch noch die genialen Titel dazu, wo schon manch Deutscher seine Probleme gehabt hätte
es überhaupt richtig auszusprechen. z.B. "Er war vom konstantineopolitanischen Gesangsverein" (so ähnlich).
Oder Graham Bonney. Dem seine Songs fand ich gar nicht so schlecht, es war ein gewisser Drive drin. Speziell wenn er das Wort "drei" sang. Und siehe da, er hatte glatt einen Titel der "Wähle 3-3-3" geheissen hat. Bei ihm hiess das "Wähle Drai Drai Drai  auf der Däläfoun", aber es hatte was. Ich würde sogar behaupten, das Graham Bonney zu dieser Zeit der einzige Schlagersänger war, den ich echt gut fand. Speziell sein Lied "Du bist viel zu schön um alleine nach hause zu gehn". Ein ewig langer Titel, der passte bei Dieter Thomas Heck glaub ich gar nicht komplett auf die Anzeigetafel, dieses Lied gefiel mir besonders gut. Einen draufgelegt hat Graham Bonney dann mit dem langen Titel "Ich hab die ganze Nacht nur noch an dich gedacht". Jaja, man merkt schon, ich kenn mich auch in der Schlagerszene der 1960ger/1970ger ganz gut aus, es blieb eben einiges hängen.
Gus Backus war auch so ein Gaudibursch. Der spielte in massig Filmen der 1950ger und 1960ger mit und sang desöfteren ein flottes Liedchen. Von dem fand ich "Die Sauerkraut Polka" genial. Das sang er auch in einem Film wo auch Trude Herr mitspielte und er irgendwelche Krautköpfe zerkleinern musste. Klar, die meisten dieser Filmchen waren brunzbieseldumm, aber irgendwie auch schon wieder so genial das sie zur Sucht werden konnten.
Damals hatte so ziemlich jeder deutsche Schlagersänger der etwas bekannter wurde, mindestens einen solchen Film wo er zwar nicht unbedingt die Hauptrolle spielte, aber doch ein bis drei Lieder singen durfte. Ob Udo Jürgens, Berd Clüver, Howard Carpendale, Gus Backus, Bill Ramsey, Chris Roberts und noch eine ganze Ladung, jeden sah man irgendwann in so einem Film mitspielen. Der absolute Knaller waren die Filme mit den "tollen Tanten" und den "tollen Nichten". Schlimm und lächerlich, aber saugut und auch heute noch irgendwie kultig was diesen Bereich angeht. Der absolute Oberknaller dagegen war der Film "Heute haun wir auf die Pauke". Benannt nach dem erfolgreichen Schlager von Tony Marshall, mit dem der Film auch anfängt. Eine direkte Handlung gibts in dem Film eigentlich nicht, aber trotzdem wars zumindest bei mir so das ich den Anfangs sah und dann nicht mehr wegschauen konnte bis er aus war. An Lena Valaitis im Minirock und gelben Socken kanns nicht gelegen haben. Oder vielleicht an den nicht mehr so ganz nüchteren Herren Tony Marshall und Jack White, die von der Polizei angehalten wurden und dann ein schönes Heimatlied anstimmten? Oder an Nero Brandenburg oder an Tanja Berg im Morgenmantel und Lockenwicklern? Was solls, dieser Film dürfte mit Abstand der beste sein der jemals zum Thema "Deutscher Schlager" produziert wurde.
Auch Oberschmalzschlagersänger Christian Anders spielte in Filmen mit. z.B. in solchen die ganz gefährliche Titel hatten wie "Die Todesgöttin aus dem Liebescamp" oder "Die Brut des Bösen". Wobei ich zugebe, das ich ersteren noch nie gesehen und der zweitere irgendwie gar nicht so schlecht ist. Sogar Dunja Rajter spielt in dem Film mit, natürlich auch ein paar Liebesszenen mit Bruder Christian. Ich habe keine Ahnung ob sie damals noch mit Les Humphries beinand war oder nicht. Ist ja eigentlich auch egal :-)
Nochmal kurz zurück zur ZDF Hitparade. Dieter Thomas Heck war einer, der viel und schnell reden konnte. Und weil er so schnell redete fiel es eigentlich gar nicht besonders auf, das er auch sehr viel redete. Kultig war es immer wenn er zum Schluß jeder Sendung von einem kleinen Zettel ablas, wer Regie führte oder an irgendeiner Kamera stand. Das konnte ihm bis heute keiner nachmachen.

Und jetzt weg von Musik und Film und zurück zu mir und den damaligen Erlebnissen.
Widmen wir uns dem damaligen Münchner Oktoberfest, genannt "d'Wies'n". Zu der Zeit wo ich noch ein kleiner Bub war, da gabs keine großartige High-Tech-Wiesn so wie es sie inzwischen gibt. Einige Karusells gabs damals schon seit vielen Jahren, z.b. die sogenannte "Krinoline" wo zu mancher Stunde in der Mitte eine kleine Blaskapelle sitzt.
Damals hatte diese Krinoline den Ruf, das nur Rentner drin mitfahren, heute siehts so aus, das auch junge Leute mitfahren weils einfach kultig ist. Den großen Turm wo man mit einem Fußabstreifer unterm Hintern runterrutschen konnte, den gabs damals auch schon und da bin ich als Kind immer gern ein bis zweimal mit runtergerutscht. Nicht zu vergessen das Riesenrad in der kleinen und in der großen Ausführung und die vielen Schiessbuden, wo so mancher, meist männlicher Wiesnbesucher, der einfach zu blöd war um was zu treffen, nach zehn Schuss in Begleitung seiner etwas aufgetakelten Frau oder Freundin den Arbeiter an der Bude zammgschissn hat, weil der Lauf von dem Gewehr ja sowieso sowos von vazong is das ma nix drifft. Oder der Vogel-Jakob der schon damals mit seinen lockeren Sprüchen ein absolutes Highlight auf dem Oktoberfest war.
Ich erinnere mich gut daran, das mein Vater einmal gesagt hat, das er zwanzig Mark mitnimmt und das wir die auf dem Oktoberfest verjubeln. Zwanzig Mark. Damals eigentlich ganz schön viel Geld, für das man aber auch ganz schön viel bekommen hat. Die Fahrpreise waren damals noch im Pfennig-Bereich, für Kinder gabs eigentlich immer Ermässigung, und so bin ich damals mit ziemlich vielen Karusells gefahren und hab ziemlich viele Süssigkeiten bekommen und sogar immer ein halbes Hendl (natürlich mit den Fingern gegessen) und mein Vater hat zwischendurch einmal einen Schnaps getrunken, und trotzdem blieb dann noch was von dem Zwanzger übrig. Unglaublich. Und das bei einem ganzen Nachmittag auf der Wiesn.
Heute kommst für das Geld vielleicht 100 Meter und dann ist es weg weil alles so dermassen sauteuer geworden ist. Aber meine Oma hat immer gesagt, nicht die, die viel verlangen sind die Deppen sondern die, die soviel zahlen. Niemals würde ich heute noch auf die Idee kommen umgerechnet 18 Mark für eine Mass Bier oder bis zu 20 Mark für ein halbes Hendl zu zahlen. Im Bierzelt hat man eigentlich auch immer einen Platz gefunden. Damals war nicht schon fast das ganze Zelt im voraus für irgendwelche aufgeblasenen Geldsäcke reserviert, sondern nur ein kleiner Teil in jedem Zelt. Die Bierzeltbedienungen hatten damals schon immer ordentlich was in der Blusn vom Dirndl und so manches Lied das was die Kapelle gespielt hat, hört man auch heute noch im Bierzelt.
Raufereien gabs auch damals schon, meistens wenn sich zwei Betrunkene aus irgendeinem Grund in die Haare gekommen sind, aber die Wiesnpolizei hatte alles im Griff. Damals waren es eben noch richtige Raufereien wo die Fäuste geflogen sind, heute kommts eben drauf an wer als erster sein Messer zückt und den andern fast umbringt. Damals ham die Betrunkenen irgendwo hingschbiem und haben geschaut das sie irgendwie heimkommen oder ham vor der Bavaria auf der Wiesn von der Wies'n den Rausch ausgeschlafen.
Heute randalieren Betrunkene im Bierzelt und man kann froh sein wenn man von so einem besoffenen Arschloch nicht einen Masskrug auf die Birne kriegt, kotzen über die Tische und brunzen auf den Boden, bevor sie dann von einigen bulligen Wachmännern sehr unsanft über den Boden geschleift werden und hinterm Bierzelt dann gscheit verdroschen werden.

Damals wars irgendwie noch was besonderes auf die Wiesn zu gehen. Heute geht man hin um sich soviele Maß Bier reinzuzischen wie es geht um dann im komatösen Zustand auf irgendeinem Bett vom Roten Kreuz zu warten bis man wieder nüchtern ist um bald drauf wieder im Bierzelt zu sitzen und halb besoffen den Zwangstanz auf der Bierbank oder dem Tisch zu machen. Weil heute ist man ja nur dann cool wenn man auf der Bank steht und den Maßkrug schwenkt und die beste Laune versprüht, am besten im Versandhausdirndl oder Versandhaustrachtenanzug, die sogenannten Trachtenkasperl, die sich zur Wiesnzeit in dieses Outfit zwängen, egal wie deppert es auch ausschaut. Hierbei sei auch die sogenannte Landhausmode erwähnt, die ähnlich deppert aussieht. Obs die damals schon gegeben hat kann ich jetzt echt nicht sagen.
So, genug gelästert und gemeckert. Was auch heute noch schön ist, das sind die Pferdefuhrwerke von diversen Brauereien, die das Bier auf die Wiesn fahren. Und natürlich muss ich auch zugeben, das die Madln in den Dirndln, egal ob echt oder Versandhaus, zum größten Teil echt megasexy ausschaun.
Ich erinnere mich auch noch gut dran, wie Jahre später ich mit ein paar meiner Klassenkameraden auf der Wiesn waren. Achterbahn, Geisterbahn und speziell Autoscooter war angesagt. Und wir hatten auch damals noch unseren Spaß, obwohls bereits die Zeit war, wo es anfing, so diverse Streitereien zwischen Deutschen Gangs und Ausländergangs zu geben, bei denen es auch desöfteren zu handfesten Differenzen kam. Nur mit dem Unterschied, das die, die sich eine Stunde vorher beinahe die Birnen eingeschlagen haben, dann gemütlich bei einer Maß Bier an einem Tisch sassen und sich gar nicht mehr so genau erinnern konnten wieso sie sich eigentlich geprügelt haben.

In der Zeit zwischen dem Ende des einen Oktoberfestes und dem Anfang des nächsten Oktoberfestes gibts dann das Frühlingsfest, das ebenfalls da stattfindet wo die Wiesn ist.
Das Frühlingsfest ist etwas kleiner wie die Wiesn, aber Bierzelt gibts da natürlich auch mindestens eins. Einmal waren wir zu viert beim Hendlessen in einem Bierzelt. Wir hatten vier halbe Hendl und zwei Maß Bier. Es war grade die Zeit wo es Abend wurde und die Stimmung lockerer wurde. Neben uns sassen ein paar Frauen, die, wie wir mitbekommen haben alle Verkäuferinnen in irgendeinem Kaufhaus in der Innenstadt waren. Jede hatte eine Maß Bier vor sich und je leerer der Maßkrug wurde umso voller wurden die Damen. Schliesslich wars dann wieder soweit das der Bierbanktanz begann und nach einiger Zeit stiegen zwei von den Damen auf den Tisch und tanzten drauf herum. Und dann kam der Hammer. Aufgepasst ham die sowieso auf nix mehr und eine von denen latschte voll in den Teller von dem, der mir gegenübersass. Voll aufs Hendl und hats nicht einmal gemerkt. Ich und die andern drei ham gelacht und der hat sich aufgeregt. Bald drauf kamen dann zwei Ordner und zogen die Damen vom Tisch runter und schon waren auch einige hilfbereite Herren da, die sich gegen die Ordner stellten und es hat nicht lange gedauert dann flogen zuerst die Fäuste und dann die hilfsbereiten Herren aus dem Zelt.
Also war uns klar: Wer was in der Blusn hat und wer an Rock anhat, der ist immer im Recht. Naja, optisch gesehen triffts jedenfalls schon zu, ich hab mich dann natürlich dabei erwischt wie ich meine Hände so auf dem Tisch platziert habe in der Hoffnung, vielleicht tritt mir auch eine drauf, war aber nix.
Genial war auch, wie einem meiner Spezln damals in der Achterbahn schlecht wurde. Ich habe mich damals durchaus manchmal überreden lassen mitzufahren, ausser wenn ich dann eine Maß Bier getrunken habe, dann wars mir doch zu gefährlich. Der hat jedenfalls während der Fahrt schbeim müssen. Man hat von unten richtig gesehen wie das Zeugs aus dem Wagen rausgeflogen ist. Nach der Fahrt wurde er dann von zwei Helfern der Achterbahn aus dem Wagen gehoben und gscheit zammgschissn.
Der, dem wo die eine vorher aufs Hendl gelatscht ist, dem sein Vater war im Schützenverein und er selber war auch oft mit dabei. Er wusste also wie man schiessen muss um auch etwas zu treffen. Der hat sich zehn Schuss ins Gewehr laden lassen und hat aus dem Stand nacheinander neun Treffer gelandet. Zehn hat er nie geschafft. Witzig bei dem Knaben war, das er grundsätzlich nur auf die weissen Röhrchen geschossen hat, wo man einen Schraubenzieher gewinnen konnte. Ich glaube, der hat im Lauf der Zeit soviele Schraubenzieher geschossen, das er bis ans Ende seiner Tage nie wieder einen kaufen müssen hat.
In der Zeit wo es weder Wiesn noch Frühlingsfest gibt, da gibts die Auer Dult. Auch hier gibts ein Bierzelt und einige Standln, allerdings gehts hier mehr ums Einkaufen und ums Verkaufen. So manches interessantes Teilchen findet sich hier. Ich weiss nicht wie oft im Jahr die Dult damals war, ich war glaube ich damals eh nie dort. Soviel jetzt zum Thema Wiesn und dergleichen in jener Zeit. Später gibts dann noch etwas mehr darüber wenn die Zeit gekommen ist.

Damals, bzw noch etwas früher wie damals, ging mein Vater auch recht oft mit mir in den Tierpark Hellabrunn. Am Eingang hab ich immer einen Tierparkführer bekommen und im Lauf des Tages dann immer ein ganzes Hendl. Zwischendurch auch so manches Eis oder irgendso ein Zeugs was an manchen Standln verkauft wurde. Der Münchner Tierpark war damals finde ich wesentlich schöner. Nicht ganz soviel Beton und man brauchte auch kein Fernglas um so manches Tier sehen zu können. Besonders gefallen hat es mir bei den Elefanten. Da gabs an einem Standl so komische Brezn, die recht billig waren. Mit denen konnte man die Elefanten füttern. Wenn ich mich als Bub dann gscheit nach vorn gebeugt habe und sich der Elefant auch etwas gestreckt hat, dann hat der die Brezn bekommen und ich konnte ihn am Rüssel anfassen.
Gut gefallen hat mir auch der kleine Tierparkzug, wo ich bei jedem Besuch unbedingt mitfahren musste. Danach durfte ich dann immer eine oder zwei Runden auf einem Pferd oder auf einem Kamel mitreiten. Ziemlich lange konnte man sich auch bei den Affen aufhalten. Da gabs ein Schimpansengehege und eins für die Paviane.
Ich weiss auch noch ganz genau, wie ich einmal meine Trachtenlederhose anghabt habe und wir vor einem Gehege standen wo ein Strauss oder ein Emu drin war. Der Strauss oder der Emu pickte dann durch den Zaun durch an meine Lederhosn und ich habe das daheim dann recht begeistert erzählt. Interessant war auch das Ostereiersuchen im Tierpark, welches logischerweise jedes Jahr in der Osterzeit stattfand. Allerdings hab ich mich damals schon gewundert was man großartig suchen soll, denn unter den schnell hingestellten Bäumchen lagen gut sichtbar massenweise Schokoeier. So ein Besuch im Tierpark dauerte damals den ganzen Tag und eigentlich hats mir auch immer ganz gut gefallen.
Hin und zurück sind wir immer mit dem Taxi gefahren, weil wie schon erwähnt, war mein Vater nicht so sehr der Freund von Bus und Tram.

Mein erster Besuch im Deutschen Museum war auch ganz interessant. Ich weiss noch genau wie ich mir anfangs dachte das es hier stinklangweilig sein würde, aber es gab da schon einige Abteilungen die mir sehr gut gefallen haben. Allein schon die Eingangshalle mit den steilen Treppen nach oben hat was hergemacht. Klar war ich fasziniert davon das man bei vielen Schaukästen irgendwo draufdrücken konnte und das sich dann irgendwas bewegt hat. Langweilig wars eigentlich nur in der Chemie-Abteilung. Da gabs zwar auch viel zu drücken, aber viel getan hat sich nicht wenn sich irgendwelche Materialien mit irgendwelchen anderen Materialien vermischt haben. Hochinteressant fand ich die Abteilungen mit den Zügen, mit der Radiotechnik und natürlich die Musikabteilung. In dieser standen massenweise Musikinstrumente herum, die man alle zwar anschauen aber nicht berühren durfte. Zwei Wachleute liefen die ganze Zeit durch die Abteilung und passten auf. Bei irgendwelchen Klavieren aus längst vergangenen Zeiten konnte ich mich ja zusammenreissen, auch bei irgendwelchen Gitarrenähnlichen Zupfinstrumenten hatte ich keine Probleme, aber es stand auch ein komplettes Schlagzeug in dem Raum. Und da konnte ich mich dann nicht mehr zurückhalten und hab mit der Hand aufs Becken gehaun. Zuerst erschrak mein Vater, dann der Wachmann und selbiger kam auch gleich dahergelaufen und hat sich aufgeregt.
Mein Vater hat nur ein paarmal "jaaajaaa" gesagt, was ja bekanntlicherweise soviel heisst wie "Leck mich am Arsch".
Vorführungen gabs dort auch. So richtig interessant war die wo es um Elektrizität ging. Für elektrisches hatte ich auch gewisse Vorlieben. Unzählige male bekam ich in meinem Leben einen Stromschlag weil ich nicht aufgepasst habe oder gar nicht dran gedacht habe das es mir da eine wischen könnte. In späteren Jahren dann meist an elektrischen Weidezäunen. Als kleiner Bub hab ichs auch mal geschafft ein Elektrokabel abzuisolieren und den blanken Stecker in die Steckdose zu schieben. Kurz danach hats die Sicherung rausgehaun und irgendwie standen die nächsten Stunden dann auch meine Haare etwas in die Luft. Im Museum war so ein Metallkäfig wo ein Mann drinnensass. Dann wurde sowas ähnliches wie ein Gewitter simuliert wo der Blitz in den Käfig einschlägt.
Die Kantine, bzw das Restaurant im Museum war allerdings nicht so besonders. Vor dem eigentlichen Museum gabs damals noch den Kongreßsaal. Den lernte ich ebenfalls in den frühen 1970gern kennen wie "Ike & Tina Turner" dort aufgetreten sind. Das war allerdings nach 1972 und deswegen erzähle ich darüber jetzt noch nichts und später auch nur dann wenn ich es nicht vergesse. Links neben dem damaligen Kongreßsaal stand und steht auch heute noch die riesige schwarze Schiffsschraube.

Mein erster Besuch im Kino war glaube ich 1967. Damals lief grad "Das Dschungelbuch" und ich durfte mit Regina und ihrer Tante ins Kino gehen. War schon ein Erlebnis, zum einen Regina und zum andern die Tante, die mir ja recht gut gefallen hat. So richtig vom Hocker gehaun hat mich das Dschungelbuch allerdings nicht, ebenso wenig wie die Aristocats, die ich als zweiten Film im Kino gesehen habe. Klar, es war schon gut gemacht und es gab auch was zum Lachen, aber irgendwie war ich abgesehen von Donald Duck Filmen nie so der Freund längerer Zeichentrickfilme.

Wechseln wir jetzt über zur Kreuzung Unterhachinger Strasse / Fasangartenstrasse, wo ausser Feldern und Äckern auch ein Feldweg war, der direkt neben dem Bahngleis bis hinter zur Salzburger Autobahn führte. Bis auf ein Haus das scheinbar dem Besitzer der Felder und Äcker gehörte, war da hinten rein gar nix bebautes. Es war eine super Gegend wo mancher seinen Hund frei laufen liess und wo es auch vieles an Vögel und Insekten und wildem Pflanzenwuchs zu sehen gab. Nicht zu vergessen neben dem Gleis und am Bahndamm das ganze Zeugs was so mancher Reisende aus dem Fenster geschmissen hat. Zwischen den etwas größeren Büschen fand man auch manchmal Sperrmüll der absichtlich hingeworfen wurde. Einmal lag ein total verrosteter Ofen dort. Ich und der Karli sind öfters diesen Feldweg entlang gegangen und dann neben der Autobahn vor bis zur Hochäckerbrücke gegangen. Ich kletterte am Bahndamm gerne auf so manchen Baum und sah dann zu, wie unter mir der Zug vorbeigefahren ist. Warum ich das so gern gesehen hab weiss ich nicht, aber mir hats gefallen. Mein Vater ist mit mir auch manchmal am Sonntag den Weg entlang gegangen, allerdings ist er nicht auf Bäume geklettert und hat nicht im Gebüsch rumgesucht und ich durfte ins einer Begleitung auch nicht aufs Gleis rennen.

Im Leben gibts ja sehr viele Zufälle, aber das ich einen andern Jungen kennenlerne, der exakt den gleichen Namen hatte wie ich, also Norbert Seitz, das ist doch schon irgendwie sehr seltsam. Beim ersten mal hab ichs nicht glauben können, und wir haben unsere Schulbücher gegenseitig angeschaut und dann festgestellt, das wir tatsächlich den selben Namen haben. Ich glaube, das ist so in der vierten Klasse gewesen. Er war, soweit ich mich erinnere, eine Klasse unter mir. Mit jenem Namensbruder ging ich auch gerne den Feldweg am Bahndamm entlang. Allerdings hatten wir schon mehr Blödsinn im Kopf wie ich und der Karli wenn wir unterwegs waren. Jener Namensbruder kam einmal auf die Idee, das wir ja verschiedene Pulver und Flüssigkeiten von daheim mitnehmen könnten, die wir dann irgendwo da hinten zusammenmischen und dann schauen was draus wird. Also marschierten wir eines schönen Nachmittags den Feldweg entlang und hatten je eine Tüte dabei mit allem möglichen Zeugs. Ich hatte Waschpulver dabei und einiges an Reinigungszeugs wo ich überall ein bisschen rausgetan habe damit es der Oma oder der Tante nicht auffällt. Leere Dosen und so Zeugs fanden wir am Bahndamm reichlich und so fingen wir an unsere komplizierten Mixturen herzustellen. Streichhölzer hatten wir natürlich auch dabei. Allerdings waren wir so schlau das wir nie versucht haben irgendein trockenes Zeugs in dieser Gegend anzuzünden. Ich kann heute nicht mehr erklären wieso uns das mit dem zammschütten von den ganzen Zeugs so fasziniert hatte. Ich erinnere mich, das wir einmal eine Mischung hatten die dermassen aufgequollen ist, das der Behälter übergelaufen ist. Mit dem Namensbruder hab ich dann auch die andere Seite vom Bahndam erkundet und wir sind oft auf der Eisenbahnbrücke über die Autobahn gelaufen und wieder zurück. Passiert ist nie etwas, ausser das einmal ein zufällig auf der Autobahn fahrender Polizeiwagen gestoppt hat und die beiden Polizisten zu uns heraufgeschimpft haben. Vorsichtshalber sind wir dann abgehaun.
Einmal hockten wir zwischen den Gebüschen recht nahe beim Gleis und haben geraucht. Eher gepafft, denn auf Lunge haben wir uns nicht getraut, bzw. mussten wir ziemlich husten wenn wir es probiert haben. Irgendwie waren wir scheinbar doch nicht so sehr verdeckt von den Büschen wie wir dachten, und plötzlich quietschte es ziemlich ein paar Meter hinter uns. Es war die kleine rote Lok die vom Perlacher Bahnhof die Waggons abgeholt hatte. Der Lokführer hatte uns neben dem Gleis gesehen und eine Vollbremsung hingelegt.
Da, muss ich zugeben, sind wir dann ziemlich schnell abgehauen in Richtung Hochäckerbrücke. Interessant war es auch so kleines Zeugs aufs Gleis zu legen und dann zu warten bis der Zug drüberfährt. Damals wars ja nicht so das alle paar Minuten eine S-Bahn kam, es konnte durchaus eine dreiviertel Stunde vergehen bis endlich einmal ein Zug oder eine Lokomotive kam. Besonders beliebt war es 1-Pfennig oder 2-Pfennigstücke aufs Gleis zu legen, denn die wurden dann immer ziemlich plattgedadscht und etwas in die Länge gezogen. Selten das wir einmal ein Fünferl draufgelegt haben, weil das war uns dann doch zu kostbar. Größere Dinge wie höchstens eine leere Coladose haben wir aber nie draufgelegt.
Mit Regina war ich auch gelegentlich am Gleis hinten. Allerdings haben wir da nicht geraucht sondern sind eher einfach so durch die Gegend gelaufen, oft auch händchenhaltend :-) Zu jener Zeit war sich eigentlich fast jeder der uns kannte sicher das wir eines Tages heiraten werden. Es sei aber gleich gesagt, das nie etwas draus wurde.

Eines Tages dann wollten Regina und ich auch zum Bahngleis hinter. Wie wir dann an der Fasangartenstrasse waren, da sahen wir, das einige Bauern auf dem Feld herumgefahren sind und gearbeitet haben. Somit wars uninteressant, denn wir wären ja nicht alleine gewesen. Was sich dann auch als Glücksfall rausstellte, denn auf dem Rückweg hab ich Regina erzählt, das Gertrud oben im Speicher auf der Betondecke auf meinem Rücken stand und ich es sehr schön fand. Zuerst war sie nahe dran sauer zu werden, aber dann hat sie gesagt, das wir beide jetzt dann auf den Speicher gehen. Ich weis noch genau wie es dann zu regnen anfing und Regina noch schnell ins Blumengeschäft lief und ich derweil zum Speicher ging. Ich hab dann oben am Geländer gelehnt und runtergeschaut und ja, ich gebe es zu, ich habe auch mehrmals runtergespuckt weil es sich so lustig anhörte wenn die Spucke unten auf den Fliesen aufschlug. Ich wurde deshalb öfters geschimpft, aber lassen konnte ich es trotzdem nicht. Irgendwann allerdings verschwand diese blöde Angewohnheit dann von selber.
Und da trabte dann auch Regina an. Ich weiss noch genau das sie einen dunkelblauen Minirock anhatte, eine weisse Strumpfhose und meine geliebten schwarzen Schuhe. Die hat sie vorher noch nicht angehabt, also hat sie die extra wegen mir angezogen. Und ich hatte den Eindruck, das ich in Kürze in den Genuss meines Lieblingssports kommen werde.
Seltsamerweise hat es uns als Kinder nie etwas ausgemacht wenn wir drei Stockwerke die Treppen rausgeflitzt sind und dann wieder hinunter und nochmal hinauf. Wir waren weder großartig ausser Atem noch sonst irgendwas. Aber damals waren wir auch fast den ganzen Tag in Bewegung und sind nicht stundenlang vorm PC oder vorm Fernseher rumgesessen.
Tja, und dann stand sie vor mir und klapperte absichtlich mit dem Schuhen auf dem Holzboden herum. Bei Regina hatte ich keinerlei Hemmungen ihr zu sagen wie scharf ich sie finde wenn sie diese Schuhe anhat. Und sie hatte irgendwie auch keinerlei Hemmugen mir zu sagen das sie die extra wegen mir jetzt angezogen hat. Dann kletterte sie auf die Leiter und ich hinter ihr her. Bei der Gelegenheit trat sie mir auch mehrmals absichtlich auf die Finger. Ich glaube, es gab keinen Tag an dem wir länger gebraucht haben die Leiter hochzuklettern wie an diesem. Blöd war nur, das der Regen sich in ein Gewitter verwandelte und es oben unterm Dach ziemlich düstrig wurde. Die Dachluke öffnen ging nicht weil es sonst reingeregnet hätte. Also hatte ich die glorreiche Idee, das wir eine Kerze anzünden könnten. Und mir fiel nix besseres ein als wie bei uns in der Wohnung aus einer Schublade ein Grablicht zu mopsen. Das stellten wir dann oben auf den Boden. Streichhölzer hatten wir ja in unserm Lager deponiert. Eine gewisse Helligkeit kam dann schon, allerdings sah das dann dermassen gruselig aus, denn die beiden Taucheranzüge hingen ja auch noch oben, das wir dann doch beschlossen die Grabkerze wieder auszumachen. Irgendwie wurde dann der ganze Speicher ziemlich dustrig und draussen donnerte und blitzte es. Kurz gesagt: Es war sehr unangenehm und wir fühlten uns auch nicht besonders wohl.
Also beschlossen wir ganz ruhig sitzen zu bleiben, denn immerhin waren wir ja zu zweit. Tja, und da wir so nahe beinandersassen und da die Regina doch ziemlich Muffe hatte wenns kräftig donnerte, da kam sie immer näher zu mir und schliesslich hab ich sie dann in die Arme genommen. So nahe war sie noch nie bei mir. Es war schon ein schönes Gefühl und ich spürte wie sich mein Gesicht in ihre langen Haare schob und wie sich ihre Fingernägel in mein Genick bohrten. Und dann kam das was kommen musste und was in jedem noch so brunzdummen Filmchen vorkam. Wir küssten uns. Also ich war höchstens elf Jahre alt. Das war mein erster Kuss. Und ich muss sagen, es war sehr angenehm. Irgendwie wars ein Gefühl wie wenn ich in die Steckdose fassen würde. Oder wie Udo Lindenberg sagen würde "Es zog runter bis in die Socken". So hingen wir dann zusammen in dem Schlauchboot und warteten bis das Gewitter vorbei ist. Irgendwann hats dann aufgehört stark zu regnen und wir haben die Dachluke geöffnet und sahen in einiger Entfernung blauen Himmel.

So nach und nach wurde es dann im Speicher auch wieder heller und wir beide wussten nicht was wir sagen sollten. Ich hab dann angefangen und ihr gesagt, das sie die erste Frau ist die ich freiwillig geküsst habe. Meine Tanten haben mich ja mehr oder weniger immer dazu gezwungen, also konnte man das nicht als Kuss betrachten sondern eher als Zwangskuss oder sowas in der Art. Nachdems jetzt wieder wesentlich angenehmer war wie vorher, kamen wir langsam zum eigentlichen Grund des Speicherbesuchs zurück. Ich lag gemütlich im Schlauchboot und Regina sass auf dem Rand. Regina setzte sich dann so hin das sie beide Füße auf meinem Bauch hatte. Dann meinte sie, das sie durch die Dachluke schauen möchte. Ich machte also die Luke auf und ging auf alle Viere. Regina stand neben mir und trat mir auf die Hand und meinte, das sie so nicht auf meinen Rücken kommt. Kaum gesagt lag ich auch schon ausgestreckt vor ihr auf dem Beton und sie stieg auf meinen Rücken mit den Worten "geht doch". Langsam und vorsichtig erhob ich mich und ich genoss jede Sekunde. Regina meinte, das es draussen wieder richtig schön ist und sie noch ein bissl übers Dach schaut. Wie lange das bissl schauen war weiss ich nicht mehr, mir kams jedenfalls zu kurz vor. Nach einiger Zeit wollte sie dann wieder herunter und ich liess mich langsam zu Boden bis ich wieder flach da lag und sie von mir runterstieg. Sie setzte sich dann wieder auf den Rand des Schlauchboots und ich lümmelte mich ins Boot, so das ich ausgetreckt war und stützte den Kopf auf meine Hand. Logischerweise hab ich mich so hingelegt das mein Kopf da war wo Reginas Beine waren :-) Es sah schon irgendwie saugut aus wie sie so dagesessen hat, die langen blonden Haare, der dunkle Rock, die weissen Strümpfe und die schwarzen Schuhe, und das alles beleuchtet vom Sonnenlicht das durch die Dachluke schien. In diesem Moment spürte ich zum ersten mal die ganz gewaltige Lust an Reginas Schuhen zu lecken. Allerdings traute ich mich nicht es ihr zu sagen. Ich hab gehofft sie merkt es vielleicht, aber dem war nicht so. Dafür bekam ich dann noch eine wunderbare Zugabe beim auf mir rumtreten. Regina stieg auf meinem Bauch und ging mehrmals gemütlich vom Bauch zur Brust und wieder zurück. Mehrmals hat sie mich gefragt ob mir das nicht doch was ausmacht. Und so langsam aber sicher hatte ich den Eindruck das sie irgendwie fester trat. Oh es war so schön, so unbeschreiblich schön. Und wenns am schönsten ist, das war der Moment wo sie scheinbar drauf und dran war sich auf mein Gesicht zu stellen, da öffnete jemand die Speichertüre. Ich habs gar nicht mitbekommen, aber Regina hats gehört. Es war schon eine blöde Situation wenn man so schnell gedanklich umschwenken musste. Also krochen wir vorsichtig zum Rand um zu schaun wer denn da hereinkam.
Es war meine Oma mit der Oma von der Regina. Es war klar das sie uns gesucht haben. Meine Oma sagte noch, das die beiden hier oben sein müssen weil der Speicherschlüssel fehlt. Das wir allerdings fast über ihren Köpfen waren, darauf kamen sie nicht. Sie gingen durch den Speicher und schauten hier und da, fanden uns aber nicht und gingen schliesslich wieder. Wir kletterten kurz drauf herunter, natürlich so das mir Regina noch ein paarmal auf die Finger treten konnte, und schauten nach, ob im Treppenhaus die Luft rein war.
Dann schlichen wir uns leise hinunter in den Hinterhof. Dort taten wir dann so wie wenn wir rein zufällig grade daherkamen und wir uns irgendwo untergestellt haben wegen dem Gewitter. Glücklicherweise hats der Regina ihre Oma geglaubt und somit war die Sache geritzt. Ich ging dann auch heim und meine Oma hat mich gefragt wo ich war. Ich hab dann erzählt ich hab mich mit Regina irgendwo untergestellt und dann hab ich sie heimgebracht. Auch alles geritzt :-) Abends im Bett musste ich dann die ganze Zeit daran denken wie schön es doch heute oben im Speicher war und ich stellte mir vor wie ich doch an Reginas Schuhen lecken würde.

Wenden wir uns jetzt wieder etwas der Schule zu. In den ersten vier Schuljahren hatte ich fast ausnahmslos nur Lehrerinnen. Da war Frau Eichberger, die erste überhaupt, Frau Rösle, Frau Schmid (die Gewitterziege die mir glücklicherweise dann doch erspart blieb) und dann hatte ich noch eine mit dem lustigen Nachnamen Rindfleisch. Ja, die hat glatt Rindfleisch mit Nachnamen geheissen. Es war klar das da gekichert und gegackert wurde und es war ihr auch klar das dies geschehen würde und sie nahms ganz locker und erklärte uns, das sie es schon gewohnt sei das man lacht wenn man den Namen hört und sie weiss auch das sie Kalbfleisch, Schweinefleisch oder nach sonstigen Fleischsorten benannt wird.
Tja, und somit war nach sehr wenigen Tagen die Albernheit aus uns Schülern verschwunden und wir fandens auch gar nicht mehr so witzig. Einen Lehrer gabs allerdings in der Pfanzeltplatz-Schule, der uns dann auch einmal unterrichtete und schliesslich für längere Zeit einsprang, wie eine unserer eigentlichen Lehrerinnen, also praktisch unsere Hauptlehrerin für längere Zeit ausgefallen ist. Der Mann hiess mit Nachnamen Möckl. Er war garantiert schon weit über 50 Jahre alt und er kam jeden Tag bei jedem Wetter mit dem Moped und hatte jeden Tag so ein französisches Kapperl auf und einen grauen Regenmantel an. Den Mantel hatte er auch an wenn die Sonne schien. Drunter immer Anzug und Krawatte. Der Mann war ein Lehrer durch und durch. Einmal erzählte er uns das er in Vaterstetten wohnt und und im Krieg gekämpft hatte. Krieg. Den kannten wir Kinder eigentlich nur aus dem Fernseher und aus Vietnam, wo die Amis massenweise Leute abschossen. Wozu das allerdings alles gut gewesen sein sollte, das haben wir nicht verstanden.

Eines Tages während der Pause war ich auf dem Schulhof und geriet mit einem anderen aus der Klasse in Streit. Wer genau das war weiss ich nicht mehr, es ging jedenfalls um eine Leberkässemmel. Und grade in dem Moment wo der Klassenkamerad versuchte mir sein Schmalzbrot (ja, der hatte echt ein Brot dabei wo dick Schmalz drauf war) ins Gesicht drücken wollte, da ging Lehrer Möckl dazwischen und hat uns beide am Krawattl gepackt und zur Seite gezogen. Dann bekamen wir einen Vortrag von ihm zu hören, wie es doch im Krieg war und das die da froh gewesen wären wenn sie ein Schmalzbrot gehabt hätten. Der Mann konnte reden, unglaublich. Er hats glatt geschafft das der Typ sein Brot aufgehoben hat und aufessen wollte, was der Lehrer Möckl allerdings nicht zugelassen hat, weils ja mehr oder weniger schon im Dreck gelegen hat.
Lehrer Möckl hatte auch eine ganz spezielle Art seinen Unterricht zu führen. Egal welches Fach grad dran war, er redete locker seinen Stoff herunter und schrieb teils auch was an die Tafel. Er regte sich nicht auf wenn sich während des Unterrichts jemand unterhalten hat oder wenn jemand sichtbar echt nicht bei der Sache war. Er hat sogar gesagt, das wenn jemand aufs Klo muss der dann ruhig aufstehen soll und gehen soll, aber ohne die Klasse zu stören. Welch Wunder, welch Wunder. Was wir aber nicht wussten war, das er jeden Tag etwa 10 Minuten vor dem Ende des Unterrichts an der Türe stand und jeden der Schüler eine Frage aus dem Unterricht des heutigen Tages stellte. Wusste der Schüler die richtige Antwort durfte er gehen, wusste er sie nicht, dann musste er sich ans Ende der Schlange anstellen und wurde dann nochmal gefragt. Wusste er auch beim dritten mal die Antwort nicht, dann durfte er im Lauf der Woche oder im Lauf der kommenden Woche entweder 30 Minuten nachsitzen oder zwei beliebige Seiten aus dem Lesebuch abschreiben.
So kams dann, das eines Tages Lehrer Möckl der Hauptlehrer von uns wurde und wir den ganzen Tag brav aufgepasst haben was er sagte, damit jeder dann auch die richtige Antwort weiss und gehen darf. Ich gebe zu, das ich in den Monaten wo wir bei Lehrer Möckl Unterricht hatten mehr gelernt habe als wie in der Zeit wo wir einen anderen Lehrer hatten. Zumindest bis einschliesslich der 4.Klasse.

Klassenkameraden mit denen ich dann doch etwas besser befreundet war gabs dann einige. Ausser dem Orfeo gabs noch den Robert Buckl, den Thomas Schuller, den Gerhard Miksch und den Dieter Fritsche. Diese vier erwähne ich deswegen weil wir im Lauf der Schuljahre so manches angestellt haben. Wobei der Miksch eigentlich der harmloseste von allen war. Robert Buckl wohnte damals in der Fasangartenstrasse und sein Vater hatte eine Autowerkstatt und eine für die damalige Zeit sehr geniale Stereoanlage.
Thomas Schuller wohnte in der Nabburger Strasse, die war bzw ist noch immer weit hinter dem Bahnübergang an der Sebastian-Bauer-Strasse wo der Esel war. Dem sein Vater war irgendwo bei der Bundeswehr.
Gerhard Miksch wohnte damals in der Putzbrunner Strasse, und zwar genau in dem Haus wo davor im Garten ein riesiger Strommast gestanden hat bzw. auch heute noch steht.
Der hatte einen Bruder der E-Gitarre spielte und Status Quo Fan war.
Und Dieter Fritsche wohnte in der Weddigenstrasse und war lange Schuljahre eigentlich mein bester Freund. Mit ihm hab ich viel unternommen und viel geblödelt und wir hatten viele Gemeinsamkeiten. Und diese Freundschaft endete soweit ich mich erinnere in der 8.Klasse wegen einer Lächerlichkeit.

Um mich zeitlich jetzt nicht selber zu sehr einzuengen werde ich ab jetzt auch die letzten Schuljahre mit einbinden, also ab jetzt werd ich auch über die Zeit bis zum Sommer 1976 schreiben. 1976 hab ich die Schule verlassen. Die Lehrer waren sehr glücklich darüber das sie mich endlich los waren :-)
Nein, um ehrlich zu sein standen die Lehrer die ich in der 9.Klasse hatte am letzten Schultag alle heulend vor dem Ausgang und haben mich nacheinander umarmt und geküßt und mir gesagt, wie traurig sie sind weil ich sie verlasse und das ich immer ihr Lieblingsschüler war.
Also um ganz ehrlich zu sein, geweint hat keiner wie ich am letzten Schultag das Schulhaus verlassen habe ;)

Im Jahr 1972 war in München einiges geboten. Die olympischen Spiele fanden in München statt, die U-Bahn fuhr, die S-Bahn fuhr, das olympische Dorf war auch fertig und der geniale Fernsehturm ebenfalls. Im ARD und im ZDF kamen viele Stunden Olympiade und ich war damals seltsamerweise recht angetan von diesem sportlichen Ereignis, zumindest was die TV-Übertragungen anging. Aus irgendeinem heute nicht mehr nachvollziehbaren Grund führte ich sogar einige Listen, wo diverse Sportler in diversen Disziplinen aufgelistet waren. Also wie schnell, wie weit, wie hoch, je nach Sportart. Es gab Olympia-Shirts und Olympia-Waldis, Olympische Ringe aus Plastik und die Werbung kam vom hundertsten ins tausendste was die Olympischen Ringe betraf. Ein Olympia-Shirt und so einen Waldi hatte ich natürlich auch. Leider sind beide schon lange verschwunden, keine Ahnung wo die gelandet sind. Abgesehen davon wäre mir dieses T-Shirt heute mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit viel zu klein geworden.
Ein Olympisches Brettspiel hatte ich auch bekommen. Das habe ich sogar heute noch. Von diesem Spiel war ich damals sehr fasziniert und auch Jahre später veranstaltete ich mit den verschieden farbigen Spielfiguren die alle einen olympischen Athleten darstellten, meine eigene kleine Olympiade auf dem Teppichboden oder auf dem Tisch.
Während der Olympiade 1972 gabs auch das berühmte Geiseldrama, von dem ich als Kind allerdings nicht all zu viel mitbekommen habe, es hat mich damals ehrlich gesagt auch nicht interessiert. Der U-Bahnhof Olympiazentrum war ziemlich umfangreich. Ausser der U-Bahn fuhren noch massig Busse dorthin. Dann gabs noch den extra für die Olympiade gebauten Bahnhof Olympiastadion. Da fuhr während der Spiele eine eigene Olympia-S-Bahn hin und nach den Spielen bei besonderen Anlässen eine S-Bahn vom Ostbahnhof über Moosach zum Olympiastadion. Im Lauf der Jahre wurde diese Linie dann eingestellt und der Bahnhof Olympiastadion gammelt bis heute vor sich hin.
Im Olympiazentrum war ich unzählige male, speziell in der Olympiahalle wo ich bei ganz vielen Konzerten war.  Der Park selber war auch recht interessant. Auch deshalb weils viele Bauwerke gab die man besichtigen konnte. z.B. die Schwimmhalle, das Stadion usw. Besonders interessant war auch der Minigolfplatz und die Standln wo man Grillhendln kaufen konnte. An so manchem Nachmittag war ich mit einigen Klassenkameraden im Olympiapark, wir haben uns Hendl gekauft, selbige am Olympiaberg gefuttert und dann hamma Minigolf gespielt, sind auf den Turm gefahren und haben den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.

Die Olympiahalle war für mich eine der wichtigsten Konzerthallen überhaupt. Dort sah ich schon als junger Knabe wichtige Bands wie Led Zeppelin, Rainbow, Deep Purple, Status Quo, Black Sabbath, Rolling Stones und viele andere. Die meisten sogar mehrmals, weil durchschnittlich kamen die guten Bands etwa alle ein bis zwei Jahre nach München.
In der Olympiahalle war damals auch das berühmte Rainbow-Konzert, das erst weit nach Mitternacht anfing, aber das war soweit ich mich entsinne nach 1976.
Zum Thema Konzerte werd ich später noch allgemein was ablassen, weil das ist, wie ich glaube schon mindestens einmal erwähnt habe, ein Thema, wo mir so schnell nicht der Gesprächs- bzw Schreibstoff ausgeht. Im Olympiapark wurden damals auch ganz neue Arten von Wegweisern aufgestellt. Mit Symbolen, die extra für Olympia entworfen wurden und wo damals sogar in der Zeitung ein Bericht stand in dem erklärt wurde, was welche Zeichen bedeuten. Und trotzdem konnte man es locker schaffen sich auf dem Weg von der Olympiahalle zur U-Bahn zu verlaufen weils teilweise echt blöd ausgeschildert war. Ich erinnere mich noch an einen Abend nach einem Konzert wo wir aus irgendeinem Grund zum falschen Ausgang rausgingen und dann zwar ein U-Bahnschild sahen, aber irgendwie vom Weg abkamen. Ich glaub wir sind dann mindestens eine Stunde durch die Gegend geirrt bis wir zur U-Bahn gefunden haben. Ebenfalls seit 1972 gibts den Olympiaparkzug. So ein kleiner Zug mit ein paar Waggons mit dem man quer durch den Park fahren kann und wo auf deutsch und auf englisch erklärt wird was hier was ist und wozu es gut ist. Eine Fahrt, die auch für echte Münchner recht interessant sein kann.

Jetzt gehen wir nochmal zurück in die auslaufenden 1960ger Jahre, und zwar zum einen in die Schule am Pfanzeltplatz und zum andern in die Gegend Holzwiesenstrasse.
Mit mir in die Klasse ging auch ein gewisser Peter Ecker. Der war wie ich Raumschiff Enterprise Fan, das damals einmal die Woche im Fernsehen lief und von dem ich nie eine Folge verpasst habe. So nebenbei erwähnt bin ich auch heute noch ein Enterprise-Fan, aber nur von der Crew die mit Käptn Kirk unterwegs war. Jener Peter Ecker hatte zwar von Musik keine Ahnung, dafür hatte er recht gute Ideen was die Spielereien in Wald- und Wiesengegenden betraf, in diesem Fall das verwilderte Gebiet hinter Perlach da in der Gegend Holzwiesenstrasse. Peter und ich verstanden uns schon in der Schule recht gut und so kam es, das wir uns oft auch Nachmittags getroffen haben. Manchmal war auch der Karli mit dabei. Da hinten in der Gegend war echt nix ausser Feldern, Wiesen, Bäumen und Äckern. Zwischendrin mal ein altes verrostetes Fahrrad. Ein Paradies zum Spielen.
Irgendwann kamen wir dann auf die Idee (es waren noch einige andere Kinder dabei), ein Baumhaus zu bauen. Wir legten uns mächtig ins Zeug obwohl wir keine Ahnung hatten.
Wir besorgten uns alle möglichen Sachen, also Hammer, Nägel, Seile und sogar einen Fuchsschwanz (also eine Säge) hatten wir. Ganz viele Tage haben wir dort nach der Schule verbracht und es war recht lustig. Eines Tages dann fiel uns auf, das ziemlich viele Leute in der Gegend waren die sich recht wichtig machten und irgendwelche Zeichnungen hatten und in der Gegend herumgedeutet haben. Bereits wenige Tage später rückten die ersten Baumaschinen an. Bagger, Raupen, Lastwägen. Und massig Arbeiter. Tag für Tag drangen sie immer weiter nach vorne und Tag für Tag sah das ganze Gelände schlimmer aus. Alles aufgerissen und umgegraben, Löcher, ausgerissene Bäume und Sträucher. Eines Tages war dann alles nur noch Steinwüste und es sah sehr schlimm aus. Das war der Anfang von Neuperlach.
Die ganze schöne Umgebung wurde zerstört und überall wurde gebaut und die schönen Plätze für uns Kinder und auch für verschiedene Tierarten die sich im Laufe der Jahre dort angesiedelt haben, waren weg. Etwa zeitgleich wurde an der Weddigenstrasse ein Wall aufgeschüttet über den einige Monate später dann die verlängerte Ständlerstrasse bis hinter Neuperlach raus führen sollte. Der Fritsche Dieter und ich standen damals auf der Strasse und schauten zu wie die Lastwagen massenweise Steine und Sand rumtransportierten und wie nach und nach dann diese Brücke über die Ottobrunner Strasse entstand. Nicht jeder der Anwohner war begeistert und es kam sogar zu solchen Protesten das die Bauarbeiten für kurze Zeit unterbrochen werden mussten. Geholfen hats natürlich nix.
Da wo einst wunderbare Landschaften waren, da schossen jetzt Hochhäuser aus dem Boden und die einstigen Wiesen wurden alle zubetoniert, Wälle wurden aufgeschüttet und es war ganz schön was los in den folgenden Jahren in dieser Gegend. Klar wars auch interessant die Bauarbeiten zu beobachten und sich da in der Gegend rumzutreiben. Aber klar war auch, das der Blick aus dem Fenster bald nicht mehr so sein wird wie er mal war. Im Lauf der kommenden Jahre entstand ein komplettes neues Stadtviertel, neue Strassennamen, benannt nach Leuten die meist keine alte Sau kannte. Von den alten Perlachern war eigentlich keiner so richtig begeistert. Da wurde geschimpft über die Betonbunker die so greislig san wia d'Nacht finster, gemeint waren die Hochhäuser die teilweise sowas von potthäslich waren, das es mit Worten kaum auszudrücken war. Geschimpft wurde über die verschandelte Gegend und über das ganze Gschwerl das dann dort hinziehen würde. So richtig mitverfolgt wurde von uns Kindern hauptsächlich der Bau des Adolf-Bayer-Damm und der Nawiaskystrasse. Bis heute hab ich keine Ahnung wer Adolf Bayer oder dieser Nawiasky war. Irgendwie müssen beide aber wichtig gewesen sein weil sonst hätten sie ja keine Strassennamen bekommen. Da wurde sogar ein Bachbett gebaut, damit der Hachinger Bach durchfliessen konnte. Vorher wars ein richtig schönes natürliches und verwildertes Bachbett, wo dieser Bach Jahrzehnte lang durchgelaufen war, sogar einen kleinen Weiher gabs, wo wir als Kinder Pirat gespielt haben und Jahre später nach dem Werkunterricht das selbstgebaute Segelboot eines preussischen Mitschülers mit einem sogenannten Kubaner in die Luft gesprengt haben.
Der kleine Weiher blieb trotzdem noch erhalten, scheinbar war der in Privatbesitz und durfte deswegen nicht zubetoniert werden. Der Bach wurde in ein potthässliches Betonbett gezwängt wo er dann, wenn alles fertig war,durchlaufen durfte. Interessant war es speziell für manchen Knaben wenn er mit seinem Bonanza-Rad oder seinem Torpedo-3-Gang durch das Bachbett flitzen konnte. Die Gegend wurde ebenfalls mit einer Brücke verschönt über die ebenfalls die vorher erwähnte Ständlerstrasse führte. Unter dieser Brücke floss dann auch der Hachinger Bach durch, vorbei an einer neuen Wirtschaft die dort errichtet wurde, in der es auch einen Fußballplatz gab. Also nicht in der Wirtschaft sondern daneben.
Damals dachte ich nicht einmal in meinen schlimmsten Träumen daran das ich just in jener Wirtschaft Jahre viele Jahre später mein Hochzeitsessen essen würde.
Gebaut wurde in Neuperlach auch die Albert-Schweizer-Schule, egal jetzt ob mit oder ohne tz beim Schweizer. Also nicht wundern wenn ich sie manchmal mit tz schreibe.

In diese Schule wurde dann nach Abschluss der 4.Klasse am Pfanzeltplatz gewechselt. Also ab der 5.Klasse gingen ich und einige meiner Noch-Mitschüler in diese Schule.
Gebaut wurde auch die U-Bahn nach Neuperlach und eine eigene Strassenbahnlinie (Linie 24) die vom Ostbahnhof über das Michaelibad nach Neuperlach Zentrum gefahren ist.
Für mich als Omnibusfreak war natürlich Neuperlach Zentrum recht interessant, nachdem es soweit fertig war, denn dort fuhren mehrere Buslinien ab, auch einige neue, die es erst seit Neuperlach gab. Der bestehende 95ger wurde ebenfalls so umgeleitet das er nicht mehr gradeaus die Putzbrunner Strasse fuhr sondern zwischendurch nach Neuperlach Zentrum. Später dann fuhr er noch etwas weiter durch Neuperlach, bis er schliesslich in Höhe der Tribulaunstrasse wieder auf die Putzbrunner Strasse kam. Geplant war auch ein gigantisches Einkaufszentrum, das heute als PeP (Perlacher Einkaufs Passagen) bekannt ist. So nach und nach nahm dann alles langsam Gestalt an und Neuperlach wurde nochmal unterteilt in sogenannte Zentren. Da gabs dann das Quiddezentrum, das Marx-Zentrum, das Graf-Zentrum und eben lauter so hochintelligente Namen. Jedes Zentrum hatte ein eigenes Einkaufszentrum, mehrere Bushaltestellen, Kneipen, Restaurants und sonstiges Zeugs und teilweise sogar eigene Farben für die Brücken und für die Häuser.
Pech hatte der, der in dieser Gegend als Postbote oder Briefträger arbeiten musste, denn die Strassenführung war teilwiese sehr kompliziert und es kam durchaus vor, das so manche Strasse plötzlich endete und in irgendeine andere überging und dann wieder als vorherige Strasse weiterführte. Ein Bekannter von mir, der als Briefträger arbeitete und mit dem Radl unterwegs war, der kündigte dann seinen Job weil ihn diese Briefzustellerei den letzten Nerv geraubt hat. Oft wurden ganze Posttaschen in irgendeiner Ecke gefunden die so manch entnervter Briefträger einfach weggeschmissen hatte.
Für uns Kinder war Neuperlach eigentlich nur wegen der Hochhäuser interessant. Und die eigentlich nur wegen zwei Dingen. Zum einen wegen der Aufzüge und zum andern wegen der Müllschlucker. In Perlach selber gabs nicht ein einziges Gebäude das einen Aufzug hatte. Hier wars völlig normal das man zu Fuß in den dritten, vierten oder gar fünften Stock lief. Auch mit vollen Einkaufstaschen. In Neuperlach gabs teils dreistöckige Häuser mit Aufzügen. Klar, so ein Aufzug war schon eine geniale Einrichtung, speziell dann wenn man vom direkten Haueingang noch eine kleine Treppe raufgehen musste um überhaupt an den Aufzug zu kommen. Oder wenn der Aufzug nicht an jedem Stockwerk hielt sondern nur in den Zwischengeschossen. Oder wenn er nur bis zum Erdgeschoss und nicht bis in den Keller fuhr. Ich schätze, da hat so mancher der dort ein- oder auszog laut und viel geschimpft und geflucht. Sicherlich hat sich so mancher Grundbesitzer mit dem Verkauf seiner Äcker und Felder einen goldenen Arsch verdient. In dieser Zeit gabs dann plötzlich einige Leute die praktisch über Nacht zum Millionär wurden, aber die Mieten die für relativ kleine Wohnungen in Neuperlach verlangt wurden, die waren auch nicht ohne.
Nachdem sich Neuperlach dann so langsam bevölkerte stand fest, das die, die von Anfang an auf das Gschwerl geschimpft hatten gar nicht mal so unrecht hatten. Neuperlach war damals eigentlich zu locker 90% in der Hand ausländischer Mitbürger. Nein, ich sag jetzt nicht Gschwerl oder Kanaken oder sowas, denn meine Freunde waren ja auch fast alle Ausländer. Tatsache war jedenfalls bis in die späten 1980ger Jahre, das es in München die meisten Gewaltdelikte in Neuperlach gab. Es kam mehrmals die Woche vor das jemand verdroschen wurde oder vergewaltigt wurde, Raub und Einbrüche gehörten zur Tagesordnung. Die Polizei konnte nicht viel tun, denn in Neuperlach gab es nicht einmal ein eigenes Polizeirevier. Mit anderen Worten: Wenn was passiert ist dann kamen welche aus Trudering und bis die da waren sind selbst die langsamsten Einbrecher über alle Berge gewesen. Und so kams, das Neuperlach in den Anfangszeiten bei Einbruch der Dunkelheit ein ziemlich einsames Pflaster wurde, weil sich viele aus Angst nicht mehr aus dem Haus trauten. Auch die Busfahrer die bis spät in die Nacht durch diese Gegend fahren mussten schauten sich schon sehr genau um bevor sie an der Haltestelle die Türe öffneten um jemand einsteigen zu lassen.

Kurz gesagt, Neuperlach war eine Scheißgegend. Begeistert waren nur die, die damit viel Geld kassiert haben. Und natürlich die Politiker, die den schnellen Bau dieses Stadtviertels täglich in den höchsten Tönen lobten. Und trotzdem waren die Aufzüge interessant. So blöd es sich vielleicht auch anhören mag, aber wir konnten echt ganze Nachmittage damit verbringen in verschiedenen Hochhäusern mit den Aufzügen rauf- und runter zu fahren. Mein bester Neuperlacher Aufzugfahrspezl war jener Thomas Schuller. Ganz besonders war der Spaß dann wenn es zwei nebeneinanderliegende Aufzüge gab. Da machten wir richtige Rennen wer mit welchem Aufzug als erster unten ist. Da gabs viele Tricks, z.B. ein oder zwei  Stockwerke runterflitzen und dann auf den Knopf zu drücken damit der andere Zeit vergeudet weil er warten muss bis die Tür wieder zu ist. Jaja, kindisch aber schön wars schon irgendwie. Und die Müllschlucker. Irgendwie schon eine geniale Einrichtung wenn man in jedem Stockwerk ein bis zwei solche Teile in der Wand hat. Man muss seinen Dreck nur noch reinwerfen und der fällt dann durch den Schacht durchs ganze Haus und landet unten in einer Großraummülltonne. Besonders interessant war es, wenn man eine volle Plastikflasche runterwarf oder eine leere Glasflasche. Das war ein Klang wenn die Teile unten auftrafen, unerklärbar :-)
Und ganz besonders interessant war es, wenn in so einem Hochhaus mit 13 bis 14 Stockwerken der Aufzug ausfiel. Doch bevor das alles soweit war und bevor ich in die Albert-Schweizer-Schule wechselte, da gabs natürlich da wo vorher das Feld/Wald/Wiesn-Gelände an der Holzwiesenstrasse war, noch einiges zu besichtigen. Das was die so ziemlich als erstes hingebastelt haben, das war die Kanalisation. Da die noch ziemlich frisch war, war sie auch übers Wochenende nicht mit Kanaldeckeln verschlossen und lud somit ein, das man runterkletterte und die selbige entlangspazierte. Es war schon sehr interessant für mich, denn sowas habe ich vorher noch nie gesehen und seitdem hab ich sowas auch nicht mehr gesehen. Durch diese Kanalisation wird also demnächst im wahrsten Sinne des Wortes jeder Scheissdreck fliessen. Interessant waren auch die vielen Kräne die dort aufgebaut wurden. Oft haben wir gewettet wer sich traut soweit raufzuklettern das er das rote Lamperl ganz vorne am Kran klauen kann. Ich hab immer gesagt, ich würde mich schon trauen, aber ich kanns sicher nicht rausschrauben weil es zu heiß ist. Mit dieser Erklärung gaben wir uns dann zufrieden und somit war die Sache erledigt. Sehr oft wurden wir während der Bauarbeiten von einigen Arbeitern verscheucht, kamen aber immer wieder. Irgendwann war dann alles soweit fertig und heute stehen dort teils die Häuser der Nawiaskystrasse und das Quiddezentrum.

Ebenfalls noch in der Zeit bevor wir die Schule wechselten, gingen der Karli, die Regina und ich oft die Gitter vor den Geschäften ab und kontrollierten mit fachmännischem Blick ob vielleicht jemand ein Geldstück hinunter gefallen ist. Dann gings zur Sache. Mit einem langen Stock, meist ein alter Ast, später bekamen wir von jemand eine alte Gardinenstange geschenkt, unten einen frisch gekauten Kaugummi hingeklebt, den Stock durchs Gitter schieben und gezielt auf die untenliegende Münze drücken. Dann den Stock langsam wieder nach oben ziehen und schon hatte man die Münze in der Hand. Das gelang mit allen Münzen von 1 Pfennig bis 1 DM. Ab zwei Mark wurde es problematisch, denn da musste man zusätzlich noch mit den Fingern durchs Gitter langen und versuchen die Münze festzuhalten, meistens fiel sie aber wieder runter. Deswegen wurden solche Münzen immer dann gerettet wenn die Geschäfte zu hatten. Da wurde dann soweit möglich das Gitter rausgehoben, einer von uns sprang hinunter und holte die Münze und überprüfte auch gleich noch genauer ob sonst noch was brauchbares unten lag. Dann wieder raus, Gitter rein, fertig. Je nachdem wieviele wir waren wurde der gefundene Betrag geteilt. Wenn also einer alleine eine Münze rettete, dann gehörte alles ihm. In ganz dringenden Fällen hoben wir das Gitter auch raus wenn der Laden offen hatte. Dann musste alles ganz schnell gehen bevor sich jemand aufregen konnte. Auf diese Weise haben wir so übers Monat verteilt ein ganz nettes Sümmchen zusätzlich zum Taschengeld verdient :-) Manche Gitter waren allerdings unten festgeschraubt und man konnte sie nicht rausheben. Da überprüften wir dann immer in den Kellern ob man von innen durchs Fenster irgendwie rankommt. Manchmal kams auch vor das einem Kunden beim Betreten oder beim Verlassen des Ladens versehentlich etwas durchs Gitter gefallen ist. Da durften wir dann ganz offiziell hinuterklettern und bekamen je nach dem was wir gerettet haben eine Belohnung. Einmal fiel einem aufgeregtem Mann ein Ring durchs Gitter. Der war dann ganz aufgeregt weil es der Verlobungsring war den er seiner Angebeteten gekauft hatte und etwas eingravieren lassen hat. Der Karli und ich waren gleich zur Stelle und nach einer Minute hatte er seinen Ring wieder und er war so glücklich darüber das er beim Brücklmeier gesagt hat, sie sollen jedem von uns einen so großen Eisbecher geben wie wir nur wollen, er bezahlt alles. Das war ein Angebot, er wusste ja nicht das wir locker 10 bis 12 Kugeln futtern konnten. Aber ich glaube das war ihm egal, hauptsache er hatte seinen Ring wieder.

Ein weniger schönes Erlebnis war an dem Tag, wo wir uns ein paar Spicker organisiert hatten und auf eine Spickerscheibe geworfen haben die wir im Hinterhof an die Wand gelehnt hatten. Anfangs wars ja ganz witzig und wir hatten unseren Spaß bei der Sache. Los gings dann damit, das der Regina ein Spicker aus der Hand fiel und der dann so blöd gefallen ist das er in einer ihrer Zehen gelandet ist. Sie war zu dem Zeitpunkt barfuß. Und der Karli und ich kamen auf die Idee, das wir versuchen könnten, den Spicker zu werfen wenn der andere grade die andern Spicker aus der Scheibe zieht. Ein paarmal gings ganz gut, und kurz drauf landete dann ein Spicker in der Hand vom Karli. Geworfen von mir. Zuerst waren wir beide so überrascht das wir nur dastanden und nichts gesagt und nichts getan haben. Nach der Schrecksekunde kam bei mir ein Gefühl von Angst auf und beim Karli ein Gefühl des starken Aua. Zuerst hab ich mir ganz kurz überlegt einfach abzuhaun, aber dann hab ich ganz schnell den Spicker aus seiner Hand gezogen. Komischerweise hats so gut wie gar nicht geblutet und bei weitem nicht so weh getan wie es anfangs aussah. Glücklicherweise hats auch niemand mitbekommen und nach relativ kurzer Zeit war die Sache auch schon wieder vergessen. Der Karli hat eigentlich öfters was abbekommen weil ich entweder nicht aufgepasst hatte oder einfach das Hirn nicht eingeschaltet habe. In der Perlacher Gegend in der wir uns meistens aufhielten, wurde eigentlich immer irgendwas ausgebessert oder gebaut oder renoviert. Einmal stand eine große Wanne draussen wo flüssiger Gips oder Mörtel oder so ein Zeugs angerührt wurde. An ein paar Stellen hat die Sonne den Baaz (nennen wir es mal so, der Bayer weiss was gemeint ist) schon soweit getrocknet das er schön griffig war und man ihn werfen konnte. Anfangs machten wir nur so kleine Kugeln die wir an die Hauswand geworfen haben. Dann wurden die Kugeln größer und der Karli hat mir eine vorne ins Hemd gesteckt und draufgedrückt. Ich wollte ihm dann auch eine draufklatschen, aber vor lauter Rache landete eine handvoll Baaz voll auf seinem Auge. Er hats gleich mit der Hand weggewischt und fing dann gleich an laut zu jammern, das er nichts mehr sieht und das er blind wird usw usw. Passiert ist nicht viel, nur das er ein paar Tage ein leicht rotes Auge hatte. Ich hab im Lauf der jungen Jahre natürlich auch einiges abbekommen. Irgendwann in den frühen 1970ger Jahren kam der flüssige Zwiebel (in Bayern, da Zwieve) auf den Markt. Also nicht nur einfacher Zwiebelsaft sondern angeblich so richtig die Zwiebel, nur flüssig. Und natürlich kamen wir dann auf die Idee, unsere Wasserpistolen zum Teil mit diesem Zwiebelsaft zu füllen, bzw. eine Mischung aus Wasser und Zwiebelsaft einzufüllen. Und natürlich hats nicht lange gedauert bis wir dann anfingen gegenseitig auf uns zu zielen. Der Karli war am schnellsten und so bekamen sowohl Regina wie auch ich eine Ladung ins Gesicht und auch ins Auge. Gebrannt hat das wia d'Sau, dagegen war der Baaz gar nix. Und da hatten Regina und ich einige Tage ein rotes und geschwollenes Auge, trotz schnellster Spülung mit Wasser und feuchten Waschlappen. Wir haben eigentlich gegenseitig einiges abbekommen und ich schätze mal, es hat sich über all die Jahre die Waage gehalten.

Irgendwann so zwischen der ersten und der vierten Klasse haben wir einen Schulausflug nach Deisenhofen gemacht um uns den Ursprung des Hachinger Baches anzuschaun.
Die Deisenhofener Gegend war damals eigentlich recht schön, irgendwie ländlich. Ich erinnere mich noch genau daran das in irgendeinem Vorgarten so eine Art "bepflanzte Betonwanne" stand, aus der ein mickriges Rinnsal herauslief. Angeblich war das der Ursprung des Hachinger Bachs. An dem Tag sind wir dann noch etwas durch die Gegend gewandert und haben auch so manche Pause eingelegt. Ich hatte damals einen Minirucksack, der aber so groß war, das zum einen ein paar Wurschtbrote reinpassten und zum andern eine große Flasche (0,7 Liter) Limonade. In unserer Klasse hatten wir damals ein Mädchen welches Martina Hartmann geheissen hat. Ich habe mich immer geweigert irgendjemand aus der gleichen Flasche trinken zu lassen aus der ich trinke, hätte ja sein können das jemand hineinspuckt. An diesem Tag machte ich die einzige Ausnahme die ich je gemacht habe. Martina durfte aus der gleichen Flasche trinken wie ich und ich hab mir mächtig was drauf eingebildet. Es war etwa zu der Zeit wo Chris Roberts das Lied "Ich bin verliebt in die Liebe" rausbrachte, welches ich dann abänderte in "Ich bin verliebt in Martina". Es dürfte aber klar sein das sich solche Schwärmereien übers Jahr verteilt öfters ergaben und das mit Martina nie was gewesen ist und ich mich nicht mal getraut habe es ihr zu sagen.
Zwischen den Klassen 2 und 4 gabs noch ein Mädchen welches Christine Hauser geheissen hat. Sie hatte blonde Haare, etwas bis über die Schultern, und sie hatte irgendwas raubtierhaftes an sich. So von den Augen her und vom allgemeinen Gesichtsausdruck. Soweit ich mich erinnere wohnte sie auch irgendwo in der Gegend des Bahnübergangs in der Neubiberger Strasse. Christine war, wie man damals sagte, eine echt heiße Braut. Im Winter hatte sie immer schwarze Stiefel an mit relativ hohe Blockabsätzen. Es dürfte klar sein was ich mir gewünscht habe, aber was leider nie in Erfüllung ging. Dafür durfte ein anderer die Bekanntschaft machen. Ich weiss nicht mehr welcher Schüler es war, aber wir waren auf der Pausenwiese hinter der Pfanzeltplatzschule und haben rumgealbert. Jener Schüler warf einen relativ großen Schneeball, eigentlich warens eher zwei Hände voll Schnee in eine Gruppe der Mädels aus unserer Klasse. Die wurden natürlich sauer und da der Kamerad etwas zu ruckartig abhauen wollte fiel er hin. Zwei von den Mädels zogen an seiner Jacke herum und irgendwann hatte er aus welchem Grund auch immer die "auf allen Vieren" Stellung und die Mädels fingen zum einen an ihn mit Schnee einzureiben und setzten sich dann auf seinen Rücken. Das heisst, mehr wie zwei hatten da eh nicht Platz und so setzte sich eine noch auf seinen Kopf und er brach zusammen. Die Mädels alle auf ihm drauf. Gekreische und Gegackere und in dem ganzen Tumult liess Christiane das Vorderteil ihres Stiefels in sein Gesicht wandern. Irgendwann ging dann ein Lehrer dazwischen und hat den armen Knaben befreit. Der heulte und jammerte das ihn eine ins Gesicht getreten hat und ihm sein Rücken wehtut. Der Lehrer meinte nur, er solle sich nicht so anstellen, er müsse doch ein Mann sein. Die Mädels machten sich dann über ihn lustig. Und was ich mir dachte das werdet ihr euch inzwischen eh denken können. Tags drauf hats der Kamerad dann schlauer angestellt. Irgendwo neben den Neuntklässlern postiert warf er einige Schneebälle in die Runde der Mädels. Blöderweise wurde er diesmal kalt von einem der Lehrer erwischt. Die Lehrer wechselten sich meist täglich ab mit den Pausenaufsichten. Was mich betrifft, mit Christine Hauser war auch nie was und ihre Stiefel lernte ich auch nie persönlich kennen.

Bleiben wir noch ein bissl beim Winter. Am Strassenrand vorm Katra wurde in den Wintermonaten einiges an Schnee zusammengeschoben. Nach der Schule waren ich, der Robert Buckl und der Thomas Schuller oft noch längere Zeit an dem Schneehaufen und haben versucht ein Loch von einem Ende zum andern durchzugraben. Unsere Schulranzen hatten wir irgendwo in die Gegend geworfen. Ich erinnere mich noch genau daran wie so mancher Passant mit grinsendem Gesicht stehenblieb und uns begeistert zuschaute. Wahrscheinlich hätte er Lust gehabt mitzumachen, hat sich aber nicht getraut weil er schon zu alt für sowas war. Solche spontanen Unternehmungen haben uns damals immer recht viel Spaß gemacht. Sehr beliebt war es auch, einen möglichst großen Schneeball auf schräge Hausdächer zu werfen, in der Hoffnung, das er runterrollt und dabei noch größer wird. Allerdings haben wir es nie geschafft eine Art Dachlawine ins Rollen zu bringen. Dafür war am vorderen Dachteil überm Katra oft soviel Schnee, das er etwa einen halben Meter übers Dach hinausragte. Da haben wir oft versucht mit Schneebällen diesen Überhang zum Absturz zu bringen. Es hört sich leicht an, aber so einfach war das gar nicht. Der Besitzer vom Katra ging dann irgendwann in den Speicher und hat mit einem großen Stock solange in den Überhang reingestochen bis er dann runtergefallen ist. Natürlich wurde aufgepasst das da niemand drunter stand. Der Überhang knallte dann mit Karacho auf den Boden. Ich selber liebte es auch wenn unser Balkon um Winter so richtig dick verschneit war.  Da war ich immer ganz begeistert wenn ich morgens rausschaute und irgendwelche Spuren im Schnee fand, weil in der Nacht oder am frühen Morgen ein Vogel drin rumgelaufen war. Und noch begeisterter war ich wenn ich dann so manchen Schneeball auf so manchen nichts ahnenden Passanten fliegen lassen habe. Ein begehrtes Ziel waren auch die Dächer von den Omnibussen.
Tja und eines Tages gingen der Karli und ich die Josef-Beiser-Strasse entlang und überlegten was wir anstellen könnten an diesem schönen und kalten Wintertag. Und da sahen wir doch tatsächlich ein offenes Fenster im Haus der Facklers und da hatten wir dann beide den selben Gedanken. Wir werfen denen einen Schneeball durchs Fenster und hauen ab.
Das ist die Rache dafür das uns die alte Facklerin desöfteren bei unseren Eltern verpetzt hatte wenn sie uns dabei erwischte das wir irgendwas angestellt haben. So formten wir je einen schönen Schneeball und warfen immer gleichzeitig damit wir im Notfall auch beide Schuld hatten falls was danebengehen sollte. Und wie es der Zufall wollte trafen wir gleich beim ersten Wurf voll durchs offene Fenster. Gescheppert hat nix, also haben wir zumindest nix kaputtgemacht. Klar das wir sofort abgehaun sind. Lange hat es nicht gedauert und man sah die Alte schimpfend durch die Strasse laufen mit Laufrichtung Haus 23 und 25. Ob dem Karli seine Eltern was getan haben weiss ich nicht, ich ging jedenfalls irgendwann heim wie es mir zu kalt wurde und da hat meine Oma gleich angefangen, das die Frau Fackler sich furchtbar beschwert hat weil ich ihr einen Schneeball ins Zimmer geworfen habe. Ich hab dann gleich wissen wollen woher sie wissen will das ich es war, worauf meine Oma dann auch keine geeignete Antwort wusste und meinte, wer soll es denn sonst gewesen sein. Gut, ich wars zwar, aber zumindest sollte man es mir dann auch bewiesen werden können. Und das dürfte in dem Fall schwer möglich gewesen sein. Also spielte ich den Unschuldigen und sagte dann auch zu meine Vater, das wir jetzt sofort zur Facklerin gehen und sie zur Rede stellen wie sie sowas behaupten könne. Irgendwie hatte ich den Eindruck das mein Vater trotzdem genau wusste das ich zumindest was damit zu tun hatte. Er hat allerdings weder was gesagt noch irgendwelche Fragen gestellt, dafür komisch gegrinst und mir dann mitgeteilt das ich den Rest des Tages Hausarrest habe und dann hat er mir eine Mark gegeben und meinte, ich soll mir vorher noch ein Heftl kaufen damit es mir nicht langweilig wird. Solche Hausarresten lass ich mir schon gefallen. Und das beste daran war, ich ging natürlich auch auf den Balkon und wie es der Zufall wollte stand unten grade Frau Fackler, die scheinbar in der Bäckerei war. Und ganz zufällig fiel grade in dem Moment wo sie unter unserm Balkon durchging auch so ein kleiner Überhang hinunter und der viel echt Zentimeterknapp vor ihr zu Boden. Ich ging natürlich gleich in volle Deckung. Etwa eine Minute später hörte man die Türklingel. Etwa zwei Minuten später hörte man wie sie bei uns an der Haustür stand und furchtbar schimpfte. Und etwa drei Minuten später hörte man meinen Vater wie er ihr sehr laut sehr deutlich machte, das es Leute wie Sie sind die Kinder dazu anstiftet so etwas zu tun und das es ihn ärgert das sie den Schneehaufen nicht auf ihren "blädn Schädl" bekommen hat und das sie sich schleichen soll weil er sie sonst eigenhändig die Treppe runterträgt und in den nächstbesten Schneehaufen wirft.
Dann knallte er die Tür zu und sagte noch was von einer "blädn Kua" und kam zu mir ins Zimmer und wollte mich eigentlich gscheit schimpfen, fing aber stattdessen zum lachen an und meinte, ich solle es in Zukunft lassen Schnee vom Balkon auf irgendwelche Leute zu werfen. Ab dem Tag sprach die alte Frau Fackler weder mit mir noch mit meinem Vater noch ein einziges Wort. Wir haben es aber beide unbeschadet überstanden. Trotzdem hatten die Schneebälle einen großen Reiz und ich konnte es nicht lassen. So kam ich eines Tages auf die Idee, wenn die Leute grad in den Bus einsteigen, dann könnte ich einen Ball in die Menge werfen. Denn sicher würde keiner so blöd sein und dann wieder aussteigen um zu schaun von woher der Ball kommt. Dieses Spielchen machte ich dann mehrere Tage und hatte meinen Spaß daran. Irgendwann hats dann aber auch gelangweilt und noch weiter irgendwann war der Winter dann sowieso vorbei.

Eines Tages kam mein Vater von der Arbeit heim und hatte einen kleinen, blauen Wellensittich dabei. Er hat gesagt, das er den von einem seiner Kollegen bekommen hat. Es war allerdings kein Jungvogel mehr sondern er war schon ein paar Jahre alt. Wir hatten nicht einmal einen Vogelkäfig und so musste der arme Vogel seine erste Nacht auf der breiten Vorhangstange über dem Küchenfenster verbringen, auf die er sofort geflüchtet ist. Am nächsten Tag fuhren ich und mein Vater in die Stadt in ein Zoogeschäft und haben einen schönen Vogelkäfig gekauft mit einigem Zubehör und ein paar Spielsachen. Ich gebe zu, das mich ab dem Tag an dem wir den Vogel bekamen, einige anderen Dinge nicht mehr so besonders interessiert haben. Ausser der Musik natürlich. So langsam wurden der Vogel, den ich den Namen Fritzi verpasste, und ich die besten Freunde und ich brachte ihm auch einige Kunststücke bei, wie z.b. die Antenne vom Kofferradio hochklettern oder auf dem Kopf von mir oder meinem Vater oder meiner Oma  zu landen. So nebenbei hat der Vogel noch eine weitere Begeisterung entdeckt. Links an der Wand wo die breite Vorhangstange, eigentlich wars ja mehr eine Gardinenstange, befestigt war, da pickte er langsam aber sicher ein ordentliches Löchlein in die Wand und warf die runtergepickten Tapetenreste in der Gegend herum. Mit der Zeit lernte er auch sprechen. Obwohls keiner glaubte konnte er tatsächlich seinen Namen aussprechen. Es waren einige schöne Jahre mit dem Vogel. Im Jahr 1973 starb er. Etwa zu der Zeit als "Sweet" den "Hell Raiser" veröffentlichten.
"Hell Raiser" war als Neuvorstellung in den Schlagern der Woche, ich freute mich zwar, aber die Trauer um den Vogel überdeckte die Freude bei weitem. Nach Einbruch der Dunkelheit habe ich den Sittich hinter der Garage wo wir so oft rumgehangen sind begraben. Seitdem war ich nie wieder hinter der Garage. Ich trauerte sehr, weinte viel und war irgendwie total am Ende. Das ging ein paar Tage so und dann träumte ich eines Nachts das der Sittich auf meiner Bettdecke herumlief und schimpfte und sich schüttelte weil er von meinen Tränen patschnass wurde. Der Traum war irgendwie so echt das ich davon überzeugt war, das es kein Traum sondern Wirklichkeit war. Nach dem richtigen Wachwerden dann stand ich auf und ab da wurde nicht mehr geweint und nicht mehr getrauert. Ich kam also wieder zu meinem normalen Leben zurück. Damit das besser klappte hat mir mein Vater auch gleich die neue Sweet-Single gekauft.

So ganz langsam näherte sich dann auch das Ende der 4.Klasse und und uns wurde erklärt das wir ab der 5.Klasse dann in Neuperlach zur Schule gehen. Tja, Scheiße hab ich mir gedacht, nix mehr bis zur 9.Klasse am Pfanzeltplatz. Bei der Gelegenheit fällt mir jetzt auch noch ein, das es ja zweimal im Jahr Zeugnisse gab. Das Zwischenzeugnis und das Jahreszeugnis. Inzwischen dürfte ja jedem klar sein das ich weder stets der Beste der Klasse war und das es auch keinen Lehrer gegeben hat der so richtig stolz auf mich war. Ausnahme vielleicht der Turnlehrer weil ich damals im Sport recht gut war. Aber sonst glaube ich eher das jeder Lehrer froh war wenn er mich und noch so einige aus der Klasse losgeworden ist. Meine Zeugnisse waren immer so im allgemeinen Durchschnitt würde ich sagen. Mit den Einsern und Zweiern waren die Lehrer immer sehr sparsam bei mir, dafür waren sie mit den Dreiern und Vierern sehr großzügig, manche spendierten sogar so manchen Fünfer. Sechser hatte ich, kann ich mit stolz behaupten, im Zeugnis nie einen.
Mein absolutes Lieblingsfach war Mathe, da hatte ich von der ersten bis zur neunten Klasse entweder vierer oder fünfer :-) Die bezahlbaren Taschenrechner kamen erst so Mitte der 1970ger auf den Markt und soweit ich mich erinnere, hat man damals mindestens 70 bis 80 Mark für einen ganz normalen Taschenrechner ohne großartige Sonderfunktionen bezahlt. Mit anderen Worten: Gut die Hälfte meiner Schulzeit war Hirn-Rechnen angesagt. Ziemlich blöd hab ich mich immer beim Bruchrechnen, beim Wurzelziehen und bei den Prozentrechnungen angestellt. Von den lächerlichen Textaufgaben ganz zu schweigen. Ich habe mich immer erfolgreich geweigert beim Wurzelziehen großartig mitzumachen, weil mir irgendwie schon klar war das ich diese Art von Berechnungen den Rest meines Lebens niemals brauchen würde. Das mit dem Prozentrechnen hab ich erst dann kapiert, wie mir auf einer Konzertkarte aufgefallen ist, das im Kartenpreis ein gewisser Prozentsatz an Vorverkaufsgebühren (VVK) enthalten ist. Ab da gab ich solange keine Ruhe bis ich das mit dem Prozentrechnen in und auswendig kannte und natürlich auch konnte. Das damische Bruchrechnen hab ich bis heute nicht so richtig kapiert. Also das ein Ganzes entweder vier Viertel oder acht Achtel hat, das ist mir klar, das man aus einer ganzen Torte auch Zwölftel oder Sechzentel machen kann, das hab ich später als Lehrling beim Tengelmann gelernt.
Wobei im Lauf der Jahre die Tortenstücke in fast allen Bäckereien immer kleiner wurden, der Preis allerdings entweder gleich blieb oder so langsam auch teurer wurde. Soweit ich mich erinnere hats damals beim Brücklmeier oder beim Edelbauer ein ordentliches Stück Käsekuchen für 70 oder 80 Pfennig gegeben. Die Käsesahne war glaub ich immer ein Zehnerl teurer. Hierbei sei auch erwähnt, das Käsesahne eine meiner liebsten Kuchensorten ist, falls es jemand gelüsten sollte mich auf einen Kuchen einzuladen :-)

Ja, und dann wars bald soweit. Ende der vierten Klasse, Zeugnisse, übliches Gemecker daheim das es hätte besser sein können, worauf ich immer sagte das es auch hätte schlechter sein können. Mein Vater hat sich nie großartig über meine Noten ausgelassen, nur wenn ich zwischendurch mit irgendeiner Schulaufgabe heimkam wo ich eine fünf oder eine sechs kassiert habe, da wollte er dann schon wissen wieso und warum und weshalb und überhaupt. Hammerhart war es wie wir in Mathe einmal eine Art Rechtecksäule zeichnen mussten, wo man die nicht sichtbaren Bereiche mit kleinen Strichen andeuten mussten. Also sowas wie eine durchsichtige Säule. Da hat er mich zuerst dumm angemacht weil ich einen Fünfer kassiert habe, aber zwei Tage später war er selber immer noch nicht in der Lage die Aufgabe richtig zu lösen. Schliesslich haben wir uns darauf geeinigt das es sowieso ein Krampf ist mit dieser Rechnerei und das wir das sowieso nie brauchen und somit wars gut. Ziemlich wurscht hingegen war jedem die Note im Fach Religion. Ich frage mich heute noch wie ich es geschafft habe in Religion einmal eine Eins zu bekommen obwohl ich garantiert nie großartig mitgearbeitet habe, schon deswegen, weil diese Art von Religionslehre nicht meinen persönlichen Vorstellungen entsprochen hat. Und natürlich die Benotungen im Sport waren bei mir auch immer gut bis sehr gut. Nachdem dann auch Schwimmen auf dem Stundenplan stand, habe ich meist eine Drei gehabt, weil ich mich vom Schwimmen immer gedrückt habe. War mir aber auch egal, weil ich selber wusste ja das ich im Laufen und im Klettern und bei den Glimmzügen spitze war, und da wars mir ziemlich egal was irgendein Lehrer auf irgendeimem Blatt Papier auf dem Zeugnis stand eingetragen hat. So erlebte ich also meine letzten Ferien zwischen Pfanzeltplatz-Schule und Albert-Schweizer-Schule in Neuperlach. Am letzten Schultag wurde uns noch mitgeteilt das nach den Ferien am ersten Schultag vor dem Feuerwehrhaus ein Schulbus warten würde, der uns direkt vor die Schule in Neuperlach fahren würde. Während der Ferien bin ich dann mit dem damaligen 97ger Bus und der damaligen 24ger Trambahn zu jener Schule hingefahren um sie optisch zu begutachten. Die Schule war von der Fläche her viel größer wie die am Pfanzeltplatz, dafür aber nicht so hoch. Turnhalle, Fußballplatz, Pausenhof, Laufbahn waren alle auf dem selben Gelände. Zwei Bushaltestellen und die Trambahnhaltestelle waren in unmittelbarer Nähe.
Die U-Bahn (damals wars die U8) war zwar schon im Bau, aber noch nicht betriebsbereit.

Ja und dann wars soweit. Vor dem Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr in Perlach stand tatsächlich ein Schulbus. Es stand sogar vorne gut lesbar drauf und der Fahrer, an den erinnere ich mich noch genau, lies sich mit Andreas anreden, war aber garantiert ein Ausländer, ich schätze mal, einer aus Jugoslawien. Das war auch unser Hauptschulbusfahrer.
Er war immer gut drauf und legte auch oft eine von unseren Musikkassetten ein, die wir so dabei hatten. Also konnten wir in der Früh auf dem Weg in die Schule schon Sweet, Slade, Suzi Quatro, Mud und ähnliche Glam-Kapellen hören, und beim Heimfahren gabs dann auch wieder was auf die Schülermütze mit dem Rest von der Kassette. Oft haben wir ihm das Tape gleich gelassen damit er es sich anhören kann. Die Fahrt vom Feuerwehrhaus am Pfanzeltplatz bis zur Albert-Schweizer-Schule dauerte nicht besonders lange, ich schätze mal das wir nach spätestens 15 Minuten vorm Schulgebäude standen. Nachmittags sind der Dieter Fritsche und ich manchmal einfach so mit dem Andreas ein paarmal mit nach Neuperlach und wieder zurück gefahren, weils einfach grad lustig war. Zwischendurch wurde auch manchmal ein anderer Busfahrer mit einem anderen Bus eingesetzt, meist dann wenn der Andreas krank war oder Urlaub hatte. Der andere wurde immer "Lederhuad" genannt weil er immer einen schwarzen Lederhut aufhatte. Lederhuad fuhr immer einen Bus vom Watzinger. Im Vergleich zum Andreas war das aber eher ein grantiger Typ. Dann gabs mal einen dicken blonden Busfahrer, der hat uns oft Nachmittags zur Schule gefahren, weil wir ab der 5.Klasse auch zwei oder dreimal Nachmittags Unterricht hatten. Somit wurden also die gemeinsamen Nachmittage mit Regina und Karli immer seltener. Der blonde dicke Busfahrer war eines Tages verschwunden und Lederhuad hat uns gesagt, das er eines Nachts aus dem Bett gefallen ist und sich das Genick gebrochen hat. Obs stimmt, keine Ahnung.
Witzig fand ich auch, das dann irgendwann sogenannte Schulbuskarten ausgegeben wurden. Jeder bekam so eine kleine, etwa 3x3 Zentimeter große orangefarbene Karte mit irgendeinem Aufdruck drauf. Die musste beim Busfahrer hergezeigt werden. Einer aus der Klasse hat seine mal verloren und der Busfahrer hat ihn echt nicht einsteigen lassen und der Knabe musste zu Fuß heimgehen. Tags drauf hat er sich dann beim Rektor beschwert und der Busfahrer bekam einen ziemlichen Anschiss. Bald drauf wurden diese Karten dann wieder abgeschafft. Der betroffene Schüler war übrigens ein Preuße, hatte den schönen Namen Jürgen Schwertfeger und wohnte in dem komischen Minihaus mit großem Garten in der Nähe des Bahnübergangs an der Neubiberger Strasse.
Am ersten Schultag in der neuen Schule wusste keiner von mir und meinen Ex-Klassenkumpels aus der Klasse 4a wer mit wem zusammenbleiben würde. Wir trafen uns da alle in der Pausenhalle. Da waren dann nicht nur ehemalige Pfanzeltplatzler sondern auch viele aus Neuperlach, von denen wir keine alte Sau kannten. Allerdings fand man auch wieder alte Bekannte, wie z.b. Roswitha, die damals schon überdurchschnittlich gut aussah für ihr Alter. Irgendwann erschienen dann diverse Lehrkörper und lasen irgendwelche Listen vor und die Vorgelesenen sammelten sich und wurden in eine der Klassen abkommandiert. So fand man sich also wieder in der Klasse 5a,oder wie unser noch unbekannter Lehrer immer sagte "Klasse 5 Anton". Ich war ja dann doch irgendwie angenehm überrascht, denn nicht nur Roswitha ging in die selbe Klasse wie ich , sondern auch Gertrud. Und ein paar die damals in der ersten und zweiten Klasse dabei waren und dann getrennt wurden, kamen wieder her. Teils freute man sich, teils ärgerte man sich.

Der neue Lehrer hatte den schönen Namen Josef Weindl. Genannt "Der Sepp". Für Gertrud wars eher blöd, weil sie den Weindl Sepp kannte weil der öfters in der Metzgerei von ihren Eltern einkaufte, also musste sie sich ziemlich zusammennehmen im Unterricht damit sie nicht zu sehr auffiel. Die neuen Stundenpläne waren auch recht interessant.
Am meisten hat mir gefallen das auch Englisch auf dem Stundenplan stand. 3 Stunden Englisch die Woche, einmal 2 Stunden und einmal 1 Stunde. Ich war bereits begeistert bevor wir die erste Stunde hatten und ich gebe zu, das Englisch eins der wenigen Unterrichtsfächer war, das mich echt richtig interessiert, ja sogar begeistert hat.
Musikalisch gesehen waren die meisten von uns überzeugte Sweet-Fans. Die einzigen richtigen Gegner die es noch mit Sweet aufnehmen konnten waren Slade. Wobei Gegner übertrieben ist, dann viele Sweet-Fans waren auch Slade-Fans und viele Slade-Fans waren auch Sweet-Fans. Ich persönlich war allerdings überzeugter Sweet-Fan, wobei ich zugebe das mir von Slade das Lied "Gudbuy T'Jane" saugut gefallen hat und auch heute noch recht gut gefällt. Bei Slade war auch oft die Schreibweise der Titel witzig, denn die hielten sich rein gar nicht an die eigentlichen schriftlichen Vorschriften, obwohl die Aussprache selber dann doch wieder hinkam. Ich glaube es war auch im Jahr 1973 wo T-Rex das geniale
"20th Century Boy" rausgebracht haben. Ein absolut saugeiles Lied. Allerdings war meiner Meinug nach mit diesem Lied die Glanzzeit von T-Rex auch schon vorbei, denn die weiteren Platten hiessen dann alle "Marc Bolan & T-Rex" und hatten irgendwie nicht mehr den Drive wie "20th Century Boy" oder "Jeepster". Ausserdem stieg dann auch bald Mickey Finn aus, der immer auf seinen Bongos rumtrommelte. Für mich war die Ära T-Rex mit der Nachfolgeplatte dann irgendwie beendet.
Diese schrecklichen Bay City Rollers gabs auch schon, allerdings hatten die den Durchbruch noch nicht geschafft und es dauerte noch knapp 2 Jahre bevor es dann so richtig losging mit regelrechten Fan-Kriegen zwischen Sweet-Fans und BCR-Fans. Wie vielleicht schon erwähnt werde ich mich da dann noch detaillierter drüber auslassen. 1973 kam dann ein weiterer Rocker in mein Musikleben. Alice Cooper. Ein vogelwuider Typ, der 1973 das "Billion Dollar Babies" Album veröffentlichte und ich war wieder einmal voll begeistert. Cooper machte zwar keinen Glam-Rock, aber dafür saugeile Rockmusik. Auf dem Album waren auch die voll genialen Songs "Elected" und "Hello Hooray" "No More Mister Nice Guy" und "Unfinished Sweet" drauf. Letzteres hat mir besonders gut gefallen, eine ziemlich lange Nummern mit genialer Musik. Es war klar das ich mich da auf die Suche machte nach Vorgängeralben von Alice Cooper, der in Bayern eigentlich nur Alois genannt wurde. Und so stiess ich auf das Album "Killers" das bereits 1971 rauskam und ich nichts davon wusste. Auf diesem Album dürfte eins der besten Alois-Lieder sein das er je gemacht hat "Helo Of Flies". Unbeschreiblich, hört es euch an, vielleicht teilt ihr meine Begeisterung die ich damals hatte und auch heute wieder kriege wen ich es mir zwischendurch reinziehe. Ja ich gebe zu, ich wurde dann doch ziemlich zum Alice Cooper Fan. Das Problem war, das zumindest die Stadt München verboten hat das man unter 18 Jahren, auch in Begleitung der Eltern, ins Konzert reindurfte weil Cooper auf der Bühne so schöne Sachen wie Enthauptungen, Erhängen und Vergewaltigung vorführte. Tausende von jungen Münchner Rockfans waren stinksauer und etwa so ab 1975 wurde das Verbot dann aufgehoben und es war klar, das fast die Hälfte unserer damaligen Schulklasse ins nächste Cooper-Konzert marschierten und voll begeistert waren. Ehrlich gesagt hat Cooper auf der Bühne bei weitem nicht so schlimme Sachen gemacht wie schon damals jeden Tag ab 20.15 Uhr in der Tagesschau gezeigt wurden.
Übrigens, von Alice Cooper waren "No More Mister Nice Guy" und "School's Out" in den Schlagern der Woche.

Bereits im Jahr 1972 kam ein weiteres Highlight der Rockgeschichte auf den Markt. "Smoke On The Water" von Deep Purple. Ich schätze mal, das dieses Lied abgesehen von "Born To Be Wild" das Beste ist was jemals veröffentlicht wurde. Ebenfalls 1972 erschien von Deep Purple auch das Doppel-Album "Made In Japan", also ein Live-Mitschnitt der Japan Tour von 1972, auf dem ebenfalls "Smoke On The Water" drauf war. In der Live-Version war dieses Lied noch genialer wie auf dem Studio-Album. Die "Made in Japan" ist meiner Meinung nach eins der besten Live-Alben das jemals veröffentlicht wurde. Besonders gut ist darauf auch "Child In Time", das ich ja schon 1970 auf "Deep Purple In Rock" bekommen habe, aber auch hier ist die Live-Version um einiges besser wie die eh schon geniale Studio-Version. Ich gebe zu, ich hatte so 1972/1973 meine diversen Probleme die Menge an guter Musik noch alle in meinem Hirn unterzubringen. Es gab ja plötzlich so vieles war neu rauskam oder was ich neu entdeckte. Deep Purple, Alice Cooper usw, und trotzdem thronten in meinem Zimmer über allem "The Sweet", die auch immer neue Singles veröffentlichten. Nach "Block Buster", "Hell Raiser" und "Ballroom Blitz" gings in der Zeit dann gewaltig ab mit "Teenage Rampage". Das war auch ein super Song, Brian Connolly im blauen Glitzeranzügerl, das Sweet-Fieber lief auf Hochtouren und das nicht nur bei mir. 1973 wars dann auch endlich soweit das im Dezember dieses Jahres "Sweet" im Zirkus Krone zu München auftraten. Mit 12 Jahren hatte ich natürlich wieder keine Schangs reinzukommen, aber da musste dann mein Vater dran glauben und mitgehen. Das tat er dann auch, er kaufte zwei Karten und ging dann mit mir bis in die Arena, lieferte mich praktisch dort ab und verdrückte sich dann ins Zirkus-Restaurant, wo ich ihn nach dem Konzert wieder abholte. Dieses Konzert war der Wahnsinn. Auf der Bühne stand ein Christbaum und es hat einfach alles gepasst. Ich stand direkt ganz vorne so etwas mehr auf der linken Seite und ich bin noch heute schwer begeistert wenn ich daran denke.
In der Klasse war ich natürlich dann der King weil ich als einer der ganz wenigen im Sweet-Konzert war. (schwärm).
Leider war das auch das einzige Sweet-Konzert das ich je gesehen habe, zumindest in der Originalbesetzung mit Brian Connolly.

Eigentlich bin ich jetzt total vom Thema abgekommen, denn eigentlich wollte ich ja was über die neue Schule und dem ganzen Zubehör schreiben. Kann aber sein das mir noch öfters ein etwas längerer Ausrutscher in die Musikwelt pasiert. Also, wir befinden uns jetzt wieder in der neuen Schule in der 5.Klasse und aus einem mir nicht begreiflichen Grund sass ich ganz vorne in der ersten Bank, zweite Reihe vom Fenster aus gesehen. Ich schätze mal das wir wieder locker 50 Kinder in der Klasse waren, darunter etwa 50% Ausländer.
Wobei die Ausländer kein Problem mit der bayrischen Sprache hatten, dafür die Preußen wie z.b. der Jürgen Schwertfeger sehr wohl. So sass ich also brav in der ersten Bank.
In der zweiten Reihe und leicht schräg nach vorne versetzt in der ersten Bank in der ersten Reihe sass die Gertrud. Der Lehrer Weindl war übrigens auch ein echter Bayer und zwischendurch verlor er sich einfach im bayrischem Dialekt. Bei der Gelegenheit sei auch erwähnt, das ich mich die ganzen neun Jahre geweigert habe hochdeutsch zu reden, ich habe immer bayrisch geredet, ausser wenn ich etwas aus einem Buch vorlesen musste und natürlich im Englisch-Unterricht. So gesehen konnte ich also damals bereits drei Sprachen. Bayrisch als Muttersprache und dann noch die beiden Fremdsprachen Hochdeutsch und Englisch. Endlich hatten wir dann auch die erste Englisch-Stunde. Der Lehrer hatte ja keine Ahnung das ich mich schon recht lange mit den englischen Songtexten befasste und deshalb schon einiges gelernt hatte. Da machte er den Fehler zu fragen, wer denn mindestens ein englisches Wort kennt und das vielleicht vor der Klasse sagen und auch gleich übersetzen kann. Gut, es gab schon welche die wussten was "Love" oder "Cat" bedeutet.
Dann kam ich mit meinen Weisheiten daher und Klein-Bertl liess einen nicht enden wollenden Redeschwall los, bestehend aus diversen Zitaten von Songtexten diverser Rockgruppen. Der Lehrer staunte, die Klasse kicherte und ich kam mir gut vor und genoss es richtig. Natürlich war ich nicht in der Lage alles was ich sagte auch ins Deutsche zu übersetzen, denn mit Worten wie "Down" und auch so grammatischen Spitzfindigkeiten wie "have, had, has" hatte ich so meine Probleme, und natürlich wäre ich auch nicht in der Lage gewesen eine Unterhaltung auf englisch zu führen die aus mehr wie zwei oder drei Sätzen bestanden hätte. Trotzdem hats auf den Weindl Sepp ziemlichen Eindruck gemacht
und er wollte wissen woher ich das alles weiss und ich weiss noch genau wie ich sagte "Des is ois Rock'n'Roll" :-) Naja, jedenfalls lernten wir dann erst einmal einfache Sachen wie Anreden und so, also "I, You, He, She" und so weiter. Ich gebe zu, ich hab mich echt von der fünften bis zur neunten Klasse voll reingehangen in den Englisch-Unterricht, ich wollte es einfach können.

Der Musikunterricht wurde auch ein kleines bisschen anspruchsvoller wie er in der Pfanzeltplatz-Schule. Mussten wir uns früher mit mir relativ unbekannten Leuten wie was weiss ich, irgendwelche längst von uns gegangenen Komponisten und dergleichen rumärgern, die eigentlich alle aus dem Bereich Klassik kamen, so durften wir ab der 5.Klasse auch anspruchsvollere Musik mit einbinden, wie eben Sweet und dergleichen. Ganz schlimm wars dann immer wenn einige von uns im Musikunterricht herausgepickt wurden, die vor der Klasse etwas vorsingen mussten. So mancher der ausgewählt wurde stand dann bis zu fünf Minuten recht dumm an seinem Platz, oder noch schlimmer, neben dem Pult vom Lehrer, so das er wirklich sehr gut sichtbar war, und bekam keinen Ton heraus. Mir gings da auch nicht recht viel besser, ich hatte da auch die brutalsten Hemmungen. Eine allerdings bei uns in der Klasse, Name leider entfallen,  die trällerte einen ab das es der Wahnsinn war. "Ich fange nie mehr was an einem Sonntag an". Gar nicht mal so schlecht. Und das alles ohne die geringste musikalische Begleitung. Von der Stimme her bekam sie eine Eins, allerdings hatte sie kein theoretisches Wissen was für mich und meine Kumpels wichtig war.
Also sie wusste weder wer Mick Tucker oder Steve Priest war, sie kannte nicht mal Noddy Holder oder Marc Bolan und sie konnte nicht bestätigen das Jimmy Page auch eine Doppelhalsgitarre spielt. Also was wollte sie, keine Schangs. Die Lehrer sahen das allerdings ganz anders. Aber das war ja meistens so.
Irgendwann kamen wir vier (Thomas Schuller, Gerhard Miksch, Robert Buckl und Ich) auf die Idee, das wir ja die theoretischen Sweet sein könnten. So wurde aus mir der Mick, aus dem Robert der Brian (weil der auch blonde Haare hatte), aus dem Gerhard der Steve und aus dem Thomas der Andy. Theoretisch wussten wir alles, praktisch war der Gerhard-Steve der einzige von uns der ein Instrument spielen konnte. Ich dagegen war Experte im Spielen von Kasettenrecorder und Plattenspieler. An dem Tag an dem wir es beschlossen haben redeten wir uns eiskalt auch nur noch mit unseren neuen Künstlernamen an. Die meisten aus der und den folgenden Klassen hielten uns für bescheuert, die Lehrer machten zu 99% auch nicht mit, aber das war uns ziemlich egal. Ärger bekam ich eigentlich nur wie ich einmal eine Schulaufgabe abgegeben habe, die ich mit Mick Tucker unterschrieben habe :-)

Das gab glatt einen Verweis und der wurde damals schon mit der Post zugestellt, damit er unterwegs nicht auf seltsame Weise verloren ging, so wie es in früheren Jahren fast immer der Fall war wenn die Mitteilung oder der Verweis dem Schüler mitgegeben wurde, damit er ihn seinen Eltern vorlegt und spätestens zwei Tage später unterschrieben wieder mitbringt. Also stellte ich mich schon mal drauf ein das spätestens nach drei Tagen ein Donnerwetter über mich hereinbricht sobald ich heim komme. Wenn ich Glück habe, dann konnte ich den Verweis abfangen weil ich ja meistens den Briefkasten ausleerte wenn ich von der Schule heimkam. Blöd war nur das die Briefpost zu jener Zeit Vormittags und Nachmittags zugestellt wurde. Und Nachmittags war er dann dabei, an einem Tag wo ich Nachmittags Unterricht hatte. Und wie ich heimkam winkte mein Vater schon ziemlich aufgeregt mit dem Schrieb von der Schule. Ich hab ihm alles genau erklärt und siehe da, er war weder sauer noch regte er sich auf, er unterschrieb den Verweis und gab ihn mir und meinte, das sein Vater, also mein Opa, damals auch nicht geschimpft hat wie er einmal ein amtliches Dokument mit "Chuck Berry" unterschrieben hat. Da war alles klar und ich habe wieder einmal gemerkt, das mein bester Freund mein Vater ist.
So alles in allem gesehen hielten sich meine Verweise, Mitteilungen und Hefteinträge eigentlich in Grenzen. Ich schätze mal, wenn man alles zusammenzählt werdens in den neun Schuljahren nicht mehr wie zwanzig gewesen sein. Die meisten wegen Störung des Unterrichts weil ich mit meinem Banknachbarn oder Hintermann gequasselt habe, ein paar wegen meiner wunderbaren Schönschrift (diese Schriftbenotung wurde im Lauf der Zeit dann nicht mehr verwendet), wegen einer Schlägerei bekam ich auch mal einen Verweis und dann halt noch so ein paar wegen "unentschuldigtem Fehlens beim Unterricht". Ich hab ja regelmässig den nachmittäglichen Schwimmunterricht geschwänzt. Das ging dann soweit das von der Schule eine Bussgeldandrohung heimgeschickt wurde. Da gabs dann allerdings schon ziemlichen Zirkus, wobei auch hier mein Vater (nach einem Gespräch mit meinem Onkel, also seine Bruder) ein gewisses Verständnis aufbrachte. Der Bussgeldandrohung sind wir arschknapp entkommen und ich ging dann auch brav zum Schwimmunterricht, hab mich aber geweigert ins Wasser zu gehen. Der Lehrer war machtlos und das hat ihn besonders geärgert. Vom Hörbi bekam ich dann nach einem längeren Gespräch ein Attest das bis inkl. der neunten Klasse gegolten hat und mich für immer vom Schwimmunterricht befreit hat.

Die Schlägerei hatte damit zu tun, das ein ziemlich bescheuerter Mitschüler (aus einer anderen Klasse) mir in der großen Pause meine Chipstüte geklaut hat, damit abgehaun ist und die Tüte auf das Dach vom Mülltonnenhäuschen der Schule geworfen hat. Nachdem er sich geweigert hat die Tüte wieder runter zu holen bzw sie zu ersetzen, da hats dann nur wenige Sekunden gedauert bis die Fäuste flogen. Lang sind sie nicht geflogen, denn der erste Schlag den mir der Typ verpassen wollte ging knapp daneben und der erste den ich zurückgab traf voll das Doppelkinn. Während der Chipstütendieb nach hinten kippte hob sich wie von Geisterhand mein Knie und landete genau zwischen seinen Schenkeln, worauf er wieder nach vorne ging wo ihn noch ein angenehmer Magenschwinger erwartete. Danach ging er entgültig zu Boden. Da kamen auch bereits die Lehrkörper angerannt und machten einen Aufstand. Klar, ich hätte ihn noch gscheit reintreten können wir er am Boden lag, aber damals hat man bis auf wenige Ausnahmen immer sehr fair gekämpft und dem Verlierer wieder auf die Beine geholfen. Danach war die Sache meist erledigt. Ich bekam dann, wie gesagt, den Verweis und der andere bekam eine Mitteilung an seine Eltern und was mich ganz besonders freute, er musste die Chipstüte ersetzen :-) Das alles hinderte uns aber nicht daran das wir am nächsten Tag dann beinandersassen in der großen Pause, Chips futterten und feststellten, das wir beide große Sweet-Fans sind. Man hat richtig gemerkt das spätestens ab dem Moment jeder schwer bereut hat was vorgefallen ist. Während bei uns Kindern die Sache längst vergessen war wurde sie von den Erwachsenen immer noch aufgewärmt.

Schlägereien gabs in der Neuperlacher Schule einige. Zum Vergleich Pfanzeltplatz, hier gabs höchstens mal Differenzen, aber so richtig handgreiflich wurde hier niemand, mal abgesehen von "an den Haaren ziehen" oder "am Jackenkragen im Kreis rumdrehen". Eine der brutalsten Schlägereien die ich nicht direkt in sondern hinter dem Schulgelände miterlebt habe, war zwischen 3 (!) von der Schule verwiesenen Ex-Neuntklässlern und einem noch in die Schule gehenden Acht-Klässler. Es war wieder die große Pause und einige von uns sahen wie ein recht gutaussehendes Mädchen auf den Schulhof kam, einen der Schüler ansprach und der mit ihr das Schulgelände verliess. Nachdem sie ein paar Meter ausserhalb des Schulgeländes waren kam ein Typ daher, einer der vom Körperbau ziemlich gut beinand war. Das Mädchen hielt den aus der Schule so gut wie es ging fest bis der andere da war. Der Schüler wollte noch abhaun, aber da hat der andere schon zugepackt. Dann kamen die andern beiden mit einem Motorrad. Ich schätze mal das es keine 10 Sekunden gedauert hat bis der Schüler eine betoniert bekam das sofort das Blut aus seiner Nase schoss. Der hatte eigentlich so gut wie keine Schangs sich zu wehren.
Dann hat ihn einer die Arme von hinten gepackt und ein anderer hat ihm einige Magenschwinger verpasst. Inzwischen kreischten schon einige auf dem Schulhof um Hilfe, was die drei Typen aber nicht störte. Der Schüler lag inzwischen am Boden und wurde noch gscheit hergestiefelt. Seine Rettung dürften dann zwei Arbeiter vom U-Bahn Bau gewesen sein. Zwei bullige Typen die sich sofort je einen der Schläger geschnappt haben, ohne Probleme zu Boden geworfen haben und sie mit der Visage in den Asphalt gedrückt haben. Inzwischen kam auch die Polizei (welch Wunder das an dem Tag eine Vorführung der Polizei zum Thema "Wie überquere ich die Strasse" war) und machten zwei der drei Typen dann entgültig unschädlich. Der Dritte und die Frau waren mit der Maschine abgehaun. Kurz drauf kam auch der Krankenwagen und der Schüler wurde in selbigen verfrachtet.
Auf dem Asphalt sah man noch die Blutflecken. Da wir alle recht neugierig waren fing der Unterricht nach der Pause mit etwas Verzögerung an. Es dauerte einige Wochen bis der Schüler wieder da war und da wollte natürlich jeder wissen was Sache ist. So genau haben wir es allerdings nie erfahren, aber irgendwie ging es um Motörräder. Später haben wir auch noch erfahren das die drei Typen alle in den Knast gewandert sind weil sie schon öfters aufgefallen sind wegen Diebstahl und Körperverletzung. Was war da schon eine kleine Rangelei mit ein bisschen Nasenbluten wegen einer Chipstüte? Aber wie gesagt, in dieser Gegend gings schon anders zu wie im alten Perlach.

Bei den Schülerinnen gabs auch einige die schnell zugehaut haben. Ich erinnere mich an eine, die hat mit Vornamen Linda geheissen. Die ging auch in die 9.Klasse und war alles,
nur nicht unbedingt eine Schönheit. Sie hatte damals für eine etwa 14jährige schon ziemlich viel in der Bluse und leider auch in der Hose.
Mit anderen Worten: Sie war schon ziemlich dick. Schön an ihr fand ich immer ihre langen Haare die irgendwie schwarz-blond waren, also blond mit schwarzen Strähnen bzw schwarz mit blonden Strähnen. Bei ihr waren alle ziemlich vorsichtig, sogar die Lehrer passten auf was sie sagten. Eines Tages hatten wir Nachmittagsunterricht, Sport. Da ich nach dem normalen Unterricht Mittag nicht heimgefahren bin sondern mich mit dem Buckl Robert im U-Bahn Schacht rumgetrieben habe, und da damals weder ich noch der Robert eine Armbanduhr hatten, waren wir fast eine halbe Stunde zu früh vor der Turnhalle. Ich musste dann dringend bieseln. Der Hausmeister hat gesagt, das er keinen erwischen will der ins Gebüsch bieselt. Die Tür von der Turnhalle war noch geschlossen, also ging ich ins Schulhaus gleich in die erstbeste Toilette. Ich hab gleich gemerkt das es da drin nach Rauch riecht, also das jemand entweder grade eine geraucht hat oder grad dabei ist eine zu rauchen. Ich ging also meinem recht dringendem Geschäft nach und sah dann, das aus einer der Klokabinen Rauchschwaden aufstiegen.
Die Tür war verschlossen, das konnte man an dem roten Strich überm Schloss erkennen. Und neugierig wie ich damals war, wollte ich natürlich wissen wer sich da eine reinzieht. Beim Blick unten durch die Türe sah man keine Füße und keine runtergelassene Hose. Also war klar das jemand auf der Schüssel hockte bzw stand. Kurzentschlossen wie ich damals war ging ich in die Nachbarkabine und zog mich an der Wand hoch und streckte den Kopf nach drüben. Da sass die Schlägerlilly aus der neunten und rauchte gemütlich eine Marlboro. Im Knabenklo! Natürlich hat sie mich sofort gesehen und schoss umgehend aus der Kabine raus und hat mich gepackt. Leute, die hatte Arme wie Keulen und Beine wie Säulen und sie drückte mir mit den Händen die Schultern auf den Boden und kniete sich mit einem Knie (beide hatten keinen Platz) auf meinen Bauch, mit einer derartigen Wucht das es mir glatt einen Schoass nausgedrückt hat. Dann hielt sie mir meine Hände nach oben, sie konnte locker mit einer Hand meine beiden Hände festhalten, und rutschte soweit nach oben das sie mit den Knien auf meinen Schultern war. Flucht war unmöglich, ich habs zwar versucht, aber ich bekam ja kaum ein Bein vom Boden weg. Die Zigarette hatte sie übrigens ins Klo geschmissen, wie ich später erfuhr. Dann hat sie dumm dahergeredet und mir angedroht das sie mich kräftig abwatscht. Und schon bekam ich die erste gewischt. Weiter kam sie nicht weil dann ein Lehrer reinkam und sofort losbrüllte was das soll. Sofort liess mich Linda los und ich stand auch auf. Der Lehrer roch natürlich auch das hier geraucht wurde und er durchsuchte die Toiletten und fand den Rest von der Marlboro in der Kloschüssel. Jener Lehrer war einer der Sorte die ziemlich fies waren. Ein Arsch, sozusagen. Er fischte tatsächlich die nasse Zigarette aus der Schüssel und wickelte sie in ein Tuch. Linda kannte er sowieso, mich kannte er nicht. Nachdem mir nix anderes übriggeblieben ist als ihm meinen Namen zu nennen  beschuldigte er sofort Linda das sie geraucht hat und das er dafür sorgen wird das sie von der Schule fliegt. Tja, und da kam mein großer Auftritt.
Ich baute mich auf und sagte, das ich im Klo geraucht habe und das Linda mich erwischt hat und mir die Zigarette wegnehmen wollte. Geglaubt hat er es nicht, aber beweisen konnte er auch nichts. Linda schickte er dann nach Hause und mich in den Turnunterricht, wo er natürlich dem Turnlehrer noch erklärte wieso ich zu spät komme. Der Turnlehrer hat auch nicht geglaubt das ich der Raucher war. Er redete noch etwas in mich hinein, aber ich blieb dabei. Tags drauf durften Linda und ich gleich nach Schulbeginn beim Rektor antanzen. Der Rektor hat Lorenz Lichtl geheissen und war ein kleiner, gemütlicher Mann mit einer Brille und hintergekämmten Haaren. Ein Mann, den so leicht nichts aus der Ruhe bringen konnte. Der hat dann den Lehrer der uns erwischt hat rausgeschickt und wollte von uns wissen was genau los war. Ich hab ihm dann auch erzählt das ich mit einer Zigarette im Mund ins Klo gegangen bin, unterwegs Linda getroffen habe, die mir dann ins Klo nachgelaufen ist weil sie mir die Zigarette wegnehmen wollte. Der Rektor hat die Geschichte garantiert auch nicht geglaubt, aber er konnte auch nichts beweisen. Also gings dann so raus das ich eine sogenannte mündliche Ermahnung bekam mit ein paar wichtigen Hinweisen das Rauchen nicht gesund ist und Linda kam komplett ohne irgendwas davon. Ab dem Tag hat sich dann für mich einiges geändert an der Schule. Linda hat mich ins Herz geschlossen und ab jetzt war ich ihr Freund. Also nicht ihr fester Freund sondern einfach ein Freund, ein Spezi, ein Kumpel. Und zwar ein guter Kumpel. Wir hingen dann während der Pause oder nach der Schule noch oft zusammen rum und haben über Musik geredet. Dabei hat sie mir dann auch erzählt das einer der drei Schläger ihr Bruder war und das Mädchen auf dem Schulhof ihre Schwester. Witzigerweise hat es ab dem Zeitpunkt auch keiner mehr riskiert mich irgendwie dumm anzumachen oder so. Lag sicher an Linda.

An der Ecke Albert-Schweizer-Strasse / Karl-Marx-Ring gab es zum einen ein Wartehäuschen für die Trambahn und zum anderen einen Kiosk in dem relativ oft eingebrochen wurde. Eines Tages ging ich nach dem normalen Unterricht mit Linda zu dem Kiosk und sie kaufte zwei Coladosen und Kaugummis. Eine Dose hat sie mir gegeben und auch bei den Kaugummis durfte ich mich beliebig bedienen. Sie hat mir dann erzählt das sie garantiert von der Schule geflogen wäre wenn ich ihr nicht geholfen hätte. Bald drauf kam ein Typ mit einem Motorrad an. Bikeroutfit der etwas übertriebennen Art, also Gang-Aufnäher, viele Nieten usw. Es war ihr Bruder. Mich beachtete er eigentlich nicht, sondern kaufte sich auch gleich ein Cola und erzählte Linda das er auf Bewährung raus ist und nichts mehr anstellen darf weil er sonst einwandert. Also in den Knast einwandert. Irgendwann meinte er dann zu mir das ich mich verziehen soll weil ich sonst ein paar aufs Maul bekomme. Ich weiss noch wie mir rausgerutscht ist "probiers doch", aber da ging Linda schon dazwischen und klärte den Bruder auf. Ja da war dann alles ganz anders, ich wurde automatisch auch der Freund des Bruders und jetzt konnte gar nix mehr schiefgehen.

Dann kam das Neuperlacher Frühlingsfest das etwa auf der Höhe der Schule stattfand, nur auf der anderen Strassenseite. Da wo heute die sogenannte Mensa steht.
Robert-Brian, Gerhard-Steve, Thomas-Andy, Dieter und Ich-Mick gingen am späten Nachmittag auch hin. Die vier wussten ja das ich etwas näher befreundet war mit Linda und waren ziemlich neidisch. Das mit dem Bruder wussten sie allerdings nicht, und so standen wir beim Pötsch-Autoscooter und machten uns wichtig, rauchten unauffällig und zwischendurch sind wir dann auch Autoscooter gefahren. Nach einiger Zeit tauchten dann drei Typen am Frühlingsfest auf, die sofort als die drei Schläger hinter der Schule identifiziert wurden. Einige der Anwesenden gingen vorsichtshalber gleich zur Seite um ja nicht unangenehm aufzufallen. Die drei marschierten auch auf den Scooter zu und meine Begleiter gingen auch mehr in die Richtung "andere Seite" rüber. Nur der Dieter blieb bei mir stehen. Ich erinnere mich noch bestens daran wie ich mit einer Camel an einer der Säulen stand und in Richtung der Drei schaute. Am Autoscooter lief grad "The Leader Of The Gang" von Gary Glitter. Irgendwie grade passend zur Situation. Lindas Bruder hatte mich bereits erkannt, denn im Hergehen tippte er sich mit der Hand an die Stirn und deutete dann auf mich. Dann begrüßte er mich fast schon sehr übertrieben und wollte mich fast nicht mehr loslassen. Er stellte mich seinen Begleitern vor als "mein Kumpel Norbert" und das ich unter seinem Schutz stehe und wenn ich mit irgendwem Ärger hätte, dann soll ich es ihm wisen lassen, er wird dann schon dafür sorgen das alles passend wird. So ähnlich in etwa waren die Sprüche. Dann sagte er noch das Linda sicher auch noch kommt und das wir nachher noch zusammen eine rauchen, aber er hat noch was zu erledigen. Kurz nachdem sie weg waren kam Rest meiner Begleiter auch wieder her und stellten einige Fragen.
Naja, Feigheit kann man so oder so ausdrücken, aber ehrlich gesagt wär ich sicher auch etwas zur Seite gegangen wenn ich nicht Lindas Bruder gekannt hätte. Wie der Bruder geheissen hat weiss ich übrigens nicht mehr. Aber damals hatte so ziemlich jeder der was auf sich gehalten hatte eine Art "Künstlernamen".
Das was zu erledigen war bekam man wenige Minuten später dann zu sehen. Hinterm Autoscooter flog plötzlich ein Typ nach vorne der ziemlich starkes Nasenbluten hatte.
Mit anderen Worten, es gab mal wieder was auf die Schnauze. Wieso und warum, keine Ahnung. Kurz drauf kam der Bruder mit seinen Kumpels wieder,  sie stellten sich zu uns und er meinte zu mir, das jetzt wieder alles klar sei. Dann zückte er seine Packung Marlboro und gab eine Runde aus. Hierbei sei auch gleich erwähnt das es das letzte mal war das ich jenen Bruder gesehen habe, denn einige Tage später wurde er aus mir nicht bekannten Gründen von einem Auto so gründlich überfahren das er es nicht überlebt hat.  Irgendwie tats mir fast leid um ihn, denn eigentlich war er ganz o.k.

Wie dem auch sei, Linda kam tatsächlich und logischerweise zogs auch sie zum Autoscooter. Sie freute sich irgendwie mich zu sehen und um ehrlich zu sein, irgendwie sah sie an diesem Tag so richtig heiss aus. Sie hatte eine Lederweste mit Bändern zum Schnüren an, Jeans mit extrem breiten Gürtel und vorne an der Schnalle war ein großer Adlerkopf.
Und der Hammer waren ihre Stiefel die sie anhatte. Westernstiefel, so rotbraun war das Leder und ein geiler heller hohen Holzabsatz, natürlich etwas dicker so wie es damals üblich war, ich tippe mal so 8 bis 10 cm werdens schon gewesen sein. Mann sah das geil aus. Ich gebe zu, das ich im Lauf des restlichen Tages mehrmals recht intensiv hingeschaut habe.
Wobei das Wort "geil" gabs eigentlich damals noch gar nicht, zumindest wars mir nicht bekannt, also sahs eben heiß, super, scharf, wie auch immer, ist ja eigentlich auch egal, weil genau genommen hab ich den Ausdruck bereits öfters in der Geschichte verwendet.
Ich wusste genau was in den Köpfen meiner Begleiter vorging, der Mick und die fette Sau, aber keiner hats gewagt etwas zu sagen denn die Prügel wären fürchterlich gewesen.
Nun ja, jedenfalls genoss ich Lindas Begleitung, denn auch sie war hier recht gut bekannt, jedenfalls hat sie ziemlich oft jemand begrüßt und keiner hats gewagt einen blöden Spruch abzulassen. Dann sind wir allein zu zweit zu einem Getränkestand gegangen und sie hat zwei Cola gekauft. Dann hat sie angefangen mich auszufragen, ob ich eine Freundin hätte und lauter solche interessanten Fragen hatte sie. Um ehrlich zu sein war ich zu dieser Zeit noch viel zu kindisch für eine feste Freundin und ausserdem hat mich ja nur Musik interessiert.
Und Sex hatte ich zu dieser Zeit noch gar nicht gehabt. Mit anderen Worten: Null Ahnung :-)
Allerdings könnte ich vor meinen Spezln dann kräftig angeben. Ich gebe zu, ich hab mir dann so richtig vorstellen können mit Linda etwas anzufangen nur um dann gscheit angeben zu können. Natürlich wurde nix draus. Für Linda war ich etwas zu jung. Ich Fünftklässler, Sie Neuntklässler, wobei zwanzig Jahre später die lausigen vier Jahre völlig uninteressant gewesen wären. Tatsache war jedenfalls, das ich dann meinen ganzen Mut zusammengenommen habe und ihr gesagt habe, wenn ich mal eine feste Freundin hätte, dann müsste sie so schöne Stiefel anziehen wie sie heute anhat. Sieh an, sieh an, die Bemerkung kam recht gut an. Ich glaube, sie hat dann schon irgendwie kapiert in welche Richtung es bei mir abgeht. Dann sind wir zurück zum Scooter wo die andern immer noch standen. Linda meinte dann das sie jetzt weg muss und plötzlich hat sie mich dann gepackt und mich mit dem Gesicht voll in ihren Busen gedrückt. Ich schätze mal ich hatte dann eine etwas rote Birne, aber die andern ham mich beneidet. Was für ein Gefühl. Jedenfalls war ich wieder mal für den Rest des Aufenthalts der King und ich habs genossen.

Tags drauf in der Schule konnte ich es dann fast nicht erwarten bis endlich Pause war. Endlich wars soweit, schnell zum Brotzeitstandl flitzen und Chips kaufen und dann raus.
Linda stand gleich neben der Türe die von der Pausenhalle auf den Pausenhof führte und quasselte mit irgendwelchen Tussis aus ihrer Klasse. Der Gerhard meinte dann ob ich nicht zu meiner Freundin gehen möchte und hat blöd gegrinst. Die andern ham nix gesagt obwohl ich so richtig hören konnte was in ihren Gedanken vor sich ging. Ja ich gebs zu, ich war extrem aufgeregt und sehr nervös. 25 Minuten hatten wir Pause. Irgendwan kam sie dann doch "zufällig" vorbei. Sie hatte die gleichen Klamotten an wie gestern. Ich wurde noch nervöser. Dann meinte sie, ob sie kurz mit mir reden kann, ohne die andern. Ich ging natürlich mit. Sie erzählte dann das sie ja noch Schulden bei mir hat wegen der Raucherei auf dem Klo und das ich einfach sagen soll was ich will und sie schaut dann das sie es organisiert. In meinem Kopf gings rund, mein erster Gedanke war natürlich einmal ihre Stiefel spüren zu dürfen aber natürlich hatte ich zuviele Hemmungen um das zu sagen. Chipstüten? Cola? Zigaretten?
Die Pause ging dem Ende zu und sie sagte das sie bis um 13 Uhr Schule hat und wir uns dann hinten am Ausgang treffen, sie lässt sich was einfallen. An dem Tag hatte ich um 12.10 Uhr aus, also stand ich noch eine dreiviertelstunde hinten draussen rum und kam mir ziemlich blöd vor. Beine Spezln fuhren auch so nach und nach heim und so langsam wurde es dann 13 Uhr. Und da kam sie. Irgendwie gefiel sie mir immer besser obwohl sie so allgemein nicht mal annähernd mein Typ war. Sie verabschiedete sich noch von ein paar Freundinnen und meinte dann, das sie es gut findet das ich so lang auf sie gewartet habe. Ja sie hat mich vom Fenster aus gesehen. Dann hat sie sich sofort eine Zigarette angezündet und mir auch eine gegeben und wir sind hinter der Schule die Albert-Schweizer-Strasse entlang gegangen. Dann sind wir in irgendeins der Hochhäuser gegangen und in den Keller runtergegangen, also genauer gesagt, in das unterste Stockwerk vom Hausgang, weil der Zugang zum Keller war natürlich verschlossen. In den Neuperlacher Hochhäusern gabs in den Untergeschossen ja wesentlich mehr Räume als wie bei uns am Pfanzeltplatz. Keller, Trockenraum, Radlkeller, Heizungsraum usw. Also viel Auswahl.
Einer der Räume war mit etwas Glück immer mal offen. In dem Fall war gar keiner offen, also fuhren wir mit dem Aufzug bis ganz nach oben und Linda sagte, das im ganz obersten Stockwerk über den letzten Wohnungen meistens ein Aufzugraum ist und der Zugang zum Dach. Sie sagte, das sie öfters mit ein paar Freunden in so manchem Hochhaus da oben sitzt und da rauchen sie und trinken und manchmal sitzen sie auch auf dem Dach und das es schon oft Ärger mit Hausmeistern gegeben hat. Irgendwie musste ich jetzt an unser harmloses Lager oben im Speicher im 25ger Haus denken. Oben setzte sich Linda auf die oberste Treppe und meinte das ich mich auch hinknallen soll. Ich setzte mich zwei oder drei Treppen weiter unter sie und wir rauchten wieder eine. Sie erzählte mir dann das ich vorsichtig sein soll wegen der Raucherei, man fängt sehr leicht damit an und kommt sehr schwer wieder davon weg und ich soll aufpassen. Eigentlich hab ich ja damals noch gar nicht geraucht, vielleicht zwei bis fünf in der Woche, und manchmal auch das nicht. Zwischendurch schielte ich immer wieder kurz auf ihre Stiefel. Um es kurz zu machen: Sie hat mich dann vor die Wahl gestellt ob ich lieber eine Kassette mit Rocksongs haben möchte oder lieber ihre Stiefel anfassen möchte.

Ich hab mich natürlich für zweiteres entschieden und durfte echt mit den Fingern drüber fahren, die Hand drauflegen, den Absatz entlangfahren. Ihr zu sagen das ich gern dran lecken würde oder sie spüren möchte, hab ich mich natürlich nicht getraut. Sie hat nebenbei erzählt das sie mit den Teilen schon so manche blöde Tussi über den Boden getreten hat und die Stiefel schon viel mitgemacht haben und immer noch in bester Ordnung sind. Oh Mann, mich trennten vielleicht eine Lineallänge vom Objekt der Begierde, so nah und doch so fern.
Ich weiss nicht ob sie wusste was in dem Moment in mir vorging und ich wusste nicht was in ihr vorging. Ich glaub ich hätte damals meine komplette Plattensammlung dafür hergegeben wenn ich ihr die Stiefel hätte lecken dürfen, aber ich hatte einfach zuviele Hemmungen und so begnügte ich mich sie ausgiebig zu berühren. Vielleicht wär doch noch mehr dabei rausgekommen wenn sich nicht unten die Aufzugtüre geöffnet hätte und zwei Arbeiter die Treppe raufgekommen wären. Linda meinte ich soll ruhig sein, sie redet.
Die zwei Typen fragten sofort was wir hier zu suchen haben und Linda blieb ganz freundlich und sagte, das sie und ihr Bruder (ich, grins, ihr Bruder) hier im Haus wohnen und sie nicht in die Wohnung können weil ihre Eltern noch nicht da sind und das wir vorne in die Albert-Schweizer-Schule gehen. Die beiden hatten vollstes Verständnis und gaben sich mit dieser Erklärung zufrieden. Die beiden werkelten dann im Aufzugraum herum und wir fuhren wieder nach unten wo mir Linda sagte, das man immer eine passende Erklärung haben sollte wenn man in irgendwelchen blöden Situationen kommt. Irgendwie bewunderte ich die Frau. Jedenfalls wars das so ziemlich für den Rest des Tages und ich fuhr dann heim und an was ich den Rest des Tages dachte könnt ihr euch ja vorstellen. Ich glaube ich hab mir einige Tage nicht mehr die Hände gewaschen.
Mit Linda ist es nie irgendwas geworden und ihre Stiefel hab ich nie geleckt und auch nie gespürt und nachdem sie die 9.Klasse beendet hatte hab ich sie auch nicht mehr gesehen. Ich schätze das sie und ihre Eltern dann aus München weggezogen sind.

Im Jahr 1973 erschien plötzlich noch ein singender Knabe auf der musikalische Bildfläche von Ilja Richters Disco. Alvin Stardust. Ein Typ der unheimlich auf cool machte.
Komplett im schwarzen Leder, dazu schwarze Haare und ein scharfes Motorrad. Über den Handschuhen hatte er einige dicke Ringe und er sang "My Coo Ca Choo". Die Musik, also die von der Gitarre, war gar nicht mal schlecht, aber irgendwie hatte er eine etwas dünne Stimme der gute Alvin. Trotzdem wars dann eins der Hauptthemen am Montag danach in der Schule und irgendwie musste auch jeder die Platte haben. Ich glaub das der schon allein bei uns an der Schule locker hundert Singles verkauft hat. Bald drauf setzte er noch eins drauf mit "Jealous Mind", wobei mir das Lied ehrlich gesagt nicht so besonders gefallen hat. Trotzdem waren wir uns so ziemlich einig das Gary Glitter viel besser ist und das "My Coo Ca Choo" nicht gegen "Leader Of The Gang" ankommt. Und noch einiger waren wir uns das beide zusammen nicht gegen Sweet ankommen.
1973 war auch das Jahr von Suzi Quatro. Ilja präsentierte "Can The Can" und das wars, das haute rein, das ging ab, die meisten Jungs aus der Schule und aus der Klasse hatten ein weibliches Idol. Suzi Quatro.
Ich gebe zu, das mich seit Janis Joplin, Mariska Veres oder "Big Mama Cass" keine singende Frau mehr so fasziniert hatte wie Suzi Quatro. Wobei man natürlich sagen muss, das Janis eher den Blues hatte, Mariska mehr den typischen holländischen Pop der zwischendurch sehr gute Instrumentaleinlagen hatte, und Mama Cass voll der Flower-Power war.
Suzi Quatro dagegen, das war purer Rock, super gesungen mit einer durchdringenden Stimme, treibendes Schlagzeug, super Gitarre "Can The Can" eben :-)
Noch am Samstagabend habe ich meinen Vater genervt das ich am Montag unbedingt 5 Mark brauche um mir die Single zu kaufen. Meine Oma hat gelacht, meine Tante war dagegen weils ja eh nur Geschrei ist, aber mein Vater sah das ganz anders. So unbedingt gefallen hats ihm zwar glaub ich auch nicht, aber trotzdem lag am Montag früh ein 5-Mark-Stück auf meinem Nachtkastl und ich konnte es kaum erwarten bis die Schule aus war und ich zum Kaufhof am Marienplatz fahren konnte. Der Andy-Thomas kam mit und unterwegs schwärmten wir noch etwas von Suzi Quatro und dem geilen Lederanzug und überhaupt. Am Marienplatz angekommen flitzten wir sofort in die Plattenabteilung vom Kaufhof. Zu jener Zeit wusste ich übrigens auswendig und ganz genau wo sich in jedem Kaufhaus in München zwischen Rosenheimer Platz und Hauptbahnhof die Plattenabteilung befindet.
Die mit Abstand beste Plattenabteilung gabs im Karstadt am Stachus. Dagegen konnte man so ziemlich alle anderen vergessen, auch die, die dann erst 20 oder 30 Jahre später eröffnet wurden. Beim Karstadt hab ich im Lauf der Jahre tausende von Mark in die Plattenabteilung getragen und mich in den Ferien und auch später als Lehrling und auch noch als richtiger Arbeiter manchmal den ganzen Tag von 9 Uhr früh bis um 18.30 Uhr wenn geschlossen wurde rumgetrieben. Die Auswahl war einfach gigantisch und die Preise eigentlich auch, und so oft habe ich bei manchem Doppel oder Dreifach-Album Tage oder Wochen überlegt ob ich es kaufen soll oder nicht. Damals hätte man jeden der gesagt hätte das Karstadt in gut 30 Jahren pleite ist sofort eingesperrt in die geschlossene Anstalt. Zurück zum Kaufhof :-)

"Can The Can", eine Single in weisser Hülle mit schwarzer Beschriftung, auf der Rückseite abgebildet eine LP. Eine LP von Suzi Quatro. Boah, wir haben sofort danach gesucht und sie auch gefunden und soweit ich mich erinnere hat sie um die 20 Mark gekostet. 20 Mark die ich natürlich nicht hatte, aber fest entschlossen war, sie baldigst zu bekommen.
Mit der Single in der Hand und dem Versprechen an Andy-Thomas sie ihm auf Band aufzunehmen fuhr ich dann heim, Plattenspieler raus, Platte drauf, Lautstärke aufgedreht und ab gings. Ich war ja so begeistert. Tags drauf hab ich dann mächtig angegeben. Hier sei noch erwähnt das ich entweder Weihnachten 1972 oder zum Geburtstag 1973 einen Kasettenrecorder bekommen habe. Einen von der Firma "ITT Schaub-Lorenz". Es war einer von der Sorte wo man den Tonknopf rein und rausschieben konnte und wo man ihn nach links oder nach rechts gedrückt halten musste wenn man das Band vor oder zurückspulen wollte. Der den ich hatte, der hatte auch ein dreistelliges Zählwerk, ein eingebautes Mikro und sogar einen Anschluß für ein 5-poliges Überspielkabel. 3-Polige gabs auch, die haben aber nur was getaugt für Monoplatten, der den ich hatte, der war Stereo. Und das Gerät hatte ich dabei, auf dem Band "Can The Can" von Suzi Quatro, "Radar Love" von Golden Earring, "Roll Away The Stone" von "Mott The Hoople" und das von Regina kopierte "Tomorrow's Dream" von Black Sabbath und natürlich "Smoke On The Water" von Deep Purple. Wieder einmal war ich der King auf dem Pausenhof und die Batterien haben auch brav durchgehalten. Ein paar Tage später erzählte Brian-Robert das ihm sein Vater die LP gekauft hat von der Suzi Quatro und ich doch nach der Schule mit dem Recorder zu ihm kommen soll dann kopieren wir die Kassette und überspielen die LP. Nach der Schule sind wir dann auch zu ihm gefahren und haben uns sofort an die Arbeit gemacht.

Irgendwie war es schon eine schöne Zeit wenn man so zurückdenkt wie man damals so manches Lied aufgenommen hat oder mangels eines Überspielkabels mit dem Mikrofon aufgenommen hat und man furchtbar aufpassen musste das man nicht hustet, niest oder lacht während der Aufnahme. So alles zusammengezählt haben wir einige Aufnahmen doch noch leicht versaut weil entweder irgendwer ins Zimmer kam oder das Telefon klingelte oder es an der Türe läutete. Letztendlich wars aber dann nur wichtig das man das Lied hatte.
Oft sassen wir stundenlang beinander und haben von Recorder zu Recorder kopiert um dann festzustellen das auf dem Band nix drauf war weil einer vergessen hatte die Lautstärke auf seinem Recorder hochzudrehen. Da gabs nämlich so seltsame Geräte die nichts aufnahmen wenn die Lautstärke auf Null gestellt war, bei anderen wars völlig egal wie weit der Lautstärkeregler aufgedreht war, die hatten so eine Art Standartaufnahmelautstärke und was weiss ich was es noch alles an unvorhergesehenen Problemen bei diversen Aufnahmen gegeben hat. Ganz schlimm war der sogenannte Bandsalat. Fast schon der sichere Tod jeder Kassette. Auch ich bin oft mit einem Kugelschreiber im Zahnrad der Kassette dagesessen und hab ganz vorsichtig den Bandsalat wieder auf die Spule gedreht, in der Hoffnung, das die Tonqualität nicht gelitten hat. Noch schlimmer wars wenn sich das Band der Kassette im Recorder zusätzlich noch um den Tonkopf gewickelt hat. Da konnte man dann echt davon ausgehen das sie das nicht überlebt. Es war ja bei solchen Unfällen auch so, das dann auf beiden Seiten der Kassette die entsprechenden Lieder die sich an der Stelle des Bandsalates befanden hinüber waren. Oft ist es auch passiert das eine gerettete, wieder aufgerollte Kassette sich wieder normal abspielen liess und dann Tage später exakt an dieser Stelle einen weiteren Bandsalat verursacht hat.
Oft fand man auch auf der Strasse im Strassengraben, speziell in dem an der Unterhachingerstrasse so manche aus dem Auto geworfene Kassette inklusive Bandsalat.
Natürlich kams bei den Kassetten auch auf die allgemeine Qualität an. Da gabs damals die ersten Chromdioxydkassetten und sauteure Metall-Kassetten, die z.b. dem Brian-Robert sein Vater immer kaufte. Da merkte man schon was Sache ist wenn man noch eine richtige Anlage hatte. Ich hatte ja keine richtige Stereo-Anlage sondern meinen Plattenspieler mit dem Lautsprecher in der Abdeckhaube und dem 5-poligen Stereo-Anschluß und meinen ITT-Recorder. Meine damals bevorzugten Kassetten waren fast alle von "Welt Funk".
Die hatten einen gelben Einleger und vorne drauf war eine schwarz gezeichnete Weltkugel und drunter oder drüber stand "Welt Funk". Die gabs in C60 und C90. Meiner Meinung nach waren das super Teile die auch nicht so sauteuer waren wie manch andere. Trotzdem hab ich als Knab oft den Fehler gemacht billige 08/15 Kassetten zu kaufen, die zwar optisch gut aussahen aber praktisch dann einen miesen Sound hatten. Da gabs damals beim Kaufhof sogenannte "Low Noise Cassetten" mit 120 Minuten Aufnahmezeit die es in unterschiedlichen Farben gab. Die Qualität vom Sound war allerdings schon gleich nach der Aufnahme beschissen. Von den Welt-Funk Bändern habe ich dann gut 30 Jahre später immer noch welche gehabt und ich muss sagen, der Sound war nach wie vor sehr gut, und das dann natürlich auf einer Top-Anlage. Von den 08/15nern konnte ich im Lauf der Jahre dann viele wegschmeissen weil sie sich entweder von selbst zerlegt hatten oder der Sound so mies war das man es nicht mehr hören konnte. Blöderweise habe ich auf viele von denen damals massig "Schlager der Woche" aufgenommen. Aber daraus wurde ich auch schlauer und stieg dann so langsam ebenfalls um auf Chromdioxid, speziell von Scotch und BASF und AGFA. Im Lauf der kommenden Jahre gingen die Preise für solche Kassetten auch weit nach unten und man konnte sich schon einmal einen Zehnerpack leisten.
In vielen Plattenabteilungen gabs auch gigantische Angebote an Musikkassetten, also an bereits bespielten. So ziemlich jedes Album das es auf Platte gab gabs auch auf MC. Manchmal fand man sogar MC's die man auf Platte nicht gefunden hat. Trotzdem hab ich mir nur sehr selten ein Album auf MC gekauft, wahrscheinlich deswegen weil man bei einer MC nicht so schnell das gewünschte Lied fand wie auf der Platte und ausserdem konnte man auf einer MC nicht sehen wo sie sogenannten "speziellen Teile" bei einem Lied kamen. Also bei einem etwas längerem Lied auf einer LP konnte man an der Farbschattierung der Platte im jeweiligen Bereich des Liedes erkennen wo z.b. ein längeres Solo vorkam oder irgendein längerer ruhiger Teil. Da hatte ma bei der MC keine Schangs. Die größte Auswahl an bespielten MC's hatte der Kaufhof am Marienplatz und der Karstadt. MC's kosteten damals auch um die 22 Mark pro Album, also auch nicht grade billig.

Irgendwann erschienen dann die sogenannten "20 Greatest Hits" oder "20 Dynamic Hits" oder die "20" in allen möglichen Variationen, meist von K-Tel oder Arcade. So ein Album hatte zwar ziemlich alle momentan aktuellen Top-Hits und oft auch so manchen Geheimtip mit drauf, und kostete 19.90 Mark. Die von K-Tel waren meist gekürzt, also man hatte entweder eine komplette Strophe rausgeschnitten oder den Refrain gekürzt, die von Arcade waren besser, die waren zu 99% alle ungekürzt. K-Tel und Arcade gabs auch auf MC. Später gabs dann auch noch welche von Polydor und auch einige wo nur deutsche Lieder drauf waren.
Irgendwie ganz passend dürfte es jetzt sein, das mir gerade eingefallen ist, das es im Fernsehen zu der Zeit auch noch die genialen Musiksendungen "Beat Club" und "Musikladen" gab. Beat-Club gabs bereits Mitte der 1960ger Jahre und der wurde 1972 eingestellt und daraus entstand dann der Musikladen. Beat-Club hab ich einige gesehen aber vom Musikladen dürfte ich fast keine verpasst haben. In beiden Sendungen war auch die absolute Fernseh-Traumfrau Uschi Nerke als Moderatorin dabei. Eine schwarzhaarige Superfrau und garantiert der feuchte Traum von so manchem Teenie und sicher auch von so manchem Vater des Teenies. Ich gebe zu das ich Musikladen oft deswegen angeschaut habe um Uschi Nerke zu sehen, mit Glück sogar im Minirock. Durch beide Sendungen habe ich einige interessante Bands und Interpreten kennengelernt, von denen ich natürlich möglichst schnell auch die Platten haben musste, welche zum Teil wieder mein Vater sponsern durfte.


Hier  gehts zur Fortsetzung :-)